Von Sh2-112 bis Sh2-116 - ein 2-fach Mosaik

  • Hallo allerseits,


    in einer Art wetterbedingtem Astrofotohospitalismus habe ich mir alte Daten aus August 2020 vorgenommen. Es geht um die Region zwischen den Emissionsnebeln Sh2-112 und Sh2-116 im Schwan. Sh2-116 hat auch die Bezeichnung Abell 71. Es ist wohl noch nicht endgültig geklärt, ob es sich um einen PN oder nicht.


    Die Aufnahme ist ein 2-er Mosaik aus insgesamt knapp 7 Stunden Ha und OIII Daten. Die Kamera war eine ASI1600mm-pro an dem auf 720 mm reduzierten TS Photoline 130/910.


    Hoffe, die Neubearbeitung gefällt :) :



    CS Peter

  • Servus Peter,


    die Nebelstrukturen sind wie immer einfach genial. Die Sterne aber erscheinen mir alle weiß bzw. höchstens minimal creme. Das wiederum sieht in meinen Augen unrealistisch aus. In der Region sind tief blaue neben leuchtend gelben Sternen zu finden. Die entfernteren Sterne sind gerötet... War das so gewollt, dass du die Sternfarben rausschmeißt?


    Liebe Grüße,

    Christoph


    P.S.: hab überlesen, dass es reine Schmalbanddaten sind und kein RGB mitgemacht wurden ;)

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Servus Christoph,


    ich finde gut, dass du die Sternfarben ansprichst. Es sind hier zwar nur HOO Sterne, aber ich habe sei kalibriert und die meisten davon passen ganz gut auf die Regressionsgerade, welche die Normalverteilung der Sternfarben in unserer Milchstraße abbildet.



    Die Farben selber ihre Verteilung passen also einigermaßen und es gibt auch viele gelbe und blaue Sterne im Bild. Hier mal ein 200% Ausschnitt mit Beispielen:



    Allerdings bin ich mir bei jedem meiner Bilder unsicher, wie "bunt" die Sterne sein sollen. Hier habe mich mal bewusst mit der Sättigung zurückgehalten und nicht viel nachgeholfen. Vielleicht zu sehr? Für die internationalen Foren müssen sie wohl sehr bunt sein. Aber mit guten Optiken sind doch gerade die blauen Sterne gar nicht so blau, wie man sie heute überall sieht. Oder doch? Ich würde mich freuen, wenn hier eine etwas breitere Diskussion zu den Sternfarben stattfinden würde.


    LG Peter

  • Hallo Peter,


    Deine Sternfarben finde ich sehr gelungen, zumal es eine Schmalband Aufnahme ist. (ich bekomme das bei Schmalband nie richtig hin). Zu kräftig eingefärbte Sterne empfinde ich als kitschig, weniger ist mehr.


    Gruß Jürgen

    :cyclone: Deepsky:  TS-Optics Photoline 80 mm f/6 FPL53 Triplet-Apo+TS-Optics  0,8x Korrektor für TS 80 mm

    :camera: Kameras:ZWO ASI 533 MC Pro Color, ZWO ASI533MM Pro, ZWO EFW 7*36mm, ZWO Filtersatz LRGBSHO

    :telescope: Montierung:Skywatcher HEQ5 Pro Goto    :level_slider:Autoguiding:ZWO SW Astrokamera ASI120MM Mini    :fireworks: Focuser:ZWO EAF
    :desktop_computer: Teleskop-Rechner: Dell Optiplex+Kubuntu+Indiserver :control_knobs: Teleskop-Steuerung:KStars+Ekos :sparkles:Bildbearbeitung:PixInsight, AstroPixelProcessor

  • Servus Peter, servus Jürgen,


    kitsch liegt natürlich immer im Auge des Betrachters. Schaue ich TYC 3573-1661-1 an (der gelbe Stern im Ausschnitt – unten weiß, die beiden mittleren sind blau, der oberste ist gelb), so ist der Gelbton hier wie gesagt sehr dezent. Da es Schmalbandaufnahmen sind, ist es eh sehr gut, dass die Farbigkeit überhaupt etwas rüberkommt. Ich kenne den Spektraktyp von TYC 3573-1661-1 nicht, auf den SDSS-Platten ist er aber intensiv gelb. Vermutlich vergleiche ich auch automatisch mti dem visuellen Eindruck am Teleskop. Und da sind gelbe bis orangegelbe Sterne sehr intensiv, blaue hingegen oft eher weiß, etwas defokussiert dann wieder blau (hat mit unseren Farnrezeptoren im Auge zu tun).

