Hallo Freunde,
Die beiden folgenden Berichte sind aus der qualvollen Überlegung entstanden, was man denn für Okus anschaffen soll, wenn man mal wirklich was Gutes will. Alle reiten auf Naglern rum, kaum einer erwähnt die Speers Waler, Händler schon gar nicht. Ich hatte mich nach mühsamen Recherchen in US-Foren dazu bewogen einmal die Speers zu testen, da die Amis damit wesentlich neutraler umgehen als wir. Also kaufte ich ein 18 und ein 7.5mm-Okular. Nun bleibt immer die Frage: Sind die wirklich sooo gut! Nach ersten kurzen flüchtigen Tests an einem miesen Himmel deutete sich schon an: Ja, die wind wirklich gut, aber wie gut wirklich?
Gestern Abend war es soweit, alle Neuanschaffungen und "Verschlimmbesserungen" konnten endlich getestet werden. Hauptsächlich ging es um drei Okulare: 18mm Speers Waler, 7.5mm Speers Waler und 30mm Moonfish 2" (der Testsieger aus UK) an einem 8"-f5-Newton und an einem ED80. Der SC von einem Kollegen mit seinen f10 fiel aufgrund katastrophaler Dejustage leider aus!
Fangen wir mit den Speers an.
Das 18mm Speers zeigt KEINE Randscharfe Abbildung seines 80°-Gesichtsfeldes an einem f5-Newton. Ab etwa 75% fiel mir ein leicht zunehmendes Koma auf. Zum Rand hin nimmt die Koma und die Unschärfe leicht zu, und ließ sich bei mir auch nicht komplett wegfokussieren. Die Störungen sind aber im gegensatz zu dem was ich bisher gewohnt war als sehr aktzeptabel einzustufen. Das Okular bildet sehr scharf ab und besitzt diesen typischen Spacewalk-Effekt. Je näher man mit dem Auge an das Oku kommt, desto mehr Bildfeld tut sich vor einem auf. Wunderbar. Die Randunschärfe fällt erst wirklich auf, wenn man sozusagen "um die Ecke" blickt, da das gesamte Gesichtsfeld des Okulares nur durch bewusstes schauen an den äußersten Rand erfasst werden kann. Gepaart mit der ungewöhnlich hohen Lichtdurchlässigkeit des Okus (ich dachte ich habe ein Zoll mehr Öffnung!) und dem unkritischen Einblickverhalten habe ich da doch ein feines Stück im Okularauszug hängen. Am ED80 zeigte das Okular wesentlich weniger Randprobleme und pieksige nadelpunktförmige Sterne. Echt ein Klasse Oku,nicht unumstritten aber für den preis wohl das beste was ich mir vorstellen kann. Nun kamen die beiden von G.Mootz mir freundlicherweise besorgten Verlängerungshülsen zum Einsatz. Diese werden zwischen das Barlowelement des Okus und dem Okular selbst eingeschraubt. Ich habe zwei Hülsen, 20 und 30mm. Die 30mm-Hülse ist zu lang für das 18mm-Oku, da ich damit nicht in den Fokus komme. Als Okularauszug ist ein sehr flachbauender JMI im Einsatz. Mit der 20mm-Hülse komme ich so gerade in den Fokus.
Der Einsatz der Hülse hat mich da aber erstaunt. Mein Oku hat jetzt eine Brennweite von etwa 15mm (geschätzt) und zeigt ein UNVERÄNDERT brilliantes scharfes Bild ohne weine erkennbare Verschlechterung. Ich will hier nicht mit Naglern vergleichen, aber warum die Speer nicht das Standardoku geworden sind ist mir schleierhaft. Ich finde sie einfach traumhaft, damit macht visuelles Spechteln wieder richtig Spass.
Das 7.5mm Speers reagiert auf die Hülsen genauso. Mit der 30mm-Hülse wird aus dem fast randscharf abbildenden 80°-Gesichtsfeld-Okular ein ca. 5mm-Oku (verglichen mit einem 5mmLV) mit dem beklannten Spacewalkeffekt. Fast Randscharf meint, daß man Beugungserscheinungen an den äußeren 5% erkennen kann...wenn man den will! Auch hier zeigt das Okluar KEINE Verschlechterung des Abbildungsverhaltens oder des Einblickverhaltens, sodaß man so eine wunderbare Möglichkeit hat sich aus dem preiswerten 7.5er ein tadelloses 5mm-Oku zu basteln. Ich ahbe noch nie soviel details im Orion-Nebel gesehen wie mit dem Oku, und das bei diesen miesen Bedingungen (fst=4, Transparent sehr schlecht, Seeing mangelhaft).
