zwei Meteoriten gefunden - wie vorgehen für einen Verkauf?


  • Liebe Community.


    Mein Name ist Marcel, gut 50 Jahre alt, ich wohne in der Nähe von Bern in der Schweiz.

    Bei meiner Suche im Internet bin ich auf diese Seite gestossen und habe jetzt bereits Stunden mit euren wundervollen Bildern und interessanten Beiträgen verbracht! Hierfür bereits jetzt herzlichen Dank!


    Dabei war mein Interesse an faszinierenden Fotos nicht einmal der Grund für meinen Besuch hier. Mein Anliegen ist allerdings eventuell ebenfalls interessant:


    Ein guter Kollege von mir - er stammt ursprünglich aus dem Gebiet um Sudan (wo genau, habe ich nie so genau verstanden) hat mich um Mithilfe gebeten. Die Dorfbewohner seines Herkunftsdorfes hätten zwei interessante Steine gefunden, die zuvor nicht dort waren. Nun, ich habe mir - ehrlich gesagt - nicht viel dabei gedacht und ihn dennoch mal um ein Foto gebeten. Mit den Klumpen auf den Bildern konnte ich allerdings nicht viel anfangen und bat ihn, doch mal je einen "Kiesel" von dem einen und dem anderen Stein zu bringen. Die Stücke sahen interessant aus, weshalb wir diese von der Abteilung Erdwissenschaften des Naturhistorischen Museums in Bern haben untersuchen lassen.

    Und siehe da: es handelt sich tatsächlich um einen Chondrit und einen Eisenmeteorit mit ca. 8% Nickel!


    Das Ergebnis der Beurteilung hat uns natürlich gefreut und ist auch bei den "Dorfbewohnern" mit Interesse aufgenommen worden. Die Finder in Afrika hängen emotional nicht so stark an den Funden - sie hätten lieber einen verwertbaren Gegenwert. Ich habe die Meteoriten noch nie persönlich gesehen, sie befinden sich noch im Sudan - derzeit einem Kriegsgebiet. Ein Transport der Meteoriten in die Schweiz sollte allerdings aus logistischer Sicht möglich sein.


    Nur: die Fundstücke sind recht unhandlich. Zusammen erreichen sie schon ein beträchtliches Gewicht von einigen hundert Kilo (laut den Aussagen der Finder).


    Ich hoffe darauf, dass mir jemand hier im Forum sagen kann, ob es sich lohnen könnte, den Aufwand eines Transportes in die Schweiz zu verursachen. Und eventuell hat ja jemand sogar einen Ratschlag, wie ich die paar hundert Kilo Meteoriten am besten verkaufen kann....?!


    Egal mit welchem Resultat: ich danke euch für die Aufmerksamkeit und bin auf eventuelle Antworten schon etwas gespannt!


    Liebe Grüsse aus Bern


    Marcel


    (eines der Bilder ist mir beim Einfügen an die falsche Stelle geraten. Ich kann es nicht korrigieren und bitte um Entschuldigung).



    astrotreff.de/index.php?attachment/71787/

  • Hallo Marcel,


    ich würde mich erstmal über das Fundrecht im Sudan informieren. Wem gehören die Meteoriten? Das regelt jedes Land für sich. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass in einem Land mit so vielen Konflikten nicht viele dran verdienen wollen und andere das verhindern, wenn es um Geld geht. Andere Stichworte: Menschenrechtsverletzungen, Militärputsch, autoritäres Regime...


    Wenn du kein Sudanexperte bist und dich nicht mit den Prozessen vor Ort auskennst, die einen Meteoriten sicher von dort nach hier bringen und auch noch zu einem "fairen" Geldtransfer an die offensichtlich sehr armen Finder führen, lass am besten einfach die Finger davon.


    Letztendlich ist es auch eine Frage von Ethik und nicht nur von deinem Verdienst daran


    VG, Micha

  • Hallo Marcel,

    Zunächst bezweifle ich einmal dass diese beiden Meteoriten mehrere hundert Kilos wiegen. Je nach Eisenanteil schätze ich das Gewicht auf max. 50-100kg.

    Und ich wäre, wie Micha schon schrieb, auch bei der Ausfuhr sehr vorsichtig. In vielen Ländern ist sogar die Mitnahme eines kleinen Kieselsteines verboten. Wenn man es dennoch hinbekommen sollte alles legal zu regeln, kann ich mir nicht vorstellen dass in Ländern wie dem Sudan, letztendlich viel von dem Erlös bei den Findern ankommt. Vermutlich wäre es für die Finder noch am lukrativsten, wenn sie es irgendwie schaffen würden, die Meteoriten im Sudan zu verkaufen.

    Schöne Grüße,

    Christian

  • Hallo Marcel,


    wie sicher bist du dir denn bezüglich der Grundannahme, dass es sich bei den Fundstücken tatsächlich um Meteoriten handelt und dass die Proben petrographisch mit den übersandten Proben übereinstimmen?


