Hauptspiegel verkleben?

  • Ich hätte da mal eine Frage zur Hauptspiegellagerung.
    Im klassischen Spiegelzellendesign wird der Hauptspiegel in einer
    Schlinge gelagert. Meiner Meinung nach weist diese Lösung - obwohl baulich einfach zu realisieren - erhebliche Mängel auf. Dies wurde in diversen Beiträgen schon oft erwähnt. Als Alternativen werden unterschiedlichste Varianten einer lateralen Lagerung diskutiert, seien es Rollen, Piano-wires, Wippen ... Mir fehlt eine Diskussion über das in der amerikanischen ATM-Szene häufig erwähnte Verkleben des Spiegels mit der Zelle. Hat jemand Erfahrungen dazu? Würdet ihr diese Art der Lagerung für einen 18-Zoll-Spiegel ins Auge fassen?


    Freundlichsten Gruß
    Gödel

  • Hallo Gödel,


    erstmal herzlich willkommen hier.
    Einen Hauptspiegel auf seiner Unterlage zu verkleben macht meiner Meinung nach nur dann Sinn, wenn der Spiegel so steif ist, das er sich durch die Momente, die bei unterschidlichen Neigungswinkeln des Teleskops durch die Einspannung (an den Klebepunkten) eingeleitet werden, nicht so stark verformt das man es an der Abbildung sieht.
    Das mag bei Spiegeln mit Durchmesser- Dickenverhältnissen 6:1 und Durchmessern <=300mm funktionieren, bei dünneren und vor allem größeren Spiegeln hab ich da meine Zweifel.
    Der große Vorteil der "Floating Cell" ist ja, das keine äusseren Kräfte in den Spiegel eingeleitet werden (unter der Vorausetzung, das die Auslegung stimmt und die Ausführung in Ordnung ist).
    Eine Befestigung an mehr als drei Punkten ist überbestimmt und erzeugt bei fester Einspannung und wechselnden Momenten auch wechselnde Verformungen.


    Grüße,


    Ulli

  • Hallo Goedel,


    wie dick ist denn der 18er?
    Verklebt hab ich bislang nur einen 12mm dicken 130mm Sucherspiegel, ich denke mal dass man alles was man mit drei Punkten gelagert bekommt auch mit drei Silikonpunkten verkleben kann.
    Wenns groß und dünn wird gehts imo ab ca 12-15:1 nur noch über schwimmende 9, 18 oder 27-Punktauflagen in Verbindung mit einer lateralen Rollenlagerung, die Schlinge fängt ab 12:1 und 320mm schon an zu schwächeln, kann aber je nach Ausführung auch bei 18:1 und 450mm noch funktionieren.


    Grüße

  • Die von Ulli erwähnten eingeleiteten Momente und er daraus resultierende Astigmatismus wurde von Arjan te Marvelde für die gelenkige Laferung berechnet (siehe Artikel). Wir hatten das auch schon im Beitrag Spiegel auf Zelle kleben? diskutiert.


    Da die Amis so gerne kleben, wollte ich ursprünglich meinen 20,6 mm dicken 14 Zoll Spiegel auch kleben, weil er sich so sicher transportiren lässt (Reisedobson). Inzwischen bin ich skeptisch, weil 20,6 mm halt schon arg dünn ist. Der Spiegel ist sehr gut geworden ist und das will ich mir durch eine nicht optimale Lagerung nicht wieder verderben.


    Wie dick ist dein Spiegel?

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: Stathis</i>
    <br />Die von Ulli erwähnten eingeleiteten Momente und er daraus resultierende Astigmatismus wurde von Arjan te Marvelde für die gelenkige Laferung berechnet (siehe Artikel). Wir hatten das auch schon im Beitrag Spiegel auf Zelle kleben? diskutiert.


