Liebe Astrogemeinde,
nach endloser OSLO-Rechnerei zu einem katadioptrischen Teleskop (Spiegel-Linsenkombination) möchte ich Euch gerne einige meiner Ergebnisse zeigen und zur Diskussion stellen.
Angefangen hatte es damit, daß ich ein großes Teleskop (größer 75cm) mit Jones Bird Korrektor mit OSLO rechnen und optimieren wollte. Doch leider waren die Spotdurchmesser nicht klein genug zu bekommen. Ich bin dann einen anderen Weg gegangen (Sprich andere Gläser und Konstruktion) mit dem ich nun endlich kleine Spotdurchmesser bekomme. Die Konstruktion besteht ähnlich wie ein Jones-Bird-Korrektor aus einem zweilinsigen Korrektor und einem sphärischen Hauptspiegel (!) Genau hier liegt der Reiz an der Konstruktion, da der sphärische Hauptspiegel wesentlich einfacher in ausreichender Qualität hergestellt werden kann (betrifft im Wesentlichen große und schnelle Spiegel). Ein Öffnungsverhältnis von f/4 wird somit nicht zum Abenteuer. Zum Korrektor: Alle Flächen sind sphärisch. Die Gläser sind Standard. 3 Flächen sind konkav (und damit mit üblichen Testmethoden sehr präzise herzustellen), nur eine Fläche ist Konvex.
Die Flächenradien, Flächenabstände und Glasdicken sind nicht kritisch, d.h. Wenn man den Radius bei der Fertigung um ein paar Millimeter verpasst, kann durch die Anpassung der nächsten Fläche der Fehler sehr gut behoben werden (nur die letzte Fläche muss für die Farbkorrektur exakt stimmen.
Hier einige Berechnungsergebnisse meines "Wickie-Korrektors" mit 75cm-Spiegel f/4. Dieses und die weiteren Bilder beziehen sich auf ein Gesichtsfeld von 0,2 Grad (0,1 Grad Radius) bzw. Gesichtsfeld von 10mm:
Spotdurchmesser:
im Vergleich ein Newton mit gleicher Öffnung und Brennweite:
MTF-Kurve "Wickie-Korrektor":
im Vergleich wieder der Newton:
und hier die Strahlanalyse des "Wickie-Korrektors":
Doch nun der "Haken" des "Wickie-Korrektors": Das Teleskop wird mit vernünftiger Linsenfassung eine Obstruktion von etwa 33% bis 35% bekommen.
Nachdem was man so über große Obstruktionen hört und ließt, sei ein solches Teleskop visuell nicht besonders geeignet, da die Kontrastleistung durch die Obstruktion gering sei.
Nachdem ich mich in das Thema eingelesen habe, sieht die Situation etwas anders aus. Meine Quellen waren
1)der Artikel im Intercon-Spacetec-Katalog " Faustregeln zur Berechnung der visuellen Kontrastschärfe nach William P.Zmek" und
2)das Programm "Aberator" mit dem man den Einfluß bestimmter Parameter auf die Abbildungsleistung simulieren kann.
Gemäß Quelle 1:
DK=D-DF (DK=effektiver Kontrastdurchmesser, D Durchmesser Hauptspiegel, DF Durchmessser Fangspiegel),
also: "die Kontrastübertragung eines Teleskopes mit zentraler Obstruktion ist die gleiche wie bei einem nicht obstruierten Teleskop mit kleinerem Durchmesser".
=> Der effektiver Kontrastdurchmesser entspricht also dem eines 50cm APO´s!!
Ich habe einmal versucht mir den Sachverhalt mit dem "Aberator" anhand eines Jupiter-Bildes zur verdeutlichen:
Jupiter natur (100% Bildinformation):
Jupiter im 10cm APO:
Jupiter im 20cm APO:
Jupiter im (fiktiven)50cm APO:
sowie zuletzt im 75cm "Wickie-Korrektor"-Teleskop:
Allgemeine Anmerkungen zu den Bildern:
- Seeing-bedingte Verschlechterungen bei großen Offnungen sind mir bewußt, aber bei den Bilder nicht berücksichtigt.
- die zwei letzten Bilder sind gemäß Quelle 1) identisch, was sich auch hier zeigt.
Was meint Ihr zu meinen Überlegungen?
Ich freue mich auf Eure Kommentare!
Gruß
Peter Wickelmaier