Uranus, M22 , M24 und M11

  • Beobachtungsnächte 16-18. Juli 2006
    Ort: Heidelberg Lat. 49.377 / Long. 8,69
    Newton 150/1400 mit Plössl 25mm, 9mm und 6,5mm


    <u>Uranus</u> ist derzeit leicht zu finden und gut zu beobachten: er bewegt sich nicht viel von der Stelle zwischen Lambda und Phi Aquarii und bildet im Überblick von ca. 1° mit etwa gleich starken Sternen ein Dreieck (bzw. ein unregelmäßiges Viereck, das M73 ähnlich ist). Er hat fast das Ende seiner Schleife erreicht, steht im September in Opposition zur Sonne und nimmt dann rückläufig gegen Oktober wahrscheinlich wieder jene Position ein, die er jetzt ungefähr hat. Seine blassgrüne Farbe ist in kleineren Geräten schwer zu erkennen und auch die Scheibchenbildung des siebten Planeten wird erst bei mittelgroßen Fernrohren und höheren Vergrößerungen deutlich. Die tatsächlich Identifikation ist also mit kleiner Ausrüstung nicht so leicht: Insofern ist es spannend, seine Bewegung über mehrere Nächte zu verfolgen und jeweils festzuhalten, zeichnend oder fotografisch. Derzeit überschreitet Herschels Entdeckung erst spät in der Nacht den höchsten Punkt seiner Wanderung (Meridiandurchgang kurz vor 3:00), aber das wird rasch anders in den nächsten Wochen. Ich habe Uranus in der Nacht vom 18.7. (ca. 2:30) geortet mit meinem 6“/f9-Newton bei 155facher Vergrößerung. Die Durchsicht war gut wie selten (8/10), Luftruhe auch gut (7/10), aber die Dunkelheit am Rand der Vorstadt ist leider immer sehr flau (fst. bei 5m0 ist schon fast sensationell) und nach John Bortles strengen Kriterien nur zwischen Klasse 7/6. (http://www.frostydrew.org/obse…columns/essays/bortle.htm).


    Man kann’s sich halt nicht immer aussuchen! Trotz dieser Verhältnisse wollte ich mich nicht entmutigen lassen. Sagittarius stand gegen 1:00 schon hoch und gut sichtbar überm Horizont. Sogar der Boden des „Teekessels“ strahlte klar und hell. Sonst ist dieser Teil des Sternbilds von meinen Balkon aus nur schemenhaft im Dunst auszumachen. Ich versuchte mich an M69, M70 und M54 im Bodensatz des Kessels – es wäre freilich übertrieben, wenn ich sagen würde: erfolgreich. Was ich sah, war nicht eindeutig und besonders. Alles verschwamm im Stadt-Nebel. (An M55 dachte ich leider nicht, der etwas höher steht.) <u>M22</u>, ein ganzes Stück höher liegend, bot allerdings einen herrlichen Ausgleich mit zahlreichen aufgelösten Sternen auch im Kernbereich.

    Mein bisher schönster Blick auf diesen großen Kugelhaufen, dessen visueller Eindruck oft wetterbedingt bei mir nicht über einen matschigen Schneeball hinauskommt.


    Dann hangelte ich mich mit dem 25er Plössl (56x Vergr.) durch die Milchstraße und zog nur für gelegentliche Spots das 9er und 6er aus der Ablagehalterung – was für ein reiches und prachtvolles Sternengebiet! In einer Übersichtszeichnung hielt ich das ganze Gebiet um <u>M24</u> fest. Immerhin konnte ich im Schwan die Milchstraße deutlich glimmend wahrnehmen (eine Seltenheit auf meinem Balkon), der Schützen-Bereich allerdings ist dann doch zu horizontnah und mit nacktem Auge sind da wenig Details zu sehen. Aber mit „Sehhilfe“! Gestrandet bin ich schließlich bei <u>M11</u> in Scutum. Vergrößerung bei 155x optimal.



    Viele Details, wenn auch insgesamt eher den Eindruck eines Nebels hinterlassend, aus dem ca.30 Sterne hervorstachen, indirekt noch mehr. Deutliche Hell-Dunkel-Kontraste und etliche leicht verschleierte Übergangsstrukturen. Auch von diesem visuellen Prachtstück fertigte ich eine Zeichnung an, die ich später mal posten werde


    Clear skies
    Matthias

  • Hallo Matthias,


    einen wirklich schönen Beobachtungsbericht hast du da abgeliefert, bitte weiter so.
    Als ich das erste mal den Planeten Uranus erblickt, war es für mich etwas ganz besonderes und ich hatte damals sehr viel Respekt vor der Leistung von Wilhelm Herschel. Übrigens das Buch "Er durchbrach die Schranken des Himmels" ist ein ganz tolles Buch über Wilhelm Herschel.


    Gruß
    Christof

  • Hallo Matthias!


    Kann mich Christof nur anschließen, ein toller Bericht.
    Leider werden mir die Bilder nicht dargestellt.

  • danke für die resonanz. ja, mit den bildern, das klappt leider nicht. habe sie in die allgemeine bildergalerie gestellt. werde das noch mal probieren.
    das herschel-buch kenne ich. er war ja auch musiker in der ersten hälfte seines lebens und ist mir auch daher bekannt gewesen. interessanter mann!

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