Fernstudium Astronomie in Deutschland fordern

  • Guten Tag,


    ich bin neu hier, 36 Jahre alt und möchte unbedingt Astronomie studieren. Nach langem Suchen habe ich, wie viele von euch, festgestellt, dass es keine Möglichkeit in Deutschland eines Fernstudiums gibt. Im Ausland gibt es das sehr wohl, aber die Zahlungsmodalitäten sind nicht unbedingt gut...

    Präsenzstudium gibt es in Deutschland auch nur wenige Orte und nicht in meiner Reichweite. So geht es bestimmt den Meisten hier.

    Ich habe gelesen, es gibt zu Wenige, die sich für Astronomie interessieren, daher wird kein Fernstudium aufgebaut (möglich ist es, wie man an Auslandsangeboten sieht, sehr wohl). Wie viele Interessenten braucht es denn, damit Fernschulen in Deutschland ein solches Studium "erschaffen"?

    Können wir, als Interessierte, nicht eine gemeinschaftliche Anfrage an die Fernunis schicken? Wir müssten dafür so viele Menschen wie möglich finden, die ein solches Studium machen wollen. Kann es dann nicht möglich sein, dass ein solches Studium aufgebaut wird, wenn wir genug sind?

    Was denkt ihr? Ist das schonmal versucht worden? Es werden schließlich immer wieder neue Studiengänge kreirt. Da muss ja auch irgendwie das Interesse dafür bekundet worden sein.


    Ich freue mich über eure Meinungen, Ideen oder Vorschläge.


    Gruß, Aichan

  • Hallo Aichan,


    nicht wundern, du bist hier in einem Forum in dem sich Leute tummeln, die Astronomie in erster Linie als Hobby betreiben. Astronomie studieren möchten die wenigsten hier, insbesondere nicht mit einem echten Abschluß. (Fernstudiengänge mit Zertifikaten stattdessen gibt es ja durchaus, die werden aber natürlich nicht wirklich ernstgenommen.)


    Das es kein richtiges Fernstudium in Astronomie gibt, ist übrigens gar nicht das Entscheidende. In Deutschland kann man nämlich auch in Präsenz nicht Astronomie studieren - man studiert immer Physik und spezialisiert sich auf die Astrophysik. Es gibt aber auch keine richtigen Fernstudiengänge in Physik in Deutschland. Du müßtest also mit deinem Anliegen eigentlich erstmal mit Lobbyarbeit für ein Physikstudium anfangen.


    Daß sich das in Deutschland nie etabliert hat, liegt vermutlich auch darin begründet, daß das Studium sehr arbeitsintensiv und auf Teamarbeit angelegt ist: Übungsaufgaben werden in Kleingruppen bearbeitet, damit die angehenden Physiker*innen von vornherein lernen, daß Einzelgängertum in der Wissenschaft normalerweise nicht zum Ziel führt. Die Teams treffen sich regelmäßig zum gegenseitigen Austausch, und das ist mit einem berufsbegleitenden Teilzeitstudium nicht gut vereinbar. Aber um das hinzukriegen, werden Fernstudiengänge ja üblicherweise belegt.


    Beim Astronomie-Kursangebot im Ausland muß man teilweise genau hinschauen, nicht alles was da so auf dem Markt ist, ist auch seriös. Die Open University wäre eine gute Option. Generell gilt ja auch: Astronomie ist wie alle Naturwissenschaften international, Lehrbücher gibt es spätestens im Master praktisch nur noch auf Englisch und auch die Vorlesungen an Präsenz-Unis werden auf Englisch gehalten. Warum also nicht gleich von vornherein auf Englisch einsteigen?


    Viele Grüße

    Caro

  • Moin zusammen,


    also ein bisl was gibts doch, wenn auch nicht als Fernstudium.


    An der Uni Rostock wird auch Astronomie im Zusammenhang mit einem Physikstudium als fakultative Ergänzung angeboten.


    Lehre - Institut für Physik - Universität Rostock


    Man kann sich dort als Gasthörer für 40 EUR pro Semester einschreiben und kann das dann besuchen.


    Ist zwar kein Fernstudium, aber immerhin zum rein schnuppern.


    ... und mit einem 49 EUR Ticket rückt Rostock dann in Studiennähe.


    ... okay Wenn die Bahn fährt und König Weselsky will.


