Hi
Gestern hatte ich nun nach langer Zeit mal wieder eine "Nacht der Nächte"! Daher wollte ich hier ein paar Worte drüber verlieren.
Beobachtet wurde wieder an meinem neuen, Winter-fähigen Standort. Leider war der Feldweg-Räumdienst nicht mehr ganz so akurat, aber mein Auto hat es dennoch über den teils recht tiefen Schnee geschafft...Glück gehabt!
Angekommen bot sich mir ein ziemlich guter Himmel, besser als alles, was ich seit dem letzten Alpentrip gesehen hatte. Die Grenzgröße bestimmte ich später zu 6m7, und auf der Bortle-Skala war es eine glatte 3 (nein, keine Schulnote).
Zum Warmsehen suchte ich NGC 2371/2 auf. Es ist ein PN vom Projekt Planetarische Nebel der Fachgruppe Deepsky. Ich hatte ihn schon vor 3 Jahren beobachtet und wollte nur noch meine Beobachtung verifizieren. Tatsächlich war hier praktisch nichts anderes zu sehen, als vor drei Jahren bei deutlich schlechteren Himmel. Ab und zu meinte ich jedoch noch einen schwachen Nebelfetzen des Halo zu sehen, die Sichtung war mir aber zu unsicher.
Gleich beim zweiten Objekt sollte es zu Sache gehen, es stand HDW 2 auf dem Programm, einen ziemlich großen PN in der Cassiopeia. Nachdem ich mir diesen auf dem Emission Line Survey of the Milky Way angesehen habe machte ich mir noch einige Hoffnungen. Immerhin hatte ich HFG 1, der nur 2° nördlich steht und dort ähnlich erscheint schon mit dem 10" unter ähnlichen Bedingungen geknackt. Als ich dann aber die Stelle gefunden habe war aber schnell klar, das hier nicht viel werden wird. Der PN steht inmitten von Sternen mit *einigen* Sternen direkt vor oder hinter ihm. Mit Filter erscheint so immer ein schwacher Nebel, der aber mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit durch die Sterne entsteht. Um diesen PN sicher zu sehen bedarf es neben besseren Himmel wohl doch noch eines größeren Teleskops. Bei der Auswertung habe ich festgestellt, dass es negative Sichtungen von sehr erfahrenen Leuten mit 20" gibt...
Dafür liegt gleich nebenan der doch recht attraktive Sternhaufen Trümpler 3 den ich gleich noch mitnahm:
Trümpler 3, 39x
ziemlich großer Sternhaufen, fällt in der recht sternleeren Umgebung ziemlich gut auf. Er zeigt etwa 40 Sterne ab 10mag und schwächer. Er hat eine längliche Form NO-SW, im Osten ist er breiter mit einer runden Form.
Das nächste Ziel war die Bärentatzen-Galaxie, Arp 6 (=NGC 2537) die Uwe auch erst kürzlich beobachtete. Hier war selbst mit 10" schon die mittlere Kralle zu sehen und auch der Knoten im Norden zeigte sich recht einfach!
Die komplette Beobachtung lautet wie folgt:
Ziemlich helle Galaxie, erscheint rund. Zur Mitte kaum heller, der Rand ist diffus. Im Süden ist die mittlere Kralle deutlich zu sehen, deren hellste Stelle befindet sich fast am Rand. Im NW ist eine sehr kleiner Knoten mit stellarer Spitze. Die östliche Kralle kann ganz schwach erahnt werden. Recht hohe Flächenhelligkeit. Hier die Zeichnung:
Damit war das Feuerwerk gezündet und es folgten weitere Highlights:
Das nächste Objekt war die Zwerggalaxie Holmberg II oder Arp 268 oder UGC 4305, die zur M 81 Gruppe gehört. Bei 39facher Vergößerung dachte ich schon fast an ein einfaches Ziel, bei 91x wurde ich dann aber auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Vor der Galaxie stehen mehrere Sterne, die mit der Beobachtung stark interferieren! Dennoch war die Galaxie eindeutig zu sehen und ich fertigte eine Zeichnung an: Bei 39x ist zunächst ein heller, nebliger Knoten zu sehen. Bei 91x sind dann einige Sterne zu sehen, die von einem sehr schwachen Nebel durchzogen werden. Sehr groß, sehr geringe Flächenhelligkeit und völlig unregelmäßige Form. Im Westen kann ich einen abgesetzten Knoten erkennen, deutlich flächig. Im Osten erscheint die Galaxie etwas schärfer begrenzt. Zeichnung:
Es folgte eine weitere Arp Galaxie, Arp 336 oder auch NGC 2685 genannt. Dies ist eine Galaxie mit einem Ring senkrecht zur Galaxienebene. Davon war aber leider nichts zu sehen:
139x, Helle Galaxie, erscheint 3:1 elongiert. Sehr viel hellere, längliche Mitte mit einem sehr schwachen Kern. Keine Besonderheiten sichtbar.
