Eure Erfahrung für Anschaffung von H-Alpha-Gerät erbeten

  • Liebe Sonnenbeobachter,


    ich plane schon seit längerer Zeit, die Sonne auch in H-Alpha zu beobachten und aufzunehmen. Heuer möchte ich mr gerne das geeignete Equipment anschaffen.

    Die nutzbare Öffnung soll 70 - 80 mm sein.


    Ich habe mich schon mit möglichen Systemen bzw. Komponenten beschäftigt und kann von vornherein Filter mit Kippfassung ausschließen. Das möchte ich nicht; ich fand das bei meinem PST schon nicht optimal. Damit scheiden Coronado und Sundancer aus meiner Sicht schon mal aus.


    Bleiben übrig die Systeme von Lunt und Daystar.


    Auf Lunt hatte ich mich schon ein wenig versteift, weil die Qualität vor allem der größeren Filter durchweg recht gut zu sein scheint. Außerdem finde ich die Filterregulierung per Luftdruck sehr sympathisch und ich benötige keine Heizung. Ich sah vor meinem geistigen Auge schon das LS80 als Komplettsystem auf meiner Montierung sitzen.

    Die verfügbaren Einzelfilter für vorhandene Refraktoren sind entweder zu klein oder zu groß; damit scheidet diese Lösung aus.


    Jetzt habe ich mich jetzt dank eines lichten Momentes noch mit den Daystar-System beschäftigt. Bei Daystar darf man als Hersteller mit der längsten Tradition auch auf mehr als ausreichend Erfahrung setzen.

    Mir schweben alternativ zu Lunt das Daystar ST80/1400 SolarScout oder der Quark Gemini-Filter vor. Der Quark scheint v.a. interessant, weil der Filter sich gleichermaßen für Chromosphäre als auch Protuberanzen durch Verschieben einstellen läßt und ich dafür schon geeignete Refraktoren im „Fuhrpark“ habe. Damit sind die Anschaffungskosten auch mit Zubehör wie z.B. ggf. benötigtem ERF deutlich niedriger als für ein vergleichbares Lunt.


    Wie sind Eure Erfahrungen sowohl optisch als auch fotografisch?


    Jetzt freu ich mich auf die eine oder andere Antwort. An der Stelle schon einmal herzlichen Dank dafür!


    CS Wolfram

  • Hallo Wolfram,


    kann ich kurz fragen, was dein Problem mit gekippten Filtern ist? Ich nutze den SunDancer privat an 80mm Öffnung (wobei das ein beheizter Filter ist, mit der zusätzlichen Option, ihn zu verkippen, um die Wellenlänge schnell mal zu verschieben - normalerweise sitzt er senkrecht zum Strahlengang) und einen alten 20/20-Ansatz von Wolfgang Lille im Verein, der rein über Verkippung funktioniert. Das PST (ist bald 20 Jahre her, dass ich da mal durchgeschaut hatte) hatte wenn ich mich richtig erinnere das Problem, dass die H-alpha-Linie nur in einem Band perfekt getroffen war, aber bei wenn das Filtersystem richtig gemacht wird, ist das ganze Bild gut. Die Etalons sind halt Naturprodukte, von daher kann es zu Unterschieden im Bild kommen.


    Ebenfalls im Verein ist ein altes Lunt LS60, bei dem die H-alpha-Linie ebenfalls über Verkippen eingestellt wird – zumindest nehme ich das an, da ist nur ein Drehrädchen oben am Okularauszug. Pressure Tuning gab es damals glaub noch nicht.


    Bezüglich Daystar wird auf Cloudynights gerade über Qualität und Kundenservice diskutiert. Du solltest da zumindest bei einem deutschen Händler kaufen, damit der sich ggf. mit Daystar streiten kann. Da haben wir es in der EU ja besser als in den USA :)


    Die Heizung vom Filter hatte ich auch lange als No-Go angesehen. Aber da meine Montierung zwecks Nachführung eh am Strom hängt, geht ein Y-Kabel von Netzteil/Powertank zu Montierung und SunDancer. In der Praxis stört die Heizung daher gar nicht – wird nur angestöpselt und gut ist; bei Temperaturschwankungen muss ich auch nicht nachkorrigieren, das läuft automatisch. Fire & Forget sozusagen... hatte ich auch nicht so erwartet, bis ich es ausprobiert hatte.


