Einstellungen für TS2600CP (IMX571), Gain. Offset, Mode?

  • Du arbeitest auch bei HCG mit der Low Noise Einstellung. Wenn ich mir die Diagramme im Manual der Touptek anschaue, habe ich das bisher so interpretiert, dass Low Noise nur in Verbindung mit LCG funktioniert. Liege ich da falsch und es funktioniert auch mit HCG? Ich weiß, dass man beides (HCG und Low Noise) gleichzeitig einschalten kann. Aber bringt das etwas? Hast Du damit Erfahrungen?

    Hallo Torsten, nein ich habe keine Erfahrungen damit, bin einfach den Empfehlungen gefolgt, die ich irgendwo aufgeschnappt habe. Ehrlich gesagt habe ich gar nicht verstanden, was dieses "Low Noise" überhaupt macht. Kann das jemand erklären?


    Jetzt habe ich Robin im Forum Beitrag ToupTek usage with SharpCap direkt gefragt und bekam Antwort.

    Unter dem Colour Space Drop Down Menue kann man jetzt auch Raw16 (Ultra Low Noise) auswählen.

    Unter der Preprocessing Sektion kann man flip vertical, flip horizonzal und flip booth auswählen, so wie bei den ASI Kameras.


    Da die Die Umstellung von LCG zu HCG automatisch bei Gain 300 erfolgt, habe ich mir folgende Einstellungen überlegt:

    1. Wo hoher Dynamikumfang ohne ausbrennen gefordert ist (RGB Sternfelder mit hellen Sternen, helle Nebel, helle Galaxienkerne...): RAW16 (Ultra Low Noise), Gain 100, Offset 200, Belichtung 30s, 60 s, 120 s je nach Wind und Montierungsperformance.

    2. Wo niedriges Rauschen gefordert ist (schwache Nebel mit Schmalbandfilter): RAW16 (Ultra Low Noise), Gain 300, Offset 500, Belichtung 120 s


    Was meint ihr, ist das sinnvoll so?


    Hier eine SharpCap Sensor Analyse (Kamera an 10" f/4 Newton Teleskop montiert, Sicht gegen die beleuchtete Zimmerdecke. Man sieht am Abfall des Read Noise bei Gain 300, dass dort der Wechsel von LCG zu HCG erfolgt. Kann man weiteres daraus herleiten?


  • Hallo Stathis,


    Bei ZWO 2600 ist der LCG HCG Sprung bei Gain 100 fest programmiert. Da kann man den Modus garnicht einstellen. In jedem Bereich bringt der jeweils niedrigste Gain das beste Full-Well und damit Dynamik. Ich hab bei mir in NINA einmal Gain 100 eingestellt und dann nie wieder angefasst. (Also alles und immer HCG) Ein heller Stern im Bild darf bei mir gerne in die Sättigung gehen, dafür kriege ich geringstes Rauschen und beste Dynamik für die Fuzzies.


    Clear Skies,

    Gert

  • Hallo Stathis,


    ich denke, dass Deine Überlegungen korrekt sind und für Sharpcap so ziemlich das Optimum darstellen sollten.


    Ich persönlich finde allerdings die automatische LCG/HCG Umschaltung nicht so vorteilhaft, da sie einen Freiheitsgrad einschränkt. Aber das sehen viele andere sicher anders, da es bequemer ist, sich nur um den Gain Gedanken machen zu müssen.


    Bei NINA (auch hier mit dem nativen Touptek Treiber - SDK) habe ich die Möglichkeit auch schon bei z. B. Gain 100 den HCG Modus einzuschalten. Der Dynamikbereich wird nur unwesentlich beeinflusst. Bei Gain 100 beträgt er im LCG Modus 14,4 Blenden und im HCG Modus 14,1 Blenden.

    Die zwei wichtigeren Unterschiede sind im Auslöserauschen und in der Full Well Capacity zu finden.

    Der für mich relevante Unterschied und das zeigt ja auch Deine Sensoranalyse besteht darin, dass das Ausleserauschen bei Gain 100 im LCG Low Noise Modus (2,35e-) immer noch mehr als doppelt so hoch ist als im HCG Modus (0,94e-).

    Die Full Well Capacity sinkt dabei allerdings von 51,3ke- im LCG Modus auf 16,5ke- im HCG Modus.

    Wenn also das geringste Rauschen im Vordergrund steht, wäre auch HCG bei Gain 100 in Betracht zu ziehen. Allerdings ist mir auch klar, dass dieser Fall in der Praxis, wenn überhaupt, dann nur sehr selten vorkommen dürfte.


    Hier der LInk zu den Datenblättern: https://www.touptek-astro.com/manuals/ATR3CMOS26000KPA.pdf

    Auf den Seiten 4-6 findest Du die Tabellen und die Diagramme.

    Ehrlich gesagt habe ich gar nicht verstanden, was dieses "Low Noise" überhaupt macht. Kann das jemand erklären?

