6" f6 Achromat gegen 6" f/6 Newton: Fotografie: DSLR mit Duo Schmalband-Filter: Welches Instrument bildet schärfer ab?

  • Hallo, Kollegen,


    ich denke doch, dass man eine größere Brennweite benötigt, um bei PN's eine gute Auflösung zu erreichen. Da dachte ich mir, 900 mm wäre eine gute Brennweite.

    Nun gibt es 2 Möglichkeiten: entweder einen 6" f/6 Achromaten, etwas teurer als ein Newton, aber keine Obstruktion, dafür aber einen großen Farbfehler (zumindest bei schwachen Filtern). Bei einem Duoband-Filter fokussiert man irgendwo in der Mitte des Lichtspektrums, möglichst kleiner Stern. Also keine optimale Schärfe. Wie groß ist hier noch der Farbfehler?

    Der Newton 6" f/6: kein Farbfehler, aber Obstruktion. Frage: wer bildet schärfer ab, was überwiegt: die Refraktorschärfe oder der Newton trotz Obstruktion?

    Hat das schon einmal einer von Euch ausprobiert?


    viele Grüße und besseres Wetter

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    mal abgesehen davon, dass 900mm für Planetarische Nebel immer noch nicht wirklich lang genug ist, würde ich vom Achromaten mit Dualbandfilter abraten. Wenn du dir mal den Farblängsfehler anschaust, wie er z.B. für den TS Individual angegeben wird:


    Teleskop-Express: TS-Optics RFT 152 mm f/5,9 Großfeldrefraktor mit 2,5 " Zahntriebauszug


    dann wird schnell klar, dass das keinen Sinn macht. Anders sieht es bei Monokamera und Einzelschmalbandfilter aus. Bei Dualband würde ich abraten, da ist der Newton auf jeden Fall besser, trotz Obstruktion. Ich denke die Obstruktion ist auch gar nicht so kritisch, Seeing hat viel mehr Einfluss, insbesondere, wenn du kein Lucky Imaging machst.


    Viele Grüße

    Thomas

  • Hallo, Thomas,


    Danke für die Info!

    Du musst bedenken, ich habe hier nur unregelmäßiges Seeing zw. 2" und 4", das stündlich schwankt. Alles zusammen wird derzeit zu einem Einheitsbrei gestackt.

    Wo wäre bei diesen Verhältnissen dann für Dich die untere Grenze der Brennweite für PN's, bei einer DSLR mit 3,77 µm? Bei 900 mm wäre ich bereits bei unter 1"/Pixel Auflösung.


    Bei dem Achromaten würden beim l-enhance nur 24 nm BG und 10 nm Rot genutzt. Sieht man den Farbfehler dann immer noch deutlich?


    viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Andreas,


    ja stimmt, wenn du bei 1-2"/Pixel Auflösung landen willst, brauchst du u.U. auch eine neue Kamera für die langen Brennweiten oder du musst Oversampling in Kauf nehmen. Das mache ich aber auch regelmäßig mit meiner ASI183MCPro und dem C8 plus Reducer (f/7).


    Wegen des Farbfehlers, ist hier kritisch, dass die Fokalebenen bei grün und rot deutlich unterschiedlich sind, d.h. du wirst nur eine richtig scharf einstellen können, die andere wird unscharf! Das heißt, bei einem scharfgestellten grünen Bild wirst du bei Sternen einen roten Saum haben und umgekehrt. Der Effekt dürfte bei etwa 0,5mm Brennebenenunterschied, wie aus dem Schnittweitendiagramm bei TS zu entnehmen ist, schon deutlich sein :/


    Viele Grüße

    Thomas

  • Ich weiß nicht ob das was zur Sache tut aber mit meinem Apo und dem L-Extreme habe ich immer grüne und rote Säume an den Sternen die im Post entfernt werden müssen (ist ein bekanntes Problem).

    Wird das am Achro verstärkt oder lässt es sich einfach nicht so genau fokussieren?

