Hallo,
in der Nacht von Montag auf Dienstag war es nach langer Pause endlich wieder soweit: ich fuhr wieder auf meinen Beobachtungsplatz zwischen Rheinbach und Bad Münstereifel, westlich von Bonn! Mein neues Teleskop (Celestron 8" EdgeHD auf AVX) hatte ich bereits im Winter/Frühjahr im Garten meines Elternhauses in Remagen ausprobiert, bei entsprechender Lichtverschmutzung und Illumination des Gartens durch Haus- und Straßenbeleuchtung.
Zum Wetter: Ich habe wirklich erst ganz knapp entschieden, dass ich losfahre, nachdem ich fast den ganzen Abend die Wettervorhersagen und die aktuelle Wetterlage abgeglichen habe. Die niedrigen Wolken lösten sich erwartungsgemäß auf, während in der Höhe schon wieder feuchte Luft vom Westen her reinkam und auch Bewölkung über Belgien im Satellit zu sehen war. Gegen 23 Uhr habe dann beschlossen, ein wenig zu pokern, habe meine Sachen ins Auto geladen und bin los. Diesmal hatte ich auch ein Thermometer/Hygrometer mitgenommen.
In Richtung Norden waren bis ca. eine Handbreit über dem Horizont Cirruswolken zu sehen. Ein einsames Flugzeug zog im Laufe der Nacht einen Kondensstreifen über den Himmel, aber nicht wirklich störend. Es blieb bei diesem einen. Die Temperatur in Bodennähe (auf meinem Transport Trolley für die Montierung) sank im Laufe der Nacht auf 7 °C und die relative Luftfeuchtigkeit stieg auf weit über 90%. Im Tal neben meinem Beobachtungspunkt bildete sich schnell Nebel und ich war am Ende froh, dass ich die Winterjacke mitgenommen hatte. Am Ende war wirklich alles(!) beschlagen und klatschnaß!
Bewährt hat sich wieder mal Fotokarton als Mittel der Wahl, um Beschlag auf der Optik zu verhindern. Die Taukappe von Celestron alleine hatte sich als nicht zielführend erwiesen. Ich habe mir im Winter dann eine Einlage aus schwarzem, unbehandeltem Fotokarton gebastelt, die ich einfach in die Taukappe auf dem Teleskop reinschiebe. Sitzt, wackelt nicht und in der Zeit von ca. 0 bis 3:30 Uhr (also bis zum Abbau) hatte ich trotz extrem hoher Feuchte keine Probleme mit Beschlag - zumindest was das Teleskop anging Zusätzlich hatte ich mir noch eine kleine Taukappe aus Karton für den Sucher gedreht. Von meinem 8x56 Fernglas hatte ich an diesem Abend leider nicht viel: es war schon bald komplett beschlagen!
Ein Problem in dieser Nacht: das Alignment funktionierte nicht richtig; die Objekte wurden nicht sauber angefahren und das Teleskop lag tw. locker 2° daneben. Auf groß angelegte Ursachenforschung hatte ich allerdings gar keine Lust in dieser Nacht, so dass ich per Hand nachkorrigiert habe. Meine Arbeitshypothese zu der Ursache: Ich hatte die Koordinaten noch nicht von Remagen auf den neuen Ort umgestellt (ich nutze die Handsteuerbox). Ca. 40 km Unterschied in Luftlinie.
