Fernglas für die astronomische Beobachtung

  • Hallo Stefan,


    Dein Orientierungsproblem mit dem Teleskop kommt mir bekannt vor. Ich bin jemand der ausschließlich mit Ferngläsern beobachtet, auch aufgrund der einfachen Orientierung am Himmel.

    Mit einem Fernglas auf Stativ kann man mithilfe von Sternenkarten oder Software jederzeit kontrolliert Starhopping betreiben, sieht noch die größeren Zusammenhänge, kann mit bloßen Auge die Sicht kontrollieren und trotz der geringen Vergrößerung dabei phantastische Sternenkonstellationen beobachten. Du kannst Dir dann jedes Sternbild vorknöpfen und mithilfe von was für Büchern auch immer die Highlights versuchen abzufahren. Genau wie Christoph es beschreibt, kannst Du später das Teleskop hinzunehmen, um Einzelobjekte mal richtig zu vergrößern oder in höherer Auflösung und Lichtstärke zu sehen.

    So ein Setup aus Stativ, Kugelkopf, Fernglashalter und Fernglas kostest gebraucht vllt. ab 150€. Ein 8x40 Porrofernglas wäre passend, das kann auch Freihand noch gewinnbringend eingesetzt werden und ist auch eine Größe, welche für Wanderungen am Tage geeignet ist.

    Wenn man noch hockend oder knieend beobachten kann, kommt man auch mit mittleren Stativgrößen gut aus. Die extreme 90°Beobachtung ist zwar schwierig, aber früher oder später kommt jedes Objekt in niedrigere Winkel zum beobachten.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Nimm ein 10x40 oder 10x50 Fernglas, das kannst Du immer auch anderweitig gebrauchen ! War auch schon durch das 8x56 Dachkant versucht, weiss aber nicht, ob das zu schwer wird (zittern); das 12x56 scheint mir jedenfalls zu viel für freihändig.

    Und kauf Dir das das da dazu (antiquarisch; findest auch bei amazon); aber nur das von Widmann und Schütte ! Es gibt viele neuere Versionen, die sind schlechter (viel Graphik und weniger Info, also nicht so komplett).

    Hallo AR_Nr2,

    danke Dir für den Tipp. Das Buch ist bestellt ...

  • Über Fernglashaltemöglichkeiten gibt es ja etliche Forenbeiträge bzw. Bilder unter "Binochair", unter 16fach kann man aber eigentlich gut halten.


    Ich wollte nur den Satz "Je weiter man sich in Richtung Zenit bewegt, umso unbequemer wird die Kopfhaltung" etwas korrigieren, da ich mich liegend über steilere Objekte freue - man kann die Okulare eines 20ers über 45° gut auf die Nase legen und nur vorne halten. Über 45° am Stativ finde ich anstrengend. Vor dem Abknicken des Kopfes warne ich, da hat man leider länger Etwas davon ...



    ahoj


    Alex


  • Hi

    So hab ich dieses Jahr auch angefangen. Mein NIKON 10x50 mit Stativ (fast 2m) geht immer mit in Urlaub.Mittlerweile ein Refraktor mit ParallaxStativ angeschafft

  • Je weiter man sich in Richtung Zenit bewegt, umso unbequemer wird die Kopfhaltung, was die Halswirbelsäule ohne Unterstützung mit einem mehr oder weniger diskreten Knirschen und Knacken quittiert. Das ist ungesund und ermüdet sehr schnell. Von entspannter Beobachtung kann dann nicht mehr die Rede sein.


    [...]


    Zenitnahe Beobachtung sind mit Geradeinblick immer beschwerlich. Aber so bis ca. 75 Grad kann ich auch mit diesem Setup noch kommod beobachten.

    Servus Wolfram,


    im Prinzip gebe ich dir recht, aber... ^^ Gerade Beobachtung im Zenit finde ich superentspannend bei Geradeinblick. Ich lege mich einfach flach auf den Rücken und kann dann sogar mein 20 × 60-Fernglas ohne Stativ mit den Okulargummiumrandungen auf meine Augen setzen, muss nur mit den beiden Händen etwas stützen und kann senkrecht nach oben schauen, ohne sehr zu wackeln. Nicht ganz so gut wie mit Stativ, dafür aber extrem chillig und tiefenentspannend. Das geht auch noch ein bisserl rundherum um den Zenit. 15 Grad Abweichung kann man noch sehr gut halten.


    Zugegeben, im Winter bei Schnee auf dem Boden ist das suboptimal, aber wenn der Boden trocken ist, geht das super. Oder eben eine Isomatte mitnehmen.


    O.k., dass mit dem erschwerten Zenith - Beobachten sehe ich auch ein. Mmmh, so langsam "beißt sich die Katze hier in den Schwanz".


