Stativschwingung reduzieren

  • Hallo zusammen,

    ich habe eine paar Fragen dazu, wie ich das Nachschwingen in meinem Setup kurz-, mittel- und langfristig reduzieren kann, und hoffe darauf, dass vielleicht der/die eine oder andere hier ein paar gute Ideen für mich haben könnte.

    Die Tipps, Stativbeine nur so weit wie unbedingt notwendig auszufahren und ein Gewicht zur Schwerpunktverlagerung anzubringen, setze ich schon um.


    Kurz zur Situation:

    Ich beobachte mit einem kleinen Newton (Skywatcher Heritage 100P mit 400mm Brennweite) auf einem Rollei c5i Fotostativ mit Schwenkkopf, da ich eigentlich nur auf Reisen beobachten kann. Der Vorteil dieses Setups ist, dass ich alles in einem kompakten Fotorucksack unterbringen kann und das Stativ (zusammengeklappt ca. 46cm Packmaß) dabei recht bequem an die Seite des Rucksacks schnallen kann. Die Tischdobsonmontierung, die eigentlich zum Teleskop gehört, ist insgesamt recht unhandlich für Reisen. Ich finde mich mit ihr aus unerfindlichen Gründen auch nicht so gut am Nachthimmel zurecht, was aber vielleicht an mangelnder Übung liegt.


    Das Teleskop kommt mit dem Schwenkkopf und meinem schwersten Okular (Baader Hyperion) auf 2,1kg; das aktuelle Stativ hat eine "offizielle" max. Traglast von 8kg. Ich meine, mal gelesen zu haben, dass eine tatsächliche Belastung bis zu 1/3 der max. Packlast ideal sei.

    Idealerweise muss ich an der Kompaktheit dieses Setups erstmal nichts verändern bzw. das "Gesamtvolumen" nicht vergrößern, da sich das auf Reisen für mich wirklich bewährt hat.


    Inzwischen bemerke ich aber, dass mich das Nachschwingen zunehmend nervt und überlege, was ich tun kann. Hierzu hätte ich ein paar konkrete Fragen, bei denen mir vielleicht erfahrenere Beobachter weiterhelfen können.


    1. Ich habe gesehen, dass es für Stative eigene Schwingungsdämpfer gibt. Machen die wirklich einen Unterschied? Erstmal sieht das ja ganz sinnvoll aus, vor allem, weil ich diese ja bei evtl. Neuanschaffung eines anderen Stativs weiter verwenden könnte.

    2. Worauf müsste ich denn bei Neuanschaffung eines transportablen (Foto?-)Stativs achten, um sicherzustellen, dass es weniger nachschwingt? Ich nehme an, höhere Traglast. Hilft es, wenn es aus Carbon ist? Oder gibt es andere wichtige Aspekte? Ich habe so ein wenig das Auge auf das Lion Rock Traveler S Carbon Stativ geworfen, das 10kg offizielle Packlast hätte.

    3. Welche speziellen Teleskopstative würdet ihr denn empfehlen, die ebenso kompakt und transportabel wie das Fotostativ mit seinen kleinen 46cm Packmaß sind, dabei aber vielleicht besser auf die ungleiche Belastung durch einen (kleinen) Tubus ausgerichtet sind? Preislich geht es mir nicht um ein paar Euro, allerdings sollte schon eine gewisse Relation zum Wert meines Gesamtsetups bestehen. Also, vierstellig muss es nicht werden, vielleicht auch nicht gerade knapp darunter.


    Ein momentan noch sehr vager Gedanke ist auch, als nächstes größeres Upgrade in ein paar Jahren vielleicht einen kleinen Refraktor (max. 4", Brennweite auch so um die 400mm) anzuschaffen. Ideal wäre es natürlich, wenn ich dann nicht gleich wieder ein Stativ kaufen müsste, wenn also eine evtl. Neuanschaffung jetzt dann auch noch damit klarkommen würde.


    Vielleicht hat auch jemand einen Tipp, an den ich bislang noch gar nicht gedacht habe?

    Wie immer bin ich für jeden Hinweis dankbar.


