Lüftertest am 12 Zoll f/4 Newton

  • Hallo,


    ich habe nun in drei Nächten mal die Ergebnisse an Jupiter bzw. Sternen mit / ohne Lüfter am NVLT (12 Zoll f/4 Newton) verglichen.


    * Relativ grosser Papbstlüfter saugt zentrisch hinter Hauptspiegel
    * Lüfter stark Drehzahl reduziert, saugt aber noch deutlich!
    * WebCam bei knapp 0.2 arcsec pro Pixel (beugungsbegrenzt)
    * Jeweils 1000 Frames erst ohne, dann mit Lüfter
    * Relativ schlechtes externes Seeing
    * kaum Temperaturänderung der Umgebung
    * 12 Zoll Newton bleibt immer draussen in Hütte
    * Hütte wird tagsüber mit Solarenergie entlüftet


    Ergebnis: nix. Kein Unterschied. Weder am Stern noch am Planeten.


    Bei DeepSky hatte sich ja gezeigt, dass das NVLT ein gewisses Tubusseing produziert, wenn die Nacht stark abkühlte, ab so ca. 3 Grad / Stunde. Dies war nicht gegeben. Zusätzlich war wohl das externe Seeing so schlecht, dass man kleinere Verbesserungen nicht erkennen konnte.


    Potenzielles weiteres Problem: Könnte der Lüfter mit seinen 10 cm zu dick sein? Könnte er Vibrationen erzeugen, die es prinzipiell verbieten, an das Auflösungslimit des Teleskops zu kommen? Andere haben diese Kleinstlüfter von Notebooks genommen, oder?

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: tomlicha</i>
    <br />


    * Relativ schlechtes externes Seeing


    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Naja, wenn das Seeing ohnehin schlecht ist, kann der Lüfter natürlich auch nicht mehr viel retten, da er ja nur Einfluß auf das Tubusseeing hat. Versuche das gleiche doch noch mal bei besserem Seeing.

  • Hi Meixner,


    ich gebe zu bedenken, dass selbst bei relativ schlechtem Seeing ja meistens klare Momente dabei sind, die die WebCam ja erwischen müsste.


    Auch fürchte ich Vibrationen durch den dicken Lüfter. Hat jemand schon gute Erfahrungen auch mit den dickeren Kameraden?

  • Hallo,


    da gab's doch von B. Weisheit in SuW 04/2003 einen Artikel über den Lüftereinbau.


    Der hatte es auch zunächst mit einem Lüfter hinter dem Spoiegel probiert. Basierend
    auf einem Aufsatz in "Sky and Telescopes" saugt er nun in der Hauptspiegelebene seitlich ab. WErde ich auch probieren mit drei kleinen Lüftern 30 mm, 12 mm dick.



    Gruß Julius

  • Hallo Tom,
    Zu Schingungen:
    die Lüfter an meinen 10"und 12" Cassegrains haben ca 80 mm Raddurchmesser und werden mit 12- 14 V betrieben (12V Nennspannung). Der 10" mit 9-Punkt Spiegellagerung ist robust und verträgt den Anbau des Ventilators am Tubus. Beim 12" wird die Luft über einen flex. Schlauch abgesaugt. Sonst sieht man am besten mit Startest intra/extravokal Vibrationen sehr deutlich direkt.

    Wirksankeit der Belüftung:
    Das kann man wie oben bestens kontrollieren. Die Wirksamkeit ist sehr von der aktuellen Temperatursituation in der Nähe des Teleskopes und der Spiegel abhängig und natürlich von der Wetterlage abhängig. Ich mache deshalb immer noch Temperaturmessungen am Spiegel und in verschiedenen Höhen über dem Boden. Temperaturdifferenzen von 5 bis 10°C zwischen Gras und Tubusöffnung um 0- 2 Uhr sind gar nicht so selten. Bisheriger Höchstwert der Temperaturdifferenz: 11° C bei Windstille und besonders trockener Luft. Das wird wahrscheinlich in Deiner Hütte weniger drastisch sein. Bei relativ schlechtem seeing ist naturgemäß die Wirksamkeit der Belüftung weniger deutlich nachweisbar. Typische Beispiele mit meinem 10" Helio- Newton: Am 9. 6. hatten wir hier sehr gute Transparenz, aber das seeing war stundenlang so mies, dass keine Granulation auf der Sonne sichtbar war. Da kann man lüften so viel man will, es bringt nix. Am 29. 05. beim ITV war das Tagseeing so gut, dass man noch ca. 1/2 h vor Sonnenuntergang die Granulation deutlich sehen konnte. An diesem Nachmittag wirkte auch die Zwangsbelüftung deutlich. Der nicht belegte HS aus Zerodur bekommt die volle Sonnenstrahlung ab und muß daher belüftet werden.
    Gruß Kurt

