Selbstschliff für Dummies

  • Hi,


    mal angenommen, man würde selber einen Spiegel (10") schleifen wollen. Weiter angenommen, dieser Mensch wäre handwerklich einigermaßen unbegabt, also Level Büromensch, der gerade mal seine Räume tapezieren kann und auch sonst werkzeugtechnisch relativ unbedarft ist.


    Wie würdet Ihr das anfangen? Gehts mit dem Buch von Martin? Ein Spiegelschleifkurs wäre wohl optimal, aber in seinem Wohnort in der Nähe von Düsseldorf gibt es keinen.


    Der Fragende kann sich noch ganz gut an Jörg Borchert erinnern, der am Ende ziemlich frustriert war, das möchte derjenige sich eigentlich erparen. Am meisten fürchtet er sich vor der Testerei, da er den Focault-Test weder versteht, geschweige denn ihn interpretieren kann.


    Wer kann dem armen Menschen Tipps geben?


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hallo Andreas,


    besondere Fähigkeiten in Sachen Heimwerkeln sind bei Spiegelschleifern eher nicht gefragt. Ich finde, dass das dazu passende Teleskop zu bauen schwieriger ist - technisch gesehen.
    Tapezierfähigkeiten sind leider garnicht erforderlich.[:)]


    10" sind für den Anfang in Ordnung, aber nicht das leichteste, da auch das Parabolisieren erfolgreich beendet werden muss.
    Sehr wichtig ist auch, dass man versteht um was es beim Spiegelschleifen geht (natürlich auch, wie man einen Foucault-Test baut und wie man ihn interpretiert).
    All dies ist logisch und läßt sich durch eigenes Überlegen herausfinden. Es ist aber einfacher, wenn man sich mit Martins Buch über die Grundprinzipien des Schleifens klar wird. Eine Schleifanleitung, die ein sicheres Gelingen garantiert ist es aber nicht. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen sammeln, Rückschläge einstecken und gerade beim ersten Selbstschliff viel, viel Geduld aufbringen.
    Auch dieses Forum eignet sich hervorragend um offene Fragen zu klären und Tipps fürs weitere Vorgehen zu bekommen. Vieles lässt sich auch in den archivierten Beiträgen finden!


    Bitte richte diese Worte dem armen Menschen aus.[;)]
    Hoffentlich kann man ihm damit irgendwie Helfen. (nochmal:[;)])


    Viele Grüße
    Jonathan

  • Hi Andreas,


    einfach anfangen [:D]


    Die Foucaulttesterei ist anfangs wirklich schwierig zu verstehen, aber irgendwann macht es "pling" und man hats verstanden!
    Das Buch von Martin ist auf jeden Fall auch gut um Aengste abzubauen [;)] Sonst gibts im Netz und im Forum jede Menge Erfahrungsberichte von "unbedarften Bueromenschen", die erfolgreich einen Spiegel geschliffen haben.
    Und die ATMler hier im Forum warten auch nur darauf, dir helfen zu duerfen [:D]


    viele Grueße
    Verena

  • Hallo Andreas.


    Abgesehen von Marty's Buch soll auch eine CD-ROM über's Spiegelschleifen (zu beziehen beim Urheber, Stathis) auch ziemlich gut sein.
    Ausserdem gibt es noch (leider nicht mehr im Handel) das Buch "Das Fernrohr für Jedermann" von Hans Rohr (CH). Der hat in den 50er..60er Jahren diverse Wörkshop's geleitet.


    Marty's Buch kenn'ich (hab'ich selber) das beschreibt den Spiegelschliff, -politur und -tests sehr gut, was mir persönlich fehlt, ist eine Beschreibung zum anschliessenden Bau des Teleskopes. (ein Spiegel ohne Tubus& Montierung ist genauso unnütz wie der Newton/Dobson ohne Hauptspiegel![;)])


    Dem Stathis seine CD kenne ich leider nicht (da ich selber auch noch keinen Spiegel geschliffen habe)


    Das Buch von Hans Rohr hab'ich. Es beschreibt auch das Schleifen &so UND bietet einige interessante Ansätze, den Tubus zu bauen. (Allerdings kannst Du diese Info auch aus'm WWW ziehen...
    Dieses Buch könnte ich Dir für n'paar Wochen/Monate ausleihen, wenn Du willst. (Wenn Du beim Lichte Deiner Augen versprichst, ihm Sorge zu halten UND es auch wieder zurückzuschicken, dann geht das klar.[:)])