    Gruß Thomas

  • Hallo Aichan,


    ich wüßte nicht warum ich Astronomie studieren sollte/müsste um Astrofotografie zu machen ;) Dies ist kein wissenschaftliches Astronomenforum, sondern eine Plattform für Interessierte mit unterschiedlicher Vorgehensweisen und Teilinteressen.


    Aber Spaß beiseite … Caro, als eine der wenigen professionellen Astronom*innen im Forum und hat alles sehr ausführlich beschrieben, was hier zu berücksichtigen ist.


    Ich denke auch, dass es nach einem Studium, wie es Dir vorschwebt, tatsächlich sehr schwer wäre, ernst genommen zu werden und tatsächlich irgendwo Fuß zu fassen. Mal davon abgesehen, dass ich es mir bei den sehr speziellen Anforderungen auch sehr schwer vorstellen kann, dass dies im Fernstudium wirklich in der notwendigen Tiefe möglich wäre, den Stoff zu verinnerlichen.


    Ich möchte Dich nicht völlig entmutigen, aber ich sähe auch Dein Einstiegsalter etwas kritisch. Du müsstest Dir auch im Klaren sein, dass es nur für junge Menschen Förderprogramme gibt, die einem den Einstieg etwas ebnen.


    Letzteres ist aber auch in vielen anderen Bereichen ähnlich.


    Ich glaube auch, dass der Beruf Astrophysiker*in oft zu stark romantisiert wird.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Ich möchte Dich nicht völlig entmutigen, aber ich sähe auch Dein Einstiegsalter etwas kritisch.

    Das Alter sollte aus meiner Sicht keine Rolle dabei spielen, wenn man sich Wissen aneignen will. Ich bin noch älter als Aichan und gerade am Überlegen, nochmal etwas zu studieren. Nicht, um unbedingt einen Abschluss zu machen, sondern nur um etwas zu lernen, nur für mich ....


    Klar ist die Förderung dann meist nicht machbar. Aber nach ein paar mehr Berufsjahren mit einem kleine Polster sollte das nicht mehr so die Rolle spielen. Ist halt ein anders Hobby das kostet.


    Ich will selber erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält.


    Gruß Thomas

  • Hallo zusammen,


    Alter ist relativ. Ich kenne eine Reihe von Menschen, die auf dem zweiten Bildungsweg in die Astrophysik eingestiegen sind. Einer davon ist mittlerweile Professor bzw. Institutsdirektor.


    Letztlich wäre die Frage an Aichan aber natürlich in der Tat, was das Ziel des Studiums sein soll. Willst du Astronomie wirklich als Beruf ergreifen oder geht es mehr in Richtung persönliche Bildung aus Interesse an der Sache ohne Berufswunsch in der Richtung - den Abschluß jetzt auch erstmal beiseite gelegt. Die meisten Unis bieten Gasthörer-Zugänge wie den an, den Thomas verlinkt hat, wo man dann an regulären Uni-Veranstaltungen teilnehmen kann. Während der Corona-Hochzeit war da auch viel komplett online möglich, leider haben viele Unis diese Möglichkeiten mittlerweile wieder eingeschränkt. So wenig Unis sind es zwar nicht, die zumindest Grundvorlesungen zur Astrophysik im Angebot haben, aber wenn sie für dich nicht erreichbar sind, bleibt das Problem natürlich bestehen. Das zu recherchieren, kann sich aber dennoch lohnen, denn so einiges wird immernoch hybrid angeboten.


    Viele Grüße

    Caro

  • Hallo allerseits,


    ich lebe ja in England und ich kenne die "Open University" recht gut. Ich kenne viele Amateure, unter ihnen zahlreiche aeltere Semester, die dort Kurse besuchen. Eine Berufswahl steht da nicht zur Debatte, es geht ausschliesslich um privat motivierte Weiterbildung um die Astronomie besser zu verstehen. Und dafuer ist die Open University gut geeignet.

  • Hallo zusammen,


    ja, Alter ist relativ und spielt sicher im persönlichen Wunsch sich weiterzubilden keine Rolle - alles andere wäre auch sehr traurig. Allerdings sollte man sich trotzdem dabei im Klaren sein, dass es schwieriger sein kann.


    Dazu kommt ja beim eventuellen Berufswunsch auch dazu, dass man unter Umständen letztendlich in einer anderen Bereich der Disziplin landen kann, als den, den man sich erhofft hatte.


    Aichan, es wäre tatsächlich interessant Deine Motivation zu wissen. Es gibt ja sehr viele Ausprägungen in der Astronomie/Astrophysik.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Vielleicht ist es auch... ambitioniert..., anzunehmen, dass man ein komplexes Fach wie Astronomie/Astrophysik vollumfänglich ohne Probleme mal so nebenbei studieren kann.

