Sonnendarstellung auf Cyanotypie-Papier mit Lochkamera

  • Vielleicht kann mir jemand bei einem "just for fun" Experiment helfen:

    Ich recherechiere geradebezüglich Lochkameras zur Sonnendarstellung auf Solarpapier / Cyanotypie-Papier. Die Idee wäre, an die Rückwand der Lochkamera, also gegenüber der "Öffnung" das Cyanotypie-Papier zu befestigen und durch entsprechende Belichtungsdauer eben eine Darstellung der Sonne zu belichten.

    Ich möchte das einfach nur mal ausprobieren, aus Interesse, ich habe also keine besonderen Erwartungen an tolle Bilder oder so.

    Trotzdem wäre eine Projektion der Sonne in 1mm oder 2mm Größe natürlich witzlos, Sinn ergibt der Versuch nur, wenn man vielleicht wenigstens eine Projektion mit wenigen Zentimetern Durchmessern erreichen würde.

    Auf Wikipedia habe ich folgende Formeln zur Berechnung von Brennweite und Projektionsgröße gefunden:

    Gerade der letzte Satz zu den Entferungen g >b würde ja heißen, dass ich aufgrund der großen Entfernung zur Sonne mit einer Lochkamera immer nur maximal 1mm oder 2mm große Bilder erzeugen kann, da die Öffnung ja nicht viel größer sein sollte. Sehe ich das richtig, oder habe ich einen Denkfehler? Wie gesagt, eine Bildgröße von wenigstens 2cm oder so hätte ich mir schon erhofft und wollte dafür die notwendige Brennweite der Lochkamera berechnen.


    Ich würde mich über eine kurze Rückmeldung von jemandem mit etwas mehr physikalisch-mathematischen Sachverstand als ich freuen.


    Es geht mir dabei an dieser Stelle nur um die Berechnung der Größen. Dass der Versuch nochmal ganz andere Herausforderungen mit sich bringen wird (Belichtungszeit des Cyantopie-Papiers; Fragen der Nachführung; die Frage, wie man die Kamera dabei ruhig halten kann etc.), ist mir klar. Aber eins nach dem anderen ;)

    Teleskope & Ferngläser: Skywatcher Heritage 100/400; Acuter Maksy 60/750; Nikon Action Ex 8x40; OmegonPro 2x54

    Okulare: Svbony Goldline 6mm 66° FoV; Baader Hyperion 13mm 68° FoV; Baader Hyperion 24mm 68° FoV; Omegon Super Plössl Zoom Okular
    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


  • Moin Yorick


    S ist nicht der Durchmesser des Bilds, sondern dessen Unschärfe. Die Größe des Bilds ist $B =2 \tan( \alpha/2) \times b \approx \alpha \times b$ mit dem Winkeldurchmesser der Sonne von rund 0.5°. Für 20 mm Bildgröße brauchst Du eine Länge b von rund 2300 mm.


    Die Auflösung relativ zum Sonnendurchmesser ist $a = \frac{S}{B}=\frac{S}{\alpha\times b}$. Der optimale Lochdurchmesser ist $D \approx \sqrt{ b/1000}$, hier wird üblicherweise b in Metern eingesetzt, wir rechnen aber alles in Millimetern.


    Die Auflösung ist dann $a \approx \frac{1}{\alpha\times\sqrt{1000b}}$. Um eine Auflösung von 1/20 Sonnenscheibe zu erreichen, brauchst Du eine Länge b von rund 5250 mm und einen Lochdurchmesser von 2.3 mm. Die Größe der Sonnenscheibe ist dann 46 mm.


    Die Belichtungszeit wächst übrigens linear mit der Länge b.


    Viel Spaß beim Basteln!


    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

    Einmal editiert, zuletzt von Cleo ()

  • Super, vielen herzlichen Dank für die ausführliche und genaue Antwort und für die Erklärung!

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    Okulare: Svbony Goldline 6mm 66° FoV; Baader Hyperion 13mm 68° FoV; Baader Hyperion 24mm 68° FoV; Omegon Super Plössl Zoom Okular
    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


  • Hallo Yorick,


    seit gut 9 Jahren existiert die Beitragsreihe "Kulmination im Treppenhaus" im Beobachterforum Sonne:



    Vielleicht findest Du dort die eine oder andere Anregung.