    Systeme wie Quark und SunDancer haben eine höhere Grundvergrößerung als das Lunt und wollen somit eine stabilere Montierung.


    Was mich letztlich zum SunDancer gebracht hat war der Blick durch einen Bino-Ansatz. Beim kleineren Lunt LS-60 ging das glaub nur mit 2,6x Glaswegkorrektor und bringt den ohnehin nicht so tollen Okularauszug sehr an seine Grenzen (wobei unser Lunt auch schon deutlich über 10 Jahre alt ist; wie gut die neuen Okularauszüge sind, weiß ich nicht)


    In allen drei Systemen, zu denen ich regelmäßig Zugang habe, sehe ich sowohl Protuberanzen als auch Oberfläche. Für Fotografie kann ich nur eine Mono-Kamera und ggf. einen ADC empfehlen, falls die Kamera Newton-Ringe zeigt. An den SunDancer passen die Reducer von SolarSpectrum, damit wieder die ganze Sonne auch auf kleinere Kamerasensoren passt. Das Lunt hat von Haus aus eine kleinere Brennweite, da ist kein Reducer nötig.


    Was bei der Sonnenfotografie Gold wert ist, ist ein Motorfokussierer – so kann ich mit dem Laptop etwas Abstand vom Teleskop halten (was das Seeing durchaus positiv beeinflusst) und mit dem Laptop im Schatten sein, um in Ruhe zu fokussieren. Ein iCap Laptop-Zelt hat sich auch sehr bewährt, um was auf dem Monitor zu erkennen. Bei einem Komplett-Teleskop also abklären, ob du einen Motorfokus adaptieren kannst. Generell kann man fotografisch oft noch ein paar Details mehr herausarbeiten, als man visuell sieht.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo Thomas,


    Ja, zumindest habe ich damit bessere Erfahrungen gemacht als mit Verkippung.


    Mit der ASI120Mini und zwei Tiltern konnte ich die Kamera nicht soweit kippen, dass die Ringe verschwanden, mit ADC ist das Bild okay.


    Mit der QHY 163M habe ich nur entweder mit oder ohne Reducer Newtonringe (weiß ich grad nicht mehr genau – bin dieses Jahr noch nicht zum Sonne fotografieren gekommen :( ), mit ADC dazwischen sind sie ebenfalls weg.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Salve,

    habe mich damals auf Lunt festgelegt.

    Von der Qualität hatte ich bis jetzt nicht einen Ausreißer dabei.

    Es gab seinerzeit Probleme hinten am Blockfilter mit dem "Blaufilter".

    Die neue Beschichtung läuft nicht mehr an und das Problem ist somit behoben.

    Der Ersatzfilter kann auch bei älteren System mühelos entfernt und dadurch sehr kostengünstig ersetzt werden (ca. 20€).

    Ich habe mein System nun seit erscheinen des 60mm B1200 mit Pumpe im Einsatz.

    Selbst die kleinen 40 B500 zeigen so einiges auf der Sonne,


    Von DayStar hört man dann und wann von optischen Qualitätsschwankungen.

    Hat mich daher stets abgeschreckt ein Gerät zu holen ... auch wenn der Preis sehr ansprechend ist.


    Ich bin dieses Jahr wieder aufm ITV ,,, wer Lust hat kann dann bei mir Sonne gugge,


    saluti Giovanni

  • Ich wuerde mich nach meinen Erfahrungen auch fuer ein Lunt aussprechen. Ich hatte das Daystar SolarScout 60, und mein Examplar zeigte ueberhaupt keine Details auf der Sonnenoberflaeche. Da half auch stundenlanges herumtunen mit der Heizung nicht. Es ging wieder zurueck.