    Das mag vielleicht mit hoher Motivation funktionieren, wenn man durch ein Erststudium oder durch berufliche Tätigkeit einschlägig im mathematisch-physiaklischen Bereich vorgebildet ist, aber ich stelle es mir auch für sehr interessierte und erfahrene Hobbyastronomen, die "im echten Leben" in anderen Bereichen tätig sind, recht schwierig vor, ohne Weiteres auf dem Niveau eines Fachstudiums einzusteigen. Ein richtiges Studium ist in der Regel ein Vollzeitjob.

    Ich will damit nicht sagen, dass irgendwer nicht intelligent genug sein könnte, nur dass so nebenberuflich den meisten einfach die Zeit und die Energie fehlen dürften, um so tief einzusteigen.

    Teleskope & Ferngläser: Skywatcher Heritage 100/400; Acuter Maksy 60/750; Nikon Action Ex 8x40; OmegonPro 2x54

    Okulare: Svbony Goldline 6mm 66° FoV; Baader Hyperion 13mm 68° FoV; Baader Hyperion 24mm 68° FoV; Omegon Super Plössl Zoom Okular
    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


  • Generell ist das Studium Physik / Astronomie ein Vollzeitjob, und nur wenige schaffen es spaeter, in der Astronomie Fuss zu fassen. Aber die Ausbildung, speziell als Physiker, gibt eine gute Qualifikation ab, mit der spaeter gute Arbeitsmarktchancen bestehen - nur eben nicht in der Astronomie.


    Mal aus eigener Erfahrung: Ich habe mit zwei guten Freunden als Teenager Astronomie gemacht, mit allen moeglichen Facetten wie Fernrohrbau, Fotolabor, Heimcomputer, "Jugend forscht" und so weiter. Dies hat den Berufswunsch "Physiker" in uns gefestigt, und idealerweise mit dem Fernziel "Astronom". Keiner von uns ist es letztendlich geworden: Meine beiden Freunde drifteten in die theoretische Teilchenphysik ab, und heute arbeiten sie in der Industrie - einer in einem grossen optischen Unternehmen, der Andere in der IT-Branche. Beide sind gluecklich und zufrieden, und weiterhin Amateurastronomen. Ich selber bin noch in der Astronomie taetig, musste aber auch Federn lassen - ich bin jetzt "Senior Optical Engineer", entwickle Instrumente, aber mache keine astronomische Forschung. Ich bin gluecklich und zufrieden, und weiterhin Amateurastronom. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass die anfaengliche Motivation, mal spaeter als Astronom in der Astronomie zu arbeiten, fruchtet. Aber das Handwerkszeug, das im Physikstudium vermittelt wird, ist ein einem breiten Spektrum spaeterer beruflicher Taetigkeiten zu gebrauchen. Es sind einerseits die abstrakten Sachen, sich in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten und Dinge, die man als Naturwissenschaftler lernt: Selbstkritisch sein, offen fuer Neues zu sein aber es kritisch zu hinterfragen - eben die Arbeitsmethoden zu lernen, die Wissenschaft ausmachen: Einerseits nicht dogmatich zu sein, andererseits nicht jedem Schmarrn kritiklos aufzusitzen. Dazu die praktischen Dinge: Mathematik, Informatik mit verschiedenen IT-Systemen (in der Astronomie ist UNIX/Linux weit verbreitet), Technik - es gibt Praktika und Vorlesungen in allerlei verschiedenen Bereichen, z.B. Experimentalphysik: Elektronik, Vakuumphysik, Optik, Akustik, Mechanik, Radioaktivitaet, Hochfrequenztechnik ... das war jetzt ein schneller "Brainstorm" aus dem Studium, und ich habe sicher Dinge vergessen. Insgesamt weniger tief als ein spezialisiertes Ingenieursstudium, aber eben breitbandig. Wo man letztendlich landet, kommt viel spaeter im Berufsleben raus.

    Nun nach diesem Exkurs zum Fernstudium: Das richtet sich ja hauptsaechlich an den zweiten Bildungsweg: Nicht junge Menschen, die Abitur machen und dann die Uni besuchen, sondern spaetere Quereinsteiger. Solche Studiengaenge richten sich in erster Linie an "angewandte" Faecher, z.B. in den Ingenieurswissenschaften. Beispielsweise der Facharbeiter, der ein paar Jahre an der CNC-Drehbank gestanden hat und jetzt Appetit darauf hat, mechanischer Ingenieur zu werden.

