• Hallo zusammen,


    zur Zeit habe ich einen Newton 150/750 PDS, den ich mit einiger Hilfe etwas optimiert habe (Velours, Blendenring, CNC-Fangspiegelspinne...)

    Für die Galaxienzeit hätte ich aber gerne etwas mehr Brennweite, ohne mir aber gleich ein neues Teleskop kaufen zu müssen. Ich weiß, dass es für die Takahashi Epsilons beispielsweise Extender gibt, die die Brennweite etwas verlängern (und natürlich auch die Lichtstärke verringern).


    Ich suche daher etwas ähnliches für meinen Newton. Dabei geht es mir ausschließlich um fotografische Nutzung. Ich habe schon ein Auge auf den Televue Paracorr geworfen (Typ 2). Hat da jemand schon Erfahrungen bzw gibt es Alternativen?


    Vielen Dank & CS,


    Ulrike

  • Hallo Ulrike,


    Die "normalen" Komakorrektoren haben lediglich kleine Brennweitenverlägerungen von 10-20% - auch der Paracorr. Das bringt dich eigentlich nicht gross weiter. Ich vermute mal, du suchst eher Faktor 1.5-2 - oder?
    Hier bist du bei 1.5x: https://www.teleskop-express.d…ctor-and-1-5x-Barlow.html
    Und dann gleich 2.7x, was wohl etwas extrem sein dürfte: https://www.teleskop-express.d…-7x---photo---visual.html

    CS, Daniel

  • Kommt auch ganz darauf an, wie gross dein Bildkreis ist. Welche Kamera hast du denn da dran?
    Der 2.7er ist eigentlich nur für Lucky Imaging sinnvoll, sonst vergrösserst du nur das Seeing.

    Für +15% kannst du auch den Explore Scientific nehmen, bis APS-C funktioniert der ganz gut.

    CS, Daniel

  • Im Moment habe ich die ASI 071 MC Pro. Da es sich um eine Dauerleihgabe meines Vereins handelt, möchte ich mir auf absehbare Zeit eine neue Kamera kaufen. Entweder die ASI 2600 MC Pro oder ein Derivat, falls ich mich je mit NINA anfreunden kann. Lucky Imaging steht auf meiner Liste nicht unbedingt ganz oben

  • Hallo Ulrike,


    wenn Du einen 150PDS mit einer ASI2600 kombinierst, hast Du eine Auflösung von 1.03"/Pixel. Das ist für länger belichtete Aufnahmen abseits des Lucky Imaging in meinen Augen das maximal sinnvolle. Mit einer 1,5x Barlow liegst Du bereits bei 0.7"/Pixel und damit schon beinahe über der Auflösung des Teleskops. Daher würde ich sagen, das eine Verlängerung der Brennweite nicht viel mehr zeigen wird, es sei denn Du verkleinerst das Bild später wieder, was aber natürlich die Sache ad absurdum führen würde. Die kleinen Pixel moderner Kameras machen lange Brennweiten meiner Meinung nach unnötig. Bei den 9my Pixeln früherer CCD Kameras war das sicher notwendig, aber das ist ja Vergangenheit.


    Viele Grüße

    Michael

  • Mit einer 1,5x Barlow liegst Du bereits bei 0.7"/Pixel und damit schon beinahe über der Auflösung des Teleskops.

    Seit Shannon ist bekannt, dass die Samplerate mehr als doppelt so hoch wie die höchste zu wiedergebende Frequenz sein muss. Nehmen wir also mal grob 1" Seeing (klar, das ist für viele nur selten erreichbar) an, dann sind immer noch 0.5" pro Pixel sinnvoll um die Auflösung wirklich zu erreichen. Also auch bei 4um Pixelgrösse geht da sicher noch etwas mit der Brennweite. Ganz abgesehen davon, dass mit einer Farbkamera die Auflösung sogar nur halb so gross ist.


    Wer das online mal schnell durchrechnen will:
    https://astronomy.tools/calculators/ccd_suitability

    Insofern finde ich jetzt einen 1.5fach Extender mit der ASI2600 völlig unproblematisch. Das Guiding muss natürlich auch gut sein.

