China-Sonnenfilter untersucht und umgebaut + Erkenntnisse zur Alterung von AstroSolar-Sonnenfilterfolie

  • Hallo Freunde des naheliegendsten Sterns,


    einen ersten Vergleich der von chinesischen Onlineshops angebotenen Sonnenfilter mit der AstroSolar-Folie von Baader hatte ich schon hier gepostet:



    Inzwischen habe ich diesen Test noch ein paarmal wiederholt, immer mit dem gleichen Ergebnis: Die Chinafolie liefert eine schlechtere Bildqualität. – Angesichts des Preises kein Drama, denn die Fassungen sind auf hohem Niveau aus Aluminium gedreht, silberfarben eloxiert und was das Wichtigste ist, sie passen im Durchmesser perfekt zu meinem 70mm-Bino.


    Also AstroSolar-Filterfolie einsetzen! Dazu musste aber erstmal die Chinafolie raus. Diese war auf einem Ring aus einem pappeähnlichen Material aufgeklebt, der ebenfalls mit Kleber in der Fassung fixiert war. Nach kurzer innerer Überwindung (Berühre nie eine optische Fläche!!!) tat ich der Folie Gewalt an, drückte von der Vorderseite mit dem Daumen gegen sie. Es gab einen kleinen Plopp, und schon ließ sich der komplette Ring mit noch intakter Folie aus der Fassung drücken. Das Ringmaterial erwies sich als etwa 1,5mm starker elastischer Kunststoff, die Filterfolie als unerwartet dick und stabil. Um sie von dem Ring lösen zu können, musste ich sie in der Mitte einschneiden. Dabei offenbarte sich ihr Aufbau: drei mit einander verpresste oder verklebte Folieschichten, die beiden äußeren, silbernen mit kühler (bläulicher) Filterwirkung, die innere, schwarze mit einem gelblich-bräunlichen Filterbild. Dass ein solcher Folienstapel nicht gut für die Bildqualität ist, liegt auf der Hand.


    Hier mal zwei Bilder:




    Günstigerweise ließen sich die Folienstücke rückstandsfrei vom Ring ziehen. Sogar die Klebeschicht (das gleiche Zeug wie bei doppelseitigem Klebeband) konnte für die AstroSolar wiederverwendet werden. Allerdings gab es erstmal eine böse Überraschung, als ich meine etwa 20 Jahre alten AstroSolar-Bestände inspizierte. Mit einer nah dahinter gehaltenen weißen LED wurden zahllose kleine Flecken und Löcher sichtbar. Also eindeutig Alterung. Ein Vergleich mit der in meinen Filtern verbauten Folie der gleichen Charge zeigte das zum Glück nicht. Also dürfte es an der Lagerung in einer Papprolle (säurehaltiges Material) liegen und/oder am Kontakt mit dem Schutzpapier.


    Mit einem neuen A4-Stück Folie konnte der Umbau endlich abgeschlossen werden. Fehlten nur noch zwei Streifen schwarzes Selbstklebe-Velour für die Anpassung des Fassungsdurchmessers an die Objektive: Ein schmaler Streifen (halbe Breite) wird als erster (unten) eingeklebt, der zweite in voller Breite des Fassungsrands kommt darüber. Das sorgt erst für ein angenehm leichtes Aufstecken und dann im Anschlag für einen festen Sitz.



    Natürlich dürften auch die Kunststoffdosen (millimetergenau passend, im Internet für kleines Geld gefunden) irgendwelche Chemie ausgasen. Aber deshalb auf teure Pappschachteln aus Museumskarton umzusteigen, erscheint mir übertrieben. Einfacher ist es, seine Folienfilter aller paar Jahre mit LED-Licht zu kontrollieren und gegebenenfalls mit frischer Folie zu erneuern.


