"Die mysteriöse Verdunkelung des Überriesensterns Beteigeuze könnte endlich erklärt werden (Foto)
Ein Staubschleier ist wahrscheinlich für das seltsame Verdunkelungsereignis des Überriesensterns im Jahr 2019 verantwortlich.
Kann ein Stern am Rande des Todes wieder auf die Beine kommen? Ein Star tat es – oder schien es zumindest zu tun.Anfang 2019 begann der Rote Überriese Beteigeuze schwächer zu werden. Einige Beobachter sagten voraus, dass die Verdunkelung ein Vorbote des Untergangs des Sterns sei: Es sei das erste Warnsignal dafür, dass Beteigeuze im Begriff sei, zur Supernova zu werden.
Astronomen sind sich mittlerweile sicher, dass das nicht stimmt. Bilder, die am Montag (23. Oktober) von der Europäischen Südsternwarte (ESO) veröffentlicht wurden, zeigen deutlich, dass sich Beteigeuze nach dem Ereignis wieder normalisierte.
Die Bilder sind einem Team der französischen Université Côte d'Azur zu verdanken, das zwischen Dezember 2018 und Dezember 2020 hochauflösende Fotos von Beteigeuze aufgenommen hat. Mit dem Instrument MATISSE (Multi Aperture mid-Infrared Spectroscopic Experiment) auf dem Very Large der Europäischen Südsternwarte Mithilfe eines Teleskop-Interferometers im Norden Chiles haben diese Astronomen den Stern vor, während und nach dem Verdunkelungsereignis eingefangen.
Obwohl sich der Stern insgesamt zu verdunkeln schien, schien sich die Photosphäre von Beteigeuze während des Ereignisses tatsächlich aufzuhellen. Die Astronomen der Université Côte d’Azur sagen, dass diese Beobachtung mit einer wahrscheinlichen, durch Beobachtungen gestützten Theorie übereinstimmt, dass Beteigeuze aufgrund einer Staubexplosion in Form von Siliziummonoxid, die vom Stern ausging, aus unserer Sicht verschwunden ist. Dieser Ausbruch könnte wiederum mit einer plötzlichen Abkühlung der Sternoberfläche zusammenhängen.
„Die Veränderungen in der Struktur der Photosphäre und des Siliziummonoxids stehen im Einklang sowohl mit der Bildung eines kalten Flecks auf der Sternoberfläche als auch mit dem Ausstoß einer Staubwolke“.
Wenn die Theorie zutrifft, würde sie auch mit den Ergebnissen einer Studie über den Stern aus dem Jahr 2021 in Einklang stehen, die darauf hindeutet, dass Beteigeuze im Grunde genommen eine Gasblase ausgestoßen hat. Astronomen, die den Stern zu diesem Zeitpunkt beobachteten, kamen zu dem Schluss, dass möglicherweise aufgrund eines plötzlichen Temperaturabfalls Gas aus seiner Oberfläche ausgetreten war.
Den Ergebnissen von 2021 zufolge wäre die plötzliche Kälte auch stark genug gewesen, um das ausströmende Gas so weit abzukühlen, dass ein Teil davon zu festem Staub kondensieren könnte. Der Staub hätte sich dann ausgebreitet und einen Schleier vor dem Stern gebildet, der ihn von unserem Standpunkt aus verdunkelte – und die MATISSE-Bilder stützen daher diese Theorie. Darüber hinaus deuten die Bilder auch darauf hin, dass sich Staub – derselbe Staub, der später neu entstehende Sternsysteme ernähren kann – tatsächlich sehr nahe an Sternen bilden kann.
Nichtsdestotrotz stellen Überriesen wie Beteigeuze auch in der späten Phase ihres Sternlebens die Astronomen vor große Rätsel. Und wenn ein anderer Stern in unserer Galaxie im Begriff ist, zur Supernova zu werden, wissen Astronomen – die seit dem 17. Jahrhundert keinen solchen Sterntod mehr beobachtet haben – nicht ganz, was sie erwartet.
Eine Studie der MATISSE-Bilder der großen Verdunkelung von Beteigeuze wurde im September 2023 in der Zeitschrift „Monthly Notices of the Royal Astronomical Society: Letters“ veröffentlicht."
