Was bringen die Kalibrierbilder in Anwendung wirklich ?

  • Moin Manfred,


    da sind wir ja streckenweise tief abgetaucht, aber ich glaube, dass es nun doch ein Fazit für Deine Frage, also das eigentliche Thema dieses Threads gibt....


    JA, man kann bei modernen rauscharmen Kameras auf Dark Korrekturen verzichten, wenn man

    a) Bias korrigierte Flats verwendet

    b) Die Lights mit BIAS und Flats korrigiert

    Alles andere ist unschön.

    Man erkauft sich den Verzicht auf Darks (bei Langzeitbelichtungen) mit

    - etwas mehr Rauschen

    - Störpixeln


    Bei Verwendung einer geregelt-gekühlten Kamera ist mir der Preis zu hoch. Eine Darklib kann man auch tagsüber erstellen und die Masterdarks lange verwenden (ich nehme die meist ein Jahr lang her). Der Mehraufwand sind zwei Mauscklicks in den Kalibrierparameterfenstern.


    CS (würde mal Zeit hier.....)

    Andreas

  • Hallo Alex,

    das leuchtet ja mal wirklich direkt ein. Vielen Dank dafür, jetzt kann ich im Regen besser schlafen.

    Gruß Peter







    _________________________________________________________________________________________________________________

    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

  • Man erkauft sich den Verzicht auf Darks (bei Langzeitbelichtungen) mit

    - etwas mehr Rauschen

    - Störpixeln

    Hallo Andreas,


    es wäre noch hinzuzufügen, dass man die Störpixel leicht mit Dithern wegbekommt.


    Außerdem geht die Erstellung von Bias Frames sehr viel schneller als die Erstellung von Darks mit der richtigen Temperatur. Die Bias Frames muss man auch nicht immer machen, da der Bias ziemlich konstant ist. Es würde sogar ein synthetisches Bias, also der Abzug eines konstanten Wertes ausreichen.


    Ob das Weglassen der Darks wirklich das Rauschen erhöht, sollte vielleicht nochmal diskutiert werden. Ich denke, es lässt sich nicht so pauschal beantworten, da auch eine Kalibrierung mit Darks einen zusätzlichen Rauschanteil einbringt.


    CS Torsten

  • Hallo in die Runde!


    Die theoretischen Überlegungen sind sehr interessant. Aber das Endziel sollte doch immer sein, möglichst viel von den durch den Aufnahmeprozess injizierten Störungen vor dem Stacken der Lights zu eliminieren. Das Weglassen von Kalibrierungsdateien kann vor diesem Hintergrund doch nur dann von Vorteil sein, wenn die im Aufnahmeprozess tatsächlich KEINE Störungen vorkommen.


    Alle Theorie ist grau und und wie es so schön heißt: "Was zählt, ist auf'm Platz" ;) . Aus eigener Erfahrung bin ich, anders als einige Vorredner der Meinung, dass man auf keine der verschiedenen Kalibrierungsdateien verzichten kann, wenn man eine wirklich tiefe Bearbeitung von Deep Sky Aufnahmen anstrebt.


    Wir sind uns sicher einig, dass man aus vielerlei Gründen auf Flats nicht verzichten kann. Auf eine Korrektur von Flats kann man ebenfalls nicht verzichten. Denn erstens enthalten immer sie FPN (fixed pattern noise) und zweitens müsste man bei Verzicht auf Flat-Korrektur auch auf eine Bias-Kalibrierung der Lights bzw. Darks verzichten, weil ansonsten eine Fehlkorrektur erfolgt.


