Hallo zusammen,
ich habe bei "Was hast Du heute Schönes ausgepackt" vor ein paar Tagen meinen Spontankauf kurz vorgestellt.
Das Gerät gibt es analog auch bei anderen Anbietern wie z.B. Omegon. Die äußerliche Ähnlichkeit läßt vermuten, das die Geräte von einem Hersteller in großer Stückzahl produziert und unter jeweiligen Labels vermarktet werden.
Mittlerweile hatte ich Gelegenheit, mich mit dem kleinen Gerät etwas näher zu befassen und möchte meine ersten Eindrücke beschreiben:
1) Mechanik und Verarbeitung
Wenn man das Glas in die Hand nimmt, fällt das überraschend hohe Gewicht auf. So nackich ohne Schutzdeckel und Handschlaufe zeigt die Küchenwaage 375g.
Damit liegt das gute Stück schön satt und angenehm in der Hand. Das Gehäuse besteht aus schwarz eloxiertem Aluminium, die Brücke ist metallisch blank gehalten. Das 1/4"-Gewinde vorderseitig überrascht für knapp zweifache Vergrößerung. Das wird wohl einer Art Baukasten geschuldet sein, aus dem auch größere Modell bestückt werden, bei denen die Möglichkeit zur Stativmontage auch Sinn macht.
Das Tubusinnere weist durchgehende Antiteflexgewinde auf. Diese sind mattdunkelgrau beschichtet oder lackiert.
Leider gibt es okularseitig keine weiche Auflage für Brillengläser. Da stößt man auf harte Oberflächen, die Brillengläser leicht verkratzen können.
Die Einzelfokussierung ist angenehm zu bedienen, nicht zu schwer- oder leichtgängig.
2) Optik
Alle optischen Flächen sind mehrschichtvergütet. Die Linsenränder sind geschwärzt.
Die Objektive besitzen Innengewinde für 2"-Filter. Ich habe mir die UHC-Filter mitbestellt.
Die Filter bringen tatsächlich eine spürbare Kontrastverstärkung. Durch die Beschichtung werden aber jegliche Reflexe schon bei schwachem Seitenlicht über die Haut oder die Hornhaut der Augen von den Filtern rückseitig wieder zurückreflektiert. Daher sollte Seitenlicht oder Aufhellung vermieden werden.
Der Augenabstand ist auch für mich als Brilleträger noch groß genug.
Beide Optiken sind kollimiert. Anfängliche Skepsis war lediglich meiner Gleitsichtbrille geschuldet.
Randunschärfe gibt es, aber nur wahrnehmbar am äußeren Rand des Gesichtsfeldes. Wegen des ohnehin schon sehr großen Gesichtsfeldes fällt das bei der praktischen Beoachtung nur auf, wenn man bewußt am Rand entlang schaut. Der Schärfebereich ist aber immer noch so groß, das auch bei Augenbewegungen während der Beobachtung keine Beeinträchtigungen beim Sehgenuß feststellbar sind.
3) Beobachten
Die geringe Vergrößerung und das riesige Gesichtsfeld - Herstellerangabe 26 Grad - eröffnen einem eine ganz neue Beobachtungserfahrung. Die optischen Parameter und das fehlende Zittern erhöhen spürbar die Wahrnehmung hinsichtlich Sternsichtbarkeit.
Um sich das Gesichtsfeld vorstellen zu können:
- Die Andromedakette Alamak-Mirach-Alpheraz paßt gerade noch ins Gesichtsfeld;
- Cassiopeia geht komplett sehr bequem-
- M 31 zeigt sich mit viel Umgebung; man bekommt da wieder mehr Gefühl für die gewaltige Entfernung;
- schön gehen auch kleine Sternbilder mit viel Umfeld wie z. B. Triangulum, Widder, u.a.
- in der Milchstraße spielt das kleine Gerät seine Stärke aus Gesichtsfeld und erhöhter Wahrnehmung perfekt aus;
Fazit:
Das kleine Fernglas ist kein optisches Spielzeug und man kann wunderbar spielerisch und zwanglos damit beobachten. Meine eigene Beobachtungserfahrung ist oberhalb der unmittelbaren Schwelle mit bloßem Auge um eine schöne Dimension bereichert.
Bei einem Gesamtinvest von knapp 240 € ist das Gerät jeden Euro wert und verdient seine Beachtung.
Das kleine Fernglas hat tatsächlich das Zeug zum Gernglas!
CS Wolfram