    Das Lunt 50 erfreute mich von Anfang an, und ich habe inzwischen den Ordnungstrennungsfilter durch das neuere Modell ersetzt. Das 50er hat eine knappe Fokallage, und fuer Fotografie musste ich einen Adapter selber bauen. Die groesseren Modelle sind da besser fuer, und ich verstehe ja, dass Du ein Modell um 80mm anstrebst.


    Das Tunen mit Luftdruck geht instantan, keine Waertezeiten und kein Strom ist erforderlich.

  • Hallo Wolfram,

    habe ja auch das 60er Lunt (70mm im deepskymodus) mit 1200er Blockfilter.


    Mittlerweile gibt es gegenüber den Erfahrungen von Alex Angebote bei Binoansätzen, welche nun ohne GWK nutzbar sind. Und hier sind sehr schön Vergrößerungen möglich, wo das Sonnenbild noch hell ist aber schön detailreich. Nur eben komisch spiegelverkehrt. Visuell würde mir persönlich beidäugig an der Sonne wichtig sein, der Gewinn ist schon ordentlich im Beobachtungsgenuss.


    Was die Qualität der Etalons der Lunt angeht - hier ist es durchaus nicht unüblich, dass man einen Sweetspot für die Fackeln hat, diese nicht überall im Feld gleich gut sichtbar sind. Mindestens Sonnendurchmesser gleicher Qualität ist wohl garantiert (sorry, habe die Quelle hierfür nicht parat), aber darüber hinaus Glücksache, ob der Sweetspot schön mittig ist oder nicht etwa eher Richtung Rand im Sehfeld. Ich würde mal annehmen, dass diese Unterschiede auch bei größeren Öffnungen gelten.

    Am besten Rückgaberecht vereinbaren. Das Blaufilterproblem besteht anscheinend noch, Kumpel musste seinen 2 (?) Jahre alten kürzlich austauschen.


    Blockfilter würde ich auf jeden Fall mindestens 1200er holen für den 60er/70er Lunt, da ist man flexibler. Hab den aus Versehen bekommen und war dann froh drum (anstelle des 600ers).


    Ich denke ein 80er Lunt wäre nochmal ein anderer Kracher als das 60/70er, wenn das Geld da ist und die Transportabilität nicht die Rolle spielt, wäre dies nochmal eine andere Nummer in der Auflösung/ eindrucksvoller, insofern ist Deine Wahl mit nutzbarer Öffnung nicht verkehrt, was dann eben auf 80mm bei Lunt hinausliefe (mir ist jetzt kein 70er bekannt)

    Dennoch bin ich recht zufrieden mit dem 60er, Strukturen auf der Sonne sind zeitglich mit schönen Fackeln sichtbar in der richtigen Einstellung vom Tuner.

    Der Auszug ist grundsätzlich gut und schick (rot eloxierter Feintrieb) hatte allerdings Probleme mit dem ersten (Erstgerät wurde dann umgetauscht). Sollte beim Service aber kein Problem sein, der hier ja ganz gut gewährleistet zu sein scheint bei Lunt.


    CS

    Norman

  • Hallo Wolfram


    Norman hat es auf den Punkt gebracht. Genau das sind auch meine Erfahrungen.

    Habe auch den 50er Lunt an einem Telementor 63/840 mm Refraktor mit einem BW 1200er Blockfilter.

    Wenn der Refraktor perfekt justiert ist, ist es ein Genuss mit dem Etalon zu beobachten. Fotografisch hat

    man manchmal einen leichten Halo um die Sonne, was man aber durch leichtes Kippen des Filters in den

    Griff bekommt.


    CS Horst-Dieter

  • Hallo zusammen!


    Zu aller erst möchte ich mich hiermit bei Euch für Eure Antworten noch einmal persönlich bedanken!!!


    Eure Beiträge haben mir gute Stichwörter und Hinweise gegeben und ich habe die Zeit genutzt, mich weiter einzulesen und eingehender zu informieren.