    Astronomie fristet da ein Schattendasein. Wo ich das sage: Unter den 300 Studenten im Grundstudium Physik in der Uni Bonn damals war eine Frau, die wahrscheinlich die aelteste Studentin unseres Jahrgangs war. Lehrerin, kurz vor der Pensionierung, und sehr aktive Amateurastronomin. Sie hat nebenher ein komplettes Physik/Astronomie-Studium absolviert, ohne den Druck, eine Arbeit finden zu muessen. Sie war einfach an der Wissenschaft interessiert, und sie hatte ihre eigene Sternwarte. Ihr Spezialgebiet waren veraenderliche Sterne. In England haette sie viellieicht den Weg ueber die "Open University" beschritten. Nun wohnte sie in einer Universitaetsstadt, und als Lehrerin hatte sie die Hochschulreife, sodass sie sich ohne grossen finanziellen Aufwand einschreiben konnte. Hochschulgebuehren (wie hier in UK - fast £10000 pro Semester, in meinen Augen ein Skandal!) gab es zumindest damals noch nicht, sodass der Zugang zur Bildung kaum vom Geldbeutel abhing, sondern rein von der Qualifikation und Motivation.

    Dies geht jetzt wieder Frage an den Threadersteller: Was soll mit einem Astronomie-Fernstudium erreicht werden? Berufsastronom zu werden ist aus zweierlei Gruenden schwierig: Das Alter und die schlechten Einstellungschancen. Astronomie auf semiprofessionellem Level zu betreiben oder einfach ein privates Interesse daran zu haben, an der neusten Forschung teilzuhaben - ja, da waere ein Fernstudium sicher hilfreich. Das Problem ist nur, dass Fernunis hauptsaechlich Abschluesse mit grossem Bedarf bedienen - Stichwort Fachkraeftemangel - und dass wir Astronomen da nur eine Nebenrolle spielen.

    Als ich mich anfing, fuer ein Astronomiestudium zu interessieren (1986/7, damals noch Hauptschueler), hiess es in den "Blaettern zur Berufskunde, Astronom/Astronomin", dass es in der BRD weniger Astronomen gebe als Bundestagsabgeordnete. Es ist halt ein hochspezialisiertes Fachgebiet.

  • das ist alles sehr informativ, aber der oder die TS hat sich auch schon wieder verdrückt.

    Mal ganz realistisch aus meiner Praxiserfahrung würde ihn oder sie jeder vernünftige Studienberater fragen, ob er oder sie sich für die Herausforderungen eines mathematiklastigen Studiums mit 36 überhaupt noch geeignet fühlt?

    Warum sollte eine Uni ein paar Professor*innen einstellen und einen neuen Studiengang einrichten, nur weil ein/e Träumer/in in Heimatnähe und kostengünstig viel zu spät ein Studium anfangen will, das sie oder ihn schon immer fasziniert hat? Was sind denn die persönlichen Voraussetzungen dafür?

    Allein die Frage ist so weltfremd (das ich nur mit dem Kopf schütteln kann), ob sich hier ein paar Leute zusammenfinden, die ein Fernstudium an einer Fernuniversität "einfordern", damit er oder sie kostengünstig und in Heimatnähe Astronomie studieren kann.


    ich würde ihm oder ihr dafür ne Petition vorschlagen , das hätte mehr Aussicht auf Erfolg. :)

  • Moin zusammen,


    dem kann ich zu 100% zustimmen und es ist absolut mein Lebensweg und meine Erfahrung.


    Mit 15 oder so hatte ich den Wunsch Astronomie zu studieren. Dann irgendwann den Weg über die Physik eingeschlagen, Physikstudium beendet und dann aber keinen weiteren Platz für Astronomie gefunden, der irgendwie passte, weder Studium noch Job. Also ab in die freie Wirtschaft. Das Physikstudium ist eine super Basis, damit kannst Du alles machen. Bin dann irgendwann im Bereich IT gelandet und habe mich noch in Sachen Betriebswirtschaft weiter qualifiziert und eine zweite Ausbildung als Organisationsprogrammiere AS/400 abgeschlossen. Astronomie wahr kein Thema mehr im Berufsleben, aber als Hobby immer präsent. Nun fast am Ende des Berufsleben will und kann ich mir den Luxus leisten Gasthörer in Sachen Astronomie zu werden. Ich freue mich darauf.


