Draco Dwarf (UGC10822), eine Zwerggalaxie im Sternbild Drache

  • Hallo Sternfreunde,


    in der Zeitschrift „Astronomie, Das Magazin“ wird von Anne Keller regelmäßig eine Deep Sky Tour vorgestellt. Im Heft 36 hat sie dabei u.a. die Zwerggalaxie UGC 10822 (PGC 60095) im Sternbild Drache erwähnt. Diese als Draco Dwarf bekannte Begleitgalaxie der Milchstraße wurde erst im Jahr 1954 fotografisch entdeckt. Anne Keller beschreibt sie als besondere Herausforderung für die visuelle Beobachtung, die nur unter allerbesten Bedingungen möglich sei.


    Die Galaxie ist nur ca. 250.000 Lichtjahre entfernt, damit recht groß, jedoch von schwacher Helligkeit. Mit dem 8 – Zöller wollte ich mal sehen, was sich davon mit Amateurmitteln sichtbar machen läßt. In drei Nächten konnte ich Licht sammeln und immerhin eine größere Zahl der vielen schwachen Sternchen abbilden.



    Hier die annotierte Version:



    Zum Abschluß noch ein Crop zum besseren Erkennen des Zentralbereiches der Galaxie:



    Viele Grüße

    Heinz



    Aufnahmedaten:


    Equipment:

    OS RH200 (f/3)

    Kamera: QHY 268 Mono mit R,G,B Filtern von Baader

    Montierung: CGEM

    Guiding über Leitrohr mit MGEN II

    Verwendete Software: APT, Astro Pixel Processor, Pixinsight


    Bildinformation:

    Aufnahmedatum: 08.09., 09.09. und 14.09.2023

    591 x 30 Sek. verwendet für alle Farbkanäle zusammen, Binning 1x1, Gain 0, Temp. -10 Grad

    Gesamtbelichtungszeit: Ca. 5 Stunden

    Bortle 4 bis 5, kein Mond, 2 klare Nächte, eine Nacht mit Cirren, kaum Wind

  • Hallo Heinz,


    eine sehr schöne, sehr detailreiche Aufnahme. Die Galaxie ist natürlich winzig, aber auch der Hintergrund gefällt mir ausgesprochen gut!


    CS, Jochen

  • Hallo Jochen,


    freut mich, daß dir die Aufnahme gefällt. Du erwähnst lobend den Hintergrund. Schau dir nochmal den Crop an. Dieser streifige Hintergrund (ich vermute Banding) hat mich eher gestört. Da ich das Dithern noch nicht in den Griff bekommen habe, vermute ich hier die Ursache. Leider habe ich das über die Bildbearbeitung nicht entfernen können.


    Schöne Grüße

    Heinz

  • Hallo Heinz,

    das mit dem Hintergrund ist mir auch aufgefallen. M.E. ist das nichts, was man mit den entsprechenden Tools nicht hinbekommen würde.

    Auf den ersten Blick würde ich das für "Banding Noise" halten, das bekommst Du z.B. mit fitswork mit der Funktion "Zielen gleichhell" in den Griff, eine Entsprechnung gibt es sicher auch in PI.

    Ansonsten könnte ein intelligentes DeNoise-Tool wie der NoiseXTerminator Wunder wirken (ohne zu viel Background zu killen).

    Trotz des Rauschens finde ich das Bild wunderbar detailreich!


    Gruß, Jochen

  • Edit: ich hoffe es ist ok für Dich (falls nicht, bitte melden, dann lösche ich das Bild)...


    Ich habe in PS die Anti-Banding-Funktion der "AstronomieTools" benutzt und dann 1x mit NoiseX 40% entrauscht (ist evt. sogar etwas too much).

    Natürlich kann man am jpg nicht mehr allzu viel ausrichten, das sollte am Rohbild erfolgen.