    Auf eine Korrektur der Lights kann man bei tiefen Bearbeitungen jedoch nicht verzichten. Das gilt sowohl für die Verwendung von Darks als auch für Bias. Denn auch der oft als Amp-Glow frei beschriebene IMX 571 hat Amp-Glow, der beim starken Strecken Gradienten erzeugt. Das kann man wohl auf die anderen Sensoren der IMX-Familie übertragen. Bei meiner jüngeren Kamera sieht man es deutlich rechts und unten. Hier ein 300s Master Dark aus 30 Frames:



    Bei meiner älteren Kamera ist es deutlich weniger stark zu sehen, aber doch vorhanden:


    Der FPN verläuft in bei der einen Kamera eher vertikal und bei der anderen in beiden Richtungen. Was noch auffällt sind Cluster von "warm pixels" in beiden Darks. Ob man also auf Darks verzichten kann hängt davon ab, was man später aus seinem Masterlight herausholen will. Ich selber bin nach längerer Zeit ohne Darks wieder dazu zurückgekehrt.


    Was Bias und Flatdarks zur Flatkorrektur angeht. Nach meinen Erfahrungen mit dem IMX571 ist es nicht egal, ob man Flats mit Bias Masters oder mit Flatdarks kalibriert. Um der Nichtlinearität des IMX571 und einer Zeilenbildung mit meinem Lacerta Lightpanels bei sehr kurzen Belichtungszeiten auszuweichen, sind alle meine Kalibrierungsdateien < 1s belichtet. Aber es gibt bereits Unterschiede zwischen meinem 1s-Bias und meinem 5s-Flatdark, die bei hohem Kontrast gut erkennbar sind. Hier ein Vergleich von Master Bias (1s) und Master Flatdark (5s). Im GIF ist auch zu sehen, dass sich bereits bei 5 s Belichtungszeit "warm pixel" Cluster bilden.



    Wenn also sowohl das Lightpanel für die Flats flickerfrei ist als auch der Sensor sich bei sehr kurzen Belichtungszeiten linear verhält, kann man Flats mit sehr kurzen Belichtungszeiten erstellen und kurze Bias Frames zur Korrektur verwenden. Falls nicht benötigt man meines Erachtens, vor allem für Schmalbanddaten, längere Belichtungszeiten für Flats und die Korrektur sollte dann mit Flatdarks statt mit kurzen Bias Masters erfolgen.


    Viele Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,


    danke für die Ausführungen und die Bilder. Ich verzichte grundsätzlich nicht auf Darks, weil das bei gekühlten Kameras nun wirklich kein großes Ding ist und man sich den Verzicht bei tiefen Belichtungszeiten mit komplexerer Aufnahmetechnik wie Dithern erkauft. Aber alles schon gesagt.

    Letztlich sollte man sich also das Verhalten der Kamera bzw. ihre spezifischen Störungen genauestens ansehen um daraus dann individuelle Parameter für die Flats zu erhalten. Generelle Aussagen über Flats sind also lediglich guide lines. Ich bin irgendwann von kurzen (< 1 sec) Flat Belichtungszeiten aud lange (3 sec) umgestiegen, letztlich, weil die QHY für mich nach langjähriger CCD/Mono-Fotografie neu war und ich zu wenig Erfahrung mit den moderneren OSC hatte. Werde also heute nacht mal das Wetter nutzen und Flats bauen :)

    Mit welcher Sättigung arbeitest du bei den Flats? Meine Lightbox Marke Eigenbau ist absolut flimmerfrei.

    Gruß

    Andreas

  • pete_xl


    Hallo Peter,


    interessante Ergebnisse, die Du hier zeigst.


    Das mit dem Amp Glow werde ich auf jeden Fall mal bei meiner Kamera überprüfen. Bisher hat allerdings in den kalibrierten Bildern nichts darauf hingewiesen.


    Dass der Ersatz von Darks durch Biases bei modernen Kameras möglich ist, beruht auf der Rauschbetrachtung, die im Endergnis nur noch kaum wahrnehmbare Unterschiede hervorbringt. Aber ja, Du hast Recht, sie sind vorhanden. Ob das Ergebnis den zusätzlichen Aufwand rechtfertigt, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Ich kann Dir da vollkommen folgen.