    Gruß Thomas

  • Generell ist das Studium Physik / Astronomie ein Vollzeitjob, und nur wenige schaffen es spaeter, in der Astronomie Fuss zu fassen. Aber die Ausbildung, speziell als Physiker, gibt eine gute Qualifikation ab, mit der spaeter gute Arbeitsmarktchancen bestehen - nur eben nicht in der Astronomie.


    Mal aus eigener Erfahrung: Ich habe mit zwei guten Freunden als Teenager Astronomie gemacht, mit allen moeglichen Facetten wie Fernrohrbau, Fotolabor, Heimcomputer, "Jugend forscht" und so weiter. Dies hat den Berufswunsch "Physiker" in uns gefestigt, und idealerweise mit dem Fernziel "Astronom". Keiner von uns ist es letztendlich geworden: Meine beiden Freunde drifteten in die theoretische Teilchenphysik ab, und heute arbeiten sie in der Industrie - einer in einem grossen optischen Unternehmen, der Andere in der IT-Branche. Beide sind gluecklich und zufrieden, und weiterhin Amateurastronomen. Ich selber bin noch in der Astronomie taetig, musste aber auch Federn lassen - ich bin jetzt "Senior Optical Engineer", entwickle Instrumente, aber mache keine astronomische Forschung. Ich bin gluecklich und zufrieden, und weiterhin Amateurastronom. Es ist also sehr unwahrscheinlich, dass die anfaengliche Motivation, mal spaeter als Astronom in der Astronomie zu arbeiten, fruchtet. Aber das Handwerkszeug, das im Physikstudium vermittelt wird, ist ein einem breiten Spektrum spaeterer beruflicher Taetigkeiten zu gebrauchen. Es sind einerseits die abstrakten Sachen, sich in komplexe Sachverhalte einzuarbeiten und Dinge, die man als Naturwissenschaftler lernt: Selbstkritisch sein, offen fuer Neues zu sein aber es kritisch zu hinterfragen - eben die Arbeitsmethoden zu lernen, die Wissenschaft ausmachen: Einerseits nicht dogmatich zu sein, andererseits nicht jedem Schmarrn kritiklos aufzusitzen. Dazu die praktischen Dinge: Mathematik, Informatik mit verschiedenen IT-Systemen (in der Astronomie ist UNIX/Linux weit verbreitet), Technik - es gibt Praktika und Vorlesungen in allerlei verschiedenen Bereichen, z.B. Experimentalphysik: Elektronik, Vakuumphysik, Optik, Akustik, Mechanik, Radioaktivitaet, Hochfrequenztechnik ... das war jetzt ein schneller "Brainstorm" aus dem Studium, und ich habe sicher Dinge vergessen. Insgesamt weniger tief als ein spezialisiertes Ingenieursstudium, aber eben breitbandig. Wo man letztendlich landet, kommt viel spaeter im Berufsleben raus.

    Hallo Jürgen,


    das trifft den Nagel ziemlich auf den Kopf. Hier noch ein weiterer Aspekt, ist Astronomie so besonders?

    Ich habe auch Physik studiert, mit Nebenfach Astrophysik bis zum Diplom. Beim Praktikum an der Sternwarte Bergedorf, wir saßen stundenlang im dunklen Keller und haben Photoplatten vermessen, wurde mir klar, dass sich nicht nur die Arbeitsweise in der Astrophysik kaum von der in der Physik unterscheidet. Als Diplomarbeit wurden mir Rechnungen über Gravitationslinsen angeboten, ich habe mich dann aber für Molekülphysik entschieden und ein sogar astrophysikalisches interessantes, bis dahin nicht nachgewiesenes Molekül, Heliumhydrid untersucht.


    Aus der Rückschau, Astrophysik ist genauso speziell wie jeder andere Bereich der Physik, ob man untersucht wie Sterne explodieren oder analoge Fragen in der Nanophysik kann ähnlich faszinierend sein. Als Laie hat man die Freiheit sich mit den Fragen die einen am meisten interessieren zu beschäftigen, ob das Leben auf Exoplaneten oder die große Struktur des Kosmos ist, was ist Dunkle Materie, gibt es sie überhaupt. Und den Blick in den Himmel genießen, und sich dabei astrophysikalische Fragen durch den Kopf gehen lassen oder auch nicht.