    CS, Jochen


    UGC10822_N_dn.jpg

  • Hallo Jochen,


    danke für deinen Tipp. Das ist wirklich ein beeindruckendes Ergebnis. Leider habe ich nur APP und Pixinsight zur Verfügung. Ob es bei einem dieser Programme ein ähnliches Tool gibt wie in PS, kann ich nicht sagen. Die Funktion Canon Banding Reduction in PI ist zwar klasse, stößt jedoch hier an ihre Grenzen.


    Viele Grüße

    Heinz

  • Hallo Jochen,


    ich sehe gerade, daß du Fitswork und NXT angesprochen hast. NXT habe ich moderat angewendet, ohne entsprechenden Erfolg. Danke für den Hinweis auf Fitswork. Dieses Programm kenne ich nur teilweise und werde es selbstverständlich ausprobieren.


    Danke und beste Grüße

    Heinz

  • Servus Heinz,


    wow, ein tolles Ergebnis! Der gestreifte Hintergrund ist einfach eine Folge des starken Stretchings und des Bendings der Kamera. JogiNet – was meinst du mit winziger Galaxie? Die ist flächenmäßig sehr groß und wirkt hier wie ein sehr zerstreuter, großer, ovaler Offener Sternhaufen. Die Winzlinge sind Hintergrundgalaxien.


    Ein anspruchsvolles Objekt, das gut gelungen ist. Chapeau!


    Liebe Grüße,

    Christoph

    Mein Verein: Astronomische Gesellschaft Buchloe e.V.

    Meine Ausrüstung:

    Teleskope: 22" (560 mm)  f/3.5 Dobson (Martini / Oldham Optical)  –  Omegon Ritchey-Chretien Pro RC 203/1624; Montierung: iOptron CEM40G  –  Ferngläser (8 x 42, 20 x 60)

    Kamera: Canon EOS 6D Mark II (Vollformat, unmodifiziert); Kameraobjektiv: meist Canon EF-200 mm f/2.8 Teleobjektiv

  • Hallo Heinz,

    was das Banding-Noise-Entfernen in PI angeht:

    ich habe es selbst noch nicht ausprobiert, aber in PI soll wohl das Script "Canon Banding Reduction" (zu finden unter Scripte --> Utilities) ganz gut funktionieren (nicht nur für Canon Kameras...).


    Siehe dazu dieses Video ab ca. 1:45Min:



    2-Minute Tutorials: Dealing with Horizontal Banding in Your Images!
    This is another in a series of concise tutorials on working with Pixinsight. It is geared towards new astrophotographers and those just learning Pixinsight...
    youtu.be

    Das Banding habe ich VOR der Anwendung des NXT entfernt, vermutlich ist das der Punkt. Im NXT wie gesagt 40%, Details: 20.


    Gruß, Jochen

  • was meinst du mit winziger Galaxie?

    Das liegt natürlich im Auge des Betrachters und seines Standortes. Also: Planet Erde, 200mm Öffnung. ^^

  • Die Funktion Canon Banding Reduction in PI ist zwar klasse, stößt jedoch hier an ihre Grenzen.

    Edit: sorry - hatte ich überlesen...

  • Hallo Jochen,


    mit der von dir genannten Funktion in Fitswork habe ich ein wenig experimentiert, leider ohne Ergebnis. Tja, PS ist offenbar PI doch noch in manchen Belangen überlegen. Wenn ich mich recht entsinne, hat Seraphin dieses Banding auch mit Dithering in den Griff bekommen.


    Christoph, dir auch vielen Dank. Deine Idee mit dem zu starken Strecken werde ich überprüfen. Hier hatte ich bewußt nicht GHS eingesetzt, sondern nur mit der Histogramm Transformation gearbeitet. Leider funktioniert das Script Soft Stretch in der neuen PI Version nicht mehr. Damit hatte man stets einen guten Anhaltspunkt.


    Viele Grüße

    Heinz

  • mit der von dir genannten Funktion in Fitswork habe ich ein wenig experimentiert, leider ohne Ergebnis.