  • <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote"><i>Original erstellt von: julius</i>
    <br />Hallo,


    da gab's doch von B. Weisheit in SuW 04/2003 einen Artikel über den Lüftereinbau.


    Der hatte es auch zunächst mit einem Lüfter hinter dem Spoiegel probiert. Basierend
    auf einem Aufsatz in "Sky and Telescopes" saugt er nun in der Hauptspiegelebene seitlich ab. WErde ich auch probieren mit drei kleinen Lüftern 30 mm, 12 mm dick.



    Gruß Julius
    <hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">
    Hallo Julius,
    nur zur Erinnerung, das Problem Zwangsbelüftung ist hier in den Boards schon vorher sehr ausführlich diskutiert worden. z. B:
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=1735&SearchTerms=Zwangsbelüftung
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=1656&SearchTerms=Zwangsbelüftung
    http://www.astrotreff.de/topic.asp?TOPIC_ID=2065&SearchTerms=Zwangsbelüftung
    Ich beschäftige mich damit seit der "Geburt" meines ersten 10" Newton vor 4 Jahren. Es gibt nach meiner Einschätzung noch keine Perfekt- Universallösung, aber wir arbeiten daran[:D][8D].
    Gruß Kurt

  • Hi Tom,


    ich habe auch einen solchen fetten Lüfter hinter dem Spiegel montiert. Der Luftstrom ist deftig, die Vibrationen trotz Lagerung auf Gummipuffern aber auch. Ergo nutze ich ihn nur für den flotten Temperaturangleich, gegen das Tubusseeing hilft ein Winzlüfter, der von vorn auf den Spiegel bläst.


    Grüsse


    Jochen

  • Hi Tom,


    eine stufenlose Drehzahlregelung hilft auch. Ich hatte mal eine montiert, dann aber wieder rausgeschmissen, da ich zum schnellen Runterkühlen (ohne zu beobachten) eh nur full throttle benötige.


    Grüsse


    Jochen

  • Hallo Tom,


    mein Lüfter hat innen so um die 116 mm, erzeugt selbst bei 1200-facher
    Vergrößerung keine Schwingungen, und ich bilde mir ein, daß das Bild
    "unbelüftet" nicht ganz so gut ist, wie "belüftet". Meine Tests verliefen
    jedoch am Mond im ersten Viertel. Ich habe allerdings auch einen
    geschlossenen Tubus. Für einen 320/1600 Hauptspiegel aus Pyrex einen
    400/1600 Tubus, der HS ruht auf einer 9-Punkt-Lagerung direkt auf einer
    16 mm Alu-Scheibe mit ca. 15 mm "Luft" zwischen Tubus-Ende und Platte
    und der Lüfter saugt zentral hinterm Spiegel die Luft ab.
    Nach ca. 2 Stunden benutze ich dann meinen Newton.


    HErzliche Grüße


    Wolfgang Rohr

  • Hallo Tom,


    erlaube mir zu Deinem Posting drei Anmerkungen:


    - der Einsatz von Lüftern beschleunigt in erster Linie das Auskühlen des Gerätes. Während dieser Zeit verbessert sich kontinuierlich die Abbildungsqualität. Wenn man zu einem beliebigen Zeitpunkt einen Test mit / ohne Lüfter macht, ist der Unterscheid an Bildqualität mit einem Webcam am defokussierten Bild nur schwer erkennbar. Ich habe es selbst mehrfach ausprobiert und auf aus diesen Gründen auf entsprechende Bilder in meinem SuW-Artikel verzichtet. Allerdings kann man im avi-File recht gut den Unterschied zwischen einer turbulenten, ungerichteten Luftströmung und der gerichteten Luftströmung bei laufenden Lüftern unterscheiden.