    Vielleicht sollte ich das Hobby generell noch einmal überdenken ? Bevor ich noch mehr Geld investiere. Ich habe so das Gefühl hier steht bald ein 10" Dobson zum Verkauf ^^

    Servus Stefan,


    das musst du ganz alleine entscheiden. Jedes Hobby kostet Geld. Man muss aber nicht sofort alles, was man hat, investieren. Was das Beobachten im Zenit angeht: siehe oben... Eine Parallelogrammmontierung ist genial, klar. Ich habe aber auch keine. Es sollte aber auch nicht allzu schwer sein, sowas notfalls selbst zu basteln. Die Friktion kann man über das Anziehen der Schrauben einstellen und ein Parallelogramm mit Gegengewicht ist kein Hexenwerk. Mir ist das aber zu sperrig. Ich beobachte viel frei Hand (mit 8 × 42) und im Zenit eben auch frei Hand mit 20 × 60), sonst setze ich mein Fernglas auf ein kurzes Fotostativ, das ich dann wiederum mir im Sitzen im Gartenstuhl auf die Oberschenkel platziere. Das reicht mir völlig aus. Ich kann dann das Fernglas sehr ruhig halten.


    Wenn du ein Bisserl im Forum stöberst, wirst du auch Selbstbaulösungen finden. Es gibt auch Stirnstative, selbst gebastelt. Oder Fernbglas auf einem langen Einbein (Stange). Kann man auch ruhig halten. So viele Möglichkeiten.

    Was auch selbst zu bauen ist, wäre eine Art Wippe mit Gegengewicht. Das auf einen Kugelkopf mit etwas Friktion und man hat das Parallelogramm auf eine Stange eingedampft und kann auch Beobachten. Mit 8 × 42 reicht es mir aber völlig, die Ellenbogen aufzustützen. Wichtig ist erstmal das Beobachten an sich und ob man sich von dem Anblick faszinieren lässt. Der Rest kommt dann schon von allein.


    Eins sollte dir aber bewusst sein: Jedes sich in ein Hobby neu Einarbeiten ist mühsam und erfordert zeitlichen Aufwand. Wenn du z. B. eine neue Sportart anfängst, bist du ja (wohl) auch nicht enttäuscht, dass du erstmal viel trainieren musst, bevor du halbwegs mit den anderen mithalten kannst (Technik, Ausdauer, Kraft, je nach Sportart). Man braucht immer erstmal Ausrüstung, muss sich Wissen aneingnen und Erfahrung sammeln. Du glaubst doch (hoffentlich) nicht, dass das bei der Astronomie anders ist. Das visuelle Beobachten geht mit wenig Technik, aber Übung, Erfahrung, Kenntnisstand (z.B. wo sind welche Objekte, wie finde ich die?) – das kommt nicht von allein. Wäre nur ein Teleskop nötig und dann ginge alles von allein, dann wäre es ja langweilig und das Thema / Hobby bald ausgereizt. Ich wiederhole meinen Tipp: halte den 10-Zöller in der Hinterhand und nutze ihn ab und zu bewusst, um das genauer anzuschauen, was du im Fernglas kennengelernt hast, was leicht am Himmel zu finden ist und was deine Neugierde weckt. Und schau dir lieber Zeichnungen als Fotos von den Objekten an, damit du ungefähr abschätzen kann, was du erwarten kannst. Viele sind enttäuscht, dass eine Galaxie nicht helle, rote Flecken zeigt und selbst von gelnb bis blau gefärbt ist, denn visuell ist das meiste nur grau. Und ohne zu wissen, was man da gerade genau anschaut, was der graue Fleck bedeutet, stelle ich mir das Ganze Procedere doch etwas fad vor. Mit dem Hintergrundwissen, woher das Licht kommt, was man gerade sieht, ist es jedenfalls äüßerst faszinierend. Und das allerbeste: man kann mit jeder Öffnung, mit jedem Gerät viel entdecken und sehr lange beobachten. Die Objekte gehen nicht so schnell aus. Ich bin auch immer wieder überrascht, was alles mit bloßem Auge geht, was ich vorher nicht gedacht hätte.


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Eine Parallelogramm-Montierung kommt für mich preislich leider nicht in Frage. Außerdem scheint es die momentan eh nicht (mehr) zu geben oder kaum zu geben.

    Also ich bin mit meiner Parallelogrammmontierung von Lacerta sehr zufrieden und lieferbar ist sie auch jederzeit ...
    https://teleskop-austria.at/ParallelMount3#m
    Zu teuer?

    Hier mein Review dazu:

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    Grüße, Mario

    https://astronom.at

    8'' Skywatcher Flextube Dobson, 16'' Spacewalk Telescopes Infinity** Dobson, 60/330 TS Apo (Reiseteleskop), Coronado PST Umbau, Binoansatz Binotron 27, Nachtsichtgerät, ...