    Scopes: Explore Scientific ED 127 FCD-100 | William Optics Zenithstar 81 - Mount: iOptron CEM70 | iOptron Tri-Pier

    Camera: ZWO ASI 2600 MC PRO - Filter: Optolong L-Pro / L-Ultimate 2" - ZWO Autofocus - ZWO AsiAir pro

    Gallery: enta's gallery - AstroBin

  • Hallo, Thomas,


    bei 900 mm wäre ich schon bei ca. 0,9"/Pixel. Weit unter meinem Seeing. Aber bei der Farbkamera muss man die 0,9"/Pixel verdoppeln, oder, oder sogar verdreifachen? Aber auch dann bin ich immer noch unter 3" und 4" Seeing. Eine Kamera mit kleineren Pixeln benötige ich dann nicht, da ich bereits oversampled bin.


    enta: keine Ahnung! Da fehlen mir die Erfahrungen. Habe aber mal mit einem 5" f/5 Achromaten bei f/4 und einem breiten Nebelfilter (IDAS V4) mit DSLR fotografiert. Die Schärfe war trotz dieser Bedingungen erstaunlich gut, besser als gedacht.


    viele Grüße

    Andreas

  • Man sagt ja ein sehr guter Achro schlägt einen geht so guten APO, man hat ja regelmäßig Probleme mit irgendwelchen Fehlern wie lustige Farben, Halos etc.

    Gibt ja nicht wenige, welche sofort schreien wenn Sie Achro lesen, es gibt aber auch sehr gute.


    Leider kann ich da wenig zu beitragen, vielleicht hat ja jemand einen direkten Vergleich.

    Ich denke rein Preis/Leistung für das Anwendungsgebiet ist Newtonian unschlagbar, das aber nur meine persönliche unqualifiziert Einschätzung.

    Scopes: Explore Scientific ED 127 FCD-100 | William Optics Zenithstar 81 - Mount: iOptron CEM70 | iOptron Tri-Pier

    Camera: ZWO ASI 2600 MC PRO - Filter: Optolong L-Pro / L-Ultimate 2" - ZWO Autofocus - ZWO AsiAir pro

    Gallery: enta's gallery - AstroBin

  • Ein Achromat braucht bei Fotografie einen Filter, der das sekundäre Spektrum kurzer als 450nm abschneidet. Entweder ein Zartgelbfilter oder einen CS-Filter der ebenso abschneidet. Auch bei meinem Achromaten habe ich einen roten Farbsaum, der aber weit weniger in Erscheinung tritt als der blaue Farbsaum. Allerdings hat man bei einem Apo eher die Chance auf richtige Sternfarben, bei meinem Achro sind diese mehr oder weniger weiß mit etwas blau, während schwache Sterne ins Gelbe tendieren, besonders beim Zartgelbfilter. Ich habe dann noch einen alten Deep Sky Filter von Lumicon, hier werden alle Sterne türkis.


    Von daher tendiere ich zu einem Spiegel als nächstes Teleskop, wenn die Kasse es wieder hergibt. Selbst mit brechenden Korrekturelementen bleibt der Farbfehler innerhalb des Beugungsscheibchens und somit nicht sichtbar. Wenn ich die Gelegenheit wieder habe, möchte ich zuvor Testaufnahmen mit meinem 500/f8-Spiegeltele machen, auch hier sind nur schwach brechende Korrekturelemente verbaut.

  • Hallo, Captn Difool,


    bitte die Thema-Überschrift richtig durchlesen. ^^

    Es geht hier ausschließlich um Fotografie mit Duo-Schmalbandfiltern (OIII + HA), bei mir derzeit um 2 Wellenlängenbereiche: ca. 490-514 nm und um ca. 648-658 nm, allerdings in einer Aufnahme. Mehr Licht nicht.


    viele Grüße

    Andreas

  • Hallo, enta,


    ja, der Newton kostet nur ca. 400 Euro, der Achromat aber ca. 1200 Euro. Aber die Kosten sollen hier mal nicht berücksichtigt werden.


    Hat denn hier noch nie jemand einen Achromaten und einen Duoband-Filter verwendet?


    viele Grüße

    Andreas

  • Hallo Andreas

    Ähm nur damit hier nichts verwechselt wird... die Auflösung (Auflösungsvermögen)

    einer Optik bestimmt sich durch die Öffnung nicht durch die Brennweite.

    Wenn du mehr Details haben möchtest brauchst du ein größeres Teleskop,

    also z. B. 10"/f6.

    Voraussetzung das Seeing lässt die Auflösung auch zu.

    Das was du meinst (glaube ich jedenfalls) ist die Abbildungsquallität des Summenbildes.

    In Sachen Obstrukton, die ist bei der Fotografie nicht so ausschlaggebend wie bei der

    visuellen Beobachtung.

    Schau doch mal z. B bei astrobin rein und suche dir einige PN' raus, und schau dir

    Bilddaten dazu an.

