Jupiters Ozeanmond Europa könnte weniger Sauerstoff enthalten, als wir dachten

  • "Frühere Schätzungen ergaben, dass rund um den Jupitermond über 2.000 Pfund molekularer Sauerstoff pro Sekunde produziert werden. Eine neue Messung deutet darauf hin, dass der Wert weit darunter liegt.


    Am Montag (4. März) gaben Wissenschaftler bekannt, dass es ihnen gelungen ist zu messen, wie viel molekularer Sauerstoff – die Art von Sauerstoff, die wir auf der Erde atmen – wahrscheinlich um Jupiters Mond Europa herum vorhanden ist. Obwohl Forscher bereits in der Vergangenheit Schätzungen zum Sauerstoffgehalt des Eismondes vorgenommen haben, sagt das Team, dass dies das erste Mal ist, dass wir ihn direkt messen.

    Um es kurz zu machen: Das Ergebnis blieb hinter einigen recht hohen früheren Schätzungen zurück. Könnte dies bedeuten, dass Europa, von dem angenommen wird, dass es unter seiner eisigen Hülle einen riesigen Ozean aus Salzwasser beherbergt, der Entstehung von Leben weniger freundlich gegenübersteht, als wir gehofft hatten? Oder zumindest auf das Leben, wie wir es kennen? Nun, nicht unbedingt, aber die Diskussion ist sicherlich interessant und lädt zu weiteren Untersuchungen ein.


    Der Studie zufolge wurden einige frühere Schätzungen des Sauerstoffgehalts Europas aus atomaren Sauerstoffemissionen im Zusammenhang mit dem Mond abgeleitet. Im Gegensatz zu molekularem Sauerstoff, der aus zwei Sauerstoffatomen besteht, besteht atomarer Sauerstoff nur aus einem. Letzteres ist die Art, die wir nicht atmen können, aber Wissenschaftler gingen wahrscheinlich davon aus, dass die Entschlüsselung der Menge davon rund um Europa zumindest einige Einschränkungen hinsichtlich der Menge an atembarem Sauerstoff, die der Mond insgesamt produziert, mit sich bringen würde.

    Diese Argumentation und einige andere Fernbeobachtungsanalysen schränkten in der Tat ein, wie viel von dem Material wirklich mit diesem Jupiter-Satelliten in Verbindung gebracht wird – aber die neue Studie hat einen Weg gefunden, diese Vorhersagen noch enger zu fassen. Dank der Juno-Sonde der NASA und ein wenig Eischemie gelang den Forschern eine direkte Messung des Sauerstoffgehalts Europas.


    Grundsätzlich ist es, wie das Team in der Zusammenfassung der Studie erklärt, möglich, dass die Wasser-Eis-Hülle der Oberfläche Europas das Potenzial hat, eine Art Wasserspaltungsprozess zu durchlaufen. Es gibt bestimmte Reaktionen, die einige der gefrorenen Wassermoleküle Europas in molekularen Wasserstoff (bestehend aus zwei Wasserstoffatomen) und molekularen Sauerstoff umwandeln können. Und wenn solche Reaktionen tatsächlich stattfinden würden, läge der Beweis in einigen entstehenden Sauerstoff- und Wasserstoffionen rund um den Mond – Ionen, da sie elektrische Ladungen tragen würden. Die Theorie hatte eine solide Grundlage, da Wissenschaftler wussten, dass Europas Umlaufbahn durch einen der Strahlungsgürtel des Jupiter führt. Dieser Gürtel enthält eine Reihe geladener Teilchen, die auf die Mondoberfläche treffen und möglicherweise den Wasserspaltungsprozess auslösen können.


    Tatsächlich konnte Juno im September 2022, als sie bis auf 220 Meilen (354 Kilometer) an Europa vorbeiflog, Beweise für eine solche wasserspaltende Aktion finden, erklärt das Team. Die Sonde fand Wasserstoff- und Sauerstoffionen, die laut einer NASA-Erklärung offenbar durch „Bombardierung geladener Teilchen“ entstanden waren und dann vom Magnetfeld des Jupiter „aufgefangen“ wurden, als dieser am Mond vorbeiflog.

