Am Anfang standen zwei Threads:
auf astrotreff.de/TeleskopOptik:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=4303
auf astronomie.de/TeleskopOptik:
http://forum.astronomie.de/php…collapsed&sb=5&o=&fpart=1
Seit gut 3 Monaten bin ich glücklicher Besitzer eines VMC 200L.
Wie gut das Teleskop wirklich ist, habe ich erst heute erfahren, nachdem zuvor schon mehrere Sternfreunde einen Blick durch das Teleskop riskieren konnten -auf dem zurückliegenden ITV und an der "heimischen" Sternwarte in Melle-Oldendorf bei Osnabrück (http://www.physik.uni-osnabrueck.de/~ahaenel/stw.html)- und dabei dem Gerät eine "sehr gute"[:o)] Qualität bescheinigten. Lediglich eine geringfügige Dejustage fiel auf.
In den zurückliegenden Tagen fasste ich nun erstmals allen Mut zusammen und machte mich von einer gewissen Neugier getrieben an die Kollimation.
Ohne Erfolg - ich "verschlimmbesserte" die Sache sogar. [xx(]
Außerdem meinte ich eine Verspannung des Hauptspiegels beim Sterntest auszumachen.
Tja, so ist das wohl, wenn man erst kurz dabei ist... Justage und Interpretation des Sterntests, beides will gelernt sein. [:I]
Das VMC 200L (200/1950) ist ein offenes System mit ca. 5.5 mm dicken "Spinnenarmen",
was natürlich zu erheblichen Beugungs-Effekten führt, wie später noch zu zeigen sein wird.
Aus Justage-Gründen muß dies jedoch so gebaut werden. Ein offenes System hat natürlich
den Vorteil der schnelleren Auskühlung - aber auch dafür muß man ihm Zeit lassen !
Möglicherweise waren es die Beugungs-Effekte der dicken "Spinnenarme" die mich etwas irritierten, weshalb ich in beiden Foren um Hilfe nachsuchte und auch reichliche Zuwendung
erfuhr. Trotzdem ist eine konkrete Untersuchung einer noch so ausführlichen Beschreibung
vorzuziehen, weshalb ich Wolfgang Rohrs Angebot, der Sache auf den Grund zu gehen, sofort annahm. Was hat man auch in den Semesterferien anderes zu tun ... vielleicht für die anstehenden Klausuren paucken. [8)]
Mit einer Flasche "Osnabrücker Friedens Cuvée 2001 Riesling" neben dem Tubus im Gepäck machte ich mich auf die Reise nach Hassfurth.
Erst einmal haben wir den Ist-Zustand im Bild festgehalten:
Trotz heftiger Diskussion in den Foren, war von einer Haupt-Spiegel-Verspannung wenig bis gar
nichts feststellbar. Damit hatte ich nicht gerechnet. Um also nicht die Dejustage zu messen, wurde das Teleskop sorgfältig justiert:
Über das Ronchigramm war klar, daß das System optisch gut, ganz leicht unterkorrigiert ist, und
sich der später noch zu zeigende Farbfehler bemerkbar macht. Jedenfalls über den Ronchitest
wurde bereits die hohe Qualität erkennbar.
Ein Eindruck, der sich über die nachfolgenden Tests bestätigte.
Über das Interferogramm bei 532 nm zeigt sich der hohe qualitative Wert des Systems
auch stimmt die Rotations-Symmetrie bzw. wäre es ein Nachweis für die Justage.
die nächsten Bilder sollten selbsterklärend sein:
Und wo bleibt nun der Farbfehler?
Erst der letzte Test offenbarte einen kleinen Wermuts-Tropfen in Form eines Farbfehler,
für den eigentlich nur die Meniskus-Linse vor dem Sekundär-Spiegel zuständig sein konnte:
Im Doppelpaß wird am Lichtspalt dieser Farblängsfehler eindeutig sichtbar und es wird
deutlich, daß damit der Kontrast des Systems darunter leidet - wie stark, ist eine ganz andere
Frage. Wir sind also mit Filtern der Sache auf den Grund gegangen. Das beste Ergebnis hat
dieses System, wenn man mit einem grünen oder orangen Interferenz-Filter zu Leibe rückt:
Dann entfaltet das System seine volle Leistung: Dies wäre wohl den Planeten-Beobachtern zu
empfehlen. Vorstellbar ist auch, daß dieses System sehr enge Fertigungs-
Toleranzen hat, und daß der Farbfehler damit zu tun hat.
Damit hat sich die Diskussion um den "verspannten" Hauptspiegel eigentlich in eine ganz
andere Richtung entwickelt - also in jedem Fall eine gründliche Untersuchung dieser Frage
sinnvoll war.
Gerrit Hammersen und Wolfgang Rohr