Auf Fusseljagd in den Alpen

  • Hallo zusammen.


    Macht Spass mal neue Objekte zu suchen und auf Fussel-Jagd zu gehen, was sich so im Grenzbereich des Wahrnehmbaren befindet. Alle Beobachtungen mit einem 400 mm f/4.5 Taurus Dobsonian auf dem Hasliberg und Gurnigel am Wochenende 18.-20. August 2023. Himmelshelligkeit etwa SQM 21.2. Weitere Infos und Auffindkarten sind unter den Links im Titel. Was man in meinem 400 mm Dobson nur indirekt gesehen hat, konnte man im 760 mm Dobson des Astrokollegen nebenan dafür direkt erkennen.

    • Abell 39Ohne Filter ist  nichts zu erkennen. Mit O-III Filter ist er im 21 mm Ethos Okular (85x) bei indirektem Sehen ganz schwach als grosser runder Fleck mit einem Zentralstern zu erkennen. Der hellere Randbereich lässt sich nicht unterscheiden
    • Abell 70: Ist nicht ganz einfach zu finden, da kaum markante Sternmuster bei der Orientierung helfen. Ohne Filter ist weder vom PN noch von der Hintergrundgalaxie eine Spur zu entdecken. Mit O-III Filter ist im 21 mm Ethos Okular (85x) bei indirektem Sehen vom PN lediglich ein kleiner runder Fleck zu erkennen.
    • Hubble 5: Noch in der astronomischen Dämmerung stand Hubble 5 bereits tief über der Gebirgskette des Gantrisch. Im 21 mm Tele Vue Ethos (85x) konnte die Position des PN eindeutig anhand der Umgebungssterne bestimmt werden und zeigte sich bereits ohne Filter als ein längliches Fusselchen. Leider war schon wenige Minuten später der PN verloren gegangen und konnte nicht mehr wiedergefunden werden, vermutlich aufgrund der Horizontnähe.
    • IC 4593: Im 21 mm Ethos Okular (85x) erscheint dieser kleine PN sternförmig. Bei höherer Vergrößerung (9 mm Nagler, 200x) entlarvt er sich als diffuses, bläuliches Nebelchen mit einem Zentralstern.
    • Minkowski 1-59: Im 21 mm Tele Vue Ethos (85x) erscheint der PN als kleinen Pünktchen unter Sternen. Im 9 mm Nagler ist dann das Pünktchen etwas grösser aber kaum mehr als ein Sternchen.
    • Schildkrötennebel (NGC 6210): Im 21 mm Ethos Okular (85x) ist NGC 6210 auch ohne O-III Filter gut als verwaschener, unregelmässiger Fleck erkennbar, der größer wird, wenn man vorbei schaut. Schaut man direkt auf den Nebel, ist der Zentralstern gut zu erkennen. Im 9 mm Nagler Okular (200x) zeigt der Nebel eine rechteckig bis ovale Form und eine leicht bläuliche Farbe. Die «Beinchen» der Schildkröte sind nicht zu erkennen. 
    • Phantomstreifen-Nebel (NGC 6741): Der blau/rote Doppelstern ist schön anzusehen. Die Position von NGC 6741 kann eindeutig anhand der Umgebungssterne identifiziert werden. Im 21 mm Ethos Okular (85x) erscheint der PN als kleines, aber helles Fusselchen. Im 9 mm Nagler (200x) ist der PN immer noch ein kleines Fusselchen.
    • Leuchtender Augennebel (NGC 6751): Gegen 3 Uhr morgens schon tief am Horizont stehend erscheint der PN selbst ohne Filter als rundes Scheibchen im 21 mm Tele Vue Ethos Okular bei 85-facher Vergrößerung. Mit dem 9 mm Tele Vue Nagler Okular bei 200-facher Vergrößerung tritt der dunklere Innenbereich hervor und ab und zu blitzt der Zentralstern auf.
    • Andromedas Fallschirm (Quasar J014709+463037): Die Position des Quasars konnte anhand der Umgebungssterne gut bestimmt werden. Ab und zu blitzte der Quasar sogar kurz auf. Aufgrund der fortgeschrittenen Müdigkeit und Luftunruhe wurde eine weitere Beobachtung eingestellt.
    • Sharpless 2-71: Im 21 mm Ethos Okular (85x) ist der PN bei indirektem Sehen als schwaches, rundes Nebelchen bereits ohne Filter sichtbar. Mit dem O-III Filter lässt sich die dunkle Stelle in der Mitte identifizieren.

    Clear Skies,

    Bernd

  • Hallo Bernd,


    eine sehr interessante Auswahl von Beobachtungen im Grenzbereich des 16-Zöllers !

    Zu zweien deiner Objekte fallen mir eigene Aufzeichnungen ein.