    „Hier berichten wir über direkte Beobachtungen von H2+- und O2+-Aufnahmeionen aus der Dissoziation der Wassereisoberfläche Europas und bestätigen, dass diese Arten primäre Bestandteile der Atmosphäre sind“, heißt es in der Studie.


    Was einige Zahlen betrifft, kamen die Wissenschaftler zu dem Schluss, dass die Atmosphäre des Mondes jede Sekunde 26 Pfund molekularen Sauerstoff (12 Kilogramm pro Sekunde) erzeugt. Frühere Schätzungen reichen von einigen Pfund bis über 2.000 Pfund pro Sekunde (etwa 900 Kilogramm pro Sekunde). )

    „Als die Galileo-Mission der NASA damals an Europa vorbeiflog, öffnete sie uns die Augen für die komplexe und dynamische Wechselwirkung Europas mit seiner Umwelt. Juno brachte eine neue Fähigkeit mit sich, die Zusammensetzung geladener Teilchen, die aus der Atmosphäre Europas austreten, direkt zu messen, und wir konnten es kaum erwarten.“ um einen weiteren Blick hinter die Kulissen dieser aufregenden Wasserwelt zu werfen“, sagte Studienleiter Jamey Szalay von der Princeton University, einer der Instrumentenwissenschaftler von Juno. „Was uns jedoch nicht bewusst war, ist, dass Junos Beobachtungen uns eine so strenge Einschränkung der Menge an Sauerstoff geben würden, die auf der eisigen Oberfläche Europas produziert wird.“


    Da der Wert niedriger ist als bisher angenommen, schreibt das Team in der Studie, dass dieses Ergebnis „einen engeren Bereich zur Unterstützung der "Bewohnbarkeit" im Ozean Europas einführt“. Die Sorge rührt zum Teil von der Tatsache her, dass diese Wassergewinnungsmethode möglicherweise die Art und Weise ist, wie Europas unterirdische Oase ihren Sauerstoff erhält.


    Aber wie eine Erklärung der NASA zeigt, gibt es auch eine andere Möglichkeit, darüber nachzudenken. „Der eisbedeckte Jupitermond erzeugt alle 24 Stunden 1.000 Tonnen Sauerstoff – genug, um eine Million Menschen einen Tag lang atmen zu lassen“, heißt es darin. Hätte das Leben auf einem exotischen Mond (selbst wenn es sich um das Leben handelt, wie wir es kennen) dennoch einen exotischen Sauerstoffbedarf? Bleiben Sie dran.


    Was kommt als nächstes? Das Team sagt, dass sie auf dem Weg sind, einen weiteren Jupitermond zu sezieren: Io.


    Die Studie wurde am 4. März in der Fachzeitschrift Nature Astronomy veröffentlicht."


    Jupiter's ocean moon Europa may have less oxygen than we thought
    Previous estimates of molecular oxygen around the Jovian moon topped out at over 2,000 pounds being produced per second. A new measurement suggests it's way…
    www.space.com


    NASA’s Juno Mission Measures Oxygen Production at Europa - NASA
    The ice-covered Jovian moon generates 1,000 tons of oxygen every 24 hours – enough to keep a million humans breathing for a day.
    www.nasa.gov


    Oxygen production from dissociation of Europa’s water-ice surface - Nature Astronomy
    Water molecules in Europa’s icy surface are split into hydrogen and oxygen by charged particle bombardment. NASA’s Juno spacecraft flew near Europa and…
    www.nature.com

  • Deutschsprachige Originalmeldung der Uni Köln unter https://portal.uni-koeln.de/un…e-des-jupitermonds-europa