  • Hallo Stefan, hallo Mitlesende,


    Plichtlektüre zum Thema Fernglas Nutzung:


    Dort sieht man, wie vielschichtig die Lösungen sein können, je nach Möglichkeiten, Beobachtungstyp, körperliicher Verfassung...


    Wie die anderen schreiben, könntest du den Himmel erst einmal mit dem Fernglas kennenlernen. Wenn dann der Wunsch aufkommt, die entdeckten Objejkte tiefer und detaillierter zu erforschen, kannst du immer noch ab und zu den Dobson hernehmen. Dann wird dir die Orientierung und Handhabung damit auch leichter fallen.


    Wer weiß, vielleicht packt dich die beobachtende Astronomie doch noch nachhaltig und du wirst froh sein, nicht zu vorschnell wiederverkauft zu haben.

  • Servus Christoph,


    volle Zustimmung; im Liegen Beobachten habe ich immer Sommer auch schon oft gemacht mit Liegestuhl und 10x50, das sich so ziemlich ohne Wackeln halten lässt. Dann im Wechsel mit freiäugigem Sehen Genuß pur; ich bin bei der Gelegenheit auch schon ab und zu sehr tiefenentspannt eingeschlafen; irgendwann aufgewacht und wieder den Sternhimmel über mir gehabt - ein Traum!

    Nur Deine Auflagetechnik geht bei mir nicht; ich muß mit Brille glotzen, weil die Dioptrieneinstellungen an den Gläsern um's A....lecken nicht meine Fehlsichtigkeit ausgleichen können.

    Im Liegen Beobachten hat jedenfalls seinen ganz eigenen Reiz. Sehr guter Hinweis von Dir für diesen Austausch.


    CS Wolfram

  • Sselhak


    Lacerta, endlich mal ein annehmbarer Preis ,


    - zur Montierung muss man jedoch noch einen Neiger kaufen wie Kugelkopf, oder ? Sieht ansonten etwas nackt aus ...


    - hast Du es in Ösi nach D bestellt ?



    ahoj



    Alex



  • Sselhak

    - zur Montierung muss man jedoch noch einen Neiger kaufen wie Kugelkopf, oder ? Sieht ansonten etwas nackt aus ...

    - hast Du es in Ösi nach D bestellt ?


    Hallo Alex,
    ich hatte noch einen Kugelkopf herumliegen, aber ja, den braucht man extra (oder je nach Vorlieben einen Neiger).

    Und ich komme aus Österreich, daher hab ich direkt im Geschäft in Linz gekauft.

    Aber ich kenne viele, die bei Teleskop Austria aus Deutschland bestellen und das ganz problemlos.


    Grüße, Mario


    PS. Du hast eine PN von mir!

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  • Hallo Wolfram,


    ich denke der Neiger/Kugelkopf kommt an das Ende wo das Fernglas befestigt wird.


    Somit wird das Fernglas dann am Neiger/Kugelkopf befestigt.


    So kann man das Fernglas dann in alle gewünschten Beobachtungsrichtungen bringen...

    :)


    P.S.: Stativanschluß ist lt. Mario's Link auch direkt auf dem Stativkopf.

  • Hallo Stefan,


    Dieser Thread zieht sich ja schon ne Weile, aber du hast bisher noch nicht mitgeteilt wieviel Geld du in die Hand nehmen möchtest.


    Wenn das Budget bekannt wäre, könnte man evtl. zielführender Beraten.


    ....is nur so'n Gedanke... :)

  • Wenn ich das richtig verstehe ist ED ein spezielles Glas mit Zusatz von Fluorid, dass noch besser den Farbfehler reduziert.

    Trotzdem sind die "non ED" Fernglaslinsen vergütet ?

    Ja !

    Ganz vereinfacht dargestellt (und von Spezialfällen abgesehen, z.B. Vierlinser = schwer), gibt es 3 Arten von Objektiven:


    1. APO-chromaten (teuer, meistens 3-Linser, manchmal 2-Linser mit teuren Sondergläsern)

    2. A-chromaten mit zwei Unterguppen:

    - Fraunhofer (und andere): die klassischen 2-Linser aus Flint- und Kronglas

    - ED-Achromaten: auch 2-Linser mit etwas teureren Gläsern (modernere Entwicklung), die die Farbabweihungen des Fraunhofer-Achromaten besser korrigieren.

    Erstere Untergruppe sind die "non-ED" Objektive, von denen man Dir gesprochen hat !

    Voll-Vergütungen (verhindert den Lichtverlust an den Luft-Glasübergängen innen und auβen durch "Reflexionen") haben heute alle !

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