    Vielen Dank schonmal und CS

    Christian

    Teleskope & Ferngläser: Skywatcher Heritage 100/400; Acuter Maksy 60/750; Nikon Action Ex 8x40; OmegonPro 2x54

    Okulare: Svbony Goldline 6mm 66° FoV; Baader Hyperion 13mm 68° FoV; Baader Hyperion 24mm 68° FoV; Omegon Super Plössl Zoom Okular
    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


    Einmal editiert, zuletzt von Yorick ()

  • Hallo,


    ein Trick wäre feiner Quarzsand in den hohlen Stativbeinen. Das Stativ wird dadurch schwerer und manche Schwingung läuft sich tot. Öffnungen kann man mit einer Heißklebepistole vorher schließen.


    salü+cs, volker :hot_beverage:

    Deep Sky visuell, Mond und Sonne im Weißlicht mit 10" f/5 Dobson auf Selbstbau Birke-Multiplex  :dizzy:

  • Das klingt nach einer wirklich guten Idee. Das werde ich mir mal ansehen, vielen Dank!

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  • Wenn unten am Mittelbein ein Haken ist da etwas Schweres unten dran hängen. Wenn kein Haken vorhanden ist einen nachträglich montieren.


    Lieber die 3 Beine länger und dafür das Mittelteil ganz nach unten schieben.

    Aber das Stativ ist halt etwas fragile. Daher wird man das Problem nur reduzieren können.


    Gruß Play

  • Ja, das mit dem Gewicht mache ich auch, wenn genug Platz nach unten ist ;)

    Das mit dem Mittelteil vs. Stativbeine war mir nicht klar. Ich dachte, die Stativbeine kurz zu halten wäre das wichtigste. Aber eigentlich macht es Sinn, wenn ich so darüber nachdenke. Danke!

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  • Das hatte ich wirklich genau andersherum verstanden, weil ich immer nur gelesen habe, dass man die Beine nicht so weit ausfahren soll. Aber es ist wirkllich eigentlich nur logisch. Es ärgert mich fast, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin. Vielen Dank!

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  • Ich glaube, das mit den Schwingungsdämpfern versuche ich auf jeden Fall. DIe sind ja auch nicht so schrecklich teuer. Danke!

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  • Ich schau mir das in Ruhe an, aber generell werde ich mir auf jeden Fall welche besorgen

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  • was man noch erwähnen sollte.. die Teile rutschen auf jeglichem harten Untergrund! wenn du das jetzt auf einem Tisch verwenden willst bringen dir die Dämpfer nur was wenn da nochmal Gummimatten drunter liegen...


    was ich aber eher befürchte... kann es sein das dein Schwenkkopf aus Kunststoff ist? hatte auch Mal sowas ähnliches mit nur einer Seitenhalterung wie deines aus Kunststoff in sehr kompakt.. da schwankte mal eben die ganze Kamera weil das Teil oben aus Kunststoff war.. egal wie tief man es eingestellt hatte.. probier das Mal aus indem du am Teleskop kurz "anschnippst" oder drückst das es kurz wackelt.. entweder ist es der Schwenkarm oder aber die Klemme für die Mittelsäule. weil wenn die schwingen bringen dir auch Dämpfer nicht wirklich viel..

  • Die Produktbeschreibung sagt "Stativkopf aus Metall - Hergestellt aus hochwertiger Aluminiumlegierung", wobei das schon jetzt kein besonders teurer Schwenkkopf war. Ich habe aber tatsächlich eher das Gefühl, dass es die Klemme für die Mittelsäule sein könnte. Also muss wohl mittelfristig doch ein anderes Stativ her. Die Frage ist nur, welches, das stabiler ist und trotzdem so kompakt und transportabel.

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  • so gesehen bauchst du ein Stativ ohne Mittelsäule.. weiß aber nicht ob das mit deinem Neiger dann passt wegen der Höhe?. bei den meisten Foto Stativen ist es eigentlich immer zu 80% so das die ausfahrbare Mittelsäule der instabilste Teil ist am Stativ... weil ausfahrbar und nur durch wenig klemmung gehalten wird.. selbst wenn die dann ganz runter gefahren sind wackeln die dann immer noch..


    SiRUI AM-223L Klein Mini Carbon Reise Stativ mit Nivellierbasis und Nivellierer,Leicht Foto Reisestativ/Ministativ für spiegellose Kamera, belastbar bis zu 15 kg, gefaltete Höhe 23 cm https://amzn.eu/d/1qoKSj0



    sowas wäre eine Überlegung aber wie gesagt fraglich ist ob das dann mit dem Teleskop schwenken hinhaut..