Der Himmel: Als ich kurz vor Mitternacht aus dem Auto stieg, war das gleich wieder ein Wow! Effekt! Im Vergleich zu Bonn ist die Milchstraße auch bei feuchter Luft sehr schön zu erkennen. Die Zweiteilung mit dem Arm in den Schlangenträger war sehr deutlich zu sehen, ebenso die hellsten Sternwolken in Richtung Süden, so daß sie schon einen sehr schönen strukturierten Eindruck machte. Im Schwan reichte sie von Delta Cygni bis Zeta Cygni, wobei sie zu Zeta hin deutlich schwächer wurde und indirekt besser zu sehen war. In Richtung Westen war es zu Beginn noch recht hell; im Norden sieht man leider immer noch sehr deutlich die Aufhellung durch den Großraum Köln-Bonn. Nach Süden hin war die Milchstraße bis ca. eine Handlänge über dem gedachten Horizont zu sehen (das Gelände steigt nach Süden hin leicht an). Die visuelle Grenzgröße für meine Augen lag bei ca. 5,3 bis 5,4 mag. Die Andromedagalaxie war kurz nach drei gut mit indirektem Sehen zu erkennen, etwas schwieriger mit direktem Sehen.
Ich beschloß, zuerst mit der Gegend im Schild und Schützen zu beginnen. Zunächst ein Spaziergang mit dem Fernglas vom Adler beginnend über Messier 11 (Wildentenhaufen) bis hinunter zum Lagunennebel M 8, der auch im Fernglas gut zu sehen war, mit einer dunklen Teilung in der Mitte. Die Dunkelwolke Barnard 142 im Adler war zu erkennen, aber nicht so deutlich, wie ich sie im letzten Sommer bereits gesehen hatte. B 111 war eher zu erahnen. Im Teleskop war der hellere Bereich des Lagunennebels M 8 und der Bereich mit dem Sterhaufen gut zu erkennen; trotzdem wirkte er ein wenig fade auf mich, so wie die meisten Emissionsnebel an dem Abend. Ich vermute, besonders bei den niedrigen Objekten hat die hohe Luftfeuchtigkeit ihren Teil dazu beigetragen, weniger Strukturen zu erkennen. Der Trifidnebel M 20 war gut zu erkennen, jedoch nicht mit einer Dreiteilung, sondern zweigeteilt, mit einem dunklen Bereich, der durch den Nebel hindurch lief. Mit der Vergrößerung ging ich an diesem Abend selten höher als 80fach (25 mm Okular) oder 100fach (25 mm).
Der Sternhaufen im Adlernebel (M 16) war schön anzusehen, mit einer Form, die mich an ein "E" erinnert. Der Emissionsnebel war leider nicht zu erkennen. Dagegen war der Schwanennebel (auch Omeganebel, M 17) ein toller Anblick. Der Hals war sehr scharf abgegrenzt und in dem sehr hell wirkenden Rumpf hatte ich den Eindruck, dass dieser nicht gleichmäßig hell ist, sondern hellere Bereiche beinhaltet, die ich nicht näher eingrenzen konnte. Auf jeden Fall etwas, worauf ich bei besseren Sichtbedingungen mal genauer achten werde.
Das erste Highlight der Nacht war dann der Wildentenhaufen (M 11). Mit 50facher Vergrößerung (40 mm) hatte ich ein wenig den Eindruck eines Kugelsternhaufens, der aber unregelmäßig geformt war. Mit 80facher Vergrößerung hat mich der Sternreichtum dann ein wenig geplättet! Ich habe zwar nach wie vor keine Enten gesehen aber unheimlich viele Sterne auf engem Raum, so dass ich erstmal gar nicht wußte, wo ich hinschauen soll.
In dieser Nacht wollte ich auch die kleine Tour machen, die ich seinerzeit im Beitrag von Bianca vorgeschlagen hatte, erweitert um ein paar weitere Objekte im Schwan und Füchslein! Zuerst stellte ich den Kugelsternhaufen M 13 im Herkules ein. Und so schön hatte ich M 13 bisher noch nicht gesehen! Mit 80 und 100facher Vergrößerung hatte ich den Eindruck, dass jemand Glitzer ins Okular gestreut hatte, gefühlt überall blitzte es auf! Ein Traum!
Weiter ging es zum Kugelsternhaufen M 92. Mit 50facher Vergrößerung hatte ich den Eindruck eines nicht runden, sondern ovalen Sternhaufens mit hellem Kern. Ein wenig wie die Andromedagalaxie. Der Eindruck blieb auch mit 80facher Vergrößerung bestehen, so dass ich schnell einen Spitznamen für diesen Kugelsternhaufen hatte: "Little Andromeda". Bei dieser Vergrößerung blitzten dann auch mehr Einzelsterne auf; ein interessanter Anblick.