    CS, Daniel

  • Hallo Daniel,


    nun ja, mathematisch müsste die Auflösung (ausgehend von den Annahmen auf sterngucker.de) sogar bei 0.3“/Pixel liegen um das Teleskop auszureizen. Ausgehend von dem, was ich bisher in der Praxis gesehen habe, würde ich jedoch bei einer Auflösung von 1“/Pixel die Grenze des (mit längeren Belichtungen) erreichbaren sehen. Selbst mit extremer Kurzbelichtung ist dies, denke ich, im Deepsky nur selten zu unterbieten und auch nur dann, wenn man einen wirklich guten Tag erwischt hat. Das sieht übrigens auch der CCD Suitability Calculator so, wenn diese Auflösung auch das untere Ende des Intervalls darstellt.


    Ausgehend von der Praxis und den (meist) nicht idealen Bedingungen, steht daher der Aufwand , meiner Meinung nach, in keinem guten Verhältnis zum erreichbaren Ergebnis. Ich bleibe daher bei meiner Aussage, dass eine höhere Brennweite Ulrike nicht unbedingt zum erhofften Ergebnis führen wird.


    Es gibt ja auch noch die Möglichkeit zu drizzle‘n um evtl. vorhandenem Undersampling zu begegnen. Für gute Ergebnisse sollten aber, meiner Erfahrung nach, möglichst viele Einzelbelichtungen (sagen wir >50) vorliegen.


    Viele Grüße

    Michael

  • growers  wynnie


    Hallo und dank für eure Antworten und entschuldigt bitte meine späte Reaktion. Ich musste erst einmal einiges für mich sortieren und vor allem nachlesen, was ihr geschrieben habt. Ich habe mich bemüht, die Theorie dahinter zu verstehen, aber so ganz durchdrungen habe ich das leider noch nicht. Ich möchte natürlich keine Brennweitenverlängerung, ohne dass die Auflösung besser wird - ansonsten hätte ich nichts davon.


    Mein Teleskop hat ein (theoretisches) Auflösungsvermögen bei 0,7" (lt. Angabe im Netz)

    Wenn wir meine ASI 071 MC Pro nehmen und die native Brennweite von 750 mm und unter Zugrundelegung von normalen Seeing.-Bedingungen, komme ich auf eine Auflösung von 1.31"/Pixel. Da könnte man ja annehmen, dass da noch was geht - mit der ASI 2600 MC Pro. Da wären es aufgrund der kleineren Pixel 1.03"/Pixel.


    Nun habe ich aber auch gelesen, dass ein Abbildungsmaßstab von 1,5" so als Faustformel genommen werden kann. Was ich jetzt noch nicht so ganz verstehe ist, wie die beiden Werte sich zueinander verhalten. Ist es jetzt so, dass ein Wechsel von der ASI 071 MC Pro zur ASI 2600 MC Pro keinen Nutzen brächte, weil schon die 1.31" Auflösung mit der ASI 071 MC Pro unter dem Abbildungsmaßstab liegen? Wobei der CCS Suitability Calculator selbst bei einer 1,5 Barlow nix zu meckern hat (hinsichtlich des Samplings).


    Viele Grüße,


    Ulrike

  • Servus Ulrike,

    Für die Galaxienzeit hätte ich aber gerne etwas mehr Brennweite

    Ausgehend davon geht es ja um Deepskyfotos lichtschwacher Objekte und die verlangen typisch längere Belichtungszeiten. Mit einer 2x Barlow würdest du zwar die Brennweite verdoppeln, allerdings musst du dann auch entsprechend die 4-fache Belichtungszeit in Kauf nehmen.

    Seit Shannon ist bekannt, dass die Samplerate mehr als doppelt so hoch wie die höchste zu wiedergebende Frequenz sein muss

    Das nutzt man für Planetenvideos aus und passt per Barlow die Pixelgröße der Kamera an das genutzte Teleskop an. Für Deepsky ist das unpassend, da stört bei den einzelnen länger belichteten Aufnahmen die Luftunruhe und auf die gängige Grenze hat wynnie schon hingewiesen. 1" Seeing ist schon selten, meist ist es leider schlechter und daher kann man für Deepskyfotos das (theoretisches) Auflösungsvermögen des Teleskops eh nicht nutzen.


    Gruß Stefan

  • Servus Ulrike,

    Ausgehend davon geht es ja um Deepskyfotos lichtschwacher Objekte und die verlangen typisch längere Belichtungszeiten. Mit einer 2x Barlow würdest du zwar die Brennweite verdoppeln, allerdings musst du dann auch entsprechend die 4-fache Belichtungszeit in Kauf nehmen.