  • Das sieht tatsächlich ziemlich gut aus. Das mit dem Schwenkkopf, ja, ich schätze in Richtung Zenit könnte das langsam eng werden dann.

    Aber so langsam bekomme ich eine Idee, worauf ich achten muss. Vielen Dank, das ist alles schon sehr hilfreich.

    Eine Frage noch: Wie sieht es denn mit dem Material aus? Ich nehme an, das spielt auch eine wichtige Rolle? Hier ist wohl Carbon die beste Wahl - im Kontext meiner "Sachzwänge", oder?

    Und doch noch eine Frage, sorry:

    so gesehen bauchst du ein Stativ ohne Mittelsäule.. weiß aber nicht ob das mit deinem Neiger dann passt wegen der Höhe?.

    Die SIRUI Stative kommen ja erstmal alle ohne Mittelsäule, man kann aber einen Aufsatz zum Anschrauben dazu kaufen. Klar, das ist auch eine Mittelsäule, aber in meiner Vorstellung müsste das doch stabiler sein als eine Mittelsäule, die man hoch- und runterschieben kann, wie bei den Rollei Stativen, oder sehe ich das falsch. So eine anschraubbare Mittelsäule hätte wohl auch den Vorteil, dass ich sie nur dann anschrauben müsste, wenn ich wirklich Objekte beobachten möchte, die hoch oben stehen.

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    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


    Einmal editiert, zuletzt von Yorick ()

  • Also Carbon Stative habe ich so keine Erfahrung mit... tendiere persönlich immer lieber zu Aluminium da muss man aber auch schauen was man da kauft... ich habe zb. ein Voll Aluminium Fotostativ wo auch eben die Mittelsäule das Problem war.. aber ist ein größeres Stativ in Grunde.. bei Carbon hätte ich grundsätzlich die Befürchtung das es zwar stabil ist.. aber nicht Verwindungssteif.. das könnte bei der Größe jetzt egal sein aber da sollen lieber die anderen Kollegen hier noch drauf antworten.. wie gesagt bin eher der Typ Alu/Holz Stativ. eine Alternative wäre ja noch eines von Berlebach das Mini OHNE Nivellierung. (mit oder ohne Nivellierung gute Frage..)


    Ministativ von Berlebach ® Stativtechnik


    mit der Säulenverlängerung ist natürlich stabiler wenn sie feste verschraubt wird. wobei ich manchmal glaube die sind teilweise zu lang.. da reichen ja manchmal Grade 10cm aber muss 25cm nehmen sozusagen.

  • Hallo an alle,


    das bereits gesagte basiert auf den Grundregeln der Statik / Festigkeitslehre. Angewandt auf ein Stativ mit meinen Worten:

    1. Große Querschnitte erhöhen die Steifigkeit (Stichwort Flächenträgheitsmoment). Doppelter Querschnitt eines Rohres oder Stange erhöht die Steifigkeit um das 8- fache.

    2. Kompakte, gedrungene Konstruktionen erhöhen die Steifigkeit (--> kleiner Hebelarm).

    3. Konstruktionen aus geschlossenen Dreiecken erhöhen die Steifigkeit (Fachwerk, Stativdreieck, siehe Eifelturm).

    4. Lange Aufbauten verringern die Steifigkeit. Doppelte Länge eines Rohres oder Stange, biegt sich 8 mal so viel durch.

    5. Ein gutes Eigengewicht zu Steifigkeit Verhältnis erreicht man durch große und zugleich dünnwandige Querschnitte. Ein Ein 30x1 mm Rohr ist steifer und trotzdem leichter als ein 15x3 mm.

    6. Die Steifigkeit wächst linear mit dem Elastizitätsmodul (E-Modul) des Materials. Carbon hat ein höheres E-Modul als Alu bei gleichzeitig geringerem Gewicht.

    7. Verbindungselemente mit möglichst großem Querschnitt vergrößern die Steifigkeit. Je präziser und spielfreier die Verbindungen, um so höher wird die Steifigkeit.