    Die Argumentation zu den Biases und Darkflats habe ich noch nicht richtig verstanden. Üblicherweise werden Flats, die länger als 10s belichtet sind (oder vielleicht auch länger als 5s) mit Darkflats und nicht mit Biases korrigiert. Kürzer belichtete dann mit Biases. Da reden wir aber von Belichtungszeiten um die 20ms. Und die sollten schon von Darkflats unterscheiden. Willst Du darauf hinaus, dass man auch schon bei 1s Belichtungszeit Darkflats erstellen soll oder habe ich das falsch interpretiert?


    Und noch eine Frage zu den "warm pixel" Clustern in den Darks. Würden Die beim Dithern verschwinden oder andersherum vielleicht sogar dann einen störenden Einfluss haben?


    Sorry für die vielen Fragen, ich habe gefühlt schon ewig keine Darks mehr gemacht.


    CS Torsten

  • Hallo zusammen,

    Wichtige Disskussion und Beispiele hier.

    Die Länge von Flats ist ja wohl kameraabhängig, weil viele bei Zeiten < 1 s nicht ausreichend linear reagieren. Bei der ASI2600MM wohl nicht aber bei meiner 1600MM!? Deshalb mache ich immer flats > 1s <10s. ein engeres Intervall wäre in Nina ein Fummerlkram mit den Dimmen bei den verschiedenen Filtern.


    In der Praxis geben viel von uns wahrscheinlich Kalibrierframes in ein ihr individuelles Programm ein und wissen (wie ich) garnicht, wie die vom Programm verwendet werden. Ich mache alles mit APP und habe bisher immer Flats, darkflats und darks eingegeben. APP fordert ja zusätzlich zu Flats und Darkflats entweder Bias oder darks. Wenn man jetzt alle 4 eingibt und dann noch immer dithert, kann man es damit schlechter machen, weil evtl. das Bias 2x abgezogen würde?

    Bei gekühlten Kameras sind ja Bias und darks kein praktisches Thema, wenn nichts dagegen sprichtm würde ich dann alle 4 Kalibrierframes einsetzen.


    CS Peter







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    Einmal editiert, zuletzt von PeterBez ()

  • Hallo Andreas,


    ich wollte mit den Beispielen zeigen, dass es (zumindest bei mir und meinen ASI2600mm) Unterschiede zwischen einem Korrekturframe von 1 s Dauer und einem von 5 s Dauer gibt. Da ich 5 s Flats für Schmalband verwende und bei meinen Bearbeitungen oft extrem weit strecke, reicht mir diese Erkenntnis, um die Flats mit Korrekturfiles gleicher Belichtungszeit zu kalibrieren.


    Ich belichte meine Flats bei fixierter Belichtungszeit mit dem NINA-Assistenten, der auf 40% - 60% Helligkeit eingestellt ist. LRGB belichte ich mit 2 s und Schmalband mit 5 s, wobei die Helligkeit des Panels vom Programm variiert wird. Um die langen Belichtungszeiten mit der Flatbox zu erreichen habe ich mir graue ND-Abdunklungsfolie aus dem Musikbedarf besorgt. Die hat zwar einen Grünstich, aber das spielt am Ende keine Rolle, weil NINA die Helligkeit des Panels für jeden Kanal separat steuert.


    Viel Grüße

    Peter

  • APP fordert ja zusätzlich zu Flats und Darkflats entweder Bias oder darks. Wenn man jetzt alle 4 eingibt und dann noch immer dithert, kann man es damit schlechter machen, weil evtl. das Bias 2x abgezogen würde?

    Hallo Peter,


    ich arbeite zwar nicht mit APP aber ich gehe schon davon aus, dass das Programm richtig mit den Kalibrierframes umgeht. Z. B. darf beim Einsatz von Darks das Biassignal nicht zusätzlich abgezogen werden, da es in den Darks schon enthalten ist.


    Da Dithern aber damit nichts zutun hat, sollte es nicht passieren, dass dadurch etwas schlechter wird.