    Low Noise Modus bedeutet, dass das Ausleserauschen im LCG Modus auf Kosten einer geringeren Bildrate von 2,6e- bis 1,14e- auf 2,35e- bis 1,17e- reduziert wird.


    Da ich keine Daten dafür im HCG Modus finde, gehe ich davon aus, dass es dort keinen Low Noise Modus gibt. Obwohl man den Low Noise Modus im NINA Treiber (dort heißt er Ultra-Modus) auch parallel zum HCG Modus anwählen kann, denke ich, dass er in dieser Kombination keine Wirkung hat.


    CS Torsten

  • Hallo Stathis,


    vorab ein kleiner Disclaimer:


    Ich selbst sehe mich nicht als erfahrenen Astrofotograf. Ich bin noch Anfänger und kämpfe nach wie vor mit der Informationsflut, insbesondere in der Technik-Theorie.


    Aber ich denke Theorie ist hier ein gutes Stichwort:

    1. Wo hoher Dynamikumfang ohne ausbrennen gefordert ist (RGB Sternfelder mit hellen Sternen, helle Nebel, helle Galaxienkerne...): RAW16 (Ultra Low Noise), Gain 100, Offset 200, Belichtung 30s, 60 s, 120 s je nach Wind und Montierungsperformance.

    2. Wo niedriges Rauschen gefordert ist (schwache Nebel mit Schmalbandfilter): RAW16 (Ultra Low Noise), Gain 300, Offset 500, Belichtung 120 s


    Was meint ihr, ist das sinnvoll so?


    Man möge mich berichtigen, aber die grundsätzliche Überlegung scheint mir in der Theorie sinnvoll.


    In der Praxis sollten aber auch die Umgebungsbedingungen bedacht werden. Soweit ich weiß, liefert ein hoher Gain keine zusätzlichen Information, sondern das Bild wird letztendlich "aufgehellt" (auch hier möge man mich bei groben Fehlern berichtigen). Das geht dann zu Lasten der Dynamik. Zwar sinkt das ausleserauschen, aber ich möchte hier mal darauf hinweisen, dass das mit max. 3,16e- doch bereits recht gering ist.


    Ich meine mich daran zu erinnern, dass Du vom Stadtrand in München fotografierst. Ich behaupte mal ganz vorsichtig, dass der Unterschied von 3,16e- zu 1,35e- im Verhältnis zu deiner Hintergrundlimitierung (Himmelsaufhellung durch Lichtverschmutzung) so gering ist, dass er vernachlässigbar ist. Ich persönlich würde dann lieber die Fullwell capacity beibehalten.


    Geben die Umgebungsbedingungen mehr her, z.B. durch einen hervorragenden Himmel und/oder durch die Nutzung von sehr schmalbandigen Filtern wird diese Überlegung jedoch wieder essentiell.

    Lange Rede kurzer Sinn: Bei der Wahl der Parameter sollten die spezifischen Bedingungen des jeweiligen Standorts mit einbezogen werden. Je schlechter der Standort, desto irrelevanter das Ausleserauschen. Kennt man die Limitierung durch den Himmel kann man entscheiden, ob dieses oder da Ausleserauschen entscheidend ist.


    So denke ich mir das jedenfalls :grinning_face_with_sweat:


    Gruß

    Marco

  • Ich meine mich daran zu erinnern, dass Du vom Stadtrand in München fotografierst. Ich behaupte mal ganz vorsichtig, dass der Unterschied von 3,16e- zu 1,35e- im Verhältnis zu deiner Hintergrundlimitierung (Himmelsaufhellung durch Lichtverschmutzung) so gering ist, dass er vernachlässigbar ist. Ich persönlich würde dann lieber die Fullwell capacity beibehalten.

    Hallo Marco,


    danke für die Einordnung, ich gebe dir völlig recht. Ich habe so immens viel Streulichtrausuchen, ob da noch 3,16e- oder 1,35e dazukommen ist vernachlässigbar. Aber was ist bei Schmalband? Ich habe inzwischen einen Antlia ALPT Filter mit je 5 nm in OIII und Ha, der dunkelt selbst aus der Stadt den Himmelshintergrund richtig effektiv ab. Daher die Idee, hier mit Gain 300 das geringere Ausleserauschen des HCG-Modus zu nutzen. Aber selbst das ist bei 2 Minuten Subs wahrscheinlich vernachlässigbar.


    Statt Gains und Modes hin und her zu wälzen, sollte ich lieber einfach mal irgendwas machen. Ein Bild mit potentiell suboptimalen Einstellungen ist immer noch viel besser als gar kein Bild :)

  • bei Belichtungszeiten im Bereich der Hintergrundlimitierung spielt das Ausleserauschen natürlich keine Rolle mehr, das ist ja gerade die Definition. Nur wo diese Hintergrundlimitierung liegt, da geht das Ausleserauschen als ein Faktor mit ein. Des weiteren ist das Ausleserauschen bei der Kurzbelichtungstechnik mit mehreren zehntausend Bildern relevant (siehe aktuell Abell 12). Wer mit einem Modell mal spielen möchte, hier geht das schön.


    CS, Markus

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