    Das Physikstudium erlaubt es einem sich in all diese Dinge, und auch Themen aus der Chemie und Umwelt- und Lebenswissenschaften schnell hinein zu denken. Und die Physik lernt man am einfachsten im Präsenzstudium, im Kontakt mit anderen, Praktika sind wichtig, auch für die Orientierung, Im Fernstudium ist es schwieriger, aber man kann auch sich aus Büchern sehr viel erschließen, es erfordert aber mehr Disziplin.



    Thomas

  • […]

    Mal ganz realistisch aus meiner Praxiserfahrung würde ihn oder sie jeder vernünftige Studienberater fragen, ob er oder sie sich für die Herausforderungen eines mathematiklastigen Studiums mit 36 überhaupt noch geeignet fühlt?

    Warum sollte eine Uni ein paar Professor*innen einstellen und einen neuen Studiengang einrichten, nur weil ein/e Träumer/in in Heimatnähe und kostengünstig viel zu spät ein Studium anfangen will, das sie oder ihn schon immer fasziniert hat? Was sind denn die persönlichen Voraussetzungen dafür?

    […]

    Ganz so hart wollte ich es nicht ausdrücken ;) aber nach meiner Erfahrung im Berufsleben, stellt sich auch genau diese Überlegung bzw. wurden mir auch schon ähnliche „Warum sollten wir …“-Fragen gestellt - obwohl ich nachweislich Qualifikationen vorlegen konnte.


    „Man kann alles erreichen, wenn man will“ und freie Entscheidungen sind leider in der Realität etwas eingeschränkt.


    Jürgens sehr ausführliche Darstellung finde ich allerdings sehr treffend. Mir geht es in der IT auch so, dass ich nichts von dem mache, was ich gerne würde ;) aber dennoch eine Umgebung und Aufgabenstellung habe, die sehr interessant und spannend ist.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Der/die TS sollte sich also doch nochmal melden oder zu Wort melden, da es keinen Grund gibt den Kopf komplett in den Sand zu stecken. Lediglich „Romantik“ ist halt wirklich nicht gegeben 8)

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Auch wenn der TS sich nicht mehr meldet, finde ich den Thread trotzdem sehr interessant.
    In jungen Jahren habe ich auch mal mit einem Physikstudium geliebäugelt. wenn ich auch nicht weiß, ob das wirklich etwas für mich gewesen wäre. Am Ende kam es völlig anders und ich bin zufrieden. Mein Interesse für Physik - und in den letzten Jahren für die Astronomie - ist dennoch da und ich würde mir manchmal auch wünschen, es gabe eine niederschwellige Möglichkeit, privat und berufsbegleitend tiefer und systematisch in die Materie einzusteigen, ohne Prüfungsdruck, Karrieredruck und in meiner eigenen Geschwindigkeit. Online Kurse (Open University) sind nur bedingt etwas für mich und VHS Kurse sind zu dem Thema hier nur sehr wenige angeboten und ganz generell sind VHS Angebote oft ein wenig zweifelhaft oder zumindest unberechenbar in der Qualität. Wobei die wenigen astronomiebezogenen Kurse hier vor Ort sehr gut waren! Nur hab ich die eben jetzt schon gemacht.

    Teleskope & Ferngläser: Skywatcher Heritage 100/400; Acuter Maksy 60/750; Nikon Action Ex 8x40; OmegonPro 2x54

    Okulare: Svbony Goldline 6mm 66° FoV; Baader Hyperion 13mm 68° FoV; Baader Hyperion 24mm 68° FoV; Omegon Super Plössl Zoom Okular
    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


  • Ganz so hart wollte ich es nicht ausdrücken

    Interessant und sehr informativ finde ich den Thread ja auch, aber die Frage war ja ob sich ein paar Leute zusammenfinden, um gemeinsam einen Studiengang zu fordern. Unabhängig vom Thema Astronomie funktioniert das mit der Einrichtung von Studiengängen in Deutschland so nicht. Studiengänge müssen akkreditiert werden, insbesondere auch bei der Einrichtung. Die Regeln (oder den Albtraum :) ) kann man hier nachlesen:


    https://www.akkreditierungsrat.de/sites/default/files/downloads/2019/AR_Beschluss_Regeln_Studiengaenge_Systemakkreditierung_2013.02.20_Drs.20-2013.pdf


    Davon dass irgendwer einen Studiengang einrichtet, wenn sich ein paar Leute zusammenfinden, die an einem Thema Interesse haben, habe ich noch nie gehört und ist absoluter Quatsch. War Heute Nacht nur etwas müde und das Bier hat gerade geschmeckt, als ich hier geantwortet habe :saint:

  • Guten Abend,


    vielen Dank für die zahlreichen Antworten.