    P.s. ich "plage" mich auch schon lange mit dem Gedanken an einen Selbstschliff. Aber das werd'ich mir in nächster Zeit nicht auch noch antun. Meine Freizeit ist eh schon massiv begrenzt; schon alleine zum Basteln von Teleskopen (momentan grad' ein 5zöller, "Samsonewton") & Zubehöhr wünsche ich mir mehr Zeit (und Budget[:(]) als ich habe....


    zoll'ich also Jedem, der aus einem Stück Glas einen Teleskopspiegel fertigt!
    Viel Erfolg!

  • Hallo,erst mal brauchst du Geduld,...viel Geduld . Dann kommt natürlich noch der Bau des Fernrohres mit Fangspiegelhalterung,die Spiegelzelle, die Rockerbox und natürlich der Foucaulttester.Es ist doch jede Menge Handwerkliche Arbeit dabei. Man muss auch sagen wenn es nur um den Spiegel geht liegst du bei 10 Zoll mit einem gekauften Spiegel günstiger.
    Es wird erst später interessant wenn du dann in der Lage bist die Größeren zu schleifen.
    Meine persönliche Meinung für handwerkliche ungeschickte Personen nicht zu empfehlen.
    Gruß Erich

  • Naja,


    "interessant" finde ich das Selbstschleifen durchaus auch schon bei kleineren Geräten. Sich davon eine finanzielle Erleichterung zu erwarten, wird aber tatsächlich bis rund 14" nicht aufgehen.


    Marty schreibt in seinem Büchlein sinngemäß, dass jemand, der es zustande gebracht hat, einen genauen Teleskopspiegel mit bloßen Händen zu fertigen, dann auch nicht am Teleskop drumherum scheitern wird. Da dürfte er wohl recht haben, wurde doch auch trotz keinerlei Vorbildung bezüglich Metallverarbeitung z.b. mein Fangspiegelhalter zumindest brauchbar.


    Das Buch von Hans Rohr kann ich neben Martys Büchlein und der Stathis-DVD ebenfalls empfehlen.


    Ciao,
    Roland

  • Hallo Andreas,
    aus meiner eigenen Erfahrung kann ich vielem von dem zustimmen, was hier bereits geschrieben wurde.


    Besondere Kenntnisse im Umgang mit Werkzeugen helfen nicht, weil man beim Spiegelschleifen und Polieren keine üblichen Werkzeuge benutzt.
    Man sollte aber gut mit den eigenen Händen umgehen können und lernfähig sein.


    Man sollte sich vorher überlegen, warum man (sich) das (an-)tut.
    Ohne reichlich Geduld und Zielstrebigkeit wird es nichts.


    Man kann statt Komplett-Selbstbau ein gekauftes Teleskop mit einem selbstgefertigten Hauptspiegel "veredeln" oder auch Fertigteile (Tubus, Spinne, Spiegelhalter...) kaufen.


    Bei Anderen zuschauen ist sehr nützlich (=> Stathis' DVD). Erfahrenere bei den eigenen Aktionen zuschauen lassen aber auch.


    Ohne Leute mit Erfahrung in der Nähe geht es auch. Man muß aber damit rechnen, daß Fehler etwas später erkannt werden und die Sache dadurch länger dauert.


    Teleskopbau: Unbedingt auf Teleskoptreffen andere Konstruktionen in der Praxis kennen lernen. Nur so entwickelt man ein Gefühl dafür, worauf es ankommt.


    Zum Schluß: Achtung Suchtgefahr!
    Es soll Leute geben, die haben schon nach wenigen Beobachtungsnächten mit dem gelunenen Selbstbau Karbo- und Ceri-Entzugserscheinungen und fangen gleich das nächste Projekt an. Das so genannte "Öffnungsfieber" kommt oft noch dazu und könnte in vielen Fällen gar Auslöser für die Sucht sein.


    Gruß,
    Martin

  • Ich schließe mich den anderen an:
    Zum Spiegelschleifen halte ich ebenfalls keine besonderen handwerklichen Fähigkeiten für erforderlich, da es ein eher intuitives Vorgehen ist, bei dem man unter seinen Händen beim schleifen sprichwörtlich begreift, was da überhaupt vorheht. Anders ist es beim Teleskopbau selbst.