Fazit: Grinsender Ulli in der Pampa! Die mittlerweilen preiswert angebotenen Speers Waler sind hervorragende Okluare der Mittelklasse mit Spacewalk-Effekt und riesigem Gesichtfeld...was so ziemlich das gleiche ist! Und nun noch ein 2"-Oku mit den Leistungen der Speers, und mein Grinsen muss operativ entfernt werden.
Nun kam das sehr preiswerte 2"-Oku Moonfish zum Einsatz. Auch dieses Oku wird mit 80°-Gesichtsfeld beworben, und darauf kam es mir an. Der Erste Blick enttäuschte. Ab etwa 70% der Bilddiagonalen trat vermehrt Koma und eine sichtbare Unschärfe auf. In der Bildmitte war das Oku mit seinen riesigen Linsen aber schön scharf. Bis etwa 80% der Diagonalen ist das Bild noch als durchaus gut zu bezeichnen, danach wird die Unschärfe zum Rand hin drastischer. Diese Randprobleme sind eigentlich störend, wenn man sich drauf konzentriert oder aus der Nagler-Ecke kommt. Behält man das Objekt aber in der Mitte, hat man auch hier das Gefühl ein bischen vor dem Objekt zu schweben. Der Effekt ist aber aufgrund der extrem großen Linsen nicht so dramatisch wie bei den Speers. Unter den gestrigen dunstigen Bedingungen und einem visuell nur leidlich erkennbaren Orionnebel habe ich diesen an den Rand gefahren. Die Unschärfe macht sich deutlich bemerkbar, lässt aber ein Erkennen des Objektes immer noch leicht zu und kann zudem etwas wegfokussiert werden. Interessanterweise wurde bei mir die Bildmitte nicht so unscharf wie ich es dachte. Mit etwas Geduld und Gefühl findet man eine Stellung, in der sich die Unschärfen etwa die Waage halten. Und der rest ist sowieso das Seeing schuld. Zum Aufsuchen und für Großfeldbeobachtungen (H+Chi gemeinsam im Blickfeld mit noch reichlich Weltraum drumrum) ist das Okular aber noch gut zu gebrauchen, wenn auch von Top weit entfernt. ACHTUNG: das gilt nur für meinen f5er, der es sowieso schrecklich schwer macht ein gescheites Ultraweitfeldoku ohne Randprobleme zu finden. Mein altes Orion-Optilux hat gerade mal 60°-Gesichtsfeld und zeigt auch solche Probleme. Daher ist das Moonfish für mich besser, da der "störungsfreie" Bereich mir größer erscheint. Subjektiv erscheinen die problembehafteten Bereiche des Okus weiter nach aussen zu rutschen, da keine Feldblende einen harten Kontrast und damit eine Möglichkeit das Auge zu fixieren bietet. So gesehen sind randunscharfe Ultraweitfeldukus (Gesichtsfeld >75°) schon dadurch angenehmer! Da das Oku nun mal da ist, behalte ich es, da der Preis von 85Euro wirklich nicht groß ist. Aber wer schon ein gutes 2"-Oku hat, der braucht es sich nicht wirklich anzuschaffen. Auch fehlt mir der Vergleich zu anderen 2"-Okus der Mittelklasse. Ich hatte mal ein MER30 von Antares im Okularstutzen und meinte das das Bild da auch nicht wirklich besser war. 2" und f5 scheinen ein wirkliches Problem zu sein.
Eine Anmerkung noch zum Moonfish. Ich hatte irgendwie den Eindruck, gerade an H+Chi, daß das 18mm-Speers nicht wirklich so viel weniger wahres Gesichtsfeld zeigt, wie es der mm-Angabe entsprechen würde. Tatsächlich muss man sich bei Ultraweitwinkelobjektiven extrem zusammen reissen und einigermassen Objektiv zu bleiben. Ein doppelt so großer H+Chi fällt in dem Gesichtsfeld kaum als doppelt so groß auf.
Morgen gehts weiter!
CS