Linsen Polieren

  • Hallo liebe Optik Bastler,

    irgendwie bin ich auf der Suche nach Leitfaden zum Linsen polieren auf dieses Forum gestoßen auch wenn es eher um Spiegel geht. Ich arbeite im Bereich Optomechanik und beschäftige mich privat mit alten Objektiven usw.

    Ich suche eine Möglichkeit Linsen selbst zu polieren um:

    - Kittflächen restlos zu reinigen

    - feine Kratzer zu entfernen

    - Pilzbefall/Beschichtungen zu entfernen



    Sowohl konkave als auch konvexe Flächen, Größe 15-70mm Durchmesser.

    Ich gehe davon aus da ich hier nur die feinsten Körnungen an Schleifmittel brauche. Ich werde mal bei Strathis nachfragen ob ich da auch ein kleines "nur polieren set" an Material bekommen kann.


    Frage 1: Hat irgendjemand Erfahrungen damit?

    Wenn ich es richtig verstanden habe macht man sich ein "Werkzeug" das etwas kleiner ist, dann Pech drauf und einen "Abdruck" der Linse machen. Ich kann mir bisher noch nicht vorstellen eine ausreichend genaue Schleifschale mit Pech herstellen zu können, stelle mir das bei kleinen Linsen mit kleineren Krümmungsradien sehr viel schwieriger vor als bei relativ "flachen" Spiegeln. Aktuell hätte ich zwei ca. 20mm Kittflächen zu polieren.

    Frage 2: hat jemand Erfahrungen mit 3D-Gedruckten Werkzeugen? also die grundsätzliche Form schonmal drucken und dann mit Pech "beschichten" und nochmal mit der Linse anpassen.

    Frage 3: gibt es eine Art Schleifsubstrat das weicher ist als Glas also nur Verunreinigungen wie z.b. Pilzbefall auf Linsen entfernt diese jedoch nicht direkt poliert?


    Freue mich über alle Tipps und Hinweise

  • Hallo und willkommen in unserem Forum,


    beim Abpolieren sehe ich zwei Probleme:


    (i) Du polierst auch die Antireflexbeschichtung ab, und es ist aufwendig und teuer, das wieder zu vergueten.

    (ii) Du aenderst sehr wahrscheinlich auch die Form der Linse, was je nach Position und Brechkraft der Linse die Abbildungsguete beeinflussen kann.


    ich wuerde fuer die Kittflaechen oder Pilzbefall eher die chemische Route nehmen. Isopropanol, Aceton oder auch essigbasiertes Reinigungsmittel. Mit Letzterem habe ich mal einen Glaspilz entfernt, der sich weder von Alkohol noch von Aceton beeindrucken liess. Auch Wasser ist ein Versuch wert.


    Bei Kratzern ist das natuerlich was Anderes. Die Frage ist nur, ob es sich lohnt, wegen einiger Kratzer die Verguetung einer Linse abzupolieren und damit ein paar Prozent Transmission zu verlieren. Da wird schnell der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben.

  • Die Beschichtungen sind mir klar, es geht auch eher um extreme Fälle und/oder Optiken bei denen es sich auszahlt die auch nochmal beschichten zu lassen.


    Bei Kittflächen gibt es keine Beschichtung und da habe ich auf einer ziemlich viel "dreck" der irgendwie nicht weg will. Alles versucht was es an Lösungsmitteln so gibt, erfolgreich war bisher nur die Rasierklinge aber da ist das Risiko Kratzer zu machen halt sehr hoch und geht auch nur gut auf Konvexen Flächen.


    Ich hatte auch schon überlegt die beiden Kittflächen einfach an einander zu polieren, theoretisch sollten die ja schon den gleichen Radius haben.

  • Hi,

    meine Literaturempfehlung: "Making a Refractor Telescope" von Norman Remers, kann man bei sky and telescope bestellen (ist aus dem alten Willmann Bell Katalog)

    Hab ich mir vor Weinachten bestellt und war auch nach drei Wochen da :-). Ich habs gekauft weil auch eine Abhandlung über Flats dabei ist , ansonsten steht alles drin was man wissen muss um Linsen herzustellen, ergo auch zum schleifen und polieren, incl. Tool - Beschreibungen, Berechnungen, Materialkunde etc. , sehr umfangreich und empfehlenswert.


