Das 2,1x42 von SvBony - 1. Eindrücke

  • Hallo zusammen,


    ich habe bei "Was hast Du heute Schönes ausgepackt" vor ein paar Tagen meinen Spontankauf kurz vorgestellt.

    Das Gerät gibt es analog auch bei anderen Anbietern wie z.B. Omegon. Die äußerliche Ähnlichkeit läßt vermuten, das die Geräte von einem Hersteller in großer Stückzahl produziert und unter jeweiligen Labels vermarktet werden.





    Mittlerweile hatte ich Gelegenheit, mich mit dem kleinen Gerät etwas näher zu befassen und möchte meine ersten Eindrücke beschreiben:



    1) Mechanik und Verarbeitung

    Wenn man das Glas in die Hand nimmt, fällt das überraschend hohe Gewicht auf. So nackich ohne Schutzdeckel und Handschlaufe zeigt die Küchenwaage 375g.

    Damit liegt das gute Stück schön satt und angenehm in der Hand. Das Gehäuse besteht aus schwarz eloxiertem Aluminium, die Brücke ist metallisch blank gehalten. Das 1/4"-Gewinde vorderseitig überrascht für knapp zweifache Vergrößerung. Das wird wohl einer Art Baukasten geschuldet sein, aus dem auch größere Modell bestückt werden, bei denen die Möglichkeit zur Stativmontage auch Sinn macht.

    Das Tubusinnere weist durchgehende Antiteflexgewinde auf. Diese sind mattdunkelgrau beschichtet oder lackiert.

    Leider gibt es okularseitig keine weiche Auflage für Brillengläser. Da stößt man auf harte Oberflächen, die Brillengläser leicht verkratzen können.





    Die Einzelfokussierung ist angenehm zu bedienen, nicht zu schwer- oder leichtgängig.


    2) Optik

    Alle optischen Flächen sind mehrschichtvergütet. Die Linsenränder sind geschwärzt.

    Die Objektive besitzen Innengewinde für 2"-Filter. Ich habe mir die UHC-Filter mitbestellt.

    Die Filter bringen tatsächlich eine spürbare Kontrastverstärkung. Durch die Beschichtung werden aber jegliche Reflexe schon bei schwachem Seitenlicht über die Haut oder die Hornhaut der Augen von den Filtern rückseitig wieder zurückreflektiert. Daher sollte Seitenlicht oder Aufhellung vermieden werden.

    Der Augenabstand ist auch für mich als Brilleträger noch groß genug.

    Beide Optiken sind kollimiert. Anfängliche Skepsis war lediglich meiner Gleitsichtbrille geschuldet.

    Randunschärfe gibt es, aber nur wahrnehmbar am äußeren Rand des Gesichtsfeldes. Wegen des ohnehin schon sehr großen Gesichtsfeldes fällt das bei der praktischen Beoachtung nur auf, wenn man bewußt am Rand entlang schaut. Der Schärfebereich ist aber immer noch so groß, das auch bei Augenbewegungen während der Beobachtung keine Beeinträchtigungen beim Sehgenuß feststellbar sind.







    3) Beobachten

    Die geringe Vergrößerung und das riesige Gesichtsfeld - Herstellerangabe 26 Grad - eröffnen einem eine ganz neue Beobachtungserfahrung. Die optischen Parameter und das fehlende Zittern erhöhen spürbar die Wahrnehmung hinsichtlich Sternsichtbarkeit.

    Um sich das Gesichtsfeld vorstellen zu können:

    - Die Andromedakette Alamak-Mirach-Alpheraz paßt gerade noch ins Gesichtsfeld;

    - Cassiopeia geht komplett sehr bequem-

    - M 31 zeigt sich mit viel Umgebung; man bekommt da wieder mehr Gefühl für die gewaltige Entfernung;

    - schön gehen auch kleine Sternbilder mit viel Umfeld wie z. B. Triangulum, Widder, u.a.

    - in der Milchstraße spielt das kleine Gerät seine Stärke aus Gesichtsfeld und erhöhter Wahrnehmung perfekt aus;



    Fazit:

    Das kleine Fernglas ist kein optisches Spielzeug und man kann wunderbar spielerisch und zwanglos damit beobachten. Meine eigene Beobachtungserfahrung ist oberhalb der unmittelbaren Schwelle mit bloßem Auge um eine schöne Dimension bereichert.

