Hallo an alle RR- "Geschädigten",
Heiner, Superidome und Alois haben das Problem der Längenmessung angesprochen. Daraufhin hab ich als erstes nachgeprüft wie es denn mit meinem „Normalmeter“ aussieht. Für die Längenmessung benutze ich ein 5 m Rollbandmaß. Keine Ahnung wie genau das wirklich ist. Zufällig fand ich im Baumarkt ähnliche Bandmaße in „Profi- Qualität“ , dazu noch mit der Angabe „geeicht“, „Genauigkeitsklasse II.“ Auf dem Bandmaß findet man die folgende Kennzeichnung,
Abb1.
Ich weiß immer noch nicht wie viel das vom echten Urmeter abweicht. Wer dazu etwas genaueres sagen kann, bitte melden! Hab es aber trotzdem gekauft und mit meinem bisher benutzten Bandmaß verglichen. Dabei zeigte sich bei 3000 mm Gesamtlänge 1 mm Differenz zwischen den Maßbändern, bei einem 2 m- Zollstock immerhin 2 mm bei voller Länge. Wenn man noch den vielleicht etwas laxen Umgang bei der Messung selbst berücksichtigt, dann ist was dran an der mangelnden Präzision bei der Bestimmung des Radius.
Dann ist mir etwas zur Auswirkung des Messfehlers auf das Endergebnis bei der Interferometrie eingefallen und zwar schon bei meinen ersten I- Meter- „Übungen“ vor 2 Jahren. Man kann mit z. B. mit dem Auswerteprogramm FringeXP ganz schnell feststellen, wie sich z. B. +/-10 mm Radiusfehler und +/-1 mm Durchmesserfehler auf das Strehl- Messergebnis auswirken. Dazu die folgende Tabelle:
Abb. 2
Hier hab ich R = 3050 mm und D = 256 mm als „Soll“ angenommen.
Man sieht, dass in den angenommenen Fehlerkombinationen die Abweichung zum Soll maximal -1,2% Strehlpünktchen beträgt. Das ist nicht sonderlich beängstigend.
Weitere Details siehe:
http://www.astrotreff.de/topic…CHIVE=true&TOPIC_ID=11843
sowie
http://www.astrotreff.de/topic…chpage=2&SearchTerms=Bath
Aber der Prüfling war ja nur ein 10“ f/6- Parabolspiegel. Bei unserem RR- Spiegel mit D=301 mm und R = 3031 (nach meiner Messung) könnte das schlimmer aussehen. Deshalb hab ich mit den Interferogrammen aus meinem RR- Bericht sowie FringeXP die nachfolgende Grafik erstellt. Die Koma sowie der extreme Asti wurde der Übersicht halber ausgeknipst.
Abb. 3
Die Kurve sieht für meine Begriffe recht unerwartet aus. Nehmen wir mal an, die Angabe des Radius 3030 mm sei korrekt, d. h. Radiusfehler =% . Dann rechnet Fringe XP aus den Diagrammen einen Strehlwert von 0,93 aus. Hätte ich dagegen R = 3000 mm , ensprechend - 1% Radiusfehler eingegeben, dann käme Strehl = 0,972 heraus. Noch etwas größer wäre der Unterschied in den Stehlwerten bei einem Radiusfehler von + 1% , also Eingabe R= 3060 mm. Will man also den Strehlwert auf +/- 1% genau erwischen, dann darf man sich hier einen Radiusfehler von nicht einmal +/-2 promille entsprechend +/- 6 mm leisten, vorausgesetzt es wirken sonst keine weiteren Messfehler mit. Deutlich günstiger würde man liegen wenn der tatsächliche Radius mit den verwendeten I- Grammen bei 2970 mm läge. Dann könnte man sich rund +/- 20 mm Tolerenz bei der Messung des Radius leisten bevor der dadurch bedingte Fehler im Strehlwert in den Bereich von +/- 1 % kommt.
Das gleiche Spiel könnte man noch mit der Variation des Durchmessers machen. Dazu hab ich aber im Moment keine Lust mehr.
Was sonst noch so an Messfehlern und deren Auswirkung passieren kann hab ich vor ca. 1 ½ Jahren etwas aufwändiger untersucht, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Siehe:
http://www.astrotreff.de/topic.asp?ARCHIVE=true&TOPIC_ID=17200&SearchTerms=zufällige+Fehler
Der Titel dieser Arbeit:
„Zufällige Fehler bei Messung mit dem Bath- Interfe“(rometer)
sollte bitte nicht als Kritik am Bath- Interferometer verstanden werden. Die Probleme treten mit anderen Interferometern fast genau so auf.
Damit möchte ich niemanden entmutigen in die interessante und vor allen auch nützliche Messtechnik mit Selbstbau- Interferometern und CoC- Technik einzusteigen. Ich hab damit schon mehrfach Parabolspiegel und hochwertige Objektive prüfen und die Ergebnisse mit den professionell gewonnen Messergebnissen (nach Zygo o. ä. ) vergleichen können. Die Ergebnisse waren stets gut übereinstimmend.
Wem Interferometrie zu aufwändig erscheint, der hat aber auch mit den traditionellen Methoden nach Foucault, kombiniert mit Startest und Ronchitest ( beide auch quantitativ möglich) bewährte Hilfsmittel zur Herstellung von Amateurspiegeln verfügbar.
Übrigens, zum Thema reproduzierbare Lagerung des Spiegels auf dem Prüfstand hab ich noch etwas "auf Lager"[:D]. Dauert aber noch einige Tage.
Gruß Kurt