Als nächstes fuhr ich den Ringnebel in der Leier an, M 57, der schon mit 50facher Vergrößerung sehr deutlich vor mir stand und mit 80 fach sehr ausgeprägt aussah, aber ohne dass ich Struktur im Ring sehen konnte.
Für die Doppelsterne in der Leier wollte ich eigentlich mein 8x56 Fernglas und das Teleskop verwenden. Aber dazu kam es nicht, weil mein Fernglas komplett beschlagen und nass von außen war! Also zunächst das Vierfach-Sternsystem Epsilon Lyrae: mit dem 15 mm Okular (138fach) waren alle Sterne deutlich getrennt zu erkennen. Beta und Zeta Lyrae waren im Teleskop natürlich ein Kinderspiel, bei Beta war aber deutlich zu erkennen, warum dieser Doppenstern im Ferglas trotz großem Abstand der Komponenten schwierig ist. Der Helligkeitsunterschied der beiden Komponenten ist doch sehr ausgeprägt.
Weiter zum Kugelsternhaufen M 56: dieser wirkte ähnlich, wie M 13 in einem kleineren Teleskop. Mit 80facher Vergrößerung war er ebenfalls noch ein granulierter Lichtball. Interessant war meine Reaktion als ich ihn kaum im Sucher erkennen konnte, weil ich bisher nur hellere Kugelsternhaufen kannte. Ich dachte nämlich zuerst, ich liege wieder komplett daneben. Aber bei höheren Deklinationswerten brauchte ich tatssächlich nur wenig zu korrigieren.
Der Doppelstern Albireo im Schwan war im Teleskop ein wunderbarer Anblick, der Farbkonstrast Orange-Blau knallte nur so ins Okular. Danach wartete schon ein bekannter planetarischer Nebel auf mich: M27, der Hantelnebel. Dieser war sehr deutlich zu sehen, die Hantel/Sanduhr war in 50facher Vergrößerung besser zu erkennen. Mit 80fach wirkten die Helligkeitsunterschiede in diesem Bereichen des Nebels nicht mehr so deutlich und die Übergänge waren fließender und der Nebel wirkte insgesamt sehr hell.
Für den Abschluß dieser Tour hatte ich mir den offenen Sternhaufen NGC 6940 herausgesucht, den ich mir in dieser Nacht erstmals ansah. Und dieser Abschluß war wirklich gelungen: Der Sternhaufen hat viele Sterne zu bieten und eine interessante Verdichtung von Sternen, die sich m.E. wie ein chinesischer Drache durch den Sternhaufen schlängelt (das Auge versucht immer, Muster zu erkennen!). Mit den Sternhaufen aus dem Messier Katalog kann er locker mithalten!
Einen kleinen Nachtisch gab es zum Abschluß noch: zunächst begrüßte ich Saturn, der bereits über dem Südosthorizont stand und schwenkte danach zu Jupiter, der ein wunderschöner Anblick war, mit seinen fünf Monden. Moment mal, fünf?! Über Tag zeigte ein Blick in Stellarium, daß Amalthea gerade gut zu sehen war; ich hätte sie nur nicht für so hell gehalten!
Als ich dann abbaute, war es schon halb vier. Zu Hause musste ich zuerst alles abtrocknen (bis auf optische Flächen natürlich) und zum trocknen ausbreiten. Der Wecker klingelte zwar nicht allzu lange danach wieder, aber ich konnte in der Bahn noch eine halbe Stunde weiterschlafen Jedenfalls war es eine sehr ereignisreiche, schöne und interessante Nacht, die wie im Flug verging. Es hat Spaß gemacht, wieder richtig draussen zu sein!
Viele Grüße und CS,
Klaus