    Da die Amis so gerne kleben, wollte ich ursprünglich meinen 20,6 mm dicken 14 Zoll Spiegel auch kleben, weil er sich so sicher transportiren lässt (Reisedobson). Inzwischen bin ich skeptisch, weil 20,6 mm halt schon arg dünn ist. Der Spiegel ist sehr gut geworden ist und das will ich mir durch eine nicht optimale Lagerung nicht wieder verderben.


    Wie dick ist dein Spiegel?
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Hallo Stathis, hallo Roland!


    Mein Spiegel ist 2 Zoll dick, also keiner von der dünnen Sorte.
    Die Ausführungen von Bruce Sayre haben mir ursprünglich die
    Klebetechnik nähergebracht - nachzulesen unter
    http://www.foothill.net/~sayre/20-in.%20cell.htm - und diese waren
    auch unter dem Gesichtspunkt eines gewissen Minimalismus beeindruckend.
    Speziell interessant wäre es, wenn jemand die Verformung eines
    Spiegels bei Verklebung auf einer 18-Punkt-Zelle simulieren könnte!
    Das Ziel, keine Kräfte in den Spiegel einzuleiten, haben wir ja alle,
    nur gibt es bauliche Methoden, die das Ziel nur auf dem Papier, also
    theoretisch - erreichen, in der Praxis jedoch oft nicht. Bei der
    Gurtlagerung kann man dann nicht selten das Auftreten von
    Astigmatismus beobachten, der dann mittels "aktiver Optik" - sprich
    Fußtritt gegen die Spiegelbox - behoben wird [;)].
    Optimale laterale Lagerung ist meines Erachtens das größte bauliche
    Problem überhaupt (wenn man den Spiegel nicht selber schleift!!).
    Interferometrische Messungen ergeben bei meiner Spiegelgröße z.B.
    lagerungsabhängigen Astigmatismus, der mir erst richtig vor Augen
    geführt hat, wie leicht sich selbst dicke Scherben verbiegen.


    Beste Grüße
    Gödel

  • Hallo zusammen,


    an Stathis erst noch vielen Dank für den Link zum Thread von Andreas_D; ich hab' mein
    letztes Posting vor dem Durchlesen des o.a. Threads geschrieben. Leider scheint
    mir, dass die Diskussion von damals keinen klaren Erkenntnisgewinn gebracht hat.
    Schade, dass Andreas_D nicht mehr geschrieben hat, ob er den Spiegel erfolgreich geklebt
    hat oder nicht. Auch er erwähnt Bruce Sayre, der auch große Spiegel scheinbar mit
    Erfolg klebt. Bei uns scheint man das Verkleben nur mit Größen bis 300mm (Martin_B)
    zufriedenstellend bewerkstelligt zu haben (250mm von Ruediger_H und die Stathis-Zwillinge
    mit 170mm). Wie gesagt, mehr als einen "Bauchentscheid" für oder wider das Kleben kann
    man auch nach der Lektüre der erwähnten Links eigentlich nicht treffen.
    Mich würde freuen, wenn jemand noch ein paar Gedanken zu einem 2-Zoll dicken 18-Zöller
    erörtern würde! Vielleicht hat ja der eine oder andere eine FEM-Simulation für so einen
    Spiegel auf 18-Punkt-Lagerung gemacht?
    Falls nicht, sind wir, denke ich, nicht viel weiter als
    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">
    <i>Original erstellt von: Andreas_D</i>


    Beim Thema kleben oder nicht kleben sind wir allerdings meiner Meinung nach in einem Bereich, wo nur die Praxis weiterhilft (Versuch macht kluch...).
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Möglicherweise hat jemand zwischenzeitlich praktische Erfahrungen bei vergleichbarer
    Spiegelgröße, die er uns wissen lassen möchte?