    CS Torsten

  • Wie wirkt sich Seeing (Luftunruhe) auf Astroaufnahmen aus ? Denke mal dass man dies auch noch einbeziehen sollte, von wo die Aufnahmen gemacht worden sind. Also der Standort ist mit einzubeziehen.

    Wenn uns Außerirdische aus der Ferne im All  beobachten, dann merken Sie dass was auf der Erde hier faul ist.
    :telescope: 150/750 mm Skywatcher Newton | :camera: Canon EOS 600d, Canon R7 + 14 mm Walimex, 24 mm Weitwinkel, 80 - 300 mm Tele, 16 - 55 mm Zoomobjektiv | Skywatcher Montierung HEQ-5 Pro SynScan GoTo

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    Gruß Manfred

  • pete_xl


    Die Argumentation zu den Biases und Darkflats habe ich noch nicht richtig verstanden. Üblicherweise werden Flats, die länger als 10s belichtet sind (oder vielleicht auch länger als 5s) mit Darkflats und nicht mit Biases korrigiert. Kürzer belichtete dann mit Biases. Da reden wir aber von Belichtungszeiten um die 20ms. Und die sollten schon von Darkflats unterscheiden. Willst Du darauf hinaus, dass man auch schon bei 1s Belichtungszeit Darkflats erstellen soll oder habe ich das falsch interpretiert?

    Hallo Torsten,


    eine generell gültige Zeitgrenze festzulegen, macht m. E. wenig Sinn. Bei mir sind Überkorrekturen vorgekommen, die bei tiefen Bearbeitungen sichtbar wurden, wenn ich längere Flats (5s) mit kurzen Bias (< 1 s) kalibriert habe. Ob das an der Nichtlinearität des Sensors liegt oder an anderen Faktoren, weiß ich nicht. Mir reicht das, um für meine Masterflats von 2s (LRGB) und 5 s (Schmalband) Flatdarks zu benutzen und keine kurzbelichtete Bias. Es ist einfach der sauberste Weg.


    Und noch eine Frage zu den "warm pixel" Clustern in den Darks. Würden Die beim Dithern verschwinden oder andersherum vielleicht sogar dann einen störenden Einfluss haben?

    Ich dithere immer, meistens jeden 3. Frame. Ich denke, diese Häufungen hellerer Pixel sind ein guter Grund dafür Darks zu verwenden, damit das, was von Ihnen trotz Dithern ggf. noch übrig bleiben würde, durch die vorherige Kalibrierung der Lightframes eliminiert wird.


    Was den 2. Teil deiner Frage angeht, verstehe ich dich vielleicht nicht richtig. Das Masterdark wird vor dem Stacken von den einzelnen Lights abgezogen. Dabei liegen die betreffenden Bereiche im Masterdark und in den Lights an der gleichen Stelle. Der statistische Effekt des Ditherns wirkt erst danach, beim Stacken, und dürfte eventuelle Reste eliminieren. Die Cluster in den Darks stören also nicht, sondern ermöglichen die Korrektur dieser Bereiche in den Lights.


    Viele Grüße

    Peter

  • pete_xl


    Hallo Peter,


    vielen Dank für Deine Erläuterungen. Jetzt ist mir klar, was Du gemeint hast.


    Das mit dem Dithern hatte ich auch so erwartet.


    Beim Verwenden von Biases oder Darkflats bin ich etwas verwundert, dass Du schon ab zwei Sekunden mit Darkflats bessere Ergebnisse erzielst. In der Literatur bzw. bei Herstellern von Flatsystemen wird Üblicherweise angegeben, dass erst bei Flats mit mehr als 10s Belichtungszeit auf Darkflats gegangen werden soll, da hier der Temperatureinfluss spürbar wird.

    Meine längsten Flats lagen bisher bei 3s. Die konnte ich noch mit Biases bearbeiten. Aber die Grenze ist wahrscheinlich nicht so hart zu ziehen.