    Viele Grüße

    Manfred

  • Um eine Auflösung von 1/20 Sonnenscheibe zu erreichen, brauchst Du eine Länge b von rund 5250 mm und einen Lochdurchmesser von 2.3 mm. Die Größe der Sonnenscheibe ist dann 46 mm.

    Ich fürchte, eine Lochkamera in einer Schachtel mit 5m Länge ist etwas zu ambitioniert. Ich denke also jetzt weniger an eine klassische Lochkamera (in einer Schachtel), sonder orientiere mich eher in Richtung frei stehender Lochblende mit Projektion an eine Wand. Was natürlich wieder andere Herausforderungen hat. Aber dadurch bleibt es spannend. Beruflich und von meinem Werdegang her habe ich kaum Berührungen mit Naturwissenschaften, umso mehr habe ich Spaß daran, dass mich dieses Astronomiehobby in allen seinen Facetten mehr und mehr damit in Kontakt bringt. Auch wenn es oft eine echte Herausforderung ist und ich immer wieder gezwungen bin, meine Vorstellungen vom Machbaren anzupassen.

    seit gut 9 Jahren existiert die Beitragsreihe "Kulmination im Treppenhaus" im Beobachterforum Sonne:

    Danke für den Hinweis. Über deinen Thread bin ich vor ein paar Tagen zufällig gestolpert und fand ihn sehr interessant, ich hatte aber nicht daran gedacht, ihn mit meinem kleinen "Projekt" in Verbindung zu bringen. Ich werde ihn mir nochmal genauer ansehen,

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    (Montierung: Skywatcher AZ-Gti; Kamera: ZWO Asi120MC)


    Beobachtung visuell, v.a. im Urlaub wegen schlechter Bedingungen zu Hause (Großstadt; verbauter Balkon; kein Auto).

    Deshalb kleines Setup, das sich leicht auch per Bus/Bahn/Flugzeug transportieren lässt.


  • Hallo Yorick,


    die Auflösung ist halt begrenzt - man kann aber mit 2m Abstand schon Sonnenflecken sichtbar machen, wenn sie groß genug sind. Trotzdem ist die Trennung von Loch und Schirm auf jeden Fall sinnvoll. - Ich hatte mal das Vergnügen, mit einer zufällig entstandenen Lochkamera im Chor des Naumburger Doms auf dem Boden eine Sonnenscheibe mit ca. 20 cm Durchmesser projiziert zu sehen, inklusive Sonnenflecken. War eine tolle Sache, übersteigt aber die Möglichkeiten, die man üblicherweise so zu Hause hat...


    Herzliche Grüße


    Holger

  • Hallo Yorick,

    solche Experimente sind klasse, habe ich auch schon gemacht.

    Vielleicht ein paar Anregungen.

    -Analoge Kameras gibt es für 1 €, wenn du da einen Film einlegst, dann könnte das alles besser zu handhaben sein als Fotopapier. Die Empfindlichkeit ist auch deutlich höher.

    -solche Lochkamera-Löcher kann man kaufen, die sind dann sehr sauber gelasert und können sehr klein sein.

    -ich selbst hatte mit einer Pappröhre, die 3 m lang war, (Teppichrolle) ganz gute Erfahrungen gemacht. Da das Licht aber sehr flach hereinkam, hatte ich trotz Schwärzung eine schlimme Totalreflexion, Abhilfe brachten dann einige kleine Blenden in Strahlengang.

    - wenn du ein oder 2 Zenitprismen hast, dann kannst du einen gefalteten Strahlengang basteln.

    das alles nur als Ideenpool,

    viele Grüße

    ralf

  • Das sind tolle Tipps, 03sec, vielen Dank. Ich werde sie mit in Erwägung ziehen.

    Mit den analogen Kameras für €1 meinst die Einwegkameras, oder?

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  • Mein Tipp wäre - schau mal ins "aphog.com"-Forum - einem deutschen Forum für analoge Fotografie jedweder Couleur. Da gibt es unter "Kreativtechniken" viele Hinweise zu diesem Thema. Besonders aktiv ist der User Bernd_Hutschenreuther aus Dresden.