Da nun der Virgohaufen hoch genung stand und sich meine Fußtemperatur der des Schnees um mich herum bedenklich stark annäherte sollte M 100 mit der darin befindlichen Supernova SN 2006X das letzte Objekt des Abends sein.
Sehr große, sehr helle Galaxie. Sehr heller, flächiger Kern mit einem kleinen Zentralgebiet darum. Der Hauptkörper ist wie eine sehr dicke Linse geformt, O-W elongiert. Die Linsenenden sind vorallem im W verbreitert. Insgesamt ergibt sich eine etwa runde Form mit einem unregelmäßigen Rand. Es sind aber keine definierte Spiralarmstrukturen zu sehen. Da ich die Position der Supernova 2006X nicht genau kannte und bereits zwei 14mag Sterne in der Galaxie gesehen hatte, habe ich die eigentliche Supernova wohl übersehen... [xx(]
Zeichnung ohne Supernova...:
Da ich dies aber gerade erst beim Schreiben dieser Zeilen bemerkte war ich noch in ziemlicher Euphorie wegen den bisherigen Beobachtungen, so dass ich nicht ans Aufhören denken konnte. Weiter ging es mit M 106 und jetzt ging es richtig ab! Das war mit der schönste Anblick irgendeiner Galaxie, den ich je hatte! Die Galaxie zeigte viele interessante Strukturen und bot Ziele für kleine Vergrößerungen (der Halo) bis hinauf zu 417x (der Kern)! Einfach fantastisch!
Sehr helle, extrem große Galaxie. Sehr helles Zentrum, starke elongiert etwa 5:1. Der Nordteil erscheint dominanter. Die um den inneren Teil liegt ein etwa doppelt so großer Halo, der sich vorallem nach Süden erstreckt. Im Osten ist die Galaxie deutlich schärfer begrenzt, im W läuft sie diffus aus. Es sind offene, kaum gewundene Spiralarme zu sehen, senkrecht dazu kreuzt im Zentrum ein heller Balken. Der UHC Filter zeigt keine Wirkung. Bei 417x erscheint der Kerne deutlich oval, eventl. auch geteilt! Die Zeichnung:
So langsam rebellierten meine Füße dann aber doch und ich guckte mir nur noch zu Feier der Nacht kurz auf M 101, die mich etwas enttäuschte. Bei der brauche ich wohl einfach viel mehr Zeit, als ich mir mit dem flüchtigen Blick gegeben habe um Details sichtbar werden zu lassen. M 51 war dann aber doch wie erwartet schön spiralig und ein letzter Augenschmaus.
Losgefahren bin ich dann unter klarem Himmel und Schneefall!
Zum Schluß wollte ich noch zwei Zeichnungen von NGC 1514 und NGC 1569 nachreichen, die vor einer Woche entstanden sind. Der Himmel war jedoch deutlich schlechter (fst 6m0, Bortle 4).
NGC 1514, 179x: Ohne Filter ist der PN relativ schwach aber direkt noch gut zu sehen. Mit [OIII] Filter dann deutlich heller. Ziemlich groß für einen PN. Obwohl insgesamt rund zeigt er eine deutliche bipolare Gestalt mit helleren Vierteln im Osten und Westen. Der östliche ist heller, hat im Süden eine Helligkeitsspitze und weiter nördlich abgesetzt einen weiteren Knoten. Der Westteil ist an der Nordseite heller sowie in der Nähe des sehr hellen Zentralsterns. Die anderen beiden Viertel sind ziemlich schwach und diffus. Zeichnung:
NGC 1569, 274x: Sehr kleine, aber recht helle Galaxie. Oval 3:1 elongiert O-W neben einem hellen Stern. Im Westen erscheint die Galaxie etwas heller, das Zentrum liegt aber zentral und ist sehr breit. In einigen Momenten scheinen ab und zu Details aufzublinken, die aber nicht zu halten sind. Bei deutlich besseren Bedingungen nochmal beobachten! Zeichnung:
Am Rande noch etwas "technisches":
Ich bin wieder auf meine alte Papiersorte umgestiegen. Zwischenzeitlich hatte ich ein recht preiswertes Papier verwendet, das eine gröber Struktur hat und etwas heller ist. Die Zeichnungen werden dadurch etwas gröber in den Strichen. Das bewährte Papier ist dagegen sehr glatt.
Beim Umzeichnen der M 106 mußte ich einen zweiten Versuch starten, da ich mein glattes Papier nicht mehr gewohnt war! Es läßt sich deutlich schwieriger Handhaben, da die Oberfläche durch das Wischen noch glatter wird und daher kaum noch Farbe von den Buntstiften annimmt!
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit [;)]
Gruß
Martin