    Wenn ich nicht ganz falsch liege, muss für die effektive Anwendung der "Zeilen gleich hell"-Funktion, der "Fehler" annähernd horizontal sein. Evt. hilft es also, das Bild vor Anwendung ein wenig zu drehen und später wieder zurückzudrehen. Eventuell ist das auch das Problem mit der Canon Bending Reduction?


    Mein Tool in PS hatte allerdings kein Problem mit der Ausrichtung. Ich habe bei den Astronomy Tools allerdings bessere Erfahrung mit der "Vertical Banding Noise Reduction" und habe das Bild vor Anwendung um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht.


    Dithern hilft meiner Kenntnis nach nur gegen Walking Pattern Noise, Banding findet ja immer nur in einer Richtung statt.


    Gruß, Jochen

  • servus Heinz,


    schwieriges und kniffliges Objekt. Die Galaxie ist sehr flächenschwach, und strukturlöos. Im Prinzip bekommt man nur eine Anhäufung von Sternen, die allesamt nicht heller als 17 mag sind. Ich habe mit ähnlichem Besteck diese Galaxie ebenfalls fotografiert, schaut auch praktisch genauso aus: eine Anhäufung schwacher Sterne.

    Länger belichten bringt dort eigentlich nicht mehr an Details - weil's keine gibt ;)


    Eine gelungene Aufnahme.


    CDS

    Stefan

    visuell:

    ICS Dobson 14.5" f/4.7


    fotografisch:

    Lichtenknecker FFC 190/760mm f/4

    Galaxy RC 10" f/8

  • Hallo Sternfreunde,


    Jochen, mit deinen Tipps habe ich noch ein wenig experimentiert. Die Streifen konnte ich nicht beseitigen. Dann bin ich auf Christophs Idee eingegangen und habe neu gestreckt und zwar nur mit dem mir mittlerweile vertraut gewordenen GHS. Die Streckung ist moderater, die Streifen sind weg. Wenn ich beide Bilder in PI blinke, sehe ich, daß noch alle feinen Sterne erkennbar sind, nur ein wenig dunkler erscheinend.



    Die Endbearbeitung mit Nordpfeil konnte ich noch nicht durchführen, da auf meinem Bildbearbeitungsrechner (WIN11) von Gestern auf Heute das Programm Paint nicht mehr wie gewohnt funktioniert. Wenn das gelöst ist, werde ich das Bild wie jetzt bearbeitet in die Galerie einstellen.


    Euch allen besten Dank für die Tipps. Danke auch für die Sternchen, trotz der etwas mißratenen Erstbearbeitung. Das Strecken ist halt der schwierigste Teil der Bildbearbeitung. Die Könner hier beweisen stets aufs Neue, daß sie diesen Part perfekt beherrschen.


    Viele Grüße

    Heinz

  • Hallo Heinz,


    ein spannendes Objekt. :upside_down_face: Wenn man nicht wüsste, dass da was ist, würde man die Galaxie wohl direkt übersehen. Hab mir die Gx direkt mal notiert. Vielleicht sieht man ja mit 20" einen schwachen Hauch von Nichts im Okular.


    Find ich schön, dass hier im Astrotreff auch solche "Nischenobjekte" vorgestellt werden. Das regt zu eigenen Beobachtungen an.


    Viele Grüße und CS,

    Christian

  • Hallo Christian,


    danke für die Rückmeldung. Du kannst es visuell mit dem dicken Dobson ja mal versuchen. Es muß fast unmöglich sein, nur unter allerbesten Bedingungen besteht überhaupt eine Chance zum Erahnen von diesem Hauch von Nichts. In der Aufnahme mit f/3, also einer schnellen Optik, ist schon fast nicht erkennbar, trotz 5 Stunden Belichtungszeit. Ich drücke dir die Daumen!


    Schöne Grüße

    Heinz

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