    8. Zusatzgewicht, ausfüllen mit Sand, oder Vibrationsdämpfer können nur die hochfrequenten Schwingungen dämpfen. Die Steifigkeit der Konstruktion können sie nicht erhöhen. Siehe hierzu interessanten Selbstbau Schwingungsdämpfung von Teleskopen mit Flüssigkeit.

    9. Das schwächste Glied bestimmt die Gesamt Steifigkeit


    Die Traglastangaben für Fotostative sind für kurze Belichtungszeiten der Tageslichtfotografie angegeben. Selbst diese sind bei Billigprodukten geschönt bis glatt gelogen. Ein Teleskop oder Spektiv stellt weit höhere Anforderungen. In der Praxis schwächeln günstige Stative vor allem an Punkt 7.


    Yorick, was ist bei dir das schwächste Glied? Das kannst du abschätzen, indem du am Okularauszug wackelst und versuchst zu identifizieren, was am meisten nachgibt. Du wirst höchst wahrscheinlich feststellen, dass eine weit ausgezogene Mittelsäule viel stärker nachgibt, als eine entsprechende Verlängerung der 3 Stativbeine, da diese ja ein stabiles Kraftdreieck bilden.


    Der größte Nachteil dieser Foto Neiger oder Kugelköpfe ist die Tatsache, dass der Schwerpunkt des Teleskopes weit über der Drehachse liegt. Je höher das Gerät in den Himmel schaut, um so größer wird das Drehmoment, um so stärker gibt es nach und schwingt. Zudem muss man die Feststellschraube für die Höhe immer stärker anziehen, damit das Teleskop nicht nach hinten wegkippt, um so ruckeliger und unpräziser wird die Ausrichtung und Nachführung. Weiterhin sind die meisten dieser Köpfe auf maximale Verstellbarkeit in 3 Achsen ausgelegt. Vor allem das einarmige Klappgelenk geht zu Lasten der Steifigkeit.


    Es gibt stabile Neigeköpfe mit präzisen Gleitlagern (sog. "Fluidköpfe"). Einige haben sogar eine einstellbare Rückstellfeder zum Ausgleich der Disbalance. Die guten kosten jedoch mehr als dein ganzer Aufbau.

  • Eventuell auch die Mittelsäule eingefahren festkleben.

    Beine mehr auseinander und auf halber Höhe ein Dreieck rein. Das kann auch ein Konstrukt aus einem Seil rein,daß beim seitlichen Ausklappen gespannt wird.

    Dann noch unten etwas Gewicht ranhängen. Da reicht auch ein Querloch in der Mittelsäule plus Band oder Haken.

    Dann sollte als "Wackelfaktor" hauptsächlich noch der Stativkopf übrig bleiben.


    Gruß Play

  • Hallo Christian,


    wie bisher vollkommen richtig argumentiert wurde, ist Dein Rollei C5i bis auf die Transportabilität nicht sehr gut geeignet für Deine Anwendung (Gesamtstabilität, Mittelsäule).


    Falls Du etwas abwarten kannst, habe ich einen Preistip für Dich.


    Rollei hat sehr oft Sonderaktionen und auch B-Ware im Angebot. Besonders die B-Ware ist oft interessant, da es häufig nur um kleine Mängel, wie z. B. beschädigte Verpackung geht. Dort sind hohe Preisnachlässe drin. Ich habe z. B. ein Lion Rock 30 Mark II zusammen mit einem T8S Panorama Stativkopf für unter 450€ erworben. Das ist eine sehr belastbare Kombi, die noch halbwegs als transprtabel durchgeht und Reserven für die Zukunft bietet.


    Im Nachgang muss ich aber sagen, dass die Panoramafunktion des Stativkopfes das begrenzende Element in Bezug auf Stabilität darstellt. Ein T7S ohne Panoramafunktion z. B. wäre noch etwas preiswerter und stabiler.


    CS Torsten

  • Quarzsand in den hohlen Stativbeinen.

    Halli Chrustian,


    ha - aber danach fürchte ich, wirst Du die Beine nicht mehr einschieben können, und das Packmaß ist futsch..


    Aber für die guten alten Stative von Celestron könnte das eine echte Lösung sein .... wobei ich befürchte, dass hier die Gabel das Schwingelement ist.