    CS

    Jörg

  • astrometer

    Hat den Titel des Themas von „China-Sonnenfilter untersucht und umgebaut – Erkenntnis zur Alterung von AstroSolar“ zu „China-Sonnenfilter untersucht und umgebaut – Erkenntnisse zur Alterung von AstroSolar“ geändert.
  • Noch eine Bildergänzung zu den Lagerschäden bei AstroSolar.

    In dieser Verpackung wurde die Folie vor ca. 20 Jahren geliefert. Und so habe ich sie auch seitdem aufbewahrt:



    Und so sieht es aus, wenn die Folie von der LED meiner Weißlicht-Stirnlampe durchleuchtet wird. Der Lampenkreis hat 15mm Durchmesser:



    CS

    Jörg

  • astrometer

    Hat den Titel des Themas von „China-Sonnenfilter untersucht und umgebaut – Erkenntnisse zur Alterung von AstroSolar“ zu „China-Sonnenfilter untersucht und umgebaut + Erkenntnisse zur Alterung von AstroSolar-Sonnenfilterfolie“ geändert.
  • ...wahrscheinlich ist die Folie einfach nicht für die Ewigkeit gemacht.

    Hallo Alfons,


    Sehe ich auch so. Außerdem ist es offenbar sehr schwer, ein derart dünnes und flexibles Material von beiden Seiten ohne Fehlstellen zu metallisieren. Das sieht man am Durchlichtbild der frischen AstroSolar-Folie, die ebenfalls nicht ganz fleckenfrei ist:



    Es fällt übrigens auf, dass das neuere Material eine angenehmere, wärmere Farbcharakteristik hat als das zum Bläulichen neigende alte.


    Zum Vergleich habe ich auch nochmal die ausgebaute China-Filterfolie fotografiert:



    Sie zeigt zwar keine Löcher und Flecken, aber eine deutliche Struktur, hier im großflächigen, praktisch unvermeidbaren Reflex auf der Oberfläche erkennbar. Dies passt gut zum visuellen Eindruck bei der Sonnenbeobachtung: Verminderte Detailschärfe in den Sonnenflecken, aber ein bemerkenswert dunkler Himmelshintergrund.


    Mit Astrosolar ist mir der Hintergrund selbst mit der neuen Folie noch zu hell, sogar dann, wenn ich mit ND 0.6 oder 0.9 in den Okularen nachfiltere. 


    Löcher in Sonnenfiltern waren auch schon zu Zeiten der Zeissschen Gasfilter ein Problem. Selbst bei pfleglicher Behandlung wurden diese nach einigen Jahren löchrig, was zu bösen Streitereien zwischen Kunden und Händlern führte. Insofern sind Herschelprismen die bessere Wahl – aber leider keine Option für Großferngläser.


    CS

    Jörg

  • Hallo Jörg,

    Löcher in Sonnenfiltern....

    ...zeigen sich in den von mir (seit 2020) genutzten Eigenbauten, mit ES-Filterfolie, bisher nicht!

    ....


    P.S.: vielleicht liegt's aber auch an der 10-Jahresgarantie für diese Folie... :/

  • Hallo Jörg,

    Stimmt die angegebene Eignung für hohe Vergrößerungen?

    ....wenn man darauf aus ist ....diesbezüglich kann die Baaderfolie am Teleskop tatsächlich etwas mehr Vergrößerung abliefern!


    ....aber z.B. fürs Fernglas ist (mir) diese Eigenschaft wegen der geringen Vergrößerung, schlichtweg egal.


    Mit Astrosolar ist mir der Hintergrund selbst mit der neuen Folie noch zu hell,

    Der Lichthof um die Sonne ist bei der ES-Folie allerdings wesentlich weniger ausgeprägt, sodaß der Beobachtungskomfort (für mich) durchaus angenehmer ist.

    ...sofern man sich nicht an dem orangegelben Sonnenbild stört...


    Alles in Allem.....dies sind allerdings nur meine subjektiven Eindrücke..

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