Pünktlich zum 66. Jahrestag des Sputnik-I-Starts: “Rainer heißt jetzt Caspar”
So wie oben lautete vor 16 Jahren meine Überschrift, allerdings zum damals 50. Jubiläum, als ich meine Rainer-Ludwig-Sternwarte erstmals eröffnete.
Und so ähnlich, wie es vor Jahrzehnten im Werbefernsehen geheißen hatte “Raider heißt jetzt Twix” so gilt seit dem letzten Mittwoch für meine Sternwarte “Rainer heißt jetzt Caspar”.
Nachdem der örtliche Heimat- und Geschichtsverein Medebach e. V. mal anregte, darüber nachzudenken, meine Sternwarte in den aus Medebach stammenden Mathematiker, Kartograph, Instrumentenbauer und Astronomen Caspar Vopelius (1511-1561) zu benennen (den ich beim Bau der Sternwarte auch noch nicht kannte) war ich grundsätzlich einverstanden. Ich wollte nur einen passenden Anlass für die Umbenennung schaffen, der sich pünktlich zum 16. Jahrestag meiner Sternwarten-Eröffnung ergeben sollte:
Ich hatte zwar von Anfang an einen 150x2300mm Lichtenknecker-HA in der Sternwarte, doch fand ich vor Jahren als Ersatz für die ursprüngliche Montierung quasi zum Schrottwert eine funktionstüchtige Selbstbaumontierung nach Günter Nemec. Die hat keine tragenden Achsen, aber die auf Zug gespannten tragenden Teller mit 135mm Durchmesser, welche die Ausschwingzeit eines montierten Teleskops bestimmen, hatten selbst schon 90% Durchmesser der Teleskopöffnung der Röhre, welche sie trugen (als ob man auf ´ner Alt7- Monti einen 3”er montierte). Da kommt einem schon mal der Gedanke, ob die nicht etwas Größeres auch noch so eben tragen würde.
Corona hatte dann zwar Einiges verzögert, aber so, wie aufmerksame Leser hier im Forum, während der schlimmen Corona-Jahre bemerkt haben könnten, gingen ja einige anachronistische lange Lulatsch-Refraktoren zwischen 8”-9" an den Start. Unter anderem fand auch ich binnen nur einer Woche Suche hier im Forum einen 200mm/f14-Halb-Apo in Nemec-Bauweise.
Der musste nur “mal eben” aus Platzspargründen wieder in einen ungefalteten langen Über-Lulatsch zurück gebaut werden, nachdem der Anbieter, der liebe Gerd Weber aus Hattingen bei mir quasi um die Ecke, sein Jahrhundert-Projekt einer schweren Montierung fertig gestellt hätte.
Dass man einen gefalteten Nemec-Refraktor gerade aus Platzspargründen in seine ungeknickte Schönheit zurückbauen müsste, klingt absurd, liegt an der Bauweise meiner Sternwarte mit nur 2m x 3,5m umbauter Fläche, denn der Refraktor muss sich die etwa 4t schwere Rollhütte ja noch mit einem parallaktisch montierten 16”/f4,6 Newton teilen.
Das geht nur, indem der Newton auf einer niedrigen Südsäule montiert wird und der Refraktor auf hoher Säule nur 2m nördlich über den Newton hinwegschauen kann. Und dann nutzt man die hinreichende Höhe der Rollhütte aus. (Hevelius hätte im 17. Jahrhundert schließlich seinen Über-Über-Lulatsch ja auch in einer 2x2m Hütte unterbringen können, wenn die Rollhütte etwa 50m hoch gewesen wäre.)
Im Spätsommer dieses Jahres war absehbar geworden, dass der neue 200x2800mm “Brandt”-Halb-Apo fertig würde und ich nahm den Kontakt zum Heimat- und Geschichtsverein von Medebach auf, dass ich eine Umbenennung der Sternwarte in den NRW-Herbstferien mit der Inbetriebnahme des neuen Über-Lulatschs wiederum gerne am Abend des 4. Oktobers vornehmen würde. Der lud dann (bis auf den Schützenkönig und seine amtierende -Königin) sämtliche Honoratioren am Ort ein, sowie 3 Vertreter*Innen der Printmedien und den WDR-Siegen ein. Das Wetter erlaubte immerhin einen Blick durch Wolkenlöcher auf den Saturn, immerhin genau ein Objekt der Disziplin, für die der Über-Lulatsch geschaffen ist.
Da ich aber offenbar zu doof bin, meine hochbeladenen Bilder in meine Beiträge einzupflegen, muss ich euch die Presseberichte (gemischter Qualität) und den kurzen Beitrag vom WDR-Siegen hier verlinken. Guckt ihr hier:
Sauerlandkurier mit Fotostrecke:
Westfalenpost:
Die Damen von der Presse hatten wohl nicht mitbekommen, dass son Überlulatsch kein "topmodernes", sondern eher ein Anachronismus ist, wie mich der
WDR zutreffend wiedergibt ab (20min/40sek):
Viel Spaß am Angucken und
CS.
Hubertus