    Dann siehst ja was in deine Richtung geht.

    Am Ende ist sicherlich keine einfache Entscheidung...

    Beide Optikarten haben ihr für und wieder.

    Gruß

    Andreas

  • Hallo, Andreas,


    Danke! Ich möchte keine Öffnung mehr größer als 6" (habe noch mein C9.25 und 8" f/4 Newton; werden mir zu schwer) , da ich älter werde und Alles immer auf- und abbauen muss.

    Ich habe hier nur wechselndes 2" bis 4" Seeing. Daher ist die sinnvoll einsetzbare Brennweite begrenzt und auch eine große Öffnung ist sicher nicht erforderlich, um hier die max. Auflösung zu erreichen. Die Auflösung wird durch mein Seeing begrenzt. Hätte daher auch gerne gewußt, wo hier die sinnvolle Grenze liegt.

    Bei Astrobin finde ich für PN's in der Regel nur wesentlich größere Teleskope vor, die verwendet werden. Allerdings muss ich davon ausgehen, dass die Kollegen auch einen besseren Standort, eine Sternwarte und das bessere Seeing haben.


    viele Grüße

    Andreas

  • Hallo, Josef,


    Danke für den link! Den link hatte ich schon früher mal gesehen, die Ergebnisse sind wirklich beeindruckend!

    Allerdings hast Du entweder einen HA-Filter verwendet oder einen viel breiteren Filter als einen Duo-Schmalband-Filter. Bei den breiteren Filtern ging es Dir darum, ein halbwegs farbneutrales Ergebnis zu erreichen und mit Bildbearbeitung Details zu retten. Das ist Dir auch wirklich gut gelungen.

    Aber Du hast es nicht mit 2 schmalen Wellenlängenbereichen gleichzeitig versucht, oder?


    viele Grüße und bald wieder cs

    Andreas

  • Hallo,


    Mit einem Achromat und Duoband plus OSC fotografieren habe ich letztens auch wiedermal gemacht.

    Die Roten Halos waren gut(!) sichtbar an helleren Sternen je nach Spectraltyp. Die Lichtglocke wurde dabei sehr gut gedrosselt.


    Aber gut der Achro sitzt wieder im Koffer verschollen als Sammelstück und der kleine ED läuft permanent auf der Monti.


    Sicherlich wäre der Newton rein fotografisch besser geeignet trotz der Obstruktion. Persöhnlich nutze ich einen RC wenn die Konditionen eher selten passen für mehr Reichweite.


    Ich bin auch seit längeren interessiert an dem noch transportablen 6" Achro, fürs visuelle Weitfeld wohlgesagt finde ich den sehr angenehm.

    Die meisten die gerne auch Foto machen mit nem längeren Achro und OSC nutzen gerne/obligatorisch den Baader Contrast Booster oder den Lumicon minus Violet. Der bekannte Fringekiller und Semiapo Filter bringen da eher wenig bei der Fotografie speziell in OSC.

    Ohne diese Filter und Farbabgleich mit OSC sind die Achros oft wieder im Bieteboard zu sehen...


    Mit einem Gruß,

    - Martin

  • Hallo Andreas,


    mit einem durch den Farblängsfehler bedingten Defokus von +/- 0.25 mm hat der grüne bzw. rote "Fokus" bei f/6 einen Durchmesser von rund 42 Mikrometern, das sind bei 900 mm Brennweite knapp 10 Bogensekunden. Das erscheint mir nicht zielführend.


    Herzliche Grüße, Holger


    P.S. hat sich mit Andreas' letztem Beitrag überschnitten, das Thema ist ja schon durch, wie ich sehe.

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

    2 Mal editiert, zuletzt von Cleo ()

  • Hallo, Holger,


    Danke für die Info!

    Wenn ich Dich richtig verstanden habe, hätte ich auch mit dem Duo-Schmalbandfilter bei dem o.g. Achromaten bereits eine relativ große Unschärfe, die schwerer wiegt als der Vorteil der obstruktionsfreien Optik.


    viele Grüße und hoffentlich ist im August auch mal wieder klarer Himmel für uns Alle

    Andreas

  • Hallo Andreas,

    bei der Frage ob ein Achromatischer Refraktor oder ein Newton besser abschneiden, ist der Farblängsfehler schon genannt worden. Den Farbfehler kann man mit schmalbandigen Filtern und Mono Kamera unterdrücken und müsste dafür für beide Wellenlängen getrennt fokusieren. Je nachdem wie schmalbandig die Filter sind, sollte der Farbfehler dann nicht mehr sichtbar sein. (Ich weiß nicht, wie es der Josef macht, aber vermutlich nimmt er auch zweimal auf?)

