Fernglaskurztest Swift + Docter + more

  • Einleitung:


    Liebe Fernglasfreunde!


    Es hat sich ergeben, dass mir die Firma Optixxx zwei Ferngläser unverbindlich zur Ansicht gesendet hat. Da ich die Erfahrungen mit diesen beiden gerne weitergeben möchte, habe ich mir vorgenommen, einen kleinen Beobachtungsbericht darüber zu verfassen. Dieses mal möchte ich etwas anders als sonst vorgehen, nämlich die Gläser bei Tag und bei Nacht getrennt betrachten, und dieses in Stichwörtern rein vergleichend und - natürlich wie immer völlig subjektiv! Für jede der beiden Teildisziplinen gibt es eine Einzelnote, abschließend werde ich meine sonstigen Eindrücke kurz zusammenfassen. Die Notenmethode ist bestimmt nicht die fairste, aber dafür relativ prägnant und zusammenfassend. Spaßeshalber habe ich die Kandidaten mit fünf weiteren Ferngläsern aus dem Familienfundus aufgefüllt, darunter ein Leica Ultravid 8 x32, welches als Referenzgerät dienen mag.


    Tagbeobachtungen


    Die Beobachtungssituation ist folgende: Strahlender Sonnenschein direkt am Rhein, Düsseldorfer erkennen die Hammer Eisenbahnbrücke, halbhoch stehende Sonne (15-16 Uhr MESZ im Juni), Blickrichtung von Nord-Ost nach Süd-West, Gegenlicht und Reflektionen im Rhein, Stativ beim 15 x 60.


    Es wurde extra ein Ort mit extremen Lichtverhältnissen gewählt, um die Qualitätsunterschiede herauszufiltern.



    Hinten: Docter 15 x 60 B
    Mitte v.l.n.r.: 8 x 30 Ww(Revue?), Minolta Classic 8 x 42 WP, Swift Audobon 820 8,5 x 44
    Vorne: Leica Ultravid 8 x 32, Minolta 8 x 22 Pocket, Olumpus 8 x 21 DPC1


    1) Olympus 8 x 21 DPC 1 (Gewicht: 180 g)


    Tag: Das Bild ist milchig und wenig brilliant. Note: 5


    2) 8 x 30 Ww (Revue?) (630 g)


    Tag: Deutlich klarer als das Olympus, das riesige GF (150m/1.000m) lässt sich nicht überblicken, Einblickverhalten ungenügend.. Note: 4


    3) Minolta 8 x 22 Pocket (280 g)


    Tag: Das Glas zeigt eine befriedigende Abbildung, das Bild ist klarer und mittenschärfer als im Olympus, das GF ist größer. Note: 4+


    4) Minolta Classic 8 x 42 WP (830 g)


    Tag: Ein relativ scharfes und gut definierte Bild, angenehmes Einblickverhalten auch mit Brille. Note: 3


    5) Swift Audubon 8,5 x 44 (1.060 g)


    Tag: Mittenschärfe und Einblickverhalten etwas besser als beim Minolta 8x42; das Glas ist sehr wuchtig und schwer, Ergonomie der Augenmuscheln nicht gut, nicht brillenträgertauglich. Note: 3


    6) Leica Ultravid 8 x 32 (600 g)


    Tag: Schärfe wie im Swift, Einblickverhalten etwas unruhiger. Das Bild ist besser definiert und brillianter. Der Corpus ist etwas klein für große Hände. Note: 2


    7) Docter Nobilem 15 x 60 B (1.740 g)


    Tag: Milchiges Bild, enttäuschende Brillianz. Definitiv kein Tagglas für schwierige Gegenlichtverhältnisse, unter normalen Tagbedingungen gutes Bild. Note: 4+



    Docter mit Originaladapter auf TS-Stativ


    Nachtbeobachtungen


    Hier dient der heimische Garten bei durchschnittlichem Vorstadthimmel als Beobachtungsort. Der Mond ist nicht zu sehen, aber Gesterbilder sollten sich auch am Hellen Jupiter gut ausmachen lassen.


    1) Olympus 8 x 21 DPC 1


    Viele Reflexe, ¾ des GF sind scharf, Mittenschärfe nicht besonders, Note 4-


    2) 8 x 30 Ww (Revue?)


    1/3 des GF scharf, wenig Geisterbilder, Reflektionen bei direkter Sicht auf helle Lichtquelle, Note 4-


    3) Minolta 8 x 22 Pocket


    Wie 9 und 2), aber bessere Mittenschärfe, Note 4+


    4) Minolta Classic 8 x 42 WP


    Viele Reflexe, ein Geisterbild bei 20°, Mittenschärfe bis ¾ GF gut, danach leicht abfallend, Note 3


    5) Swift Audubon 8,5 x 44


    Gute Mittenschärfe, 1/3 GF scharf, keine Geisterbilder, wenig direkte Reflexe, Note 2-



    Das Swift Fernglas


    6) Leica Ultravid 8 x 32


    Kaum Reflexe, keine Geisterbilder, GF bis 4/5 scharf, danach leicht abfallen. Zeigt genau so viele Sterne wie Swift, und mehr als Minolta Classic. Note 2+


    7) Docter Nobilem 15 x 60 B


    Wenig Reflexe, kaum Geisterbilder, ca. 90% des GF scharf, ideales Astroglas mit Stativ, Note 1



    Docter, Swift, Leica


    Abschließende Bemerkungen


    Das Swift, hier die einfache, nicht ED Version, überzeugt durch eine solide mechanische und optische Wertigkeit. Es ist jedoch sehr schwer, und die Augenmuscheln sind merkwürdig konstruiert, selbst mit bloßem Auge muss man sie komplett hineindrehen, mit Brille hat man überhaupt keine Chance. Da muss man die Gummiaugenmuscheln abnehmen, was sicher nicht sehr praxisgerecht ist. Trotzdem, das Glas hat mir gefallen und ist besonders für Astro, wo das Gewicht vielleicht nicht so eine große Rolle spielt zu empfehlen.


    Wer abseits der Chinageräte eine Alternative im 60mm Bereich sucht, ist mit dem Docter gut bedient. Die Astroeigenschaften sind herausragend, bei Tag enttäuscht es jedoch.


    Die beiden sehr preisgünstigen Minolta Gläser sind ebenfalls gut zu empfehlen, falls man sie gebraucht noch bekommen kann. Das kleine Pocket ist um Längen besser, als das viel neuere Olympus Glas. Auch für Astro zeigt so ein kleines Glas bedeutend mehr, als das bloße Auge.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo Stathis,


    schau Dir die mächtigen Prismen an, die sich unter dem Gehäuse abzeichnen, die wiegen was. Simone hat mir gerade per Mail ihre Wägung von 856 g mitgeteilt, ohne Riemen und Kappe. Ich habe allerdings mit Allem gewogen, das ist ja auch das Transportgewicht, wenn man ins Feld geht.


    Ob der Riemen wohl so schwer ist, dass er die Differenz erklärt? Jedenfalls sind 856 g immer noch mehr, als 760 g, was ich relativ dubios finde, man könnte es auch eine bewusste Irreführung der Interessenten nennen.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo!


    Erstmal vielen Dank für den wirklich hilfreichen Test!


    Was mich nur wundert, ist die Tatsache, dass gerade ein so gutes Astroglas wie das Docter am Tage so kläglich ist.


    Wie kann das sein? Sollten die Gesetze der Optik nicht immer gleich sein?


    Mir persönlich ist noch kein Fernglas untergekommen, dass tags und nachts so unterschiedliche Leistungen erbrachte.


    Gruss,
    Peter

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