    Abell 70 - im August 2012 auf der Bielerhöhe: " ... und Roland Herrmann's 24-Zöller zeigte gut die Galaxie, welche am Rand des kleinen Planetarischen Nebels Abell 70 durchscheint, sodass dieser eine helle Kante zu haben scheint."

    Echt ein spektakuläres Mischobjekt 8).


    Andromedas Fallschirm - im Oktober 2019 mit Ralph's 20-Zöller im Mangfallgebirge. Ich zitiere Mitbeobachterin Marine:


    "... Es dauert etwas bis der Quasar bei 400-fach dann eingestellt ist, und es braucht auch mehrere Anläufe und wiederholtes Neueinstellen bis alle ihn gesehen haben, weil das Ding so schnell weg ist. Letztendlich können aber alle einen Blick drauf werfen. Einzelne Komponenten sind nicht erkennbar, aber Ben kann wohl schon eine längliche Form erahnen. Drei der vier Abbilder des Quasars sind nämlich in einem Bogen angeordnet, darunter befindet sich eine weitere sehr lichtschwache Komponente. Zusammen sieht es aus wie ein kleiner Fallschirm mit der schwachen Komponente als Fallschirmspringer. Der Quasar selbst ist 11 Mrd. Lichtjahre entfernt. Ich selbst sehe visuell keine längliche Form, aber insgesamt ist der Fleck nicht unauffällig, also schon direkt erkennbar. Wow. Das ist verdammt altes Licht."


    Servus

    Ben

  • Hallo Bernd,


    wau ein 76cm Dobson. Da mal durch gucken das wäre geil. Wie hoch steht man da auf der Leiter?


    Tatsächlich habe ich von den Objekten, die du gennat hast schon IC4593, NGC6741, NGC6751 und NGC6210 gesehen. Ich beobachte lieber Galaxiem im Grenzbereich als PNs.


    Danke für's posten!


    cs

    Lothar

  • Hallo Bernd,


    Das ist ein schöner und interessanter Bericht von dir.

    An Abell 70 habe ich mich in dieser Woche versucht, mit 12"/f4. Ich hatte die gleichen Schwierigkeiten den zu finden, und zwei oder dreimal vom Stern 3 K Aqr ausgehend neu angesetzt. Als ich an der Stelle vom Pn war meinte ich eine sehr schwache und kleine Aufhellung sehen zu können. Die Beobachtung ist aber nicht sicher.

    Fast alle deiner Objekte habe ich schon selbst beobachtet, ich denke an Hubble 5 und dem Quasar werde ich nicht herankommen.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Gerd,

    der Quasar ist nicht ganz so schwierig. Habe sogar einen Bericht gefunden wo der Himmel nicht optimal war und mit einem C11 erfolgreich sogar die längliche Form beobachtet wurde.

    Allerdings habe ich irgendwie im Hinterkopf,dass der Quasar mittlerweile schwieriger geworden sein soll,was ich mir aber beileibe nicht vorstellen kann.

    Auch bei deinem Himmel solltest Du gute Aussichten auf Erfolg haben,das Objekt wenigstens zu sehen. Das Längliche wahrzunehmen erfordert gutes Seeing,damit 400fach+ gut geht.

    Ein Versuch auf jeden Fall wert. Mit der Physik dahinter das spektakulärste was man mit 10-12 " bei deepsky sehen kann.


    Viel Erfolg und CS

    Norman

  • Hallo Norman,


    Danke für die Info.

    Im Cartes du Ciel habe ich den Quasar aufgenommen. Ich werde mich mal mit dem Quasar beschäftigen. Ein Herbst-Objekt ist er schon mal, eventuell gibt es ein paar schöne Nächte.


    Viele Grüße

    Gerd

    Beobachtung der Sonne im Weißlicht und der H-alpha Linie. Beobachtungen am Nachthimmel mit verschiedenen Teleskopen.

  • Hallo Bernd,


    interessanter Bericht. Das war'n ja echt viele Fuzzelchen. Hubble 5 hab ich mir direkt mal notiert. :nerd_face: Noch nie davon gehört.


    @all:


    Um den Quasar länglich zu sehen, brauchts auch mit 20" ne recht hohe Vergrößerung. Das Ding ist ja recht hell, aber halt auch echt mini. Trennen konnte ich die einzelnen Sternpünktchen auch bei 380x nicht, da brauchts wohl noch deutlich mehr. Aber länglich ist auch schon echt cool! :smiling_face_with_sunglasses: Physik zum Anfassen bzw. Anschauen. Und wie Norman schon gesagt hat, eins der spektakulärsten Dinge, die man im DeepSky Bereich sehen kann... (auch wenns im Okular vielleicht net so daherkommt). :winking_face:


    CS, Christian

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