    Die Ts hat sich nicht gemeldet, weil sie ein krankes Kind zuhause hat, welches Vorrang hat.

    Vielleicht habt ihr Recht und ein solches Studium führt beruflich zu nichts. Viel Lernen und noch mehr lernen für möglicherweise keinen Job am Ende.

    Ich bin nahe dran es einfach aufzugeben nach einer Möglichkeit zu suchen. Vor allem weil das Unterfangen mit zwei Kindern und, ja, mit 36 Jahren sicher alles andere als ein Spaziergang wird. Ich unterschätze den Aufwand keineswegs, den dieses Studium mit sich bringen würde.

    Andererseits kann ich an nichts anderes mehr denken und der Gedanke, nicht diesen Weg zu gehen, erfüllt mich mit Schmerz. Es fühlt sich an als würde ich etwas Entscheidendes in meinem Leben verpassen.

    Ich habe mich zumindest in einem kleinen Kurs eingeschrieben.


    Im Übrigen gibt es anscheinend doch ein Physikstudium in Präsenz mit Wahlfach Astronomie. Jedoch in Bonn und somit eine Stunde Fahrzeit entfernt. Leider wäre es dann ein Vollzeitstudium und nur ein Einkommen reicht uns nicht. Daher wollte ich ein Fernstudium.

  • [...] War Heute Nacht nur etwas müde und das Bier hat gerade geschmeckt, als ich hier geantwortet habe :saint:

    Passt scho ;)

    Du hast ja nur die nackte Wahrheit ausgesprochen, die manche einfach nicht hören wollen. Ich fände es aber auch gut, wenn es für Laien leichtere Möglichkeiten gäbe, sich diesem Thema intensiver zu nähern. Allerdings könnte es auch einige stören, die sich im "Elfenbeinturm" befinden, was aber zum Glück nicht der große Teil der Astrophysiker ist.

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hallo Aichan,

    es ist schön, das wir dich nicht ganz desillusioniert haben :)


    Physik und insbesondere Astrophysik ist leider schon mit einigen Hürden verbunden.


    Mit 17 wollte ich Luft- und Raumfahrt studieren, was sich auch als schwierig herausstellte, weil ich dies mangels Abi auch nur an einer FH hätte tun können. Alternativ hatte ich mich dann für Informatik entschlossen und bin an der Fachoberschule dann doch an meine mathematischen Grenzen gestoßen. Nach Kfz-Mechaniker-Lehre und vier Jahren als Düsentriebwerkmechaniker bei der Luftwaffe, holte mich die Informatik als Quereinsteiger wieder ein und ich bin nun seit 27 Jahre als Linux-Spezialist etabliert.

    Mein Glück war wahrscheinlich, dass ich mein letztendliches Ziel zwar immer vor Augen behielt, aber nicht zwanghaft verfolgt hatte.

    Je nachdem, welches spezielle Interesse du hast, gibt es ja vielleicht eine andere berufliche Veränderung, die zumindest ansatzweise befriedigend ist. Astrobiologie oder -geologie ließen sich sicher einfacher auch durch Umwege erreichen.

    Insofern gäbe es vielleicht mit etwas Abstand gesehen doch Ideen,


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Hallo stefanj9,


    naja, desillusioniert nicht. ^^ Aber uch sehe es noch etwas realistischer als vor euren Antworten. Ich weiß, dass ich einerseits etwas zu spät dran bin mit diesem Berufswunsch (ich wusste lange nicht, was "mein Beruf" sein soll und mit konkretem Berufswunsch wird kaum einer geboren) und andererseits, dass es vielleicht auch das falsche Land ist. Bei uns ist einfach nicht viel los in der Astronomie. Andere Länder haben da mehr zu bieten. Aber da ich weder ein junges Küken noch ungebunden bin, bin ich eben an beschränktere Möglichkeiten gebunden. Informatik wäre natürlich auch noch interessant, aber eben kein Herzensberuf.

    Astrobiologie bzw -geologie klingt natürlich auch sehr interessant. In Biologie war ich früher immer sehr gut, auch wenn sich das mit Astrobiologie sicher nicht vergleichen lässt.

    Nur wegen Jobaussichten nochmal: Meine Ausbildung war früher Grafik-Designerin. Nur leider hatte ich in einer Zeitspanne gelernt, in der der Arbeitsmarkt mit Grafikern überflutet wurde. Weder meine Klasse noch die vor uns haben einen Job in dem Bereich bekommen. Es kann überall passieren, aber der Aufwand Grafik-Designerin zu werden ist sicher weitaus geringer als Astronomie zu studieren.

