AR3363 im Weißlich

  • Hallo Forum,

    einen 16" er an der Sonne einigermaßen auszureizen ist meiner Meinung nach kaum möglich. Meine ersten Versuche waren eher bescheiden, deshalb hatte ich meine Ambitionen auch auf Eis gelegt.

    Der Riesenfleck AR3363 hat den Gedanken aber wieder aktiviert. Daraufhin habe ich zwei Parameter verändert.

    1. ich habe recht früh morgens belichtet und

    2. ich habe verhindert, dass sich das Teleskop aufheizt und ihm ein "Kleidchen" aus Rettungsfolie geschneidert.



    Mein Ergebnis ist daraufhin deutlich besser geworden, auch wenn ich von der maximalen Auflösung noch weit entfernt bin.

    Belichtet habe ich x-mal 30 s und die 3 besten zusammenhängenden Filme verwendet. Also 90 s bei einer Verwendungsrate von 30 %. Ich konnte im Player auch sehen, ob sich Details in der kurzen Zeit änderten. Das war so gut wie gar nicht der Fall.

    Interessant ist die Umbra, die im H(a) größere Strukturen zeigt, im Weißlicht nur am Rand etwas, das wie schwarze Granulen aussieht. Und im Innern fällt man tief in ein schwarzes Loch.

    Auf der linken Seite des Flecks gibt es zusammenhängende Bereiche mit sehr kleinen Granulen. Das ist kein Stackingfehler, sondern real. Bei einer kurzen Überprüfung stellte ich fest, dass tendenziell in dieser Region im H(a)-Licht die Aktivität erhöht war.



    Baader Folie, ASI 178MM, Rotfilter, ca 10 ms, 40 fps, 30 % Verwendungsrate, geschärft in PS mit 2,5 Px. Selektiv die Schatten aufgehellt und nachgeschärft. DeNoise zu 30 % verwendet. Das ist die erste Weißlicht-Aufnahme, mit der ich zufrieden bin. Hoffentlich folgen noch einige mehr.

    VG ralf

  • und ihm ein "Kleidchen" aus Rettungsfolie geschneidert.

    Moin Ralf,

    Ich habe kurz überlegt, ob ich Dir für das Bild ein Sternchen oder lieber ein Grinsesmiley für das Kleidchen geben soll. Das ist ja wirklich mal "Haute Couture" :D

    Naja - ich habe mich dann aber doch für den Stern entschieden - eine ganz tolle Aufnahme! :thumbup:


    CS, jochen

  • Hallo Ralf,


    Ich kann mich dem nur anschließend und ich hab auch keine Worte - einfach UFFFF. Maestro!


    Aber ein kleiner Gedanke, weil so viel Detail im "bodenlosen Schwarzen" zu sein scheint.

    Ist da Information da im Videomaterial auch im Fleck selbst? Kannst Du also quasi "überbelichten" so daß die Strukturen im Fleck hellgrau auf Dunkelgrau su sehen sind?

    Kann das Stacking Programm das?


    Mich interessiert halt: wie sieht es eigentlich im Fleck aus? Also bildlich, nicht physikalisch - das ist ja hinreichend erklärt. Aber wie sehen die Filamente aus?

    Im kleineren Fleck ist es ja schon fast so wie das was ich anfrage.


    Wäre super wenn das ginge :) ,


    CS,

    Walter


    Nachtrag: Das ging mit Deinem Bild in einer Standard Bildbearbeitung auch so. Einfach die Helligkeit hoch gedreht - die Information ist schon in Deinem jetzigen Bild drin :-).

    Hat sich erledigt. Noch mal: Geniales Bild, fast so gut wie das welt-beste Bild das ich hier gefunden habe - und das ist ein 4 Meter Teleskop auf einem Hawaii Vulkan:

    Genauester Blick auf die Sonnenoberfläche
    Was ein wenig so aussieht wie Karamellpopcorn, ist in Wirklichkeit riesig groß und tausende Grad heiß. Denn es handelt sich um die bisher genaueste
    www.scinexx.de

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure vielen Sternchen und vor allem für eure Kommentare.

    Wie wichtig das "Kleidchen" ist, das kann ich nicht genau sagen. Heute habe ich es wieder versucht und von 40 Filmen sind die ersten 3 die besten, das ist sicher kein Zufall, denn ich musste abwarten, bis die Sonne hinter den Bäumen hervorkam. Danach wurde es immer schlechter.

    Wie es im Innern der Umbra aussieht, das interessiert mich auch. Da ich jetzt so richtig ins Thema reingekommen bin, wird das auch mein nächster Schwerpunkt werden, wenn das Seeing mal recht gut ist. Mir fehlt noch ein bisschen das Gefühl für gute Bedingungen, denn es ist mit der Sonne ganz anders als bei Venus oder erst recht Deep Sky.

    Als Vergleich hier mal ein Ausschnitt aus dem JPG oben und auf die Granulen hin bearbeitet. Diese berühmten "Lagerfeuer" wären mal eine Herausforderung. Ganz theoretisch könnte da was gehen.



