Ein in h-Alpha gebetteter Cirruskomplex

  • Hallo zusammen,


    es war grundsätzlich schon meine Absicht, die schwachen h-Alpha-Filamente zu erwischen, die sich durch den Cirruskomplex ziehen bzw. in welche dieser eingebettet ist. Aber dass ich sie doch recht deutlich einfangen und herausarbeiten konnte, vermochte ich während der Belichtungssessions nicht zu erahnen. Insbesondere aufgrund der fast vollen Mondphase. Die letzten Bilder sind am 27. September entstanden, also bei einer um 90 Prozent beleuchteten Mondscheibe. Die Widrigkeiten meines Standorts (Ortsdurchfahrt einer 24.000-EW-Stadt) kommen noch dazu, die aber scheinbar überhaupt nicht mehr relevant sind, wenn ein Dualschmalbandfilter eingesetzt wird :)



    Der Cirruskomplex

    Sharpstar 61 EDPH III

    ASI 6200 MC Pro

    ZWO AM3

    f= 270 mm, f/4.4

    t= 132 x 10 min, Daten aus vier Nächten

    Optolong L-Ultimate

    ASIAIR Pro, EAF, 120 MM Mini

    je 30 Darks, Flats und Bias

    Gestackt in DSS, Weiterverarbeitung in Fitswork und Photoshop.


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens,


    Tolles Bild!


    Glaube nicht, dass ich das in dieser Form schon mal so gesehen habe, einfach beeindruckend!


    Im oberen Teil scheint die Blase der Stossfront auf einen großen Teil des Umfangs sehr intakt zu sein während unten der Simeis 3-210 Anteil viel weiter vom Zentrum der Supernova entfernt ist… könnte dies ein Hinweis sein, dass in dieser Richtung das interstellare Medium dünner ist? Oder einfach nur zufällig dies der Vektor der grössten Energie?


    Vielleicht hat ja jemand im Forum hierzu Informationen.


    Nochmals besten Dank fürs Teilen!


    Grüße,

    Rainer

  • Hallo Rainer,


    ich finde das sieht fast so aus, als wäre da eine Menge Gas mit höherer Geschwindigkeit in die untere Richtung ausgestoßen worden und hätte da eine eigene Blase gebildt. Vielleicht ist die Explosion asymmetrisch verlaufen?


    Nur so‘ne laienhafte Idee:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo zusammen,

    das sieht irgendwie wild aus.

    Habe ich so auch noch nirgendwo gesehen?

    Heißt das, dass hiermit ähnlich wie bei Andromeda jetzt eine bisher unbekannte Plasmawolke (diesmal Ha) gefunden wurde?

    Ich glaube aber eher, dass hier viele Fragen zur Bildbearbeitung offen sind und dass das mit Monokameras und sehr selektiven Filter, inkl. Kontinum Substaktion wiederholt werden sollte?


    CS Peter







    _________________________________________________________________________________________________________________

    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

  • Hallo zusammen,


    und danke für euer Feedback.

    Zum Hergang der h-Alpha-Blase kann ich auch nur Vermutungen anstellen. Evtl. hängt es durchaus mit verschiedenen Dichten des Mediums zusammen oder das Material wurde ungleich ausgeworfen.

    Fakt ist jedoch, dass es die Blase gibt. Vor einem Jahr habe ich einen Test mit dem L-Ultimate gemacht, damals zielte ich mit dem 130er Apo auf die Knochenhand und auch da waren die Filamente sichtbar:


    Es fällt aber auf, dass derartige tiefe Aufnahmen erst neuerdings auftauchen. Der Trend geht zu langen Belichtungszeiten, habe ich das Gefühl. Dass da neues Zeug auftaucht, ist nicht verwunderlich :). In Facebook-Astrogruppen habe ich bereits ähnliche Aufnahmen des Cirruskomplex gesehen.