    Beim Newton ist durch die Obstruktion etwas mehr Licht im ersten Beugungsring. Zusammen mit dem Seeing könnte es theoretisch die Sterne etwas vergrößern. Wie weit das in der Praxis bei Aufnahmen zu sehen ist, weiß ich nicht. Was zu sehen ist, sind natürlich Spikes. Die einen lieben sie, die anderen mögen sie eher weniger oder sehen das neutral.

    Beim Newton kannst Du mit einer Farbkamera aufnehmen, was auf jeden Fall Zeit spart. Der Newton hätte den weiteren Vorteil, dass er auch ohne diese Filter im gesamten Spektrum gut abbildet, halt mit Spikes.

    Servus,

    Roland

  • Hallo Andreas


    Achromat und Duoband wird dich sicher einiges an Definition kosten. Das sieht man selbst schon bei meinem fpl53 5" Apo. Mit einer Mono erreiche ich fast immer etwas bessere Auflösungen. Den 5" Apo würde ich von der Lichtsammelleistung in etwa auf dem Niveau einen 6" Newtons sehen. An dem Apo bringt Sampling bis ca. 0,8"/px noch einen Vorteil. Aber nur an den besten Tagen. Das wäre in deinem Fall ca. 1m Brennweite. Ich habe bei mir mit 2-4" Seeing ähnliche Bedingungen wie du. Die meisten Tage ist man mit 1"/px gut bedient, zumal man das bessere Signal noch zum Schärfen nutzen kann.


    Darüber hinaus kann man evtl. noch 10% über eine größere Öffnung herausholen. Ab 8" dürfte es aber kaum noch einen Effekt geben. Weitere Auflösung kann man dann noch durch mehr Signal gewinnen, das man zum Schärfen nutzt. D.h. noch mehr Öffnung bei gegebener Brennweite. Für unsere Breiten wird ein 10" f/4 mehr oder weniger das Nonplusultra sein für planetarische Nebel. Wenn ich die Bilder der "Großen" mit meinen vergleiche, ist aber eigentlich immer der bessere Standort der Hauptgrund für die höhere Auflösung. Mit der kleinen Öffnung brauche ich nur viel länger für das selbe Ergebnis.


    Es gibt für Aufnahmen mit einer OSC und kleinere helle Planetarischen Nebel aber noch eine andere Option: ein Dobson auf EQ Plattform und Kurzbelichtungen. Die Auflösung ist damit unschlagbar. Aber auch da ist es so, dass es an den meisten Tagen wegen der Luftunruhe keinen Vorteil bringt. Man hat auch generell wenig Signal, weil man selten mehr als 1h zusammenbringt. Mit einer DSLR geht das nur sehr eingeschränkt, wegen der vielen Auslösungen und der Übertragungszeit. Dafür braucht man eine (ungekühlte) Astrokamera.


    Grüße,

    Joachim

  • Moin enta,


    ggf. ist es sinnvoller ein neues Thema zu öffnen. (?)


    Ansonsten hilft vielleicht z.B. das:

    Seeing Messung mit DIMM
    https://www.cloudynights.com/t…easure-seeing-conditions/


    Bezogen auf mich: ich bestimme das nicht. (ich fotographiere nicht. Für mich ist nur relevant, was am Gerät geht. Die Messung ändert daran nichts. Im Sammel-Wahn habe ich auch vor Jahren ein SQM-L erworben. Nett - aber an den Bedingungen ändert das Teil auch nichts. Vielleicht ist es nützlich, wenn man innerhalb kurzer Zeit verschiedene Standorte erreichen und vergleichen kann.)


    CS

    Harold

  • Hallo, Joachim,


    Danke für Deine wertvollen Informationen!

    Ich hatte auch mal gelesen, dass hier in Mitteleuropa die sinnvolle max. Brennweite bei 1000 mm liegt.

    Da ich bei mir aber vermutlich so gut wie nie das Seeing für 1000 mm habe, denke ich , dass bei mir die Grenze irgendwo bei ca. 700-900 mm liegt.

    Vermutlich würde dann auch schon ein 6" f/5 Newton völlig ausreichen, bei 3,77 µm Pixeln.


    viele Grüße

    Andreas

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