    - interessanterweise sind die Sternpünktchen im Fokus bei noch nicht vollständig ausgekühltem Teleskop aber laufenden Lüftern kleiner, als wenn keine Lüfter laufen. Ist vor allem bei sehr hohen Vergrößerungen z.B. M 13 mit über 500fach gut erkennbar. Konntest Du dies auch beobachten?


    - Ein 80mm Lüfter mittig hinter dem Hauptspiegel hat bei mir auch keinen Effekt gezeigt. Erst das Absaugen auf Höhe der Hauptspiegeloberkante brachte bei meinem Teleskop einen sichtbaren Erfolg.


    Nach eine Anmerkung zu den Lüftern: die beiden kugelgelagerten 80 mm Papst-Lüfter erzeugen keine sichtbaren oder fühlbaren Vibrationen, obwohl sie mit voller Drehzahl laufen. Selbst bei meiner Maximalvergrößerung von 615-fach ist keine "Bildverschmierung" durch Lüftervibrationen sichtbar. Allerdings sitzt mein Newton auch auf einer massiven 40kg-Montierung.


    Beim meinem geschlossenen Pertinax-Tubus liegt das Tubsseing ohne Lüfter kurz nach dem Aufbauen bei mindestens 5 - 10 Bogensekunden. An Epsilon Lyrae kann man da schon verzweifeln. Das typische atmosphärische Seeing liegt dagegen meist bei rund 2" bis auf die wenige Augenblicke in denen das Bild wirklich ruhig steht. Ein paar mal im Jahr rutscht es in guten Nächten spürbar für längere Perioden unter die 1". Ein Vergleich in beiden Sorten von Nächten hat gezeigt, dass die Lüfter den Newton recht rasch an das jeweilige atmosphärische Seeing heranführt. Trotzdem kann man in den 99% schlechteren Nächten natürlich kaum eine dramatische Verbesserung zwischen einem normalen asmosphärischen Seeing von 2" und einem schon halbwegs ausgehühlten Teleskop mit 3" oder 4" Tubusseing erkennen.


    ABER: durch die Lüfter ist die Ausbeute in den Momenten perfekten Seeings wesenlich höher. Und selbst mein lambda/4 Coulter-Spiegel zeigt dann an Jupiter und Saturn herrliche "Raumsondenbilder".


    Hab also etwas Geduld und experimentiere mit den Lüfteranordnungen ruhig weiter!


    Gruß und CS


    Bernd

  • Hallo Leute,
    noch eine interssante Beobachtung, die ich vor einigen Nächten mit 16- Zoll "Pünktchen" , Gitterrohrtubus + Lüfter gemacht habe: Der Lüfter ca 150 D. war an einer Latte gefestigt, diese in einen massiven Maschinenschraubstock eingklemmt. Das Ganze stand auf dem Rasen ca 1/2 m vom Grundrahmen der Dobson- Montierung entfernt. Damit wollte ich den HS aus verschiedenen Richtungen/Höhen anblasen um so den Einfluß des bodennahen Temperaturgradienten der Umgebungsluft feststellen zu können. Testobjekt war Polaris. Bei diesem Aufbau wurden sehr deutlich Schwingungen über den Boden auf die Optik übertragen. Erst als ich die Latte in die Hand nahm waren die Schwingungen veschwunden. Die Temperaturdiffernz zwischen Spiegel (Sensor auf Rückseite des 7,4 kg schweren "Dünnlings" aufgeklebt)und der Luft in Spiegelhöhe, gemessen außerhalb des Tubus war geringer als 1°C. Die Bodentemperatur lag 3°C niedriger. Der Effekt: der Ventilator produzierte kräftigst Turbulenzen, erkennbar am defokussierten Sternbild. Bei entspechenden Pusteversuchen in Okularhöhe traten diese nicht auf. Schlußfolgerung: Ventilator auf Spiegelrückseite beschleunigt zwar die "Auskühlung" sorgt aber gleichzeitzig für optische Turbulenz, weil er die bodennahe Kaltluft hochwirbelt. Mit dieser bodennahen Kaltluft haben alle höher aufgestellte Telekope keine Probleme.
    Gruß Kurt

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!