  • Hallo Aichan,


    in Deutschland ist nichts los in Sachen Astronomie? Ähhhh... Physik mit Spezialisierung Astrophysik oder Astroteilchenphysik kannst du an den Unis in Aachen, Berlin (HU und TU), Bielefeld, Bochum, Bonn, Braunschweig, Dresden, Duisburg-Essen, Erlangen, Frankfurt am Main, Freiburg im Breisgau, Göttingen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Jena, Karlsruhe, Kiel, Köln, München (LMU und TU), Münster, Potsdam, Stuttgart, Tübingen, Würzburg und Wuppertal studieren. Das ist nun wirklich nicht wenig, und obendrauf kommen eine Reihe von außeruniversitären Forschungseinrichtungen (zum Beispiel Max-Planck-Institute, DLR usw.). Deutschland betreibt Spitzenforschung mit einer stattlichen Zahl an wissenschaftlichen Fachartikeln auf dem Gebiet der Astrophysik, ist an unzähligen Observatorien beteiligt, baut Messinstrumente für Großteleskope, kurzum, ist immer an vorderster Front mit dabei. Alles in allem arbeiten in Deutschland eine vierstellige Anzahl an Menschen an astronomischen Forschungsinstituten, und die wiederum haben weltweit einen derart guten Ruf, daß Studierende und Doktorand*innen in Scharen aus dem Ausland kommen, um sich hier ausbilden zu lassen. Schwingt da vielleicht eine verzerrte Wahrnehmung mit rein, weil sich zum Beispiel die NASA besser in der Öffentlichkeit verkauft?


    Wie geschrieben, zweiter Bildungsweg, Alter, alles irrelevant, solange du dir kein völlig falsches Bild davon machst, was dich in der Astrophysik erwarten würde (sprich, ein mathelastiges Studium und eine Welt in der man ohne Programmierkenntnisse nicht mehr weit kommt, Englisch als Alltagssprache unter Kolleg*innen, aber eben nur in den wenigsten Fällen schlaflose Nächte am Teleskop). Man muß allerdings auch ehrlich sein, und so blöd das einen Tag nach dem Weltfrauentag klingt, aber einer der Hauptgründe, warum der Frauenanteil in den fortgeschritteneren Karrierestufen immer kleiner wird, ist eben, daß die Vereinbarkeit einer Karriere in der Wissenschaft mit Familie leider alles andere als einfach ist. Von Berufseinsteiger*innen wird de facto erwartet, daß sie mobil sind und mal zwei Jahre hier, dann drei Jahre dort arbeiten, und das üblicherweise mit Stationen im Ausland. Frauen, die länger Elternzeit nehmen oder nur in Teilzeit arbeiten, werden leicht "abgehängt", wenn sie in der Zeit weniger oder gar keine Fachartikel veröffentlichen. Der Kampf um die seltenen unbefristeten Stellen ist knallhart (unter dem Stichwort Ich bin Hanna findest du jede Menge Infos dazu), und das gilt letztlich weltweit, aber in Deutschland im Besonderen (und es betrifft nicht nur die Astrophysik).


    Viele Grüße

    Caro

  • Aber ja, Auslandsaufenthalte werde ich mir nicht leisten können. Die Kinder sind klein und was das angeht, ist dieser Beruf bzw. das Studium mit Familie schwer zu vereinen.

  • Wie geschrieben, zweiter Bildungsweg, Alter, alles irrelevant, ...

    Also Entschuldigung, aber das halte ich für gar zu leicht dahergesagt. Die Kragenweite für Leute die Astrophysik studieren wollen muss schon passen, und das sind doch wohl eher wenige, vermute ich mal. Sehr gute Mathekenntnisse, schon dort ist doch für jede Menge Leute Endstation, und dann eben noch vertiefte Physik und Chemie-Kenntnisse, die abermals die Auswahl derjeniger, die das auch kapieren, nochmals einschränkt.


    Dass für die Astronomie wie sie im wissenschaftlichen bzw. "kommerziellen" (sprich staatsgesponserten) Bereich ein "everything goes" gelten soll halte ich doch für äusserst zweifelhaft. Und 36 Jahre Alter ist ganz bestimmt auch kaum vorteilhaft, um sowas von der Pike auf zu studieren.


    Nope ...


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

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    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

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