    Grüße,
    Gödel

  • Hallo Gödel, hallo zusammen,


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Schade, dass Andreas_D nicht mehr geschrieben hat, ob er den Spiegel erfolgreich geklebt
    hat oder nicht. <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Na dann gebe ich mal den aktullen Stand zum Besten:
    Bisher habe ich den Spiegel noch nicht permanent verklebt (denn nichts ist so dauerhaft wie ein Provisorium). Nur soviel zu meinen Erfahrungen. Ich habe bis vor ca. zwei Wochen eine provisorische Verklebung aus einem Sandwich aus Moosgummi und Teppichklebeband oben und unten benutzt und die auch mal mit einer Lagerung auf Filzpads verglichen. Ich habe dabei keine Unterschiede feststellen können, die Versuche waren aber durch schlechtes Seeing beeinträchtigt und somit nur in sofern aussagekräftig, als daß grobe Einflüsse ausgeschlossen werden können.


    Im Moment bin ich dabei den Spiegel zu überarbeiten und wenn er zu meiner Zufriedenheit retuschiert wurde werde ich ihn versilbern und mit Silikon verkleben. Sollte ich (und vielleicht der eine oder andere erfahrenere Beobachter) dann bei guten Bedingungen Beeinträchtigungen feststellen, werde ich die Auflagepunkte auf Teflon umstellen.


    Rein gefühlsmäßig denke ich aber, daß bei einer Spiegelzelle, die wenig bis kein laterales Spiel in den Wippen / Dreiecken hat, die Verklebung gut funktioniert.


    Viele Grüße,
    Andreas

  • Hallo,


    bei meinem 10"-Dob hab ich den Anbau einer Rausfallsicherung für den Hauptspiegel immer wieder vor mir her geschoben. Am Sonntag gabs dann fast eine Katastrophe, als der Wind den Dob in die Horizontale bewegt hat. Der Spiegel ist mit einem beunruhigendem Scheppern rausgefallen, aber zum Glück mit dem Rand auf den Seilen liegengeblieben, nix passiert [:o)]


    Eben hab ich das Silikon ausgepackt und den Spiegel kurzerhand festgeklebt. Die Klebepunkte haben ca. 20mm Durchmesser und sind 2mm dick. Der HS klebt jetzt an 9 Punkten auf Auflagedreiecken aus 3mm Carbon, Zelle aus 15mm Alu-Vierkant-Rohr.
    Der Spiegel hat wie gesagt 10" Durchmesser und ist 27mm dick.
    Den Einfluss auf die optische Leistungsfähigkeit werde ich bei der nächsten Gelegenheit unter die Lupe nehmen und hier berichten.


    Es ist übrigens nicht die Zelle auf den Bildern meiner Homepage, ich hab zwischenzeitlich eine neue gebaut, Dokumentation steht noch aus.


    Gruß
    Christian

  • Hallo,


    nachdem das Silikon ausgehärtet ist, kann ich folgendes berichten:
    Die Verklebung hält sowohl auf dem Glas als auch auf dem Carbon sehr gut. Ich hab keine Bedenken, daß die 9 Klebepunkte den Spiegel selbst bei Kopfübertransport nicht halten würden.
    Am Samstag konnte ich einen Sterntest bei verschiedenen Höhen machen. Man kann keine Veränderung des Beugungsbilds bei verschiedenen Spiegelpositionen erkennen. Auch konnte ich keine Verschlechterung gegenüber der alten Lagerung feststellen. Asti ist auch keiner aufgetreten.
    Ich hoffe, daß sich im Laufe der Zeit nichts verzieht und werde das in Zukunft öfter mal kontrollieren.
    Da ich die Problematik auch im Hinblick auf eine Transportsicherung für große Dobsons im Fluggepäck sehe, ist mir noch eine Idee gekommen. Was haltet ihr von einer Verklebung zur Transportsicherung in Kombination mit Wippen, um die lateralen Kräfte abzufangen?


    Gruß
    Christian

  • Wie sind eigentlich die sphärischen Meade RCX Primärspiegel verklebt? Ganzflächig schwimmend auf z.B. ebenfalls sphärischer Stahlzelle oder punktweise?