    Wenn man sich die heutigen Informationasquellen zunuze macht (insbesondere Martys Buch, meine DVD und das Forum hier), Lust an der Sache hat und dranbleibt, ist die Erfolgsquote extrem hoch. JörgB war eine eher seltene Ausnahme. Das sage ich aus Erfahrung aus der Münchener Spiegelschleifgruppe und aus inzwischen sehr zahlreichen Rückmeldungen von Leuten die Rohlinge+ Material von mir bezogen haben.


    Bedenke, dass dieses Forum nicht wirklich representativ ist, da viele sich nur bei Problemen hier zu Wort melden. Wie oft passiert es mir hingegen z.B. auf Teleskoptreffen, dass mir die Leute einfach das fertige Teleskop vorzeigen, dessen Rohling ich irgendwann irgendwohin geschickt habe. Auf Rückfrage ob's Probleme gab, kriege ich oft nur ein "na ja, nicht wirklich" oder gar ein Achselzucken als Antwort.


    Den Foucaulttest muss man selbst bauen und damit rumspiegelen, um ihn zu begreifen. Dann macht es pling, wie Verena treffend schreib, und man misst am Ende die Zehntauasendstel wie der Tischler mit dem Meterstab. Ihn direkt aus einem Buch heraus komplett berherrschen zu wollen, wäre ähnlich erfogreich wie aus einer Ikeamäßig verfassten Gebrauchsanleitung das Radfahren erlernen.


    p.s.
    Das Buch von Hans Rohr finde ich aus literarisch- historischer Sicht sehr interessant zu lesen, als brauchbare Anleitung halte ich es aus heutiger Sicht als für eher abschreckend. Mit den modernen Materialien und Methoden geht das alles viel einfacher und zielgerichteter als dort beschrieben (Das ist meine ganz persönliche Meinung dazu)

  • Hi all!


    erst mal danke für die zahlreichen Reaktionen. Ichhabe alles an den Fragenden weitergeleitet, hier seine Rückfragen[:o)]


    Es geht erst mal um den reinen Spiegel, der in einen GSO Dobson mit Protostar Fangspiegel eingebaut werden soll. Danach soll eventuell ein größerer Martini Dobson folgen, mit Selbstschliff Spiegel. Der Kollege weiß, dass seine Fähigkeiten für ordentliche Holzbearbeitung nicht ausreichen.


    Um Geld geht es übrigens wohl auch nicht, so wie ich das verstanden habe. Der Spiegel soll einfach selbst genmacht sein, Punkt.


    Stathis: Wie wäre es mit einem Crash Kurs im Spiegelschleifen hier im tiefen Westen, sagen wir ein verlängertes Wochenende? Es gäbe bestimmt reichlich Interessenten, mein Kollege eingeschlossen[;)]Du könntes Rohlinge und Politur und DVDs zusätzlich verkaufen, billige Unterkunft wäre problemlos machbar.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hi Andreas,


    falls Du Interesse hast, kannst Du mal bei uns reinschauen. Wir sind eine Spiegelschleifgruppe hier im Ruhrgebiet und treffen uns monatlich in Witten. Unser nächstes Treffen ist am 21.09.05 ab 18.00h. Wir haben Fortgeschrittene Spiegelschleifer genau wie Anfänger und Leute die erst in das Hobby reinschnuppern wollen. Aber sicher ist eins: falls Du vom Karbofieber gepackt wirst, gibt es keine Medizin mehr davon los zu kommen.Selbst unseren Hauseigenen Gynäkologen hat es unheilbar erwischt. Bei Interesse bitte Mail an mich.


    Grüße Thomas
    Die Ruhrpottschleifer

  • Hi
    Hier spricht der infizierte Gynäkologe. Thomas hat recht. Komm wenigstens einmal bei uns vorbei, und Du beginnst unter ganz anderen Bedingungen. Und Düsseldorf ist nun wirklich keine Entfernung. Wir hatten schon Teilnehmer dabei, die aus Düsseldorf kamen. Nur mal einen Abend bei uns reinschnuppern, und schon nächste Woche könntest Du Dich mit dem Gefühl an die Arbeit machen, der Sache wirklich gewachsen zu sein. Grüße - Karl

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