    Bei einem Gesamtinvest von knapp 240 € ist das Gerät jeden Euro wert und verdient seine Beachtung.

    Das kleine Fernglas hat tatsächlich das Zeug zum Gernglas!


    CS Wolfram

  • Hallo Wolfram,


    schöne Beschreibung (Bescherung :winking_face: :grinning_face:)....weil die macht (mich) jetzt schon....ich bin angefixt...!


    Leider gibt es okularseitig keine weiche Auflage für Brillengläser. Da stößt man auf harte Oberflächen, die Brillengläser leicht verkratzen können.

    ...ich hatte mal vor ein paar Jahren (für Billigferngläser), zu diesem Zweck, nach bezahlbaren Augenmuscheln für Mikroskopokulare gesucht u. bin auch fündig geworden.

    ...aber du hast wahrscheinlich schon ein Lösung parat...


    P.S.:

    Bei einem Gesamtinvest von knapp 240€..

    ...incl. den UHC-Filtern?

  • Hallo Wolfgang,

    Hallo zusammen,


    ich habe bei "Was hast Du heute Schönes ausgepackt" vor ein paar Tagen meinen Spontankauf kurz vorgestellt.

    Das Gerät gibt es analog auch bei anderen Anbietern wie z.B. Omegon. Die äußerliche Ähnlichkeit läßt vermuten, das die Geräte von einem Hersteller in großer Stückzahl produziert und unter jeweiligen Labels vermarktet werden.

    Hallo Wolfgang,


    danke Dir für die Rezension, das klingt sehr interessant.

    Mein Omegon-"Gernglas" hat eine 2x54 Optik, kein 1/4"-Gewinde und wiegt solo 386 g, also scheinen zumindest SvBony und Omegon nicht vom "gleichen Band" zu kommen.

    Das zitterfreie Halten ist tatsächlich ein Pluspunkt Richtung größerer Ferngläser.

    Von daher sehe auch ich eine Berechtigung für dieses spezielle Glas.

    Die Filter muss ich noch ausgiebiger testen, bevor ich mir da ein Urteil erlaube.


    CS Jochen

    Meine Ausrüstung: GSO Dobson 8", Skywatcher Heritage 150p Virtuoso GTi, Canon EOS 90D, Canon EOS 200D, Sony RX 100M4

    Einmal editiert, zuletzt von Freddi () aus folgendem Grund: typo #2

  • Hallo Wolfram,


    ich war schon länger der Meinung, daß ich etwas zwischen Brille und dem 6x30 Fernglas bräuchte, da der Sprung der größte ist zwischen allen Optiken bei mir.

    Die bisherigen Berichte zu dieser Art von Gläsern empfand ich immer als sehr diametral entgegengesetzt, von super bis grottig, und wußte nicht, ob es so große Unterschiede bei den Gläsern gibt oder es so starke individuelle Eindrücke gibt.

    Umso wohltuender Dein umfassender Bericht. Jetzt probier ich die auch mal aus und berichte!


    BTW: Versteh ich das richtig: die produzieren eine 20 mm AP und darin wandert man mit seiner jeweiligen Pupillenöffnung umher und blickt so theoretisch 26° mit bewegendem Auge herum?


    Viele Grüße


    Johannes

  • Hallo Johannes,


    ich hatte die gleiche Motivation für die Anschaffung wie Du.


    Um Deine Frage zu beantworten:


    Der Hersteller gibt für das Glas 26 Grad Gesichtsfeld und 9 mm Augenabstand an.

    Die 9 mm Augenabstand überraschen mich etwas, weil damit der Einblick für Brillenträger erfahrungsgemäß schon ziemlich unkomfortabel ist. Da ich selber Brillenträger bin und die Einschränkung z.B. bei meinem Fujinon 16x70 mit angegebenen 16mm Augenabstand kenne, deckt sich das nicht mit dem eigentlich zu erwartenden Einblick beim 2,1x42. Im Gehenteil.


    Das Eigengesichtsfeld mit den 26 Grad ist so komfortabel, daß man den Blick auch so entspannt schweifen lassen kann.