    VG ralf

  • Hallo Ralf,


    das ist definitiv eine der beeindruckendsten Weißlichtaufnahmen, die ich je gesehen habe. Wirklich toll. 🤩

    Das Innere der Umbra abzubilden wäre mit Sicherheit ein hochspannendes Projekt. Das Ergebnis würde mich auch sehr interessieren. Die Herausforderungen wird vermutlich sein, dass das Bild nicht von der dann komplett überbelichteten Sonnenoberfläche überstrahlt wird.


    Vielen Dank fürs zeigen:

    Marcus

    16" f/4 Dobson, 6" f/5 Dobson, C8, 60/360 Apo, 70/700 PST-Mod "Sunlux"


    Zeige mir einen Dobson und ich zeige Dir eine Baustelle

  • Hallo Marcus,

    nein, das Problem der Überstrahlung sehe ich nicht. Der Bereich selber ist einfach extrem kontrastarm und deshalb benötigt man ein sehr gutes SNR. Wäre im Grunde dann so etwas wie eine Deep-Sky Aufnahme.

    Sollten sich die Strukturen, ähnlich den Granulen, relativ schnell verändern, dann stößt man auf eine natürliche Grenze. Bleiben sie relativ stabil, dann kann man "sammeln".

    Ich werde heute mal mit dem vorhandenen Material etwas herumspielen.

    VG ralf

  • Hallo Ralf!

    Grandiose Aufnahme!!!

    Die Granulation ist auch optimal abgebildet.

    In der Früh aufzunehmen ist wohl die beste Tageszeit, bevor alles wieder hochgeheizt ist…auch mit kleineren Öffnungen als Deine 16“

    Grüße

    Wolfram

  • Hallo Ralf,

    genial. Ich bin ganz platt.

    Das mit Vormittags stimmt wirklich. Ich hab vorgestern nach der Arbeit, also gegen 16:00 Uhr mit 8 " versucht. Alles Müll.

    Deine Aufnahme ist fantastisch und ich freue mich auf mehr. Danke fürs zeigen.


    LG,

    Armin

  • Hallo Ralf,


    ach so, dann hab ich mit dem Billig photo Shop nur das Rauschen sichtbar gemacht.


    Klasse daß Du Dich dem Thema widmest :thumbup: .

    Dann bin ich mal sehr gespannt auf Deine Arbeit :-). Ich hoffe du kannst noch ein paar mal mit diesem Riesen Fleck arbeiten. Der erleichtert das Struktur-Finden iin der Umbra sicher im Vergleich mit "normal" dimensionierten Flecken.


    Wegen Seeing. Sicher wäre eine Aufnahmeserie mittags rum besser. So flach am Horizont das ist auch nur ein Kompromiss - zu viel Luftsäule. Wenn mal eine Wetterlage ist mit laminarer Strömung (meist auch starker Höhenwind), sichtbar an Linsenwolken - dann könnte es auch in der Tagesmitte lohnend sein. Vor allem im Herbst/Winter wenn der Boden weniger erwärmt wird. Da wir ja in das Aktivitätsmaximum laufen - gibt es hoffentlich auch dann schöne große Flecken. Ich hoffe Du bleibst dran.


    CS,

    Walter


    Nachtrag: §2.1.1 beschreibt was man erwarten kann (Ich weiß nicht ob ich bei dir offene Türen einrenne / Eulen nach Athen trage - aber vielleicht für die anderen Mitleser)

    https://www.mps.mpg.de/phd/theses/the-fine-structure-of-the-sunspot-penumbra

  • Hallo zusammen,

    schön, dass sich hier so ein Austausch entwickelt, das gefällt mir. Und auch allen Sternchenverteilern danke ich.


    Aus dem vorhandenen Material habe ich dieses Bild der Umbra erstellen können.



    Diese "Körnigkeit" ist real und auch in der ersten Version ist diese schon zu sehen. Auch der Helligkeitsverlauf nach Innen ist real. Wichtig für mich war es, die Frage zu klären, wie stabil diese inneren Strukturen sind, und ... eindeutige Antwort ... mindestens so stabil wie die Filamente der Penumbra. Man kann also relativ lange belichten, ohne dass sich die Strukturen verwischen.

    Im verlinkten Text von Walter (Danke!) wird von "Umbral Dots" gesprochen. Einzelne helle Vertreter fallen auch in anderen Aufnahmen auf. Ich wusste aber nicht, dass diese sozusagen flächendeckend auftreten.

    Sollte ich ein ähnliches Bild machen können, wenn der Fleck (oder ein anderer) am Rand steht, dann werde ich unbedingt auf den Helligkeitsverlauf nach innen achten. Sollte dieser asymmetrisch werden, dann wäre da in der Mitte womöglich wirklich ein "Loch" und man könnte entlang der Feldlinien weiter ins Innere schauen. Ebenso wäre aber auch ein dunkler "Hügel" vorstellbar.

    Vielleicht ist das Universum und der Fleck auch einfach flach :)

    Ich bleibe auf jeden Fall dran.

