Mars im ETX70

  • Mars im ETX70


    Vor den Sommerferien habe ich bei einer Lidl-Neueröffnung ein ETX 70AT für 99 Euro erkämpft und seither frische ich damit wieder Jugenderinnerungen auf. Damals hatte ich einen zum Taschengeld passenden kleinen Refraktor von Kosmos 60/900 auf einer Art Fotostativ, mit dem ich mich sehr für die Sternenwelt begeistert habe. Unstetes Leben während der Studien- und Berufszeit ließen die aktive Beobachtung dann einschlafen, mein Interesse hatte ich mir aber bewahrt. Und da habe ich in der “Sterne und Weltraum“ immer von diesen modernen GOTO-Montierungen gelesen, die alle Himmelsobjekte wie von selbst finden und bei denen man nur noch ins Okular gucken und genießen muss. Da war aber immer der Preis ein Argument, nicht wieder rückfällig zu werden. Aber bei 99 Euro für ein Markengerät war nun kein Halten mehr. Und ich muss sagen, das kleine Teil ist richtig klasse. Zumindest im Vergleich zu meinen Erinnerungen von damals ergibt ein modern verbautes 70mm Objektiv und passende Okulare einen aufregenden Einblick in einen stark erweiterten Kosmos.
    Daher bin ich auch heute früh um 4 Uhr aufgestanden, nachdem ich kurz aufgewacht war und einen sternklaren Himmel konstatieren konnte. Planeten für so ein kleines Instrument gibt es z.Zt. ja nur morgens zu sehen, und dann muss man die Wochenendgelegenheiten schon nutzen. Gerät und Ausrüstung zum Abkühlen auf die Terrasse, Kaffee aufsetzen, kurzes Frühstück, lange Unterhose und Schijacke nicht vergessen - und dann ging’s los. Zunächst war heute leider die automatische Ausrichtung nicht so ganz einfach, bin nicht sicher warum (davon woanders mehr).
    Aber Mars findet man auch mit dem ETX 70 durch reines Peilen. Dann das mitgelieferte MA 12mm Okular mit der 3x Barlow (V~90) einstecken und etwas nachfokussieren und schon sieht man das Scheibchen hell mit nicht all zu störenden Farbrändern. Auf den ersten Blick ist man natürlich enttäuscht – keine Polkappe zu erkennen, keine Syrtis Major, nicht einmal Marskanäle, nur eine leicht rötliche Scheibe. Ist ja auch kein Wunder, das nominelle Auflösungsvermögen ist bei 2“ und das Scheibchen hat etwa 18“ Durchmesser, da kann nicht viel Detail sichtbar werden. Aber mit der Zeit meint man dann doch in kurzen Momenten etwas Struktur zu erkennen. Merkwürdig, es sieht wie ein dunkles Band auf der Südseite aus, fast wie beim Jupiter. Aber ist da nicht auch noch eine Verdickung gegen Westen hin ? Na ja, eigentlich gegen Osten, denn der eingebaute 45°-Umlenkspiegel des ETX liefert ja ein seitenverkehrtes Bild.
    Noch stärkere Vergrößerungen mit einem Billig-ED-Okular haben aber nichts gebracht (dazu vielleicht auch ein andermal mehr). Darüber wurde der Himmel auch schon langsam hell. Noch einen kurzen Blick auf den Saturn, der als nächstes Highlight nach Mars dran sein wird, und dann war auch schon Schluss. Beim Aufschreiben des Beobachtungsprotokolls habe ich dann eine kleine Skizze gemacht, so im Stil wie ich das hier gelegentlich gesehen habe. Aber da ich so ein Bild noch nicht hochladen kann, habe ich mir auch keine Mühe mit Schönzeichnen und Scannen gemacht, sondern mir vorgenommen mich erst mal auf dem Mars zu orientieren. Denn mir war klar geworden, dass ich keine Ahnung hatte, was ich denn eigentlich erwarten sollte.
    Da ist natürlich http://www.CalSky.com sehr hilfreich, wo man das Bild der Planeten zu jeder Zeit und für jede Geräteöffnung darstellen kann. Dort habe ich für 4 Termine pro Tag im Abstand von 6 Stunden das Bild des Mars von einem Satelliten mit perfekter Optik aus und das mit meinem ETX zu erwartende Bild berechnen lassen und dann in Paintshop Pro auf einer Seite schön übersichtlich zusammen gestellt. Dazu noch eine handliche Mars-Karte von http://lexikon.astronomie.info/mars/marskarte.html mit der Bezeichnung der wichtigsten Oberflächen-Formationen und fertig war eine gute Orientierungsgrundlage für die nächsten Monate. Und für heute früh zwischen 5 und 6 Uhr stellt sich dabei heraus, dass man wohl um diese Zeit auf die hellen Ebenen Amazonis und Elysium schaut, die im Süden von den dunkleren Gebieten Terra Sirenum und Terra Cimmeria begrenzt werden. Diese letztere Gebiet wird dann auch tatsächlich gegen Osten zur Großen Syrte hin breiter. Richtig klug war ich erst, nachdem ich den Schalter bei CalSky für ein aufrechtes aber seitenverkehrtes Bild gesetzt hatte, das der kleine Refraktor mit 45°-Spiegel ja zeigt. Das resultierende Bild im 3“-er ist natürlich völlig verwaschen, aber es sieht genau so aus, wie ich es beobachtet und skizziert habe. Dadurch bin ich heute richtig viel schlauer geworden über die Orientierung auf dem Mars und die geografische Anordnung der wichtigsten Regionen dort. Und obwohl mein kleiner Refraktor das alles nur schemenhaft andeutet, ist es ein großartiges Gefühl zu wissen was man sieht und warum.
    So, das war’s für heute, die nächste klare Nacht scheint bevor zu stehen. Mal sehen, was diese am Himmel oder an Instrumentenproblemen bringt.
    Allzeit klare Sicht, Stephan