    Gruß Stefan

    Hallo Stefan,


    die Sache mit der Belichtungszeit ist mir bewusst. Es gibt einige kleinere Objekte, die etwas Brennweite benötigen und dennoch vergleichsweise hell sind.


    Wenn ich das jetzt richtig verstehe, ist das Seeing immer der limitierende Faktor der Auflösung? In diesem Fall wäre aber nach meiner Auffassung eine größere Brennweite doch immer ohne praktischen Effekt - am Ende habe ich zwar quasi eine Vergrößerung des Objekts auf dem Bild, aber bei einer Auflösung, die letztlich immer vom Seeing abhängig ist - es sei denn ich bin im Undersampling?


    Letztlich ist das ja das, was wynnie schon geschrieben hatte. Jetzt lasse ich mich aber gerne auch mal von Franks Himmelsvorschau für Astrofotografen inspirieren und da ist es ja nicht selten der Fall, dass der Satz fällt: "Für das Objekt braucht ihr schon ein bisschen mehr Brennweite". Also was nützt uns das? Es sei denn, ich bekomme eine Vergrößerung, ohne dass die Auflösung darunter leidet. Wenn ich das jetzt mal mit der visuellen Astronomie vergleiche (ja ich weiß, da ist das noch etwas anderes) - wenn ich dort Jupiter mit wenig Brennweite anschaue, ist die Kugel scharf, aber eben klein. Mit mehr Brennweite wird Jupiter natürlich vergrößert; im Zweifel sehe ich aber nur noch ein schwammiges Etwas.


    Viele Grüße,


    Ulrike

  • Hallo Ulrike,


    bei Jupiter, Saturn, Venus und Mars kommt uns ihre enorme Helligkeit entgegen. Selbst bei >F10 kam man noch im Bereich weniger Millisekunden belichten und damit der Luftunruhen ein Schnippchen schlagen, da die Software am Ende nur die scharfen Momente zusammen rechnet. Damit kann man an in guten Nächten die Auflösungsgrenze des Teleskops erreichen.


    Bei kleinen und hellen planetarischen Nebeln kann das, in Grenzen, auch klappen. Wenn auch die Belichtungszeiten da schon höher sein müssen. Stichwort 'Kurzbelichtung'


    Objekte mit geringer Flächenhelligkeit müssen meist länger belichtete werden um einen guten Signal/Rausch Abstand zu erreichen und dann schlägt das Seeing erbarmungslos zu. Das gilt auch für die meisten Galaxien. Auch eine hohe Brennweite hilft dann, in meinen Augen, kaum weiter solange Du mir der Kombination Kamera/Teleskop im Bereich von 1" - 1,5" pro Pixel liegst. Du kannst beim stacken drizzeln und damit versuchen noch etwas Auflösung heraus zu holen. Das klappt nach meiner Erfahrung am besten, wenn Du viele (>50) Einzelbelichtung hast. Aber erwarte keine Wunder.


    Es hat schon seinen Grund, warum die Profis auf hohem Bergen einen riesigen Aufwand betreiben und adaptive Optiken bauen, die 1000 mal pro Sekunde die Form des Spiegels verändern, um den Seeing entgegen zu wirken. Sonst würden sich die großen Spiegel kaum lohnen.


    Wenn Du einen guten Signal/Rausch Abstand hast, kannst Du in den Lichtern stärker schärfen. Da kommt dann schon einiges zum Vorschein. Aber dafür ist es notwendig, lange (bzw. oft) zu belichten.


    Viele Grüße

    Michael

  • Hi Michael,


    danke für die ausführliche Erklärung. Heute habe ich die Daten gestackt, die während der Wolkenlücke von Freitag auf Samstag sammeln konnte. Tatsächlich waren die Bedingungen so gut (Seeing unter 2"), dass ich mit meinem Setup (Newton 150/750 PDS und der ASI 071 MC Pro) leicht im Undersampling war. In diesem Fall hätte mir die ASI 2600 MC Pro mit ihren kleinen Pixeln tatsächlich weitergeholfen. Andererseits hat man solche Bedingungen hier auch nicht so oft. Trotzdem verstehe ich jetzt einiges besser.


    Viele Grüße,


    Ulrike

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