Hallo Astro-Freunde !
Trotz meines Alters bin ich ein Neuling in der praktischen Astronomie und beobachte seit einiger Zeit dieses und einige ähnliche Foren. Es gibt wohl keinen besseren Weg an echte Tips und Erfahrungen zu gelangen, als solche Foren.
Zu Sache: Über 30 Jahr beschäftige ich mich mit der Mikroskopie und Mikrobiologie. Dabei habe ich Erfahrungen mit Beobachtungsgeräten ( hier Mikroskope) gesammelt, die z.T. sicherlich auf die Astronomie übertragbar sind. So habe ich mit 15 Jahren ein erste Kaufhausmikroskop bekommen (29,75 DM) , das in Qualität und Seherlebnis etwa den Kaufhaus-Plastik-Refraktoren 60/700 entsprechen dürfte. Es war aber trotzdem spannend, auch wenn es nicht viel zu sehen gab - aber zu lernen.
Ein paar Jahre später und ca 20 Bücher weiter folgte Mikro-Nr.2, immer noch Plastik aus Japan, aber für 99,- DM ein ordentlicher Nachbau brachte eine deutliche Steigerung. Mit Farbfehlern und Artefakten klappten auch mittlere Vergrößerungen etc. Mir scheint das vergleichbar mit einem TS 150/1400 (auch oft unter Seben Big Boss verrissen) den ich mir zu Weihnachten eingefangen habe.(Bitte kein Haareraufen u.ä., das Thema ist mir hinlänglich bekannt!)
Der Spaß mit dem Gerät / Thema veranlasste mich wieder ein paar Jährchen drauf zum Mikroskop Nr 3. Jetzt aber richtig, auch wenn`s weh tut. Ein deutsches Labormikro aus Wetzlar mit Normoptik bis 120-Öl etc. 1972 für knappe 2200,- DM... und es haute mich etwa so vom Hocker, wie ich mir das heute etwa bei einem guten. Achromaten vorstelle.
(Für die Leser mit entsprechenden Erfahrungen: nach ca. 10 Jahren zum ersten Mal messerscharf die Wimpern von kleinen Ciliaten gesehen) Vielleicht ist auch eher ein 10" Dobson vergleichbar, aber da fehlen mir die Erfahrungen.
So Mikro Nr 4 wird heute noch genutzt und folgt Nr.3 ca. 7 Jahre später. Für schlappe 12.000,- DM ein dt./Wetzlar Forschungsmikroskop Binokular mit Durchlicht-, Dunkelfeld- und Phasenkontrast-Ausrüstung war im Amateurbereich die erste Liga erreicht. Für diesen Preis erhielt ich dann unglaubliche Bilder, die mich noch heute begeistern. Das Analogon für die Amateur-Astronomie dürfte so etwa bei Takahashi Apochromaten und ICS-Dobsons liegen, aber da sollte man besser erfahrene Beobachter hören und entscheiden lassen.
Natürlich will ich es jetzt mit den Teleskopen nicht unbedingt wieder genau so machen, aber übertragbar ist doch vieles.Das ganze habe ich u.a. aufgeschrieben, um meine Frage etwas mehr zu verdeutlichen.:
Bei der Beobachtung mit den Mikroskopen war sehr deutlich festzustellen, dass die Qualität und das Beobachtungsergebnis nicht nur von der Qualität des verwendeten Gerätes abhänig ist. ( Die Beleuchtung respektive das Seeing kann hier ausser acht bleiben, da die Beleuchtungssituation in der Mikroskopie steuer- und reproduzierbar ist. siehe Köhlersche Beleuchtung etc.) Das Ergebnis der Beobachtung hängt ganz wesentlich von der Erfahrung des Beobachters ab. Und dieser Effekt ist nicht nur marginal, sondern im Laufe von Jahren erfolgt eine deutliche Steigerung der Sichtbarkeitsgrenzen.Optimales Training durch Zeichnen !
Da dieser Effekt aus physiologischen und lernpsychologischen Gründen plausibel erscheint, sind für die Beobachtung mit dem Teleskop ähnliche Effekte zu erwarten ( und werden auch in der Literatur beschrieben).
Was sagen denn die erfahrenen Teleskop-praktiker aus ihrer Erfahrung dazu ? Wie lange habt ihr gebraucht um erste Verbesserungen festzustellen ? Habt ihr, wie ich, einen gewissen Trainingseffekt beobachten können (zB. Nachlassen nach längerer Pause u.ä.)? Welche Erfahrungen habt ihr mit Alkohol, Nikotin u.o. Medikamenten bezüglich des Sehvermögens gemacht? Welchen Einfluss hat das Zeichnen gehabt ? u.s.w.
Mich interessiert das Thema "astronomisches Sehen" im Allgemeinen und freue mich über jeden Hinweis sehr.
viele Grüsse und Super-Seeing
manfred