Galaxien und Kugelhaufen,was ist das Frühjahr für eine schöne Zeit für genussvolles Deepsky. M51 steht hoch und wartet darauf sein Licht durch meinen 12"er zu senden. Schon mehrere Nächte gab es Chancen, aber entweder urplötzlich unter der Woche oder bei wichtigen Geburtstagen und Besuch. Dass ich die hiesige Neumondphase noch was vom Sternenlicht abbekomme,hate ich schon fast aufgegeben. Gestern früh wars noch schön und zog dann mehr und mehr schnodderig zu. Zur Sicherheit gestern Abend aber nochmal die Prognosen gecheckt, man weiß ja nie. Für gegen 1 Uhr sollte die Wolkenfront den Blick freigeben. Sat24 zeigte im Satellitenfilm aber bereits 19 Uhr herum eine schnell nach Norden anziehende Front. Oha!
Der Dobson lag schon abgebaut verpackt aus der dann doch ungenutzten Vornacht.
Gegen 20 Uhr fing ich an, gemütlich Brote zu schmieren, begleitet von "spacenight"-Musik. Was freute ich mich: alle Zeichen standen auf "Go!". Und ich war fit, nicht müde.
Herrlich,so entspannt ohne Hektik alles herrichten zu können, ich musste ja keine Bergbahn erwischen...
Einen richtigen Beobachtungsplan hatte ich nicht,im wesentlichen im Virgo- und Coma Bereich Showpieces ansteuern.
Zug fährt alle halbe Stunde und mir würde es reichen 3 h zu beobachten. 4 Uhr herum Dämmerung zu erwarten.
Kurz: alles easy. Vorneweg was essen war zu wenig Hunger da, also einfach mitnehmen. Inklusive meine ISO Kanne mit Tee, die zuletzt nicht mehr heiß hielt, ich war gespannt,wie es dieses Mal würde.
Gegen 22.30 Uhr war ich endlich im Zug Richtung Osten,weg von der Berliner Lichtglocke. Ziel war mein Beobachtungshügelchen in 5 km Entfernung zum Bahnhof,also per E-Bike.
Knöpfchen gedrückt und Abfahrt
Der dicke Rucksack auf dem Fahrrad ist auf diese Weise kein Problem,es ist schon witzig, voll beladen mit 26 kmh durchs Dorf und den Wald zu brettern. Im dunklen Wald fuhr ich extra mittig auf der Straße, kaum im dunklen Wald drinnen funkeln mich schon von links und rechts Augen an. Erst wohl ein Reh, um dessen Starre zu beenden senkte ich kurz das Licht direkt vor mein Rad aus der Ferne weg. Unmittelbar danach ein Fuchs. Es war Bewegung im Dunkeln! Meine Stangentasche baumelte semigefährlich am Lenker und ich drückte sie mit der rechten Hand herunter,damit sie nicht in die Speichen schwenkt. Muss ich noch optimieren...zwei Gurte mit Clip reichen da ja. Nach 12 Minuten war ich oben an meinem Platz,wo ich sonst, mit weniger Gepäck, 18 Minuten brauchte.
Der abzweigende Wirtschaftsweg hielt ordentliche Spurrillen bereit, die nochmal alles gut durchschüttelten. 23.12 Uhr war ich am Ziel und rechnete mit Bereitschaft um Punkt 0 Uhr.
Ein Lüftchen wehte aus Nordost. Aber nicht wenig. Immerhin war ich ja am Berg!
Ich haderte wohin genau.
Ich testete ein paar Schritte Richtung Gebüsch Rand,ob ich da Schutz erhalten würde. So war es tatsächlich,aber baute erstmal am Hochsitz auf, wo ich Wiesenfläche hatte. Da ich keine Matte/ Decke dabei hatte,war das Ausbreiten der Einzelteile im Dunkeln bisl hakelig. Bevor ich mir dies gebe, brauchte ich erstmal ein Brot. Es kam also wie es kommen musste: unterm dunklen Sternenhimmel angekommen erstmal die Brotbüchse genommen und ne Viertelstunde rumgemampft. Der Aufbau dauerte dann ca. 25 Minuten, obwohl schon alles durchoptimiert. Die Routine fehlt einfach.
Kleine neue Schraubentasche und schon kommt man durcheinander.
Bald war klar,an der windigen Ecke möchte ich nicht die 3-4 h bleiben.