    VG ralf

  • Hallo Ralf,


    Zum Sonnenrand hin solltest Du eine Eindellung sehen können, man kann in der kühleren Umbra tiefer in die Photosphäre schauen. Siehe hier:


    Wilson effect - Wikipedia
    en.m.wikipedia.org


    Als Phänomen bekannt seit 1769, hier die Originalzeichnung:



    Herzliche Grüße, Holger

    :milky_way: 10" f/5 Newton-Bino :comet: 120mm f/5 Achromaten-Bino :hammer_and_wrench: 8" f/8 Jones-Schiefspiegler-Bino

  • Es gibt nach Sonnenaufgang nur ein schmales Fenster mit ruhiger Luft. Dabei gibt es gegenläufige Parameter, die scherenhaft auseinander laufen. Einerseits muß die Sonne an Höhe gewinnen, andersseits darf noch nicht die Wärmestrahlung durchschlagen, das können oft dann nur wenige Minuten sein, so es passt. Weiter viel Erfolg und danke für die tollen Aufnahmen.

  • Hallo Ralf,


    deine Bearbeitung aus Beitrag #12 finde ich sehr interessant, da ich bisher annahm, dass ich es bei meiner letzten Aufnahme in Ca von AR 3315 schlicht komplett mit der Dekonvolution übertrieben hätte.


    Sonne in Ca-K/Ca-H am 27.05.2023 - AR 3315


    Die Strukturen in der Umbra sind also real. Mangels Auflösung sind die Strukturen allerdings definitiv in ihrer Form etwas verfälscht.


    CS & VG

    Stefan

    :star: Deep Sky: Sky-Watcher QUATTRO 150P | TS PHOTOLINE 106/700 f6.6 | ASKAR FRA300 Pro 60mm f/5 | Samyang 135mm F2.0 ED UMC :ringed_planet: Mond, Planeten (,Sonne): Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 150/1800 | Sky-Watcher Skymax Mak-Cas 102/1300 :sun_with_face: Sonne: Lunt LS60MT Ha B1200 :camera: Kameras: ZWO ASI533MC Pro, ZWO ASI178MM, ZWO ASI178MC, ZWO ASI585MC, QHY 5III 715C :magnet: Autoguiding: Svbony SV106 | QHY 5III 178c :telescope: Montierung: iOptron CEM26 :high_voltage: Powerbank: FOX HALO 96K Power Pack :globe_showing_Europe_Africa: Webseite: https://www.junger.net/

  • Moin,


    heute hab ich endlich den TAL100 aufbauen können und mir den Fleck mal vergrößert angeschaut. Einfach: Wau! Ich konnte bis 110x gehen und zeitweise war das Seeing so beruhigt daß man die Penumbra Filamente (die ganz Großen) in die Umra ragen sah - ganz zerfranst der Übergang. Die Penumbra selbst hat einen checkigen Eindruck gemacht aber ohne daß ich die Länglichkeit ausmachen konnte. Ganz großes Kino!


    Und auch der neue größere Fleck/Gruppe 3372 ist sehr interessant. Im Moment ist da eine isolierte Insel statt Brücke mitten in der Umbra...(10:00 MESZ).


    Nachher sattel ich in h-alpha um (Lunt 35), 3372 soll recht aktiv sein laut Space Weather

    SpaceWeather.com -- News and information about meteor showers, solar flares, auroras, and near-Earth asteroids


    CS,

    Walter

  • Hallo zusammen,

    dieses Thema ist wirklich interessant zu lesen.

    Heute hatte ich kurz Zeit um 11:00 Uhr eine Vollsonne mit 500mm Canon MAK-Objektiv, Filterfolie, dem Bader U-Filter und ASI178mm aufzunehmen.

    Klar, ist nicht gerade hochauflösend aber ich denke als Übersichtsaufnahme passt es doch hier hinein.

    Rechts unten die Erde als Größenvergleich. Da kann man mal ahnen, wie riesig diese Flecken sind.


    P.S. Am liebsten hätte ich ein CAK Modul. Aber der Preis?!



    Sonnige Grüße,

    Armin

  • Hallo zusammen,

    eure letzten Antworten sind mir durchgegangen, sorry.

    Vielen Dank für den Input und eure Bilder und Erfahrungen.

    Ich habe auch eine neue Erfahrung gemacht, nämlich die, dass der Hauptspiegel zutauen kann, und zwar gerade in dem Moment in dem die Sonne diesen zu ersten Mal erreicht, wenn sie also über die Bäume kommt. D.h. die Luft wird wärmer und speichert mehr Feuchtigkeit, obwohl ich die Baader Folie drauf habe und eigentlich kaum Energie ins Teleskop fällt. Oder ist ein anderer Prozess dafür verantwortlich? Zumindest erklärt das, warum immer/oft die ersten Bilder die besseren sind. Hier aber wurden sie immer flauer und dunkler. Trotzdem hielt die Schärfe einigermaßen und ich konnte AR3633 noch einmal ablichten. So am Rand eine interessante Erscheinung. Bei der Schärfe geht natürlich noch mehr.



    Wie ihr seht, bin ich jetzt auch unter die "Einfärber" gegangen.

    VG ralf

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