    Aber insgesamt sehr interessant, Deine Erfahrungen zu hören.


    CS Torsten

  • Hallo Peter,


    es wird nichts 2 x abgezogen. Wenn man Flats, Bias , Darks und Darkflats verwendet, werden die Lights mit Bias und Dark kalibriert und die Flats mit dem Darkflat.

    So wie ich es mal gelernt habe, werden die Masterbias erzeugt und von den Lights und den Darks subtrahiert, bevor das (somit kalibrierte) Masterdark erstellt und dann von den Lights subtrahiert wird. Danach erfolgt die Division durch das mit den Darkflats kalibrierte Masterflat.


    CS Peter

  • Beim Verwenden von Biases oder Darkflats bin ich etwas verwundert, dass Du schon ab zwei Sekunden mit Darkflats bessere Ergebnisse erzielst.

    Hallo Torsten,


    das habe ich ja nicht gesagt, ich sprach von den 5s-Flats, in denen ich Unterschiede zu den 1s-Belichgtungen gesehen habe ;). Mag sein, dass ich da zu pedantisch bin. Aber ich bin der Meinung, dass sich Imperfektionen addieren oder bei nichtlinearer Bearbeitung sogar potenzieren. Deswegen versuche ich über die ganze Bearbeitungsstrecke von der Aufnahme bis zum Ende des Preprocessing alle Imperfektionen dort zu minimieren, wo ich einen Einfluss darauf habe. Das fängt beim Guiding an, betrifft Einflüsse wie z. B. Temperaturdrift, später auch die Kalibrierung und hört mit der optimalen Gradientenenentfernung auf. Wenn man sich auf dem Weg bis zum Postprocessing irgendwo ein kleines Problem einfängt, wird man es bei tiefen Aufnahmen in der späteren Bearbeitung vielleicht als limitierendes Problem wiederfinden.


    CS Peter

  • Wie wirkt sich Seeing (Luftunruhe) auf Astroaufnahmen aus ? Denke mal dass man dies auch noch einbeziehen sollte, von wo die Aufnahmen gemacht worden sind. Also der Standort ist mit einzubeziehen.

    Hallo Manfred,


    dein Thread dreht sich doch um die Kalibrierung und ob sie etwas bringt. Ich verstehe nicht, wie sich was das Seeing bzw. der Aufnahmeort und die Kalibrierung deiner Meinung nach miteinander zu tun haben.


    CS Peter

  • Mir reicht das, um für meine Masterflats von 2s (LRGB) und 5 s (Schmalband) Flatdarks zu benutzen und keine kurzbelichtete Bias. Es ist einfach der sauberste Weg.

    Ok, dann habe ich das wohl falsch verstanden.


    Aber Dein Ansatz gefällt mir. Ich denke, bei dem Aufwand, den wir hier betreiben, kann ein wenig Pedanterie nicht schaden!


    CS Torsten

  • Hi Andreas,


    Herzlichen dank für die Daten:

    Sehen wir uns die Standardabweichung an (nehmen wir mal den G-Kanal). Die StdDev ist ein Maß für das Rauschen im Hintergrund.

    Mit Darks : 0.856e-04

    Mit Bias : 2.331e-04


    Mit Bias also 2.7x soviel Rauschen. Das sind die Zeilen und Spalten 'Modulationen' die Peter gezeigt hat. Mit Dark werden die auskorrigiert, mit Bias nicht.


    Nun ist das alles was ich geschrieben habe Jammern auf hohem Niveau. Wer z.B. NoiseXT oder sowas Ähnliches benutzt plättet das Rauschen für 'pretty pictures' eh nieder.


    Aber wer z.B. Photometrie machen will (Siehe: Extrasolar Planeten Transit!!) braucht besser als 1/100mag Genauigkeit und da ist Rauschen unser Feind. Genauso bei Astrometrie. Wer einen kleinen Asteroiden mit besser als 1/100pixel messen will muss auch jedes Futzelchen Rauschen bekämpfen.


