Hallo,
hatte das Glück Anfang dieser Woche 2 schöne Nächte auszunutzen. Die Beobachtungsergebnisse in Form von Zeichnungen und Objektbeschreibungen möchte ich euch nicht vorenthalten...viel Spaß beim lesen.
<u>Die erste Nacht...</u>
...startet mit einer Schrecksekunde. Kurz nachdem ich aus dem Auto ausstieg, erhellt plötzlich der ganze Himmel. Ein nahes Gewitter macht sich bemerkbar und zeigt, dass der Himmel etwas mit Zirren überzogen ist. Nach einer halben Stunde hat sich das Gewitter verzogen, der 16" ist ausgekühlt und die Grenzgröße steigt von anfänglichen 5,8mag auf 6,2mag.
Die immer noch schlechte Durchsicht im tiefen Süden verhindert den Blick zu den in den letzten Nächten gewohnten Abell PNs...deswegen gleich weiter zu den Galaxien.
<ul><li><b>NGC 3239</b> soll erstes Objekt werden. Eine Galaxie, die mit HII-Regionen vollgestopft ist. Im Arp-Katalog erhält sie die Nummer 263 und wird aufgrund der großen, auffälligen HII-Regionen auch in die Gruppe "Irreguläre Klumpen" eingestuft. Visuell übersehe ich die Galaxie erst. Sie entpuppt sich dann schließlich als schwacher 1:3 elongierter Hauch direkt nördlich auf einen 10mag Vordergrundstern sitzend. Der hellste Klumpen am Ostende ist sehr auffällig und nicht viel schwächer als die Galaxie selbst. Ein weitere Klumpen befindet sich knapp nördlich des Sterns und ist im Gegensatz zur hellen, westlichen HII-Region nur Sternförmig und sehr schwach. 15' um die Galaxie selbst kann ich 6 weitere, schwache Nachbargalaxien entdecken, UGC 5639, PGC 30563, 30564, 30573, 30585 und 30606.</li>
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<li><b>Messier 61</b> soll nächsten Ziel sein. Auf den ersten Blick eine recht kompakte, leicht elongierte Galaxie mit zwei auffälligen Spiralen. Der auffälligste Arm läuft nach Norden und ist deutlich abgeknickt. Der südliche Arm windet sich etwas nach Westen und ist ebenfalls gut zu beobachten. Ein weitere Spiralarm im Osten ist deutlich schwächer und macht sich erst durch das dunkle Gebiet zwischen hellem Kern und Arm bemerkbar.</li>
Volle Auflösung
<li><b>Messier 99</b> befindet sich auf dem Weg zu Galaxientrio NGC 4206/4216/4222. Die Galaxie ist geprägt durch einen sehr auffälligen, langen Spiralarm, der sich Richtung Südwest zieht. Ein weiterer, kürzerer Arm verläuft nach Nordost.</li>
<li>Das Galaxientrio <b>NGC 4206/4216/4222</b> besteht aus 3 aufgereihten, mit unterschiedlichen Elongationen ausgestatteten Edge-On Galaxien. NGC 4216 dominiert das Trio und zeigt sich als helle, 1:5 elongierte Scheibe. Ansatzweise taucht etwas Struktur auf. Die Ostseite scheint etwas härter abgeschnitten zu sein, ein Anzeichen eines Dunkelbandes. NGC 4206 ist schon deutlich unauffälliger. Die Galaxie erscheint ebenfalls als schmaler kosmischer Strich mit hellerem Zentrum. NGC 4222 ist die unauffälligste Galaxie. Ich kann keine Besonderheiten innerhalb der Galaxie entdecken.</li></ul>
Zum Schluss noch ein "near sky Objekt", der Komet <b>73-P Schwassmann-Wachmann</b>. Nach langer Durststrecke zeigt sich wieder ein spektakulärer Komet am Himmel, der aus mehreren Bruchstücken besteht.