    Unter der Eisdecke des Monds befindet sich mit sehr großer Wahrscheinlichkeit ein riesiger Ozean aus Salzwasser. Aus Messungen eines nahen Mondvorbeiflugs der NASA-Mission Juno konnte nun abgeleitet werde, dass Produktion und Verlust von Sauerstoff und Wasserstoff aus der Atmosphäre von Europa deutlich geringer sind als bisher angenommen. Es steht damit weniger Sauerstoff zur Verfügung, der möglicherweise in den Ozean gelangen könnte

    Ein Team von Forscher*innen der NASA-Mission Juno zum Jupiter hat berechnet, dass die Sauerstoffproduktion auf dessen Mond Europa wesentlich geringer ist, als von früheren Studien vorhergesagt. Professor Dr. Joachim Saur vom Institut für Geophysik und Meteorologie der Universität zu Köln war an den Forschungen beteiligt. Saur lieferte Berechnungen der Strömungen um den Mond und trug zur Schätzung der Verlustrate bei.


    Mit einem Äquatordurchmesser von 3.100 Kilometern ist Europa der viertgrößte von Jupiters 95 bekannten Monden und der kleinste der vier so genannten Galileischen Monde. Die Forschung geht davon aus, dass unter seiner Eiskruste ein riesiger Ozean aus Salzwasser verborgen liegt. Unklar ist bislang, ob unter der Oberfläche lebensfreundliche Bedingungen herrschen.


    Die Ergebnisse wurden durch die Messung der Wasserstoffausgasung auf der Mondoberfläche mithilfe von Daten des JADE-Instruments (Jovian Auroral Distributions Experiment) der Raumsonde Juno gewonnen. Bislang war die Zusammensetzung der Atmosphäre von Europa noch nie direkt gemessen worden. Die Messungen bestätigen, dass die Atmosphäre hauptsächlich aus Sauerstoff und Wasserstoff besteht. Die Autor*innen schätzen die Menge des produzierten Sauerstoffs auf etwa 12 Kilogramm pro Sekunde. Frühere Schätzungen reichten bis über 1.000 Kilogramm pro Sekunde. Die Forschenden ziehen in Betracht, dass ein Teil des auf diese Weise produzierten Sauerstoffs in den unterirdischen Ozean des Mondes gelangen und dort zu einer möglichen Quelle für Stoffwechselenergie werden könnte.


    Europa befindet sich auf seiner Umlaufbahn in der Mitte des Strahlungsgürtels des Gasriesen. Geladene oder ionisierte Teilchen vom Jupiter bombardieren die eisige Oberfläche und spalten Wassermoleküle in zwei Hälften. Dadurch entsteht der Sauerstoff, der in den Ozean des Mondes gelangen könnte. Das ständige Bombardement ist zwar für die Entstehung von Sauerstoff aus Wassermolekülen verantwortlich, trägt aber gleichzeitig zu dessen Verlust bei, indem es das Wasser erodiert.


    „Europa ist wie eine Eiskugel, die langsam ihr Wasser in einem fließenden Strom verliert. Die ionisierten Teilchen fließen dann durch das außergewöhnliche Magnetfeld des Jupiters um den Planeten herum“, sagt Hauptautor Dr. James Szalay von der Princeton University (USA). „Wenn diese ionisierten Teilchen auf Europa treffen, spalten sie das Wassereis auf der Oberfläche Molekül für Molekül auf und erzeugen so Wasserstoff und Sauerstoff. In gewisser Weise wird die gesamte Eishülle durch geladene Teilchen, die auf sie einschlagen, kontinuierlich abgetragen.“


    Geladene Teilchen vom Jupiter treffen auf die Oberfläche von Europa und spalten gefrorene Wassermoleküle in Sauerstoff- und Wasserstoffmoleküle auf. Die Forschenden glauben, dass einige dieser neu entstandenen Sauerstoffgase in den unterirdischen Ozean des Mondes gelangen könnten.Grafik: NASA/JPL-Caltech/SWRI/PU


    Als Juno am 29. September 2022 in einer Entfernung von 354 Kilometern an Europa vorbeiflog, identifizierte und maß das JADE-Instrument Wasserstoff- und Sauerstoff-Ionen, die durch den Beschuss mit geladenen Teilchen entstanden waren und dann vom Magnetfeld des Jupiters „eingefangen“ wurden.