    Alex:

    Mit meinen Vorbehalten gegenüber Verkippung beim Tuning war einfach noch schlecht informiert und deswegen der Meinung, daß dabei Streulicht bei Aufnahmen mit der Kamera provoziert würde. Problematisch sind eher Newtonringe, die sich aber mit einem ADC eliminieren lassen sollten.

    Heizung ist für mich auch kein Problem mehr, weil ich für den EAF sowieso Strom benötige und mittlerweile eine Powerstation angeschafft habe - auch für das Notebook.

    Die Montierung wird kein Problem sein.

    Und Danke für den Link auf Cloudynights - war bei mir im Orkus der Erinnerung ganz untergegangen.


    @ Giovanni und Jürgen:

    Die diversen Beiträge in den einschlägigen Foren bzgl. Daystar machen nachdenklich. Vor allem bei den Solarscout scheint es viele Probleme gegeben zu haben; gleiches gilt für den Dienst am Kunden - allein deswegen kommt für mich nur ein Kauf bei einem inländischen Händler in Frage; wenn ich in den Staaten bestellen würde, kommen ja noch Zoll und Steuer on Top, man spart nicht wirklich dabei und irgendwann am falschen Ende.


    norman:

    Bei Teleskop Austria z.B. hat man mir bestätigt, daß die Qualität des Filtersystems gerade bei den Geräten ab 80mm aufwärts durchweg gleichbleibend gut zu sein scheint, was bei Daystar nicht so der Fall zu sein scheint. Gut, müßte man mit dem Händler natürlich Tauschmöglichkeit vereinbaren; aber das sollte dort ohnehin bekannt sein.


    Tja, wie weit bin ich jetzt?


    Auf jeden Fall ein gutes Stück weiter an theoretischen Kenntnissen! Damit ergibt sich für mich nun folgende aufsteigende Einstufung:


    - Coronado:

    Kommt wegen der schwankenden Fertigungsqualität und Alterung der Blockingfilter für mich nicht in Frage.


    Lunt ST80MT mit 1200er Blockingfilter:

    Kompaktes „All-in-one“ bekannt guter Qualität; mit ERF+Adaption, den ich ich als Schutz für das Ethalon immer dazunehmen werde, und zusätzlichem EAF die kostspieligste Lösung; war ich bisher ziemlich fixiert drauf.


    Daystar Quark Gemini:

    Ideal für meinen vorhandenen Williams GT 81/478 zum Nachrüsten, EAF schon vorhanden, benötigt werden noch ERF+Adaption, ADC, preiswertere Lösung, ich benötige kein weiteres Teleskop; gute Quarks haben durchweg gute Kritiken; Risiko der Aletrung des Blockingfilters trotz ERF…..


    Baader SunDancer II:

    Nachrüsten und zusätzliche Komponenten wie beim Quark; Filtersystem hermetisch abgeschlossen, daher geringes Alterungsrisiko, noch besser mit ERF; durchweg positive Erfahrungen zur Filterqualität!!!


    Die SunDancer-Filter hatte ich nicht mehr auf dem Schirm, bis ich gestern Abend den Bericht von Mario Weigand im Astronomiemagazin noch einmal gelesen habe; das System gefällt mir sehr gut; die Qualität scheint sehr gut zu sein und auch noch „Baader-proved“; hat nur ziemliche Lieferzeiten. Gut, und die Solar Spectrum Serie ist preislich eine andere Liga.


    So ist im Augenblick der Stand. Jetzt lasse ich mir das Ganze noch einmal ohne Druck durch den Kopf gehen.

    Wenn jemand etwas zu meinem Erkenntnisstand beisteuern möchte, dann bitte gerne!!!


    CS Wolfram

  • Ja, zumindest habe ich damit bessere Erfahrungen gemacht als mit Verkippung.

    Hallo Alex,


    ich habe Deinen Tipp mit dem ADC befolgt und heute getestet. Das Ergebnis ist einfach großartig. Keine Probleme mehr mit Interferenz-Ringen als. Newton-Ringen.


    Anbei mal Fotos vom Setup falls weitere Sonnenfreunde ein ähnliches Problem haben.



    Nochmals vielen Dank und CS

    Thomas

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