Einsteigerfragen zu EAA

  • Hallo zusammen,


    vor etwa einem Jahr hat mich ein Freund mit diesem wundervollen Hobby angesteckt und seit dem lässt es micht nicht mehr los (geht wohl den meisten hier so :)).

    Ich beobachte aktuell noch mit einem sehr einfachen Setup: ein Newton 130/650 (Bresser Spica I), dazu inzwischen ein einachsiger Nachführmotor. Ich war erstaunt wie weit man damit bereits kommt und dass sich damit sogar auch schon erste brauchbare Fotos mit einer ZWO ASI 178 MC machen lassen. Aber es ist natürlich in jeder Hinsicht mühsam und man verliert viel zeit mit suchen und justieren. Und die Nachführung mit dieser Methode ist zwar für das visuelle Beobachten ganz gut, für Fotos taugt es aber nicht (nach spätestens 20 Minuten ist das Objekt trotzdem aus dem Bild), das habe ich aber auch nicht wirklich erwartet...

    Darum habe ich mir inzwischen eine kleine GoTo-Montierung gekauft, die Skywatcher Az-GTi um mir das Leben etwas leichter zu machen (auch wenn ich sie wegen permanenter Bewölkung noch nicht testen konnte ;(). Und ja, ich weiß, die trägt nicht viel Gewicht und ist für Astrofotografie hinsichtlich ihrer Trackinggenauigkeit nur eingeschränkt verwendbar. Eine gewisse Verbesserung erhoffe ich mir aber schon.


    Nun zu meinen Fragen:

    1. Mir ist klar, dass man für Fotografie idealer Weise ein echtes Autoguiding nutzt. Jedoch frage ich mich, ob man eine GoTo nicht auch mit dem Bild der (Haupt)Kamera steuern kann. Zumindest bei kurzen Belichtungszeiten wäre das ja denkbar. Damit kann man das Bild sicher nicht exakt auf das Objekt positionieren, aber vielleicht genügt es, um die Abweichung aus der Montierung etwas auszugleichen. Wenn ich mit der Fotosoftware (ASI Studio) von ZWO gearbeitet habe, hat diese die Verschiebung der Einzelbilder beim Stacken bereits ausgeglichen, wenn das Objekt nicht komplett aus dem Bild gelaufen ist.

    Wurde etwas in der Art umgesetzt oder gibt es eigentlich nur die Wahl zwischen einmaligem Allignment vorab und Autoguiding mittels Guidingkamera?


    2. Ich habe inzwischen zahlreiche Softwaretools gesehen, die eine Ansteuerung der Montierung inklusive der Kamera (und natürlich auch weiterer Komponenten so vorhanden) erlauben, die meisten davon laufen unter Windows. Ich suche etwas deratiges für Android, da ich lieber mein recht portables Tablet statt des deutlich schwereren Notebooks nutzen möchte. Gibt es hier etwas entsprechendes? Also eine App, die mit der Montierung (WLAN oder EQMod-Kabel) und Kamera (über USB-Kabel) kommunizieren kann, ohne dass man direkt ein ASIAIR nutzt oder Stellarmate auf einem Raspberry-Pi laufen lassen muss?


    Zu beiden Punkten konnte ich bislang nicht wirklich etwas finden, darum wäre ich für Hinweise dankbar, damit ich mich dort entsprechend einlesen kann.


    VIele Grüße,

    Michael

  • Hallo Michael,


    willkommen im Forum!

    Mir ist nicht so ganz verständlich, was Du in Frage 1 eigentlich meinst.


    EAA bedeutet im Grunde, dass man eintreffende Kurzzeitbelichtungen sofort stackt und irgendwann das Stacking abbricht und auf das nächste Objekt schwenkt. Dann hat man ein Bild, welches in der Regel wesentlich mehr Details und Farbe zeigt, als bei visueller Beobachtung.


    Natürlich kann man später die RAW-Bilder noch mal überarbeiten, aber das ist dann der Bereich Astrofotografie.


    Wenn du nach 20 min das Objekt komplett aus dem Teleskop verlierst, dass hast Du entweder schlecht eingenordet, falsche Tracking-Speed gewählt oder die Mechanik läuft extrem schlecht und unsynchron.


