Die Quantentheorie .... 500 vor Christus

  • Hi,
    Im "Sophist" von Plato (habe heute ein Stück gelesen), geht es an einer Stelle um den großen Streit (Gigantomachie, von "gigantos" = riesengross und "machä" = Streit, Kampf, siehe Macho)zwischen der Fraktion derer, die nur das körperliche Sein akzeptieren (Realisten, für sie existiert nur was sichtbar und fassbar ist, "das Ding an sich" bei Kant) und denen, die behaupten, das Sein sei eine "Idee", weil jeder eine andere Auffassung darüber hat oder haben kann (Wenn drei Menschen demselben Auto eine andere Farbe zuordnen, schliessen
    die Idealisten daraus, dass man die Farbe des Autos nicht feststellen kann, weil alles nur subjektive Auffassung ist; dass das Sein also VOR der subjektiven Erfahrung / Erkenntnis existiert und deshalb eine (unbewegliche) "idea" (im sehr weiten Sinne Platos) ist.


    Dann erklärt Sokrates (bzw. Plato der über Sokrates schreibt), dass beide Auffassungen nicht richtig sein können, weil die Freunde der Körperlichkeit anerkennen müssen, dass auch nichtsichtbare Dinge existieren, wie z.B. die Gerechtigkeit und die Kühnheit eines
    Menschen, also dass das Sein ein Vermögen, eine Kraft hat, die aber nicht sichtbar ist (jedenfalls nicht im Ruhezustand). Und auch die Ideenfreunde müssen Wasser in ihren Wein schütten, weil ein Sein im Sinne von "idea" immer ruht, d.h. sich nicht verändern kann und nicht verändert werden kann.


    So, und jetzt kommts: weil der Idealist im Dialog immer noch zweifelt, sagt Sokrates (oder Plato):


    "UND DAS ERKENNEN ODER ERKANNT WERDEN, NENNT IHR DAS EIN TUN ODER EIN LEIDEN ODER BEIDES ? ... WENN DAS ERKENNEN EIN TUN IST, SO FOLGT NOTWENDIG, DASS DAS ERKANNTE LEIDET, DASS ALSO NACH DIESER ERKLÄRUNG DAS SEIN, WELCHES VON DER ERKENNTNIS ERKANNT WIRD, WIEFERN ERKANNT INSOFERN AUCH BEWEGT WIRD, VERMÖGE DES LEIDENS, WELCHES DOCH WIE WIR SAGTEN, DEM RUHENDEN NICHT GESCHEHEN KANN"


    (Plato, Sophist, 248e, in einer Übersetzung von Schleiermacher so um etwa 1800, deshalb das komische Deutsch).


    Was sagt Ihr dazu, 500 vor Christus !!


    Rudi


    N.B.: Hier ist noch ein schönes Beispiel zur "Verschmierung": http://www.univie.ac.at/future.media/qu/quantentheorie.html
    (auf die Bombe und dann auf die verschieden Tasten klicken)

  • Sehr interessant!


    So eine ähnliche Idee ist mir als mal gekommen, als ich das erstemal ein Buch über die Relativitätstheorie gelesen habe.
    Folgende Situation: Ich stelle jemandem eine Frage über etwas, von dem er noch nie etwas gehört hat. Ich erlange die Erkenntnis seiner Unwissenheit bezüglich der erfragten Sache und muss aber im Anschluss an seine Antwort beobachten, wie er danach bestrebt ist, den Zustand (Unwissenheit) zu verändern (in dem die Person sich informiert/erkundigt etc.).
    Mit anderen Worten: Die Antwort ist nur bis zum Zeitpunkt ihrer Formulierung wahr gewesen und nicht länger, denn die gefragte Person ist augenblicklich bestrebt, ihre Wissenslücke zu stopfen.


    Ein Beispiel:
    Weißt Du, was ein Higgs-Boson ist? :)

  • Bonjour, Rudi


    <blockquote id="quote"><font size="1" face="Verdana, Arial, Helvetica" id="quote">Zitat:<hr height="1" noshade id="quote">Was sagt Ihr dazu, 500 vor Christus !!<hr height="1" noshade id="quote"></blockquote id="quote"></font id="quote">


    Das schöne an der Philosophie ist gerade, daß sie auf einfachsten Beobachtungen aufbaut und durch schriftliche Überlieferung immer wieder neu diskutiert werden kann. An den griechischen Schulen für Philosophie herrschte Gedankenfreiheit und Überlieferung, wie man deren Schriften entnehmen kann. Warum sollten also die Griechen nicht auch zu richtigen Schlussfolgerungen, den kleinen Juwelen der Philosophie, gelangen. Allerdings: es wurde von Plato und Co. auch sehr viel falsches geschlussfolgert. Davon spricht heute niemand mehr [;)].


    Besten Gruß
    Herbi

  • Moin!


    Wenn ich mir den Text so durchsehe, kommt mir dabei vor allem ein Gedanke: Er ist sehr vieldeutig, oder kann zumindest auch anders interpretiert werden. Kann es sein, dass hier der Fehler gemacht wird, die Erfahrungen oder das Wissen aus der heutigen Zeit in die Vergangenheit zurück zu transferieren? Dadurch kann es zu einem ganz anderen Bild kommen, als damals vielleicht gemeint war.


    Viele Grüße

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