    Gestern Abend habe noch einmal damit beobachtet. Zur Veranschaulichung: Der Stier paßt noch ins Gesichtsfeld; genauso Hyaden und Plejaden - einfach ein sehr schönes Beobachten.


    Ich bin auf Deine Eindrücke gespannt.


    Viele Grüße

    Wolfram

  • Hallo Wolfram,

    heute kam mein Glas endlich an.

    Vorfreude machte sich breit beim auspacken und der überraschend guten Verarbeitung.


    Leider gab es dann heftige Enttäuschung beim Durchschauen. Als erstes irritierte mich die Scharfstellung. Hier war links bei vollständig eingedrehtem Okular der Schärfepunkt für unendlich erreicht, rechts hatte ich das Gefühl es müßte noch ein my weiter reingedreht werden, was aber mechanisch nicht möglich war. Hmm.

    Das Gesichtsfeld war riesig, jedoch hatte ich das subjektive Gesichtsfeld größer erwartet. Scharf war auf beiden Achsen lediglich ein maximal 50% innerer Bereich und innerhalb diesen war noch eine starke Bildfeldwölbung feststellbar.

    Das Glas wird leider Retour gehen :-((


    Jetzt frage ich mich aber, wie die großen Unterschiede in der Wahrnehmung dieser Fernglas-Typen entstehen? Ich selbst bin kurzsichtig, beobachte aber ohne Brille. Die extreme Unschärfe am Rand war bei mir ja ebenso real wie bei Dir die gute Randschärfe. Produktionsunterschied dieser Art kann man wohl ausschließen.


    Schrödinger hätte statt einer Katze lieber zu dem Vergleich randscharf und gleichzeitig nicht randscharf mit diesem Glas in der Kritik der Quantenmechanik anführen sollen 😄


    Schade schade schade, aber hilft alles nichts.


    Viele Grüße

    Johannes

  • Leider gab es dann heftige Enttäuschung beim Durchschauen. Als erstes irritierte mich die Scharfstellung. Hier war links bei vollständig eingedrehtem Okular der Schärfepunkt für unendlich erreicht, rechts hatte ich das Gefühl es müßte noch ein my weiter reingedreht werden, was aber mechanisch nicht möglich war. Hmm.

    Das Gesichtsfeld war riesig, jedoch hatte ich das subjektive Gesichtsfeld größer erwartet. Scharf war auf beiden Achsen lediglich ein maximal 50% innerer Bereich und innerhalb diesen war noch eine starke Bildfeldwölbung feststellbar.

    Das Glas wird leider Retour gehen :-((


    Jetzt frage ich mich aber, wie die großen Unterschiede in der Wahrnehmung dieser Fernglas-Typen entstehen? Ich selbst bin kurzsichtig, beobachte aber ohne Brille. Die extreme Unschärfe am Rand war bei mir ja ebenso real wie bei Dir die gute Randschärfe. Produktionsunterschied dieser Art kann man wohl ausschließen.


    Tja, entspricht doch erstaunlich genau meiner Erfahrung. Hatte das "original" Kasai binoview 40, 2.3x40, gebraucht gekauft. All die Derivate und neue, bezweifle dass es grosse "Fortschritte" gab, ausser vielleicht eine Innenschwärzung und bessere Vergütung. Aussehen äusserlich tun sie noch immer alle erstaunlich gleich.


    Fand den Fokus auch überaus diffus, nicht so richtig greifbar bzw. "klar" einzustellen. Bin auch kurzsichtig und "normal" beobachtend. Soweit scharf wars bei mir auch nur innen, aussen doch verzogene Sterne. Und das beschworene "wide field feeling" wollte sich auch nicht so recht einstellen. Unter dem Strich eine Enttäuschung, habs weiterverkauft.


    Wie gesagt, gibt ähnliche Berichte, bezweifle dass es an der Qualität des Geräts/Marke liegt, scheint mir eher einfach das Typische zu sein, was dieser Typ Gläser bieten. Kommt aber wohl auch auf die Person an, bzw. auf deren Augen?