    Beispiel Albireo: visuell ist der wirklich fast schon kitschig, aber der Kontrast von gelb zu blau ist hier riesig und fällt auf.

    Auf Fotos gefällt mir persönlich der Anblick, wie er auch visuell wäre, wenn das Licht entsprechend (durch Öffnung statt Belichtungszeit) gesammelt wird. Und da sind Gelb-, Orange- und Rottöne doch recht markant. Wenn das auf Fotos dann nur dezent erkennbar ist, kommt mir das flau vor.


    Wäre interessant, das mal abzugleichen: Fotografen vs. Visuelle – wem gefällt welche Sternfarbigkeit besser?


    Hier aber ist das Bild aufgrund der reinen Schmalbanddaten natürlich weniger für so eine Diskussion geeignet.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Wäre interessant, das mal abzugleichen: Fotografen vs. Visuelle – wem gefällt welche Sternfarbigkeit besser?


    Hier aber ist das Bild aufgrund der reinen Schmalbanddaten natürlich weniger für so eine Diskussion geeignet.

    Hallo Christoph,


    dieses Bild sollte ja nicht die Diskussionsgrundlage sein, aber du hattest die Sternfarben angesprochen und das hatte ich als guten Aufhänger für eine allgemeine Diskussion über das Thema gesehen. Denn ich glaube, das Thema handhabt jeder auf seine Weise und eine Guideline wäre sicher nicht schlecht.


    Was die Schmalbandsterne angeht, da taste ich mich gerade heran und das klappt sehr gut. Wenn man sie mit SPCC kalibriert, kommt man ziemlich nah an die wirklichen Farben heran, wie man in der Auswertung oben sieht. Näher jedenfalls als man das in vielen RGB Aufnahmen sieht, die nicht oder nicht gut kalibriert sind ;) . Ich muss mal sehen, ob ich je einen passenden Datensatz mit RGB und HOO Daten für einen direkten Vergleich zusammenstellen kann.


    Liebe Grüße

    Peter

  • HOO Sterne, aber ich habe sei kalibriert und die meisten davon passen ganz gut auf die Regressionsgerade, welche die Normalverteilung der Sternfarben in unserer Milchstraße abbildet.

    Hallo Peter,


    für Schmalbanddaten finde ich den Fit super, das sieht bei mir nicht so gut aus. Hast Du R=Ha, B=OIII und G die Summe aus Ha und OIII zugeordnet oder hast Du eine andere Abbildung für das synthetische Grün gewählt? Danke Dir.


    CS und viele Grüße - Oliver

  • Hallo Peter,


    für Schmalbanddaten finde ich den Fit super, das sieht bei mir nicht so gut aus. Hast Du R=Ha, B=OIII und G die Summe aus Ha und OIII zugeordnet oder hast Du eine andere Abbildung für das synthetische Grün gewählt? Danke Dir.


    CS und viele Grüße - Oliver

    Hallo Oliver,


    schweren Herzens geben ich dir Einblick hinter meine Kulissen und verrate meinen neuesten Trick für schöne HOO Sterne ;( :


    Erst ein HOO ganz simpel mit R = H, G = O, B = O bauen. Dann im relativ neuen PI Prozess NarrowbandNormalization die Grundeinstellungen darauf anwenden:



    Der Ha-Hintergrund wird dabei goldbraun, aber der wird später mit SXT verworfen. Man kann noch ein bisschen mit den Reglern spielen, wenn man will. Interessant ist manchmal der "OIII boost", den ich aber meist in Ruhe lasse.


    Nach NbN sieht es normalerweise schon ganz super aus, zumindest bei meinen Daten. Danach noch eine Runde SPCC, zum Schluß Sterne extrahieren mit SXT.


    Ich habe das jetzt mit Daten von 2 Kameras und 2 Teleskopen probiert und es ist besser als alles, was ich mit NB Daten zuvor mit anderen Methoden erhalten habe.