    Beim Auto-Guiding nimmt die Hauptkamera Langzeitbelichtungen vor in der Länge von ca. 30 sek bis 5 Minuten oder länger. Während dieser Zeit nimmt die Guiding-Kamera Bilder auf im Abstand von ca. 1-3 Sekunden. Stellt die Guiding-SW fest, dass der Leitstern in der Guiding-Kamera seine Position verändert, dann schickt diese Guiding-SW Korrekturimpulse an die Motoren der Montierung. Der Guiding-Stern wird also permanent in einem Soll-Fenster gehalten. Durch die permanente Korrektur der Teleskopstellung wird also auch das Bild in der Hauptkamera permanent an einer Position gehalten. Hierdurch wird verhindert, dass Strichsterne oder aufgeblähte Sterne während der Belichtung entstehen.


    Zur Frage 2:

    Die meiste SW läuft in der Tat unter Windows oder Linux. Lösungen unter Android sind mir nicht bekannt. Man müßte ja alle Devices irgendwie mit dem Tablett verbinden. Die gängige Lösung ist dann oft ein Mini-Computer an der Montierung und der Zugriff über einen Remote -Computer per WLAN.


    Grüße

    Hartmut

    EQ6R-PRO | OMEGON PUSH+ | SW Allview | Unistellar eQuinox | Seestar S50 |  ASKAR FMA 135

    SW 200PDS/1000 | SVBONY 503 80/560 (448) | SkyMax 102/1300 MAK | TS 61EDPH II

    ASI 120MC-S & MM-Mini | veTEC533c / 571c | N.I.N.A.

    METEORCAM (RPi4) (https://globalmeteornetwork.org/weblog/DE/index.html) DE000Q

  • Darum habe ich mir inzwischen eine kleine GoTo-Montierung gekauft, die Skywatcher Az-GTi um mir das Leben etwas leichter zu machen (auch wenn ich sie wegen permanenter Bewölkung noch nicht testen konnte ;( ). Und ja, ich weiß, die trägt nicht viel Gewicht und ist für Astrofotografie hinsichtlich ihrer Trackinggenauigkeit nur eingeschränkt verwendbar.

    Hallo Michael,


    Ich selbst kenne die AZ-GTI nicht, aber ich weiß von vielen EAA-KollegInnen, die sehr erfolgreich und gerne diese Montierung einsetzen. Ich arbeite selbst ausschließlich in AltAZ-Mode ohne Guiding. Man kann durchaus mit so einer Montierung eine gute Nachführ-Genauigkeit auch über viele, viele zig-Minuten haben. Sollte das Objekt zu stark aus der Mitte auswandern, also immer größer werdende schwarze Ränder im Live-Stacking bekommen, kann man jederzeit das Stacking pausieren und per Platesolving neu mittig positionieren und das Stacking anschließend wieder fortsetzen. Alles kein Hexenwerk. Sharpcap hat inzwischen sogar dafür ein automatisches "Software-Guiding" implementiert. Es geht aber auch manuell, ohne Schwierigkeiten. Zentrierte Objekte wandern dann auch über sehr lange Zeit, sechzig, neunzig Minuten und mehr nicht aus dem Bildfeld. Allerdings hat man im AltAZ-Mode immer eine Bildfelddrehung, die sich durch immer größer werdende schwarze Ecken bemerkbar macht.


    Ich suche etwas deratiges für Android, da ich lieber mein recht portables Tablet statt des deutlich schwereren Notebooks nutzen möchte. Gibt es hier etwas entsprechendes?

    Meine Meinung: Nein.

    Aktueller Dreh- und Angelpunkt ist der Platzhirsch für EAA Software: Sharpcap. Gibt es nur für Windows. Plate-Solving, automatisiertes Software Guiding, Online-Live-Bildoptimierungen, die sogar Darks und Flats überflüssig machen, Live-Stacking und, und, und alles dabei. Kostet für ein Jahr nur €15. Etwas Besseres wirst Du nicht finden können.


    Servus - MünchenBeiNacht - Ewald

    (c) Copyright 2023 . Meine Texte entstehen nur und durch ausschließliche Nutzung des eigenen Denkapparats und ich widerspreche ausdrücklich der Nutzung, Verwendung, Kopie und Diebstahl durch KI-Programme!!

  • Hallo Michael,


    zur Remote-Steuerung von Android aus könntest Du NoMachine verwenden. Das unterstützt alle gängigen Betriebssysteme. Ob Sharpcap damit von einem kleinen Display aus praktikabel zu kontrollieren ist, wäre zu testen.


