Leo-Triplet im Nordlichtglanz

  • Hey Sternenfreunde! Mit dem Frühlingsanfang hatte ich diesmal etwas Glück und erwischte eine klare Nacht am Berliner Stadtrand. Ich wollte ein paar Schnappschüsse vom Leo-Triplet mit meinem Lieblings-Teleskop machen. Aber jetzt kommt der Hammer – als ich später die Bilder anschaute, entdeckte ich eine überraschende Zugabe: ein Polarlicht hatte sich heimlich ins Bild geschlichen und das galaktische Trio in einen magischen Schleier gehüllt. Die Lichtshow dauerte gute 20 Minuten, aber sie war kamerascheu; mit bloßem Auge konnte man sie am Berliner Himmel nicht sehen. Manchmal beschert uns das Universum eben ein wenig zusätzliche Magie, wenn man es am wenigsten erwartet! Clear Sky, Jörg


    PS: Aufnahmedetails findet ihr in der Galerie.

  • Hallo Auch-Jörg,


    das sieht auf den ersten Blick wirklich faszinierend aus. Aber ich muss doch ernste Bedenken anmelden. Polarlichter bewegen sich in der Regel deutlich zu schnell, um bei 800 mm Brennweite und 60 Sekunden Belichtungszeit noch scharfe Strukturen erkennen zu lassen. Sorry, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das nur ein farblich schöner Reflex ist, ausgelöst von einer stationären Lichtquelle, zu der Dein nachgeführtes Teleskop allmählich seine Position verändert hat. Das würde das Wandern des Lichtkranzes erklären.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg, vielen Dank für deinen Hinweis. Ich habe hier am Beobachtungsstandort in dieser Zeit (insgesamt etwa 1,5 Stunden) keinerlei externe Lichtunterschiede registriert. Keine Autos und keine anderen Lichtquellen. Auf der Webseite von Michael Theusner (http://www.theusner.eu/aurora) wird die Polarlichtwahrscheinlichkeit dokumentiert. Dort konnte ich entnehmen, dass genau zum Beobachtungszeitraum ein Maximum für ein fotografisches Polarlicht berechnet wurde. Da auch die Farben passen und das Erscheinungsbild der Lichterscheinung (bei 60 Sekunden Belichtung sieht es aus wie eine HDR-Aufnahme) gehe ich von einem Polarlicht aus. Ich hatte insgesamt 91 Aufnahmen von denen etwa 30 diese Lichterscheinung hatten... Aber es ist wie in der Wissenschaft: es gibt eine Theorie und diese lebt so lange, bis sie widerlegt ist. Besten Dank für deine Expertise. CS Jörg

  • Servus Jörg,


    um von Berlin aus Polarlichter zu sehen, musst du (logischerweise) nach Norden schauen. Der Löwe mit dem Triplett stand aber im Süd-Osten, Süden oder Südwesten. Dort wirst du keine Polarlichter finden, egal, wie sehr du danach suchst ;) – jedenfalls nicht, bis unser Erdmagnetfeld aussetzt.


    Folglich muss e seine Lichtreflexion sein.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Antworten. Eure Bewertung hilft mir schon weiter und ich nehme sie gerne an. Ich bin weit entfernt, ein "Trophäen-Jäger" zu sein. Ich hab einfach nur Spaß an der Sache und möchte es verstehen. Ich bin (leider) auch nicht auf dem wissenschaftlichen Niveau, eine Argumentation zu finden, die "FÜR" ein Polarlicht in dieser Aufnahme sprechen (vielleicht findet sich ja noch jemand, der das mal aus dieser Perspektive betrachtet...).


    Die tatsächlichen Ursachen für die Lichterscheinung im Nachhinein zu finden, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gelingen.

    Aber ich kann ein paar Indizien zusammentragen:


    - den einzigen Hinweis auf eine untypische Lichtquelle in dieser Beobachtungsnacht liefert nur die Polarlichtvorhersage inklusive Archiv, denn auf allen anderen Deepsky Aufnahmen vom selben Standort mit selbem Equipment in den letzten Jahren ist mir so ein "Datenausfall" mitten drin in einer Belichtungsserie über ganze 20 min noch nicht passiert (außer bei den Starlink Ketten... :D ).


    - der verwendete IDAS LPS-D2 Filter reduziert nicht nur die Natriumdampflichter aus der Umgebung, sondern hält auch halbwegs die LED-Beleuchtungen in der Straße in Schach. Damit habe ich bisher bei Bortle 6 sehr gute Erfahrungen gemacht.

    Die Lichterscheinung auf den Bildern enthalten typische Grüntöne und Rottöne, also genau die Wellenlängen, die in den unterschiedlichen Schichten der Atmosphäre bei den Polarlichtern erzeugt werden und auch vom Filter durchgelassen werden. Ein temporäres Amp Glow von der Astro-Kamera schließe ich aus.