  • Hallo


    versuche doch mal eine der einprogramierten Himmelstouren, die sindf schön aufs Teleskop zugeschnitten und zeigen Teilweise Dinge die man nicht erwarten würde.
    Die Stärken des Gerätes sind auch eher DeepSky, bei geringer Vergrößerung
    ich habe den Mars auch schon dieses Jahr im Visir gehabt, aber leider immer sehr tiefstehend und da sieht man auch mit 8" nicht mehr


    Gruß Frank

  • Danke Frank für den Tip. Das habe ich am Anfang schon mal gemacht, da war noch vor dem Ende der erste Satz Batterien leer. Und ich konnte vieles nicht sehen, da ich in meinem Garten zwar in Richtung Süd und Südwest ganz gute Sicht habe, aber in alle anderen Richtungen ist das schlecht. Und da ich am Stadtrand von Hamburg wohne, ist das mit der Sicht natürlich insgesamt nicht so obertoll.
    Ich habe inzwischen ein 9V-Netzteil, kann daher so lange ich will aktiv sein, bin aber noch immer an meinen Garten gebunden - der Power Tank von Conrad Electronik ist aber unterwegs.
    Bzgl. Deep Sky habe ich mir in den letzten Wochen aber anhand des Karkoschka so ziemlich alle einigermaßen für das ETX 70 und den hellen Himmel infrage kommenden Objekte angesehen, die ich bei meinem Himmelsausschnitt und vor Mitternacht erreichen kann. Das Sommerdreieck und seine Umgebeung gibt dafür ja richtig was her.
    Heute morgen habe ich es sehr bedauert, dass ausser kurz für den Orionnebel und M31 keine Zeit war, denn auf diser Seite des Himmels gibt es auch eine Menge interessante Sachen zu sehen.
    Aber es soll ja auch was für den Winter und das nächste Frühjahr bleiben.
    Gruß, Stephan

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