    Gib bitte mal ein Feedback, ob das bei dir auch funktioniert.


    CS Peter

  • Hallo Peter,


    herzlichen Dank für den Tipp. Das werde ich unbedingt ausprobieren, jedoch muss ich erst einmal bei PI etwas aufrüsten, da ich bisher noch kein NbN und statt SPCC noch PCC verwende. Beim nächsten Bild werde ich das in Angriff nehmen und dann auch berichten.


    Viele Grüße - Oliver

  • Hi Peter



    Eine sehr schöne Aufnahme einer tollen Region. Ich habe sie diesen Sommer auch besucht, und deshalb etwas über Abell 71 recherchiert. Es gibt, soweit ich mich erinnern kann, eigentlich nur eine Publikation von Paris Pismis welche anzweifelt, dass es sich um einen PN handelt.

    Diese findest du hier.

    Als Begründung ist zu lesen, dass da kein OIII vorhanden sei, was offensichtlich nicht korrekt ist.


    CS, Seraphin

  • Hallo Sternfreunde,


    das Thema Sternfarben beschäftigt mich auch schon eine ganze Weile. Bilder mit schön betonten Sternfarben gefallen mir sehr gut. Ein Sternfreund, der dies besonders gut verwirklicht hatte, ist Jonas, von dem ich bereits seit einiger Zeit hier keine Bilder mehr gesehen habe. Eines habe ich hier mal verlinkt:



    Mir fällt auf, wie schon von Christoph erwähnt, daß die roten und orangefarbenen Sterne meist mit kräftigen Farben bis ins Zentrum dargestellt sind, während die blauen Sterne meist weißlich mit blauem Rand rüberkommen. Vermutlich brennen die hellen Sterne hier eher aus.


    Es gab vor längerer Zeit schon mal eine Diskussion über die Sternfarben:



    Darin hat Jonas auf das PI - Script „RepairedHSVSeparation“ hingewiesen, welches er erfolgreich angewandt hat, um die Sternfarben aus den Halos zurück in den Sternkern zu transferieren. Mir ist das leider noch nicht gelungen. Vielleicht hat einer von euch einen Tipp, wie man das Problem lösen kann.


    Schöne Grüße

    Heinz

  • Hallo Heinz,


    die von dir verlinkte Aufnahme liegt für mich am bunten Ende dessen, was man an Sternfarbenbandbreite so sieht. Es ist totale Geschmacksache, klar. Aber man muss schon ordentlich in die Tasten greifen um solche Farben in die Sternkerne zu ziehen. Wenn man sich die Spikes wegdenkt und das Ganze als Refraktoraufnahme vorstellt, wird der Effekt noch deutlicher. Man kann die Farben nur auf Kosten der natürlichen Helligkeitsverteilung (PSF) der Sterne in deren Zentren bringen.


    Es gab vor längerer Zeit schon mal eine Diskussion über die Sternfarben:



    Darin hat Jonas auf das PI - Script „RepairedHSVSeparation“ hingewiesen, welches er erfolgreich angewandt hat, um die Sternfarben aus den Halos zurück in den Sternkern zu transferieren. Mir ist das leider noch nicht gelungen. Vielleicht hat einer von euch einen Tipp, wie man das Problem lösen kann.

    Dazu muss man die PSF oben abschneiden und weichzeichnen, erhält dann eine gleichmäßige, nicht gesättigte Scheibe, die man einfärben muss (denn vorher war da keine Farbe, weil gesättigt ;)). Die einfachste Methode ist m. E., die hellen Sterne z. B. in Photoshop in eine enge, weiche Auswahl zu bringen und einen Gaußschen Weichzeichner darauf anzuwenden. Darüber noch ein Sättigungs-Layer auf die gleiche Auswahl, fertig.


    Übrigens hat Lucifugus Christoph die Diskussion um die Sternfarben in einen separaten Thread überführt: RE: Wie auffällig bzw. "bunt" sollten Sternfarben auf Astrofotos sein?