    - In einem Forum zu Polarlichtern habe ich mal Folgendes gelesen: "Obwohl Polarlichter üblicherweise in nördlichen Breiten und in Richtung des magnetischen Nordpols sichtbar sind, können sie unter bestimmten Bedingungen auch in südlicheren Breiten und in anderen Himmelsrichtungen wahrgenommen werden. Es ist auch zu beachten, dass Polarlichter manchmal in Gebieten sichtbar sind, die weiter vom Pol entfernt sind, insbesondere während Perioden starker geomagnetischer Aktivität, die durch Sonnenstürme verursacht wird." Deshalb hat mich auch die Blickrichtung zum Leo bei der Vermutung, es könnten Polarlichter sein, nicht weiter verunsichert.


    Ich wäre überhaupt nicht enttäuscht, wenn es sich einfach nur um eine schöne Lichterscheinung von einem kleinen grünen Fabelwesen handelt.

    Aber mir fehlen dafür noch gute Gründe... damit mein Kopf abschalten kann.


    CS Jörg





  • Hallo Jörg,


    da muss ich den Vorschreiber leider auch zustimmen.


    Zu statisch, zu scharf, falsche Himmelsrichtung, …


    Ähnliche Lichtreflexe kenne ich zuhauf aus der Fotografie (seitlicher Lichteinfall).


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Das ist für mich ein typischer Reflex der Vergütungsschicht bei sehr starken, sehr seitlich einfallendes Lichtes. Polarlichter kann ich für mich ausschließen, die würden nie so abgebildet werden und deren Erscheinung ist viel grobstrukturierter.

  • Hi!


    Auch von meiner Seite aus: Kein Polarlicht. Schau mal regelmäßig auf https://www.swpc.noaa.gov/products/aurora-30-minute-forecast , da siehst du, wie weit das Polarlichtoval nach Süden reicht. Wenn wir hier was sehen, dann einen Rotschimmer im Norden (deshalb heißt das ja auch Aurora Borealis - nördliche Morgenröte): Wir sehen hier aus dem Süden durch die Erdkrümmung nur das Polarlicht in den oberen Atmosphäreschichten, und da dominiert rot. Grün ist in etwas mehr als 100 km Höhe, wo es auf die dichtere Erdatmosphäre trifft.


    Es gab zwar auch schon Polarlichtsichtungen bis zum Äquator – aber da reden wir von sowas wie dem Carrington-Event oder noch wesentlich stärker, als z.B. Telegraphenschreiber von selber zu morsen begonnen hatten. Ich weiß nicht, ob das Oval damals über schon uns war (von Nordnorwegen aus war es definitiv im Süden) – aber wenn du das fotografiert hättest, wäre das definitiv in den Medien gewesen, weil dann einiges an Elektronik durchgebrannt oder zumindest gestört gewesen wäre. Wahrscheinlich hätte deine Kamera dann auch gestreikt...


    Hier ist ein Bild von 2016, als das Oval schon ziemlich weit im Süden war:

    https://www.metoffice.gov.uk/binaries/content/gallery/metofficegovuk/images/research/weather/satimageofthemonth/ldnt35_20160203_0151_local_npp.jpg

    Quelle:

    Satellite image of the month - 2016
    Showcasing some of the Met Office's satellite imagery from around the world showing weather in action, new views of the world and extra commentary on how we…
    www.metoffice.gov.uk


    Und auch da war es von Deutschland aus noch sehr weit vom Sternbild Löwe entfernt, das Polarlicht ist ja nur in einigen 100km Höhe und war damit noch lange nicht über uns zu sehen. Von Tromsø , den Lofoten oder Island aus war es aber tatsächlich im Süden.


    Das sieht eher so aus, als ob deine Nachführung bzw. die Galaxien in einen Lichtstreifen reingewandert wäre, der durch die Nachführung zu diesen Streifen verzogen wäre.


    Sieht trotzdem interessant aus.


    Beste Grüße,

    Alex

  • Hallo zusammen,


    vielen Dank - gute Erklärungen. Das macht das Forum eben aus und freut mich.

    Ich werde die Bilderserie mal unter dem neuen Titel "Schöne Lichterscheinung" laufen lassen :) .


    Viele Grüße,

    Jörg

  • Hallo zusammen,

    noch ein Nachtrag: Soweit ich mich erinnern kann, waren etwa vor einem halben Jahr (glaube September 2023) grüne und rote Polarlichter über Berlin zu sehen.

    Dazu gab es auch zahlreiche Bilder und Artikel in den Medien. Aber dieses Polarlicht war visuell - also richtig kräftig. Da würden bei einer Deepsky-Session alle Chips durchbrennen.