    „Schon die Galileo-Mission der NASA öffnete uns die Augen für die komplexen und dynamischen Wechselwirkungen zwischen Europa und seiner Umgebung. Juno hat uns die Möglichkeit gegeben, die Zusammensetzung geladener Teilchen aus der Atmosphäre Europas direkt zu messen, und wir konnten es kaum erwarten, einen weiteren Blick hinter den Vorhang dieser spannenden Wasserwelt zu werfen“, so Szalay. „Wir ahnten noch nicht, dass die Beobachtungen uns einen so genauen Einblick in die Menge des Sauerstoffs geben würden, der in Europas eisiger Oberfläche produziert wird.“


    Juno ist mit 11 hochmodernen wissenschaftlichen Instrumenten zur Untersuchung des Jupitersystems ausgestattet, darunter neun Sensoren für geladene Teilchen und elektromagnetische Wellen zur Untersuchung der Magnetosphäre des Jupiters. „Unsere Fähigkeit, während unserer ausgedehnten Mission nahe an den Galileischen Mond zu fliegen hat es uns ermöglicht, ein breites Spektrum an Untersuchungen durchzuführen – auch zur möglichen Bewohnbarkeit von Europa“, sagt Dr. Scott Bolton, leitender Wissenschaftler der Juno-Mission vom Southwest Research Institute in San Antonio (USA). „Diese Untersuchungen dauern an. Weitere Vorbeiflüge und die erste Erkundung des nahen Rings und der polaren Atmosphäre des Jupiters stehen noch bevor.“


    Die Sauerstoffproduktion ist eine von mehreren Fragen, die eine weitere NASA-Mission, Europa Clipper, bei ihrer Ankunft am Jupiter im Jahr 2030 untersuchen wird. Die Mission verfügt über neun hochentwickelte Instrumente um festzustellen, ob auf Europa Bedingungen herrschen könnten, die Leben ermöglichen.


    An Europa Clipper und der Mission „Jupiter Icy Moons Explorer“ der Europäischen Weltraumagentur (ESA) ist Joachim Saur ebenfalls beteiligt. „Beide Missionen werden unser Verständnis der Ozeane auf solchen Monden auf ein völlig neues Niveau heben. Sie sind speziell auf die Erforschung der Ozeane ausgerichtet, während Juno in erster Linie das Innere und die Polarlichter des Jupiters erforschen soll und leider nur einmal an Europa vorbeigeflogen ist“, sagt der Geophysiker.

  • „Europa ist wie eine Eiskugel, die langsam ihr Wasser in einem fließenden Strom verliert. Die ionisierten Teilchen fließen dann durch das außergewöhnliche Magnetfeld des Jupiters um den Planeten herum“, sagt Hauptautor Dr. James Szalay von der Princeton University (USA). „Wenn diese ionisierten Teilchen auf Europa treffen, spalten sie das Wassereis auf der Oberfläche Molekül für Molekül auf und erzeugen so Wasserstoff und Sauerstoff. In gewisser Weise wird die gesamte Eishülle durch geladene Teilchen, die auf sie einschlagen, kontinuierlich abgetragen.“

    Heisst in letzter Konsequenz, dass irgendwann sämtliches Eis und damit der Ozean darunter abgetragen sein werden, in sehr grossen Zeitmasstäbe?


    Von unten her friert es ja dauernd nach und irgendwann wird nur noch der vermutete felsige Kern übrig bleiben. Das Alter von Europa wird ja wohl die Grössenordnung der Erde sein. Wenn der Abtrag seit jeher stattfindet wäre demnach die Wasser-/Eisschicht früher mal grösser gewesen.


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

    ------------------------------------------

    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!