Also das Teleskop geschnappt und am Ackerrand Richtung Windschutz getragen.
Der Ackerrand war eine tiefe Furche,durch die ich die Nacht mehrmals lief,um Vertritt auf der Ackerfläche zu vermeiden.
Spoiler: heute früh in der Morgensteife tat mir der Knöchel weh,als wäre ich umgeknickt.
Die Tour am Himmel
Jedenfalls belohnte Ich mich als erstes mit M 51 hoch im Himmel. Nicht überragend aber dennoch wieder schön und die Spiralstruktur immerhin erkennbar. Als nächstes war M 3 dran, mittlerweile einer meiner Lieblingskugelhaufen. Im 17 mm ES LER mit seinen 92 Grad einfach wundervoll. Schön dekorativ links im Sehfeld noch ein orangeroter Stern, generell ein schönes Sternfeld, besonders wenn ich den Kugelhaufen weiter rechts im Bildfeld platziere. Nun endlich mein Kugelhaufen Okular rein,das 12,5 mm von Nikon. Woah, toll. Die beigelegte Zusatzlinse macht 10 mm draus,was bei richtig gutem Himmel für mich die beste Vergrößerung liefert an Kugelhaufen. Bei eher mittelguten Bedingungen wie heute stell ich fest, dass 12,5 mm mir besser gefallen, teilweise gar eher 17mm.
Für mich ungewöhnlich: meine zig unterschiedlichen Okulare. 4 Stück,jedes einer anderen Marke... Nur mal so nebenbei,weil mir das bei der Okular-Auswahl für die Nacht so auffiel...Schaut eigentlich scheußlich uneinheitlich aus;-))
Früher fand ich meine Televue Reihe toll, jetzt hat sich eine ganz andere Palette ergeben. So suche ich nun oft mit dem 17er LER auf und nutze danach das 12,5 mm von Nikon. Das 8mm Ethos kommt derzeit nur selten zum Einsatz. Das Nikon verhält sich zum Ethos gefühlt wie Ethos zu Nagler, trotz sehr ähnlicher Kenndaten wie 13mm Ethos. Aber egal,soll hier nicht weiter Thema sein,aber ich bin schwer begeistert von dem Okular.
Leos Triplett musste herhalten und ich sah das ganze Trio schön in 12,5mm Brennweite, mit ähnlichem Geld Drumrum wie im 17 er. Nur aufgelöster und etwas weniger hell. Die extra für den Acker eingedrehten langen Spikes sorgten für ungewohnte Standfestigkeit und Vibrationsarmut. Wie fest installiert. Beim Berühren vom Dobson wackelte so gut wie nix, beim Beobachten konnte ich mich richtig dran festhalten ohne dass das Bild zitterte.
Ich peilte zu M 81/82 und eine gleißende M 81 zeigte mir dass ich richtig war. Komisch,hier war das Duo richtig transparent klar zu sehen, wohingegen M 51 jetzt eher moderat gut zu sehen war, trotz ähnlichem Hochstand. M 81 zeigte deutliche dunkle Einkerbungen,für 170fsch im 8er Ethos war die Luftruhe dann aber doch nicht ganz ausreichend, es wurde unaesthetisch matschig.
Apropos... siehe Südosten
Ich versuchte mich an NGC 5907, diese helle Superthin im Drachen, aber das Zenitloch war dann doch zu unergonomisch.
Besser gelegen war der Coma Haufen. Ich suchte den Fischhook/ Hockeyschläger und die Walgalaxie und fand immer "nur" den sogenannten Koifisch. Wal und Co lagen dich viel höher als gedacht. Ich hätte einen Atlanten mit,war aber zu bequem reinzusehen,denn hatte ja die App.
Sowie gefunden, erfreute ich mich an den beiden Objekten in einem Sehfeld,der Hockeyschläger mit seiner Krümmung gut erkennbar. Der Wal mit seinem kleinen drunter liegenden runden Gnubbel..Mit 12,5 mm noch etwas besser und eindrücklicher. Einfach ein tolles Duo.
Jedes Jahr tu ich mich schwer mit Markarians Kette. Einfach grob reinpeilen hilft nicht weiter. So landet man nirgendwo wo man wüsste was man vor sich hat. So fragte ich mich, hä? Was macht die 4565 hier unten, die ist doch weiter oben...? Fürs Nachsehen was ich vor mir hatte war ich schlicht zu faul.