    Wobei er weniger die Sonne als solches per Cyanotypie abbildet, sondern mehr das Thema Sonnenbahn am Taghimmel - und das im Laufe des Jahres abbildet - mit einer einfachen Schachtel-Lochkamera.



    viel Erfolg - Ronald

  • Ronald_Stenzel

    Ich hab eben mal kurz reingesehen. Das scheint wirklich sehr gut zu passen, danke. Ich werde mich heute Abend mal anmelden, um auch die Bilder zu sehen.

    Ich glaube, dass ich dort wirklich ein paar gute Hinweise für mich finden kann, vielen Dank!

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  • Oh, das ist ja super nett! Gerne!

    Ich schreib dir eine PM

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  • Und noch eine Frage.

    Wetterbedingt konnte ich leider keinen von meinen kleinen Versuchen bisher ausführen - es ist manchmal echt zum Heulen.

    Trotzdem denke ich immer mal wieder darüber nach und verfeienere etc.

    Ich habe verstanden, dass Refkektoren für Sonnenprojektionen ohne Filter nicht geeignet sind, da die Optik Schaden nehmen kann. Jetzt habe ich hier aber auch einen kleinen Kaufhausrefraktor. Würdet ihr mir zustimmen, dass der vermutlich dafür auch nicht geeignet ist, da er größtenteils (bzw. ausschließlich?) aus Plastik besteht und vermutlich der Hitze nicht lange Stand halten kann?

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  • Hallo Yorick,

    ich bin da nicht so sicher.

    Die Energie des Lichtes geht ja im besten Falle einfach durch das Teleskop hindurch und erzeugt das Bild.

    Aufwärmen tut sich das Teleskop an den Stellen, wo das Licht absorbiert wird. Am Tubusrand vielleicht, zwischen 2 Linsen evtl. an Klammern etc. und natürlich, je kleiner der Durchmesser wird, um so mehr Energie pro Fläche ist zu verkraften. Also beim Okular wäre ich dann vorsichtiger, als bei der Frontlinse. Spiegel unterscheiden sich da nicht grundsätzlich finde ich, sie sind halt oft noch größer und sammeln noch mehr Energie. Okularprojektion ohne Vorfilter war früher ganz normal.

    Was du definitiv nicht machen darfst sind: Reingucken oder Kamera ungefiltert anbringen.

    Auch keine Okularfilter verwenden. Manche Okus sind sehr einfach aufgebaut, die nehmen sicher auch keinen Schaden, aber ein High End Teil auch eher nicht verwenden.

    Du kannst dich ja langsam herantasten. Mach eine Frontblende aus Pappe mit nur 2 cm Öffnung und schaue was geht, dann kannst du die Öffnung vergrößern. Früher ging das so bis 6 cm eigentlich bei mir ohne Probleme.

    Als Energieschutz haben wir damals auch mit Rettungsfolie gearbeitet. Das Bild wird etwa um den Faktor 500 abgedimmt, dabei aber auch sehr weich. Aber auch hier gilt, nicht durchgucken, ist immer noch zu hell.

    VG ralf

  • Hallo Ralf,

    danke mal wieder für die ausführliche Antwort.

    Dass der Weg, den die Lichtenergie nimmt, hier eine Rolle spielt, macht natürlich Sinn. Auch die Idee mit der Frontblende gefällt mir sehr gut, die habe ich mir gleich notiert.

    Dass ich auf keinen Fall ohne Filter selbst reinschauen oder eine Kamera anhängen sollte, ist mir natürlich bewusst, trotzdem schadet dieser Hinweis natürlich nie.

    Viele Grüße

    Christian

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  • Jetzt wo ich das lese, glaub ich auch mal so etwas gemacht zu haben, war damals aber eher aus Langeweile, weil ich noch nichts mit Astro am Hut hatte. Da hab ich meine Lomo Lubitel Kamera

    als Projektor benutzt um den Transit von der Venus durch die Sonne auf der Wand zu beobachten.

    War aber eher so ein "mal sehen ob das klappt" Aufbau ohne Formeln, dafür mit Snacks und Musik ^^

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