    Grüße
    Thomas

  • Hallo Leute,
    mit der Verklebung habe ich zumindest bei 100 und 300 mm Spiegeln gute Erfahrungen gemacht. Mangels Messungen kann ich leider auch nur "aus dem Bauch heraus" antworten.


    Der 100er ist aus 10mm dünnem Floatglas hergestellt und mit drei Silikonpunkten von je ca. 10mm Durchmesser auf eine 3mm Al-Basisplatte geklebt. Die Abbildung ist tadellos, die Klebung völlig unproblematisch. Weitere Sicherungen sind definitiv überflüssig.
    Fangspiegel werden ja schon länger so geklebt und da funktioniert es auch.


    Beim 300er haben sich bei einem kleinen Transport-Sturz des Teleskoptubus zwei von 18 Klebestellen gelöst, das hat aber auch noch keine dramatischen Auswirkungen auf die Abbildung. Ich bin mir sicher, daß sich der Spiegel in Horizontnähe merklich verformt, aber bei den hiesigen Sichtverhältnissen kann ich die maximale Leistung der Optik sowieso nur über ca. 60° Azimut nutzen.



    ==&gt;ChristianL:<blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Da ich die Problematik auch im Hinblick auf eine Transportsicherung für große Dobsons im Fluggepäck sehe, ist mir noch eine Idee gekommen. Was haltet ihr von einer Verklebung zur Transportsicherung in Kombination mit Wippen, um die lateralen Kräfte abzufangen?<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">Für den Transport würde ich gerade bei größeren Spiegeln immer eine zusätzliche Arretierung einbauen, die den Spiegel zuverlässig festhält.
    Ich würde auch keine Spiegel verkleben, die dicker als 1/10 des Durchmessers sind, bzw. nur mit ausreichend vielen Klebepunkten auf einer spiel- und reibungsarm konstruierten Zelle (Kippkräfte, allgemeines Festigkeitsproblem).
    Bei größeren Spiegeln düfte eine zusätzliche laterale Rollenlagerung nötig sein, die präzise justiert werden kann. Kleben würde ich die laterale Lagerung auf keinen Fall.


    Gruß,
    Martin

  • Aloha Leute,


    ich habe schon vier Hauptspiegel erfolgreich mit Silikon in die Zelle geklebt, 3 Zehnzöller und einen 13-zöller. Zwei von diesen Konstrukten (mit selbstgebauter Spiegelzelle) habe ich für Spezln gebaut, beide funktionieren einwandfrei, selbst der 13er, der ein alter Coulterspiegel ist. Allerdings hatte der vorher schon einen leichten Asti. Meine beiden Zehnzöller mit geklebten Hauptspiegeln waren schon mehrmals als Fluggepäck unterwegs, einer zuletzt bei der SoFi, die Klebungen haben immer bombenfest gehalten. Klammern, die die Spiegel von oben sichern, gibts nicht. Wichtig bei der Kleberei ist Erstens, daß der Spiegelträger sehr steif ist, damit keine Verformungen auf den Spiegel übertragen werden. Ich habe nun schon Zellen aus einer Karbonstruktur mit verripptem Holzkern gebaut. Selbst der dünne (1 Zoll) Spiegel vom 10" f/4.3 Schdoffal bildet hervorragend ab. Bei den Zehnzöllern habe ich jeweils 3 ca 20mm große Silikonpunkte hinten und 6 am Rand. Zweitens: Die Klebepunkte müssen genügend dick sein. Ich habe bei den kleinen Spiegeln die Punkte ungefähr 3mm dick gemacht, weniger würde ich nicht nehmen, ich neige dazu, bem nächsten Mal eher auf 5mm zu gehen. Damit sollte die Gefahr, daß Verwindungen der Zelle ins Glas übertragen werden, gegen Null gehen. Die Fangspiegel aller Teleskope sind übrigens auch geklebt und haben beim Lufttransport auch noch nie Probleme gemacht.


    Gruß Haley

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