Ein paar Beobachtungen am 20-Zöller

  • Grüß Gott verehrte Visuelle,
    als ich gestern Vormittag aufgestanden bin war die Freude erstmal groß.
    Wolkenloser Himmel und der starke Ostwind hat endlich mal diese feuchte
    dunstige Luft weggeblasen. Nach ewig langer Durststrecke schien sich
    doch tatsächlich mal wieder eine gute Deep-Sky-Nacht anzudeuten. Doch
    wie so oft wenn die Erwarungen hoch sind, folgt die Enttäuschung auf dem
    Fuße. Je später es wurde desto mehr Wolken zogen auf bis am Nachmittag
    der gesamte Himmel bewölkt war. Aber irgendwie ahnte ich schon, daß es
    trotzdem noch was werden sollte. Und so war es dann auch. Pünktlich zu
    Sonnenuntergang verschwanden die Wolken und es wurde wieder klar.
    Einigermaßen zumindest. Die Wolken waren zwar weg, aber so klar wie
    morgens war es nicht mehr. Auch die Luftfeuchtigkeit war spürbar angestiegen.
    Aber egal, es sollte trotzdem die beste Nacht seit langem werden.
    Um halb 11 habe ich angefangen das ganze Equipment ins Auto zu laden,
    und um Punkt 11 stand dann schon alles einsatzbereit an meinem nur 6 Km
    entfernten Stammplatz. Aufgrund der noch hellen Dämmerung habe ich als
    erstes den Mond eingestellt. Aber, das weiß jeder; mit 20 Zoll Öffnung hat man
    in 10 Grad Höhe nichts verloren. Wie befürchtet war das Seeing so schlecht
    wie man es sich nur vorstellen kann. Immerhin doppelt so hoch stand der
    Jupiter. Aber der sah gleich noch grausiger aus. Mehr als die beiden Streifen
    konnte ich nicht erkennen. Nicht mal der Schatten von Io war sichtbar.
    Das Seeing war also wie fast immer ziemlich grausig. Im Zenit mit 4/10 noch
    erträglich aber unter 30 Grad Höhe nicht mehr. Aber egal, je näher der Mond
    zum Horizont sank desto dunkler wurde es. Eine wirklich gute Nacht schien
    sich anzudeuten. Aber leider wurden meine Hoffnungen nicht ganz erfüllt.
    Zu Dämmerungsende gegen 23.45 Uhr konnte ich die Grenzgröße zu 6,5
    im Zenit ermitteln. Das mag sich für manche recht gut anhören, aber wirklich
    begeistert war ich nicht. Die Milchstraße eher blaß und unspektakulär.
    M13 nur mit indirektem Sehen erkennbar. Verbunden mit dem schlechen
    Seeinig also eine absolut durchschnittliche Nacht, aber man ist ja
    bescheiden geworden.
    Als erstes Objekt habe ich versucht den schwachen Pluto zu finden.
    Das gehört jeden Sommer zu den Pflichtaufgaben. Zwei Tage vorher
    konnte ich ihn bei Grenzgröße 6,3 (Zenit) aber 6/10 Seeing eindeutig,
    relativ hell und locker direkt erkennen. Aber erst mit einer zweiten Sichtung
    kann man sich sicher sein, daß man nicht von einem fiesen Sternchen
    getäuscht wurde. Beim gestrigen Versuch war Pluto seeingbedingt
    deutlich schwieriger und erst nach einiger Sucherei indirekt zu
    identifizieren. Es ist immer wieden erstaunlich wie deutlich das Seeing
    einem großen Teleskop Grenzen setzt. Aber immerhin konnte ich die
    Sichtung vom 30.06. ohne jeden Zweifel bestätigen. Als Aufsuchkarte
    habe ich übrigens die im Himmeljahr benutzt.
    Als nächstes habe ich dann einige Paradeobjekte eingestellt.
    Den Anfang machte M57. Es ist immer wieder spannend ob der Zentral-
    stern sichtbar ist. Und er war es auch, aber nur zeitweise und indirekt.
    Strukturen konnte ich nur schwer ausmachen. Aber die beiden Längs-
    seiten schienen mir nach außen hin irgendwie ausgefranst zu sein.
    Danach wurde eine Reihe von Kugelsternhaufen aufgesucht. Die sind
    halt meine liebsten Objekte. Insbesondere den gewaltigen Unterschied
    von M3 und M13 möchte ich hervorheben. M3 erschien bei 220-fach
    noch recht klein mit etwa 100 bis 200 Sternen. M13 dagegen ist
    gefühlsmäßig doppelt so groß mit schätzungsweise 500 Sternen.
    Daß das Seeing aber beiden recht stark zusetzte sei noch einmal
    mehr erwähnt. Vor zwei Tagen waren beide trotz etwas trüberen Himmels
    wesentlich ästhetischer.
    Nach einem ziemlich blaßen M4 und noch weiteren Kugelhaufen habe
    ich dann standardmäßig daß 31er Nagler samt UHC-Filter in den
    Okularauszug gewuchtet und die allseits bekannten Messiernebel
    entlang der Milchstaße abgegrast. Aber wie es halt so ist, was man schon
    mal bei sehr gutem HImmel gesehen hat, macht unter mittelmäßigen
    Bedingungen nicht mehr so viel Spaß. Auch der Cirrus war immer noch
    so wie ich ihn schon oft genug gesehen habe.
    Danach wußte ich nicht mehr so recht was ich noch eintellen sollte.
    Also habe ich meinen Sky-Atlas 2000 aufgeschlagen und mir rein
    zufällig NGC 6804 im Adler rausgesucht. Als einzige Neuentdeckung
    dieser Nacht möchte ich diesen netten planetarischen Nebel etwas
    genauer beschreiben. Besonders viel zu sehen war zwar nicht, aber
    immerhin konnte ich den Zentralstern erkennen, der in einen
    T-förmigen Nebel eingebettet war wobei das T auf dem Kopf steht.
    Desweitern habe ich dann noch viel mit dem 10x50 Fujinon rumgeschwenkt.
    Das beste dabei war der spektakuläre Sternhaufen M7 (oder wars M6, ich
    meine auf jeden Fall den linken) im Skorpion, der für mich trotz des tiefen
    Standes zu den besten Objekten seiner Art zählt.
    Abschließend habe ich dann noch bei Neptun und Uranus vorbeigeschaut.
    Sie waren beide kaum von Sternen zu unterscheiden, mehr muß ich wohl
    nicht schreiben.
    Kurz nach 2 habe ich dann abgebaut. Ich hatte einfach keine Lust mehr.
    Als Beobachtungsästhet ist mir gutes Seeing halt enorm wichtig, noch
    wichtiger als dunkler Himmel. Beides war nicht so richtig gegeben, aber
    nach einer langen Durststrecke war es auf jeden Fall viel besser als nichts.
    Außerdem ist heute schon wieder gutes Wetter. Aber ich glaube diesmal
    gebe ich mich mit der 10 Zoll Röhre zufrieden. Vielleicht nehme ich auch
    mein Großfernglas mit raus. Dieses Gerät kommt eh immer viel zu kurz
    und außerdem hat es keine Seeingprobleme.
    Ich wünsche auf jeden Fall allen noch viel Spaß in diesen Tagen

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