    Gruss

    Der auf Anderer Zehen tanzt

    Möge das Wetter mit dir sein

    ------------------------------------------

    Omegon Pro APO 110/660 Carbon Doublet, Baader BBHS Amici 2", Televue Delos 3.5, 6, 10mm, Nagler 22mm, Panoptic 35mm, Rigel Quikfinder, Tecnosky 8x50 finder, on aokswiss AYO II and Manfrotto 028, binoculars Leitz Trinovid 7x42

    Einmal editiert, zuletzt von CHnuschti ()

  • Hallo Johannes,


    schade, tut mir leid, daß Du von dem Gerät enttäuscht bist!


    Ich war von früheren Probebeobachtungen mit Gläsern dieser Bauart auch skeptisch. Ich kann mich gut an ein größeres Gerät erinnern, das es einmal, glaube ich, von Vixen, jedenfalls von einem traditionellen Hersteller gab. Das Glas hat sich hinsichtlich Kontrastleistung mit seinen eigenen Parametern geschlagen. Außerdem war es mir für den zu erwartenden Beobachtungsgewinn dann viel zu teuer. Das hat sich auch nicht lange im Angebot halten können.


    Trotzdem hat mich das Gerät von SvBony dann doch wieder interessiert. Beim Beobachten unter sehr gutem Bedingungen hat sich für mich der angesprochene Beobachtungsgewinn letztlich doch eingestellt.


    Ich beobachte im Gegensatz zu Dir aber mit Brille, d.h. mir bleibt nichts anderes übrig, weil meine Kurzsichtigkeit gerade nicht mehr über den Dioptrienausgleich der Einzelfokussierung kompensiert werden kann. Das Problem habe ich mit meinem Fujinon 16x70 auch. Vielleicht macht das schon einen wesentlichen Unterschied zwischen Deinem und meinem Seheindruck aus.

    Ich habe selber viel Sorgfalt beim Scharfstellen beider Okulare aufwenden müssen. Ich hatte erst immer nur ein Bild scharf bekommen, aber beide Bilder partout nicht richtig. Ich dachte erst an eine unsaubere Kollimation, letztlich hat es dann aber geklappt mit dem Fokussieren, mit Geduld, aber ohne Spucke…..


    Für die Fokussierung spielt generell auch die Vergrößerung eine große Rolle; je höher die Vergrößerung, umso präziser wird die Fokussierung. 2,1 fach ist dafür ein herausfordernder Wert. Ich habe dafür das Glas trotz der geringen Vergrößerung zum endgültigen Schärfen zusätzlich aufgelegt.


    Ich wünsche Dir, daß Du Deine negative Erfahrung wieder aus der Welt bekommst.


    VG Wolfram

  • Hallo miteinander,


    ich habe heute meines auch bekommen. Sollte eigentlich erst am 15.11. kommen, war jetzt nur 4 Tage unterwegs.


    Soeben habe ich mal eine kleine Wolkenlücke genutzt und was soll ich sagen - ein echt kleines aber feines Teil.


    Aber nun zu meinen ersten Eindrücken:

    - sehr wertig verarbeitet, da ist kein Plastik dran - deshalb auch schwerer als erwartet

    - Fokussieren geht sehr gut und ich bekomme auch klasse nadelfeine Sterne

    - Schärfe auf über 90% des Bildes vorbildlich - nur der äußerste Rand ist nicht mehr perfekt


    Beobachtungen leider nur kurz:

    1. Hyaden und Plejaden im Bildfeld - was für ein toller Anblick

    2. Fuhrmann komplett im Bildfeld und nadelfeine Abbildung - einfach klasse


    Leider habe ich hier nur einen Bortle 5-6 Himmel - aber ich freue mich schon auf den Einsatz in dunkleren Gegenden.


    Auf jeden Fall kann ich Wolframs Begeisterung teilen.


    Habe mir auch noch den Svbony Fernglashalter bestellt, aber den bekomme ich nicht fest, da die Schraube zu lang ist.

    Da klappert das FG immer derzeit noch hin und her. Dafür muss ich mir noch eine Lösung einfallen lassen.


    VG

    Frank

    VG Frank

    _____________________________________________________________________________

    Ein Blick in die Tiefen des Weltalls, ist immer ein Blick in die Vergangenheit.

    meine Website

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!