    Gruß Jürgen

    :cyclone: Deepsky:  TS-Optics Photoline 80 mm f/6 FPL53 Triplet-Apo+TS-Optics  0,8x Korrektor für TS 80 mm

    :camera: Kameras:ZWO ASI 533 MC Pro Color, ZWO ASI533MM Pro, ZWO EFW 7*36mm, ZWO Filtersatz LRGBSHO

    :telescope: Montierung:Skywatcher HEQ5 Pro Goto    :level_slider:Autoguiding:ZWO SW Astrokamera ASI120MM Mini    :fireworks: Focuser:ZWO EAF
    :desktop_computer: Teleskop-Rechner: Dell Optiplex+Kubuntu+Indiserver :control_knobs: Teleskop-Steuerung:KStars+Ekos :sparkles:Bildbearbeitung:PixInsight, AstroPixelProcessor

  • Hallo Michael,


    Du kannst das Objekt bei Sharpcap mittels Script und Platesolving ab und an neu zentrieren lassen. Damit bleibt das Objekt immer im Bildfeld und Du machst damit so etwas wie Dithern und verhinderst ein Stück weit ggf. auftretenden Walking Pattern Noise. Sharpcap ist für EAA quasi eine eierlegende Wollmilchsau. Für die Steuerung via Laptop habe zum EQ Kabel von Aliexpress für ~10€ gegriffen und bin sehr zufrieden damit. Damit kann man die Montierung z.B. per Green Swamp oder EQMOD steuern.


    Wenn Dir mal eine Polwiege über den Weg läuft, würde ich zuschlagen, denn im EQ Modus läuft die Montierung auch sehr gut und Du entledigst Dich dem Problem der Bildfelddrehung. Später könntest Du noch einen 30mm Sucher anbringen und 'echtes' Guiding machen. Die kleine ist bei leichtem Besteck eigentlich gut brauchbar.


    Viele Grüße

    Michael

  • Hallo zusammen,


    meinen besten Dank an Euch alle für die schnellen und hilfreichen Antworten.

    Das von Ewald angesprochene "Software-Guiding" in SharpCap, dort heißt es glaube ich "Click to recenter" scheint in der Tat die Funktion zu sein, die ich gesucht habe.

    In der Tat bedauerlich, dass SharpCap nur für Windows verfügbar ist. Meine Hoffnung war, die Montierung mit ihrem integrierten WLAN mit dem Tablet verbinden zu können, die Kamera via USB-Kabel und dann auf dem Tablet alle erforderliche Software laufen zu lassen. Damit wäre ein sehr schlankes Setup möglich gewesen. Nun kann man statt des Tablets auch ein Laptop nehmen, klar. Aber der vorhandene ist halt leider doch schwerer als das Tablet. Oder es muss doch der Mini-Computer sein, dann muss man sich aber wieder mit der Stromversorgung dessen auseinandersetzen und alles miteinander verbinden. Das macht den Aufbau dann wieder aufwendiger. Und man nutzt dann wohl auch nicht SharpCap, nehme ich an.

    Ich werde sicher erst mal manuell starten, das Stacking unterbrechen und nachjustieren. Für den Anfang ist das sicher vollkommen ausreichend und mit einer nicht überladenen Az-GTi wird es wohl auch ganz gut funktionieren. Aber bevor man jetzt wild Geld für Notebook oder Mini-Computer und Powerstation ausgibt, war es mir doch wichtig, einmal die Möglichkeiten kennen zu lernen. Damit habt Ihr mir bereits sehr geholfen.

    Die Polwiege habe ich bereits mitbestellt, aber zunächst will ich mal einfach anfangen und mich überhaupt erst mal mit der Montierung auseinandersetzen. Gleich alles zu wollen führt vermutlich schnell zu Frustration...


    Viele Grüße,

    Michael

  • Hallo Michael,


    "Click to recenter" scheint in der Tat die Funktion zu sein, die ich gesucht habe.

    das ist die erwähnte "manuelle" Funktion.


    Seit Sharpcap 4.1 gibt es unter Alignment eine Funktion, bei der man in Pixel eine Abweichung vom Zentrum angibt. Ist das Objekt weiter als diese eingestellte Abweichung vom Zentrum entfernt, wird automatisch das Stacking unterbrochen. Anschließend macht Sharpcap automatisiert ein Plate-Solving und zentriert das Objekt neu. Und weiter geht's mit dem Stacking. Alles ohne Eingriff des Anwenders.


    Servus - MünhenBeiNacht - Ewald

    (c) Copyright 2023 . Meine Texte entstehen nur und durch ausschließliche Nutzung des eigenen Denkapparats und ich widerspreche ausdrücklich der Nutzung, Verwendung, Kopie und Diebstahl durch KI-Programme!!

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!