    Clear Skies,

    Gert

  • Je besser das Ausgangsmaterial ist, desto weniger stark muss ich in der Nachbearbeitung "korrigieren". Es ist ein - sichtbarer! - Unterschied, ob ich NoiseXT mit Stärke 0.2 oder mit Stärke 0.6 anwende.

    Wenn ich feinste Strukturen und Details sichtbar machen will, muss ich das Rauschen so weit wie möglich senken und mit Darks HABEN wir diese Möglichkeit wie wir ja gesehen habe. Also werde ich das keinesfalls verschenken. Allerdings stellt sich damit zwangsläufig auch die Frage, mit welcher Effektivität wir mit diesem Aufwand arbeiten.... Der Himmel ist in unseren Breiten (Gert, bei Dir dürfte es im urbanen Bereich ja auch nicht anders sein) nun mal die fetteste Rauschquelle. Wenn also 80% des Rauschens durch die Atmosphäre etc. verursacht werden (das ist geraten, dürfte bei nicht-optimalem Wetter aber hinkommen), dann arbeiten wir uns hier an den 20% des systematischen Rauschens ab. Wenn mir ein Astro-Freund Bilder aus Namibia schickt, die er "mal schnell eben" gemacht hat, dann kenne ich auch die Grenzen dessen, was wir hier leisten können und was eben nicht. Damit muss man leben - oder reisen.

    Gert, womit ich Dir nicht widerspreche..... Vielleicht das Niveau verändere :)


    CS

    Andreas

  • Guten Morgen zusammen,

    es mag sein, dass hier viel Theorie ventiliert wird. Aber mich interessiert das Thema Rauschen und eure Meinungen dazu aus einem ganz konkreten und praktischen Gund. Seit Ende Märze fotografiere ich M63 und möchte die umliegenden Sternströme und Halo sichtbar machen. Bisher habe ich 220 x 300sec RGB und 84 x 900sec DualBand Ha/OIII Aufnahmen verrechnet. Für alle Korrekturen habe ich Darks und Flat/Flatdarks verwendet. Halo und Sternstrom sind äußerst schwach und gut im Ruaschen versteckt. Womit sich das zentrale Problem ergibt: Was ist per GraxPert, NoiseXT und Kollegen wegrechenbar, weil Störsignal und was ist echte Information.

    Ich habe das Bild mal gepostet, es ist i PI bearbeitet. Nach Stacking der RGB und der Ha/OIII Bilder diese bei "NRGB Kombination" zusammengefügt, Spectophotometric Color Cal auf das RGB losgelassen, Graxpert, NoiseXT, BlurXt angewendet, in den nichtlinearen Zustand gebracht und dann den Dynamikbereich bei HDR selektiv erweitert. In Photoshop etwas "angehübscht".

    Und nun würde mich interessieren ob ihr den schwachen "Halo" rund um M63 als Signal oder Artefakt einordnet - oder wie ihr in diesem Fall vorgeht.

  • Hallo zusammen,

    dafür, dass hier sehr theoretisch argumentiert wird, fällt hier selten der Begriff "Signal-Rausch-Verhältnis". Lesen tue ich immer nur von "Rauschen". Leider können wir die Dinge aus der Tageslichtfotografie nicht 1 zu 1 übernehmen.

    So kann es durchaus sein, dass nach der Anwendung von Darks das Bild irgendwie "glatter" aussieht. Es fehlen eben die Außreißerpixel: hot, cold, worm, ... aber das SNR hat sich verschlechtert. Im Idealfall nur minimal. Deshalb sagt ja auch die Theorie, dass man möglichst viele Darks machen soll. Dasselbe gilt fürs Sigma-Clipping, auch hier verschlechtert sich das SNR, obwohl das Bild danach "besser" geworden ist.