    Ich denke aber, fotografische Polarlichter erreichen viel öfter als gedacht den Nordberliner Raum (gerade jetzt bei der aktuellen Sonnenaktivität).

    So war es auch am 7.3.2024 nachts. Man sieht sie ja nicht und wenn, dann eher zufällig. Wenn in der Vorhersage eine relative Stärke von 60% für ein fotografisches Polarlicht angekündigt wird, wäre mal interessant zu sehen, wie so ein extrem schwaches fotografisches Polarlicht mit einer Langzeitbelichtung von 1 -2 min aussieht...

    Kennt da vielleicht jemand eine Quelle?

    Viele Grüße,

    Jörg

  • Kennt da vielleicht jemand eine Quelle?


    Hallo Jörg,


    eine gute Anlaufstelle ist das Forum von Meteoros:

    AKM e.V. Forum - Foren-Übersicht


    Da findest du Bilder von fast allen Polarlichtern der letzten Jahre.

    Hier im Forum gibt es auch einige Beiträge dazu, auch von den sehr hellen Polarlichtern aus dem September 2023.


    Viele Grüße,

    Michael

  • HIer mal der Beitrag vom September Polarlicht:


  • Ein Polarlicht in Norddeutschland habe ich auch schon erlebt, auch eines,

    das fast den gesamten Himmel beleuchtete, das war Anfang der 2000er Jahre. Aber das waren rot leuchtende Flächen, im Norden grüne und blaue Strahlen. Sowas hatte ich bisher noch nie erlebt und auch nicht wieder.

    Grüße

    Dietrich



  • Hallo Jörg,


    wenn ich mir deine Bilder ansehen (die Galaxien sind gut getroffen), dann würde der Verlauf des Polarlichts auch zu sehr schmal sein.

    Ich denke mal, dass dein Bildausschnitt ca. 1-2° groß ist. Dann wäre der Bereich deines Polarlichtstreifens ca. einem Monddurchmesser breit...Das scheint mir dann zu schmal für den Farbverlauf.

    Ich bin da aber auch nicht der Polarlichtexperte ;)


    Gruß und CS

    Matthias

    8" -f6 Newton, Selbstschliff * im Gitterohrtubus "deep blue" platziert * mit Selbstbau-Reibradantrieb angetrieben, wohl temperiert und allzeit startklar in der Gartensternwarte montiert

    TS294CP, Canon600Dac, ASI178 und ASI120mini zum Guiden, GPU Koma Korrektor

  • Hallo miteinander,


    als Ursache sollte klar eine Reflexions- oder Beugungserscheinung in Frage kommen. Als helle Lichtquelle kommt hier nur der Mond in Frage. Der stand westlich vom Triplet.

    Weiterhin spricht dafür, dass die Erscheinung westlich wandert, was ja der Tatsache geschuldet ist, das der Mond nach Osten wandert (wahre Bewegung).

    Regulus strahlt zwar auch aus fast gleicher Richtung, sollte aber nicht so einen starken Einfluss haben.


    VG

    Frank

    VG Frank

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    Ein Blick in die Tiefen des Weltalls, ist immer ein Blick in die Vergangenheit.

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  • Hallo Frank, besten Dank für deinen Beitrag. Der Mond war an diesem Tag zur Beobachtungszeit noch nicht aufgegangen und weit weg vom Ziel. Daher würde ich den Mond hier nicht als Quelle vermuten.


    Es muss noch etwas anders geben. Vielleicht spielt auch hier der Zufall mit und in 10 Jahren melde ich mich auf diesen alten Post und verkünde: Es waren Scheinwerfer am Himmel vom Dach des ehemaligen Techno Club „Tresor“ in Berlin… 😎 Viele Grüße, Jörg

  • Hallo Jörg, wenn du am 20.3.2024 (Frühlingsanfang) beobachtest und aufgenommen hast, dann kann deine Aussage nicht stimmen.


    Mit dem Frühlingsanfang hatte ich diesmal etwas Glück und erwischte eine klare Nacht am Berliner Stadtrand.

    Der Mond war in der Dämmerung schon weit über dem Horizont, zumal er vor dem Löwen aufgegangen ist.

    Also ich kann mir nicht helfen, deine Geschichte passt irgendwie nicht so richtig.



    Sorry

    Frank

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  • Hallo Jörg,


    das macht Sinn. Ich kam nur daruf, da du Frühlingsanfang schriebst.

    Trotzdem muss ein Reflex sein. Hatte sowas auch schön öfter, verursacht duch sehr helle Sterne.

    Allerdings war da der Effekt bei weitem nicht so ausgeprägt.


    VG

    Frank

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