    Aus meinen Begrenzten Erfahrungen mit Spiegelschleifen und viel lesen des o.g. Buches würde ich aber folgendes ableiten wollen:

    Die Linsen haben momentan die Ihr angedachte Form und das auf ein paar lambda genau. Sobald du da in irgendeiner Form anfängst die mit Glasschleifenden Mitteln (incl. Polieren) anzugreifen wirst du unweigerlich die Form verändern, vor allem weil ja momentan noch unerwünschtes Material dazwischen hängt (aka Dreck). Mit dem Polieren direkt anzufangen würde ich als sinnfrei erachten da du dein Poliertool gar nicht auf die Original spährische Form legen kannst weil ja der Dreck noch da ist. Das Tool kopiert den Fehler mit hat und die Linse ist gleich mal direkt verändert -> mehr Polierarbeit.

    Gegeneinander dürfte noch am besten gehen aber dann schätze ich mal wirst du gleich ein paar Korngrößen hoch springe dürfen um dann wieder ganz runter bis zum Polieren zu kommen.

    Was dann bedeutet das man die Linsen neu ausmessen,polieren, prüfen muss. Im Prinzip so wie als wenn man eine neue Linse macht nur ohne Grobschliff.


    Ich würde auch mal den chemischen Weg gehen. Die Frage ist ja eher was das für Dreck sein soll wenn es die verkittete Seite war. Kanadabalsam lässt sich ja mit Warmwasserbad und Alkohol entfernen.

    Alle anderen Linsenkleber sind wohl eh schwierig, Stichwort UV Kleber etc. Wenn es Pilzreste sind, ist zu erwarten das die Glasoberfläche auch irrgulär geworden ist -> neue Form ausbilden.


    Nochwas zum Pilzbefall. Wenn es frisch ist lässt er sich abwischen, wenn älter es ist, ist das Glas Strukturell angegriffen, wie oben erwähnt, die Abbaustoffe der Pilze greifen das Glas tatsächlich an. Ist als wie ein Kratzer.


    Grüße

    Sebastian

  • Hallo Glasquäler,


    Ich hatte auch schon überlegt die beiden Kittflächen einfach an einander zu polieren, theoretisch sollten die ja schon den gleichen Radius haben.

    Ohne Pech Glas auf Glas? Das halte ich für keine gute Idee. Ich vermute stark, dass es bei dickerem Polierfilm gar nichts bewirken wird (Aquaplaning) und bei dünnerer Dosierung wird es Kratzer erzeugen. In Folge müsste die Oberfläche komplett mit Pech komplett neu auspoliert werden.


    Mir ist es schon 2 Mal gelungen (ist schon länger her), feinoptische Oberflächen durch polieren mit Pech und Ceroxid wieder blank zu kriegen. Alle Putzversuche zuvor waren gescheitert. Anscheinend waren die Ablagerungen sehr hartnäckig, bzw. war das Glas bereits angegriffen, jedoch waren in meinen Fällen nur die äußersten Molekülschichten betroffen, sodass ich nur 2-8 Minuten polieren musste, bis alles restlos sauber war.


    Wenn man eine gewisse Erfahrung im Herstellen einer gut passenden Pechhaut hat und die Strichführung neutral ist, kann man es schaffen, den Abtrag so gleichmäßig zu halten, dass sich die Form nicht nennenswert ändert. Ob das Leuten gelingt, die so etwas noch nie gemacht haben, kann ich natürlich nicht sagen.


    hat jemand Erfahrungen mit 3D-Gedruckten Werkzeugen? also die grundsätzliche Form schonmal drucken und dann mit Pech "beschichten" und nochmal mit der Linse anpassen.

    Das halte ich für unnötig, ein flaches Tool tut es sicher auch, wenn die Kurve nicht gar zu extrem gekrümmt ist. Einfach die Pechschicht dick genug wählen und die Linse eindrücken, um die negative Form herzustellen.

    Die Linsen haben momentan die Ihr angedachte Form und das auf ein paar lambda genau.

    Ein paar ganze Lambda geht schon Richtung Flaschenboden (<-- Überspitzt formuliert). Du meinst sicher "auf ein paar wenige Bruchteile eines Lambdas"?

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