    Ein Bild aus Namibia rauscht auch nicht weniger. Es ist das Signal, das sich besser vom Rauschen abhebt, erkennbar daran, dass man schon mit bloßem Auge eine oder zwei Größenklassen tiefer sehen kann.

    Bitte nie das Rauschen isoliert betrachten. Ich kann nämlich ein wunderbar rauscharmes Bild produzieren, und zwar, indem ich es gar nicht strecke.

    VG ralf

  • Hallo peter,

    Versteh ich nicht. :( Bias ist doch als 0sec definiert. Ein 1sec Bias ist ein Dark. Oder übersehe ich was?


    Clear Skies,

    Gert

    Hallo Gert,


    in meiner Vorstellung ist ein Bias in erster Linie funktional definiert. Es ist die Kalibrierungsdatei mit der FPN-Muster im Readout Noise korrigiert werden sollen.

    Dazu wird Bias von den Lights, den Darks und, falls kein Flatdark benutzt wird, auch von den Flats subtrahiert. Damit dabei kein Amp-Glow oder andere bei längeren Belichtungen auftretende Störungen mit abgezogen werden, sollen Bias Frames zwar möglichst kurz belichtet werden. Jedoch arbeitet mein Sensor bei kurzen Belichtungszeiten < 1s in einem anderen Read-Out-Modus, wie du selber hier IMX571-Sprung-in-Linearit zur Diskussion gestellt hattest. Ich kann nicht ausschließen, dass in dem kurzen Read-Out Modus ein anderes FPN-Muster erzeugt wird, zumal ich früher (mit kurzen Bias) in stark entrauschten und sehr weit gestreckten sternlosen Daten schon seltsame Kachelmuster gesehen habe. Deshalb arbeite ich mit 1s- Bias für lights und Darks und mit Darkflats für die Flats und mache sehr gute Erfahrungen damit.


    CS Peter

  • Hallo,


    auch hier wird von einigen die Meinung vertreten, dass Darks "das Rauschen" mindern. Das kann ich weder aus eigener Erfahrung bestätigen noch kann ich es systemisch verstehen. Fixed Pattern Noise (FPN) wird mit Bias herauskalibriert. Der Shot Noise bleibt erhalten, ebenso andere systembedingte Störungen wie Amp Glow. Masterdarks werden nun aber aus einer Vielzahl von gestackten Darks erzeugt. Durch das Stacken verringert sich ihr Rauschen im Verhältnis 1/Sqr(Anzahl Frames), die Varianz eines Dark geht in einem aus sehr vielen Frames erstellen Dark gegen 0. Es verbleiben also in einem idealen, durch Bias kalibrierten Dark nur ortsfeste Störungen, wie z. B. Amp Glow. Wie soll ein Dark also bei der Subtraktion von den Lights das Rauschen minimieren? Das ist auch gar nicht seine Aufgabe. Nach meinem Verständnis haben Kalibrierungsfiles folgende Funktion:


    FPN in Darks -> Subtraktion Bias von Darks -> Masterdark

    FPN in Flats -> Subtraktion Bias von Flats (wenn keine Flatdarks) -> Masterflat

    FPN und Langzeitbelichtungseffekte in Flats -> Subtraktion Flatdark von Flats -> Masterflat

    FPN in Lights -> Subtraktion (Master)Bias von Lights

    Langzeitbelichtungseffekte in Lights -> Subtraktion kalibrierte (Master)Darks von Lights

    Vignettierung und optische Verschmutzungseffekte -> Division Lights durch kalibrierte (Master)Flats


    CS Peter

  • Hallo Peter.


    danke, schön erklärt! Hab ich auch verstanden. Mir ist das trotzdem zu aufwendig, da bleibe ich lieber bei meinen vergleichsweise defizitären Aufnahmen. Ich kann mir aber vorstellen, dass ich demnächst mal mit Flats anfange. Ich sehe ein, dass diese wahrscheinlich den größten Effekt bringen werden. Flatdarks sind mir aber schon wieder zu viel. ;)


    LG Olaf

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