Hätte nur bedeutet die Handschuhe ausziehen zu müssen. Kurzzeitig aufgebend stellte ich M 104 ein,die finde ich zum Glück noch immer. Hübsch,aber heute ein Schatten ihrer selbst im Vergleich zu dem was ich kenne. Dennoch toll, sie nach einem Jahr wieder zu sehen,hier an meinem Heimat Plätzchen.
Der Wind rauscht durch das Pappel Gebüsch und weht eine tolle frische Luft heran,die schon einen vagen Duft von Frühling in sich trägt. Ich muss mal was trinken.Der Tee: kalt. Vermutlich ist beim kürzlichen Herunterfallen die Zwischenwand gebrochen.
Ich wehre mich gegen meinen dubiosen Hang mich in tendenziell Unmögliches zu verbeißen, gegen das aktuelle OdM an dieser Stelle,um keine Zeit zu verlieren, mit Akrobatik die zu nix führt - ist für mich ein Alpenthema der PN, aber nicht hier und jetzt.
Irgendwann hatte ich die richtige Ecke für Makarians Chain erwischt und tauchte mit dem 17 mm Okular in den Haufen ein und stellte mir die Dimensionen vor und dass dies alles Ferne Welteninseln sind.Toll.
Ich verblieb im wesentlichen bei der hellen M 87 und Umgebung und sah die vielen Galaxien wie einen Ring angeordnet, einfach schön.
M 97 und 108 sind ebenfalls knapp zusammen im 17mm zu sehen, der Eulennebel dieses Mal aber ohne Augen,nur ganz vage mal eines vielleicht. Mit Filter war auf einmal alles dunkel, war natürlich der falsche: hbeta. Mit dem OIII war der Nebel richtig hell und mit ungewohnter Struktur. Gar nicht mal dass die Augen jetzt gut sichtbar wären, nein. Sondern irgendwie ausgefranster unruhiger. Auch mit 12,5mm Brennweite änderte sich daran nichts, es blieb bei mysteriöser Struktur.
Mittlerweile war ich zurück an den Hochstand gewechselt, der Wind war nämlich nun verschwunden,das unruhige Luftmassenpaket durchgezogen.
Ein paar Kraniche riefen aus der Nähe wo ein paar Gewässer im Wald sind. Vermutlich die gleichen,wo ich mal Rotbauchunken habe rufen hören. Nicht umsonst liebe ich diesen Platz.
Neben den guten Rahmenbedingungen auch ein paar nette Erinnerungen die ich hier verbinde.
Beeskow im Süden war zu Mitternacht noch deutlich zu sehen, jetzt gegen 3 Uhr fast gar nicht mehr. Seltsam! Wenn Lampen ausgeschaltet werden doch früher als spät in der Nacht?
Die sommerliche Milchstraße steigt langsam hoch,zeigt aber noch kaum Struktur.
Auch der Skorpion ist sehr schwachbrüstig. Dennoch eine schöne klare Nacht. M13 funkelte mich durch die 102 Grad Sehfeld an.
Ich stelle wiederholt M3 ein als Abschluss und da war er: der Tau!
Als hätte jemand die Tau-Uhr eingestellt, damit ich die Bahn um 5 Uhr erwische.
Endlich hatte ich es geschafft,den dicken Rucksack zu packen und zu schultern. Kaum war ich abflugbereit,merkte ich,das Rad Licht ist hinten am Rucksack und muss noch angeschaltet werden.
Also wieder runter den Hinkelstein.
Mich trennen wieder 50 m Spurrillenfedergabelteststrecke von der Hauptstraße,die komisch glitzerte. Mein Zubehör am Boden hatte auch bisl geglitzert. Aber die Straße...hm. Rutschtest mit Schuhen negativ. Aber irgendwie suspekt. Ich ließ den Turbo am Rad mal aus und rollerte vorsichtig mit 15kmh den Hügel runter.
Das war sie, meine erste richtige diesjährige Frühlings- Beobachtungsnacht mit Dobson. Für mich eine tolle Nacht,zumal sie so unverhofft kam und mir die versäumte Nacht zuvor perfekt ausgeglichen hat.
Ich hegte die Hoffnung,morgens mit dem Sonnenaufgang am See ein paar Vögel zu beobachten,nur eine Stunde Frühstück trennten mich davon. Wieder besseren Wissens legte ich mich "nur mal ganz kurz" hin...
Und träumte von weiteren...
Clear Skies!
Norman