    Mich verunsichert besonders die Aussage, dass es sich im Steine (Blöcke) handelt, die "vorher nicht da waren". Meteoriten dieser Größenordnung ("...einige hundert Kilo...") liegen nach ihrer Reise durch das All und die Atmosphäre nach meiner Vorstellung nicht plötzlich einfach so herum. Sie haben einen gewaltigen Impact und müssten ordentlich Licht und Krach machen und nicht zuletzt Einschlagkrater erzeugen, Splitter produzieren etc.


    Viele Grüße

    Peter

  • "Merci", Micha.


    Ich danke für deinen Beitrag, der einige zentrale Punkte genau trifft!


    Zuerst zu meinem Verdienst:

    Ich will keinen Cent verdienen. Ich habe einen Job, verdiene dort genug. Wahrscheinlich springt ein Z'Nacht (Abendessen) für mich raus.

    Ich kann aber einen Transport (vor-)finanzieren, sofern dies Sinn macht.

    Und ich bin ein verhandlungssicherer Verkäufer. Dies wäre bei meinem Kollegen aus sprachlichen Gründen schwieriger.

    Glaub mir, die Sudaner haben sich bestimmt im Voraus gut überlegt, wen sie um Unterstützung bitten, damit sie nicht hintergangen werden.


    Zum meinem Wissen:

    Nein, ich bin kein Sudan-Experte.

    Und nein, ich weiss nicht, wie wertvoll der Fund genau ist.


    Dein Vorschlag "lass die Finger davon" macht mein Leben etwas einfacher, wird den Findern jedoch nicht weiterhelfen. Soweit waren sie ja schon.

    Die Funde einfach "dem Regime oder so" zu übergeben wäre auch eine einfache Lösung, scheint mir allerdings auch nicht zielführend zu sein.


    Schau, die Leute haben diese Meteoriten gefunden und sehen eine Chance, hierdurch ihr Leben eventuell zu verbessern.

    Gibt es dabei Risiken für die Finder? Ja, kann ich mir durchaus vorstellen. Die Finder kennen die Lage vor Ort besser als ich.

    Kann ich persönlich eine faire Geldverteilung sicherstellen? Nein, ich müsste dafür wohl in den Sudan reisen, was ich nicht vorhabe.


    Ich muss mich auf den hier ansässigen Sudaner verlassen, dass er seine Dorfbewohner/Familie nicht hintergeht. Ich kenne diesen Mann aber schon lange und recht gut und würde ihm persönlich eine grössere Summe durchaus anvertrauen. Wir haben mit dem Schweiz-Sudaner eine direkte Verbindung zu den Findern, ein eventueller Ertrag würde nach meiner Einschätzung schon bei den (aus meiner Sicht) "richtigen" Leuten landen...


    Liebe Grüsse


    Marcel

  • Hi!


    Frag doch mal einen der Meteoriten-Händler. Die haben auch bessere Chancen, das weiterzuverkaufen, als ein Privatmensch, der prinzipiell alles als Meteorit anpreisen könnte. Stefan König ist als auf dem ATT, und Reiner Augsten hat sogar eine Webseite unter https://steinerlebnis.de/. Das wären so die beiden, bei denen ich schon gekauft habe.


    Beste Grüße,

    Alex

  • es gab 2008 den berühmten Almahata Sitta Meteorit (2008 TC3) im Sudan. Die Suchexpedition wurde von Muawia Shaddad von der Universität Khartum organisiert. Wenn es den noch gibt, wäre es sicher der geeignete Ansprechpartner. Genauer Fundort, Fundumstände und eine weitere Nachsuche und wissenschaftliche Aufarbeitung wären gut.


    CS, Markus

  • Guten Tag Christian.


    Weisst du, ich wurde hier einfach angefragt, ob ich beim Transport und Verkauf helfen könnte. Mangels Erfahrung mit der Thematik wollte ich mal erste Meinungen von versierteren Personen erhalten. Das hat ja auch gut geklappt, herzlichen Dank für deine Rückmeldung!


    Zum Gewicht kann ich nichts sagen.

    "Der Sudaner" spricht von mehreren hundert Kilo, ich kann dies aufgrund der Bilder schwer einschätzen.

    Der "Brocken" auf dem Autositz-Foto sieht schon recht gross aus. Bessere Bilder habe ich noch nicht.


    Den Begriff "petrographisch" musste ich zuerst googeln...

    Ich habe keine Garantie, dass die Probe mit den abgebildeten "Meteoriten" übereinstimmt, ich gehe aber wirklich davon aus.

    Warum sollte mein Kollege einen solchen Aufwand betreiben (er hat das Gutachten selbst bezahlt), um zum Schluss wissentlich wertlose Steinbrocken zu importieren?


    Ein Verkauf im Sudan war auch mein erster Vorschlag. Angeblich soll sich dies jedoch schwierig gestalten und mit eher grösserem persönlichen Risiko für die Finder verbunden sein.