    Zur Bildbearbeitung kann ich sagen, dass es sich um meinen üblichen Workflow handelt: Stacken in Deepskystacker, Stretchen in Fitswork, jeweils in 32-bit. Laden des Bildes in Photoshop, dort weiteres Stretching und Anpassen der Kurven. Separierte Bearbeitung einer sternlosen Variante des Bildes und am Ende Zusammenführen mit dem "Sternbild". Bereits auf den Einzelaufnahmen sind Teile der h-Alpha-Blase erkennbar, natürlich mit deutlichem Rauschen.


    Grüße,


    Jens

  • Hallo Jens, ein bemerkenswertes Bild!


    132x10 min, da musste ich erst mal rechnen, das sind ja sportliche 22 Stunden und das bei f/4,5! Ich finde die hellen Regionen etwas hart bearbeitet, dafür kommen die schwachen Ausläufer um so besser.


    Was genau meint ihr mit H-alpha "Blase"? Die dünne rote Zwiebelschale, die sich am Ostteil NGC 6992 nach außen anschließt? Oder den weitläufigen diffusen roten H-II Hintergrund, der sich über weite Teile des Feldes zieht?


    Der Cirrusnebel Komplex ist für mich eins der spektakulärsten Deepsky Objekte überhaupt, egal ob visuell oder fotografisch, egal mit welcher Öffnung und Brennweite.


    Ich bin auch gerade dran, die 3 hellen Teile des Cirrusnebels mit 1,10 m Brennweite + breitbandigeren L-Enhance Filter zu fotografieren. Die helleren roten Filamente östlich von NCC 6992 kriege ich auch drauf, mehr aber auch nicht. Da scheint der enge Ultimate ja doch weit mehr herauszuholen. Ich hatte hier eine Diskussion zu den engbandigen Dualband Filtern angeschoben: Welcher Dualband Schmalbandfilter für Farbkamera unter Stadtbedingungen

  • Hi Stathis,


    danke auch für deine Anmerkung. Ich denke, dass es sich bei dem h-Alpha-Zeugs um das "übliche" in dieser Region befindliche Gewölk handelt. Wiki sagt, der Cirruskomplex berfindet sich in ca. 2.400 LJ Entfernung. Also gut möglich, dass die Schockfront die h-Alpha-Wolken vor sich her schiebt und so wie du sagst zwiebelschalenmäßig "zusammenfaltet".


    Zur Bearbeitung muss ich sagen, dass ich nur zu 90 % zufrieden bin. Mir ist während der Bearbeitung ein Fauxpas passiert, den ich leider überspeichert habe. Ich müsste also quasi von komplett vorne anfangen, das mache ich evtl. bei schlechtem Herbstwetter mal... In der Vollansicht fällt dieser Fauxpas zum Glück nicht stark auf (es sind schalenförmige Halos um manche Sterne zu sehen). Zur harten Bearbeitung: es ist ein HDR. Die hellen Anteile waren fast komplett überbelichtet. Mit selektiver Maskierung musste das wiederhergestellt werden. In einem zweiten Anlauf könnte ich auch da noch ein paar Freiheitsgrade testen... :)


    Danke auch fürs Verlinken und Erwähnen in deinem Post. Nein, ich hatte bisher nicht mitgelesen ;). Vergleichen kann ich nur die Optolong. Ich hatte zuvor den L-eNhance und jetzt den Ultimate. Der eNhance war schon sehr stark auch unter Vollmondhimmel. Der Ultimate setzt dem noch mal was auf. Objektiv bemaßt kann ich aber leider mit keinen Aussagen dienen. Als Vergleich habe ich einen M 27, den ich in 2022 mit eNhance und in 2023 mit Ultimate aufgenommen habe. Da könnte ich mal die Hintergrundhelligkeiten messen... Wichtig ist aber zu erwähnen, dass die Optolong-Filter auch bei vergleichbar schnellen f/4.4 ihre Arbeit prima meistern. Man muss also bei diesem Öffnungsverhältnis keine Angst haben, dass die maximale Durchlässigkeit verfehlt wird.


    Grüße,


    Jens

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