<ul><li>Das hellste <b>Bruchstück C</b> weisst eine helle, runde Koma auf, gefolgt von einem 15' langen, konisch aufgefächerten Schweif. Ich schätze die Helligkeit des Kometen etwa auf 9mag.</li>
<li>Das derzeit interessanteste <b>Bruchstück B</b> ist geprägt durch eine Spaltung des Kerns. Bereits bei niedriger Vergrößerung erscheint die weniger auffällige Koma als 1:3 - 1:4 elongierte Aufhellung. Bei 360-facher Vergrößerung kann ich dann zwei schwache, aber eindeutig auszumachende Helligkeitsspitzen innerhalb der Koma erkennen...der geteilte Kern. Gefolgt wird dieser von einem etwa 10' langen Schweif. Helligkeit des Kometen schätze ich auf 10,5mag.</li></ul>
<u>Die zweite Nacht...</u>
zeigt sich mit deutlich besseren Bedingungen. Die Grenzgröße in der Polregion bei nicht optimaler Horizontsicht beträgt diesmal für den Platz typische 6,5mag. Das erste Objekt der Nacht stellt sich als positive Überraschung heraus, die Galaxie
<ul><li><b>NGC 3432</b> erscheint als langgestreckte edge-on Galaxie zwischen drei 13mag Sternen. Ihr nordöstliches Ende zeigt sich etwas heller, ähnlich wie der etwas nach Südwesten verschobene, längliche Kern der Galaxie. Als Besonderheit zeigt sich ein abgesetztes Teil der Galaxie, welches sich etwa 1,5' Nordost vom nordöstlichen Ende der Galaxie befindet. Das Teil ist zwar schwach, kann aber indirekt gehalten werden. Eine Verbindung zur Galaxie ist nicht vorhanden. Weitere Besonderheit ist die sichtbare Zwerggalaxie UGC 5983. Diese Galaxie ist als extrem schwache Aufhellung knapp 1,5' südwestlich an der Wahrnehmungsgrenze zu erkennen.</li>
Volle Auflösung</ul>
Weiteres, sehr interessantes Paar ist die große Galaxie NGC 3718 zusammen mit der kompakten Gruppe Hickson 56. Beide Objekte sind auch im Arp-Katalog unter den Nummern 214 und 322 enthalten. Die Galaxien sind nur etwa 7' entfernt.
<ul><li><b>NGC 3718</b> erscheint als große, 2:3 SO-NW elongierte Galaxie. Der Zentralbereich ist jedoch 90° dazu gedreht und so NO-SW elongiert. Bei hoher Vergrößerung von 320x ist ein schwaches, aber breites Dunkelband im Kernbereich zu verfolgen. Der eigentliche Kern der Galaxie sitzt zum größeren Teil nordöstlich des Dunkelbandes. Bei etwas schwächerer Vergrößerung und somit größerer AP von etwa 2mm sind dann die sehr schwachen Spiralen der Galaxie zu sehen. Erst jetzt wird die enorme Ausdehnung der Galaxie klar. Der nördliche Arm kommt mir visuell etwas heller vor.</li>
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<li><b>Hickson 56 (HCG 56)</b> zeigt sich überraschenderweise schon im Übersichtsokular als schwache, längliche Aufhellung 7' südlich von NGC 3718. Bei höherer Vergrößerung von 320x erscheinen dann die Einzelgalaxien der kompakten Gruppe. Insgesamt zieht sich die Gruppe von 5 aufgereihten Galaxien über etwas mehr als 2'. Einfachste Galaxie ist die deutlich 1:2 Ost-West elongierte Galaxie HCG 56b (PGC 35615) mit 15mag B-Helligkeit. HCG 56c (PGC 35618) zeigt sich als etwas schwächeres Mitglied der Gruppe knapp westlich von HCG 56b. Die Galaxie HCG 56d (PGC 35615) kann ich nicht ausmachen. Schwächste Galaxie die ich erkennen kann ist die westlichste HCG 56e (PGC 35609), die als stellares Objekt mit 16,4 bmag erscheint.</li>
Volle Auflösung</ul>
Weiter mit zwei sehr bekannten, oft abgelichteten, interaktiven Galaxien, den "Antennen" und den "Mäusen".
<ul><li><b>NGC 4676 A/B</b>, wegen dem auffälligen Materieauswurf auch bekannt unter den Namen "The Mice" ("Die Mäuse") hatte ich bereits in den Morgenstunden des Januars mit einem 24" Newton beobachten können. Nicht weit von der "Heringsgalaxie" NGC 4631 zeigt sich im 16" Teleskop bei 129x zwei schwache 0,5' entfernte Galaxien. Der Materieauswurf ist als sehr schwacher, 2' langer, dünner Schweif nach Nord zu erkennen. Kein Vergleich zu der Beobachtung mit 24", bei der der Scheif regelrecht ins Auge stach.</li>
<li><b>NGC 4038/4039</b>, besser bekannt unter dem Namen "Antennen" stehen zur Beobachtungszeit schon sehr tief, die Details gehen im Vergleich zu der Beobachtung mit 24" ebenfalls verloren. Die nördlich stehende NGC 4038 ist grob als kreisförmige, innen schwächer erscheinende Galaxie zu erkennen. NGC 4039 sitzt als elongierte, unstrukturierte Galaxie genau südlich auf NGC 4038</li></ul>
Als Abschluss noch der aktuelle <b>Komet 73-P Schwassmann-Wachmann</b>, diesmal unter deutlich besseren Bedingungen.
<ul><li><b>Bruchstück C</b> zeigt sich wie in der vorigen Nacht als dominierendes Bruchstück. Lediglich der Schweif ist unter diesen Bedingungen mit 25' deutlich länger zu verfolgen.</li>
<li>Die Kernteilung vom <b>Bruchstück B</b> ist wie am Vortag zwar schwach, aber visuell bei hoher Vergrößerung nachzuvollziehen. Die Schweiflänge schätze ich auf 15' und damit auch deutlich länger als unter schlechteren Bedingungen am Vortag.
</li></ul>