    Ja, ich weiss noch nicht, was ich von der Sache halten soll. Grundsätzlich würde ich schon gerne helfen, ich suche jetzt aber auch kein Abenteuter und Risiko.


    Liebe Grüsse


    Marcel

  • Guten Tag Markus und Alex.


    Alex, ich danke für die Hinweise.

    Ja, ein guter Händler wäre mir (sofern das Projekt weiter verfolgt wird) natürlich am liebsten. Ich danke für die Empfehlung, es war für mich als Laien schwierig, jemandem im Internet zu finden, dem man auch vertrauen kann.


    Markus, ich verstehe, dass ich einen genaueren Fundort und -Zeitpunkt ausfindig machen muss. Das gehe ich umgehend an, danke für den Tipp!


    Liebe Grüsse und "Merci",


    Marcel

  • Der "Brocken" auf dem Autositz-Foto sieht schon recht gross aus.

    Genau dieser Brocken sieht aber nicht nach einem Meteoriten aus, eher wie ein Granit.


    Der auf dem zweiten Bild mit dem Zentimetermaß sieht am meisten nach einem Meteorit aus.


    Beim ersten Bild wäre ich mir auch nicht sicher. Ich kenne rein optisch solche Steine aus dem semiariden Sertão in Brasilien in der Umgebung von Caetité. Die sehen fast identisch aus


    Hier liegen die in Massen rum. Einfach nur mal auf das Bild schauen


    Mineração em Caetité- Bahia: contradições de uma tragédia anunciada - MAM Nacional
    O Projeto de Mineração Pedra de Ferro pertencente à mineradora Bahia Mineração S.A, cuja maioria de seu capital é de uma empresa com sede no Cazaquistão e…
    www.mamnacional.org.br

  • Hallo Marcel,


    bei allem Respekt für Deine Hilfsbereitschaft, die ich wirklich sehr schätze: Du kennst dich weder mit der Sache (Meteroiten) noch mit den rechtlichen Gegebenheiten (Export/Import Sudan in die Schweiz/EU) aus. Wie sollst Du denn da helfen?


    Du hast recherchiert und hier Ansprechpartner genannt bekommen, die sich der Sache annehmen können. Ich denke, wenn Du diese Kontaktdaten weitergibst, hast Du damit schon mehr getan, als man erwarten kann.


    Was ein eventuelles finanzielles Engagement anginge, würde ich mein Geld als Spende an eine anerkannte Hilfsorganisation, die Projekte im Sudan gezielt unterstützt, deutlich besser angelegt sehen.


    Im Klartext: Du hast keine Ahnung von der Materie, lass die Finger davon und hilf den Leuten auf anderem Wege!


    Sorry für die klare Ansage

    Axel

  • Danke Micha und Axel!


    Ich musste mich informieren und habe wertvolle Informationen erhalten - alles gut. Wirklich aufrichtigen Dank, dass ihr mir geholfen habt.


    Die Kontaktdaten nur weiter zu geben wird (aus sprachlichen Gründen) nicht viel bringen. Ich sehe aber, dass mehr Infos zu den Umständen des Fundes und zu den vermeintlichen Meteoriten erforderlich sind.


    Erst danach würde eine Kontaktaufnahme mit den von Alex genannten Personen möglicherweise einen Sinn ergeben.


    Ich habe durch eure Beiträge viel mehr erhalten, als ich mir erhofft hatte! Ein grosses "Dankeschön" aus Bern!


    Liebe Grüsse


    Marcel

  • Hallo in die Runde,


    die Geschichte erinnert mich spontan an die alte Masche der s. g. "Nigeria Connection". Vor allem "...Ich kann aber einen Transport (vor-)finanzieren, sofern dies Sinn macht..." passt da rein. Wäre aber mal eine interessanten neue Variante. Der Kollege wird da wahrscheinlich in gutem Glauben handeln, aber sein Leumund würde dabei ggf. heftig beschädigt.

    Siehe auch: https://www.polizei.bayern.de/…nternet/002364/index.html


    Was auch stutzig macht:

    "...es handelt sich tatsächlich um einen Chondrit und einen Eisenmeteorit mit ca. 8% Nickel..."

    Zwei unterschiedliche Meteoriten, gleiches Dorf, gleicher Zeitraum?

    Da müssten ja zwei separate Ursprungskörper quasi gleichzeitig am gleichen Ort runter gekommen sein :-/

    Die statistische Wahrscheinlichkeit dafür dürfte "astronomisch klein" sein.


    Viele Grüße, CS und bleibt wachsam,

    Reinhard

  • […]

    Warum sollte mein Kollege einen solchen Aufwand betreiben (er hat das Gutachten selbst bezahlt), um zum Schluss wissentlich wertlose Steinbrocken zu importieren?

    […]

    Hi Marcel,


    ich kenne tausende Gründe, warum sich jemand einen (unbedarften) Vermittler sucht …


    Mein Rat ist eindeutig auch: „Finger weg!“


    Alles andere wurde schon geschrieben.


    VS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

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