Was mich seit der Coronazeit nachhaltig beschäftigt, ist die aggressive Wissenschaftsfeindlichkeit, die so viele Mitmenschen an den Tag gelegt haben.
Da gab es den Drosten, der wirklich gut und sachlich die Lage erklärt hat, der die Schwierigkeiten, die es eben in der Einschätzung des neuen Virus gab und wie es eben zu Ratschlägen an die Regierung kommt und dazu, dass diese eben nach einer Zeit wieder widerrufen werden mussten. Und der wurde dann angefeindet und musst sich mit Morddrohungen beschäftigen, obwohl er wahrscheinlich unzählige Leben gerettet hat.
Da gab es Politiker, die - in all ihrer Fehlbarkeit - versucht haben, die richtige Balance zwischen dem Schutz von Menschenleben und der Einschränkung von persönlicher Freihet, zwischen Eindämmung einer kaum vorstellbaren Pandemie und dem Aufrechterhalten des Alltagslebens (und unserer Wirtschaft) zu finden und dabei natürlich Fehler gemacht haben, und die wurden ebenso angefeindet und ihr - doch meist ehrliches - Bemühen hat unzählige Menschen in die Arme von Populisten getrieben. Ich bin weiß Gott kein Fan von Merkel und Spahn und Bouffier, aber ich glaube allen drein, dass sie ehrlich ihr bestes gegeben haben.
Dass es dann in beiden Bereichen, Wissenschaft und Politik, eben immer auch legitime andere Meinungen gab, war zu erwarten. Dass es in beiden Bereichen auch Menschen gab, die versucht haben, aus der Situation für sich das beste zu ziehen, durch Profitgier oder Profilierungssucht, hat die Sache halt nicht besser gemacht. Ich hätte mir überall mehr Gelassenheit und mehr Vertrauen in die Experten und Entscheidungsträger gewünscht - und Dankbarkeit dafür, nicht selbst in deren Position zu sein.