    CS Thomas

  • Hier dürfte beim Neiger die meiste Unruhe entstehen. Das läßt sich vermutlich auch nicht einfach beheben, dürfte auch weiterhin die meisten derartigen Stative betreffen. Einzig Schwingungsdämpfmaßnahmen können das Nachschwingen verkürzen und erträglich gestalten. Wenn es wegen Transportabilität so ein Stativ sein muß, würde ich's lassen und einfache Maßnahmen ausprobieren.

    Habe mir gerade ein kleines Carbonstativ für andere Anwendungen gekauft. Ist vielleicht stabiler, möglicherweise auch teurer, viel besser als das bisherige ... aber der Neiger ist auch nicht wirklich für Astrofernrohre geeignet. PST ohne Foto geht aber prima, Minispektiv auch. Was größeres, naja ...


    Gruß

    Stephan

  • Vielen herzlichen Dank an die vielen ausführlichen Rückmeldungen und guten Tipps. Ich fange langsam an, besser zu verstehen, wie die einzelnen Aspekte zusammenhängen und wo das Problem, oder vielmehr die Probleme, liegen. Das ist wirklich hilfreich.

    Der Reihe nach:

    mit der Säulenverlängerung ist natürlich stabiler wenn sie feste verschraubt wird. wobei ich manchmal glaube die sind teilweise zu lang.. da reichen ja manchmal Grade 10cm aber muss 25cm nehmen sozusagen.

    Ja, das stimmt. Auf den ersten Blick konnte ich zumindest bei SIRUI nur aufschraubbare Mittelsäulen ab 20cm finden. Ich werde mir das nochmal genauer ansehen und mich ggf. in einem Fotofachgeschäft noch beraten lassen. Trotzdem ist das schon mal ein echter Erkenntnisgewinn, dass die Mittelsäule ein großer Teil des Gesamtproblems ist und das es hier aber prinzipiell Möglichkeiten für zumindest kleine Verbesserungen gibt. Danke!

    Yorick, was ist bei dir das schwächste Glied? Das kannst du abschätzen, indem du am Okularauszug wackelst und versuchst zu identifizieren, was am meisten nachgibt. Du wirst höchst wahrscheinlich feststellen, dass eine weit ausgezogene Mittelsäule viel stärker nachgibt, als eine entsprechende Verlängerung der 3 Stativbeine, da diese ja ein stabiles Kraftdreieck bilden.


    Der größte Nachteil dieser Foto Neiger oder Kugelköpfe ist die Tatsache, dass der Schwerpunkt des Teleskopes weit über der Drehachse liegt. [...]

    Vor allem das einarmige Klappgelenk geht zu Lasten der Steifigkeit. Es gibt stabile Neigeköpfe mit präzisen Gleitlagern (sog. "Fluidköpfe"). Einige haben sogar eine einstellbare Rückstellfeder zum Ausgleich der Disbalance. Die guten kosten jedoch mehr als dein ganzer Aufbau.

    Vielen herzlichen Dank für die ausführlichen Erklärungen zur Statik. Mir ist dadurch vieles sehr viel klarer geworden, das hat wirklich geholfen. Die Erfahrung mit dem ungleich verlagerten Schwerpunkt bzw. dass hier der Neiger entweder nachsackt oder sehr fest geschraubt werden muss, was dann das Nachführen erschwert, habe ich auch schon gemacht. Mein Eindruck, nachdem ich den "Wackeltest", den du vorschlägst, gemacht habe, ist dass es einerseits natürlich tatsächlich an der Mittelachse liegt, aber auch am Übergang von Teleskop zum Schwenkkopf, also dort, wo die Schnellwechselplatte am Teleskop vom Neiger gegriffen wird. Das muss ich mir nochmal genauer ansehen, ob ich hier schon eine deutliche Verbesserung erzielen kann, indem ich Schrauben nochmal deutlich nachziehe.