    Viele Grüße

    Peter

  • Hallo Peter,


    danke für deine Antwort. Ich muß gestehen, daß ich die von dir beschriebene Vorgehensweise nicht recht begreife. Leider verfüge ich nur über Pixinsight und nicht über Photoshop. Aus unterschiedlichen Gründen habe ich mittels Sternmaske und Convolution die hellen, ausgebrannten Sterne schon weichgezeichnet. Wie ich damit die Farbe in die Sternkerne transportieren soll ist mir jedoch ein Rätsel. Vielleicht kannst du mich diesbezüglich aufklären, da du ja auch PI verwendest.


    Schöne Grüße

    Heinz

  • Hallo Peter,


    herzlichen Dank für den Tipp. Das werde ich unbedingt ausprobieren, jedoch muss ich erst einmal bei PI etwas aufrüsten, da ich bisher noch kein NbN und statt SPCC noch PCC verwende. Beim nächsten Bild werde ich das in Angriff nehmen und dann auch berichten.


    Viele Grüße - Oliver

    Hallo pete_xl Peter,


    ich konnte nicht warten und habe heute PI auf 1.8.9-2 aktualisiert, damit NBN auch läuft. Ha und OIII stammen aus meinem M1, der mit einem Antlia ALP-T und OSC aufgenommen wurde. Dann wurde PCC auf ein HOO im linearen Zustand angewendet, einmal mit (links) und einmal ohne (rechts) Narrowband Normalization (SPCC dauert noch ein wenig, da ich erst 'mal die 10GB Daten herunterladen muss). Danach wurden beide Bilder identisch gestreckt, die Sterne extrahiert und die Sättigung in gleichem Umfang etwas angehoben. Der Einfluss und Vorteil der NBN schon sehr deutlich zu sehen. Herzlichen Dank noch einmal für den tollen Tipp.


    CS - Oliver


  • Hallo pete_xl Peter,


    ich konnte nicht warten und habe heute PI auf 1.8.9-2 aktualisiert, damit NBN auch läuft. Ha und OIII stammen aus meinem M1, der mit einem Antlia ALP-T und OSC aufgenommen wurde. Dann wurde PCC auf ein HOO im linearen Zustand angewendet, einmal mit (links) und einmal ohne (rechts) Narrowband Normalization (SPCC dauert noch ein wenig, da ich erst 'mal die 10GB Daten herunterladen muss). Danach wurden beide Bilder identisch gestreckt, die Sterne extrahiert und die Sättigung in gleichem Umfang etwas angehoben. Der Einfluss und Vorteil der NBN schon sehr deutlich zu sehen. Herzlichen Dank noch einmal für den tollen Tipp.


    CS - Oliver

    Hallo Oliver,


    oh, OSC mit Duobandfilter hatte ich gar nicht auf dem Schirm, hatte nur mit Monokamera experimentiert :S . Umso besser, dass es damit auch zu funktionieren scheint. Vorher eine Runde BXT (correct only) und nachträglich eine flotte Runde SPCC tut der Angelegenheit auch keinen Schaden ;).


    CS Peter

  • Hallo Heinz,


    ich nutze PI nur für ganz bestimmte Aufgaben. Wenn es ans Eingemachte geht, bin ich nach wie vor bei PS. Leider kann ich dir daher nicht erklären, wie man in PI vorgeht. In PS wird eine Sternmaske erzeugt, dann innerhalb der Maske weichgezeichnet. Dabei verringert sich die Helligkeit und die Farbe aus dem dunkleren Saum der Sterne verteilt sich über die maskierte Fläche. Anschließend wird die Farbe gesättigt und das Ergebnis zum Schluss ggf. leicht geschärft. In PI habe ich das noch nicht gemacht und kann dir daher keinen guten Tipp geben. Ich bin aber sicher, hier gibt es Leute, die in PI arbeiten und das können.


    CS Peter

  • Hallo Peter,


    trotzdem vielen Dank für deine Erläuterungen zu PS. Im Prinzip ist das in etwa die Vorgehensweise, die ich auch in PI angewandt hatte, nur daß ich keinerlei Effekt in Bezug auf das „Zerfließen“ der Farbe in den Sternkern feststellen konnte. Ich werde mal mit verschiedenen Masken und Weichzeichnungsparametern experimentieren, vielleicht klappt es dann ja.


    Beste Grüße

    Heinz

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