    Mein Neiger trägt tatsächlich die Bezeichnung "Fluidkopf", aber darauf würde ich nicht zu viel geben, da es wirklich ein sehr günstiges Modell war ("Soonpho Q-08S Heavy Duty Videokamera Stativ Fluidkopf"). Ich hatte ihn mir auf die Schnelle angeschafft, nachdem ich sehr frustriert aus einem Urlaub mit sehr dunklem Himmel zurückgekommen bin, in dem ich beinahe keine Objekte gefunden hatte, weil ich mit der Bewegungsfreiheit des Kugelkopfs überhaupt nicht klargekommen bin. Ich habe gesucht und gesucht und wenn ich dann aufgeschaut habe, habe ich festgestellt, dass das Teleskop irgendwie völlig "schief" im Teleskop hängt und auf einen völlig anderen Himmelsabblick ausgerichtet ist. Die Idee war, dass die rein azimutalen Bewegungen eines Schwenkkopf (- ich hoffe, ich verwende die Formulierung richtig, ich meine natürlich auf "hoch/runter" und "links/rechts" beschränkt) hier helfen können. Das war auch definitiv der Fall, deswegen wäre ich schon bereit, hier nochmal nachzufinanzieren, aber es muss natürlich irgendwie in Relation bleiben, da hast du schon recht.

    Eventuell auch die Mittelsäule eingefahren festkleben.

    Das ist leider keine Option, da die Beine des Stativs zum Transport um 180° nach oben geklappt werden, so dass sie dann plan mit der ausgefahrenen Mittelsäule abschließen. Wenn ich sie eingefahren festklebe, geht das massiv auf Kosten der Kompaktheit und der Transportierbarkeit.

    Beine mehr auseinander und auf halber Höhe ein Dreieck rein. Das kann auch ein Konstrukt aus einem Seil rein,daß beim seitlichen Ausklappen gespannt wird.

    Könntest du mir das mit dem Seil nochmal erklären? Das klingt gut umsetzbar, aber ich verstehe nicht ganz, inwieweit ein gespanntes Seil zwischen den Beinen hier Stabiliät gibt, da die Beine ja sowieso so weit möglich ausgeklappt sind.

    Falls Du etwas abwarten kannst, habe ich einen Preistip für Dich.


    Rollei hat sehr oft Sonderaktionen und auch B-Ware im Angebot. Besonders die B-Ware ist oft interessant, da es häufig nur um kleine Mängel, wie z. B. beschädigte Verpackung geht. Dort sind hohe Preisnachlässe drin.

    Wenn es wegen Transportabilität so ein Stativ sein muß, würde ich's lassen und einfache Maßnahmen ausprobieren.

    Das ist ein sehr guter Tipp, Tors65 , danke. Und es eilt gar nicht. Ich werde zunächst versuchen, so wie flatratte es empfiehlt, aus meinem Rollei c5i das rauszuholen, was möglich ist und parallel in aller Ruhe nach Alternativen suchen. Das erscheint mir auf jeden Fall der richtige Weg und entsprechend kann ich auch die Sonderaktionen im Blick behalten. An solche Dinge denke ich irgendwie immer nicht, vielen Dank!

    aber danach fürchte ich, wirst Du die Beine nicht mehr einschieben können, und das Packmaß ist futsch..

    Daran hätte ich gar nicht gedacht, danke! Das wäre natürlich der Super-GAU gewesen. Andererseits hätte es die Entscheidung zur Anschaffung eines neuen, besseren Stativs deutlich beschleunigt ;)



    Nochmals vielen Dank an alle Rückmeldungen. Und vor allem, dass ihr meine Situation und meine Prioritäten so ernst nehmt. Ich hatte ein wenig die Befürchtung, dass einfach der (ja durchaus berechtigte) Hinweis kommt, ich soll mir ein ordentliches und massives Teleskopstativ mit ordentlicher Montierung kaufen und den Quatsch mit den Fotostativen vergessen. Es hat mich sehr gefreut, dass ihr auf meine individuelle Lage so eingegangen seid, vielen Dank dafür!

    Teleskope & Ferngläser: Skywatcher Heritage 100/400; Acuter Maksy 60/750; Nikon Action Ex 8x40; OmegonPro 2x54

    Okulare: Svbony Goldline 6mm 66° FoV; Baader Hyperion 13mm 68° FoV; Baader Hyperion 24mm 68° FoV; Omegon Super Plössl Zoom Okular
    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


  • Mittelsäule kürzen?

    Einfach mit deinem Seil auf halber Höhe jedes Bein mit dem anderen verbinden. Könnte man auch aushakbar machen. Hängt davon ab, wie stabil die Beingelenke sind, ob man es müßte. Aber wäre halt eine zusätzliche Fixierung der Beine untereinander.


    Gruß Play

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