Eine kleine Fingerübung (4.5" Newton) in neuer Werkstatt

  • Hallo zusammen,


    ich habe Ende letztes Jahr die Werkstatt des astronomischen Vereins Basel übernommen. Mein Vorgänger hat altershalber aufgehört und es wäre jammerschade gewesen, die Werkstatt aufzugeben. Für mich war das die Gelegenheit ;)


    Der astronomische Verein Basel ist der einzige Verein in der Schweiz, der noch Spiegelschleif- und Teleskopbaukurse anbietet. Dieses Angebot wird auch regelmässig genutzt, gerade Schüler verbinden dies gerne mit einer Abschlussarbeit:

    erst Teleskop bauen und dann z.B. Jupitermonde beobachten und deren Umlaufgeschwindigkeit berechnen. Ich hoffe, dass dieses Angebot auch weiter genutzt wird. Einige Interessenten habe ich schon.


    Nun, wie das so ist, gesammelt ist schneller als entsorgt und so hat sich nach 17 Jahren einiges angesammelt (resp. eigentlich 40 Jahren, das meiste Material wurde mehrfach bei Umzügen einfach mitgenommen und am neuen Ort ein dafür am wenigsten ungeeigneter Ort zum Vergessen gesucht und gefunden ^^ ).


    Neue Besen kehren gut, sagt man und so habe ich mir als erstes vorgenommen, das ganze systematisch und mit einer gewissen Skrupellosigkeit anzugehen. Nach einem halben Jahr und ein paar Tonnen, die zum Wertstoffhof gekarrt worden sind hat der Verein eine richtig grosse Werkstatt und erstaunlich viele Werkzeuge, Mess- und Hilfsmittel, die irgendwo in einer Ecke oder Schublade schlummerten.


    Und gestern habe ich ganz alleine für mich die Werkstatt neu gestartet. Also nicht ganz alleine, Neo durfte etwas gelangweilt auch dabei sein:



    Ich habe beim Sortieren der Schränke viel Glas vorgefunden. Das meiste hat sich als Schleifschalen herausgestellt. Wir haben damit Durchmesser von 150 - 300mm zur Verfügung, sehr schön.


    Am anderen Ende der Grössenskala habe ich aber auch noch das entdeckt:



    Ein schnuckeliges Vierzoll Scheibchen aus Duran. Die Rückseite war ziemlich wellig (als wäre es auf eine schrumpelige Matte gegossen worden) und es hat zwei Lunker. Die Vorderseite sieht perfekt aus.

    Dieses Gläschen hat mich angefleht, was aus ihm zu machen. Machen wir doch gerne. Damit kann ich gleich mein Konzept, wie statt mit dem Schleifbock gearbeitet werden soll, ausprobieren.


    Wie ihr am ersten Bild erkennt möchte ich als Unterlage schwere Granitplatten (Gartenplatten) einsetzen. Die gibt es fürn Apple undn Ei im Baumarkt. Die Platte liegt in einer passendeweise passenden Blumentopfschale, um den ganzen Siff des Schleifbreis auzunehmen.

    Ein Teppich-Antiruschgitter schwedischer Provenienz sorgt für stabile Verhältnisse zwischen Platte und Schleifschale (oder Spiegel).


    Als erstes habe ich aber zwei dieser Granitplatten gegeneinander plan geschliffen. Zur Zeit habe ich nur 100er Karbo, werde da später noch mit 80er weiter nachhelfen. Erstaunlicherweise sind die Platten schon ziemlich plan, so dass ich nach etwa 10 Wets erst mal aufgehört habe. Damit konnte es endlich losgehen mit Schleifen.


    Grössere Spiegel sollte man ja auf der Rückseite planschleifen. Bei einem 4 Zöller ist das natürlich ein Witz, da die Rückseite aber wellig war habe ich es zum Ausprobieren trotzdem gemacht:



    Granitplatte ohne Antirutschgitter, Karbo, Rohling. Und dann, letz knirsch :D . Bei vollen Körpereinsatz hält ein Wet etwas 30s, dann muss der Schlamm weg und neues Karbo drauf.

    Nach etwas 20 Wets quer und wild über die Granitplatte war ich zufrieden. Die zwei Lunker sind immer noch sichbar, aber das stört nicht. Wichtig: das Konzept funktioniert. Die Granitplatte ist geeignet, einen Spiegelrohling plan zu kriegen.

    Es ist gut möglich, dass die Platte(n) von Zeit zu Zeit "nachgeschliffen" sprich, wieder gegeneinander plan geschliffen werden müssen. Das wird sich mit der Zeit zeigen. Erst mal passt es.


    So. Und damit konnte es wirklich losgehen. Ziel soll ein 4" f7 Newtönchen für meine Tochter sein (psst: noch nicht weitersagen, Geburtstagsgeschenk ;) ). Das heisst, etwas 0.94mm in der Mitte müssen raus.

    Eine 4" Schleifschale habe ich nicht gefunden, also nächstes Experiment: übergrosse Schleifschale mit 6".


    Und los:



    Granitplatte in Netz einwickeln (hatte nur noch ein Reststück, deshalb wellt sie sich mit der Zeit. Ist sie so dimensioniert, dass sie auf der Unterseite komplett von der Platte beschwert wird hält sich bombenfest).

    Schleifschale drauf, Wasser, Karbo. Und los.


    Erst mal Fase schleifen, 1mm muss genügen. Kann ja wieder nachziehen.

    Die ganze Konstruktion liegt so auf der Werkbank, dass sich ein 1.72m Zwerg wie ich problemlos mit seinen zarten 88kg Körpergewicht auf den Spiegel stürzen kann. Anders als die klassische Rohr'sche Streichelmethode geht so richtig die Post ab.

    Sicher, es ist nur ein 4 Zöller, da ist weniger Glas, das weg muss. Trotzdem, mit 30s Wets waren nach ca. 1h reiner Schleifzeit 0.5mm weg.


    Gemessen hatte ich mit Stahlwinkel und Schieblehre. Da wir aber hier in der Werkstatt ein Mikrometer haben werde ich das nächste Mal dieses benutzen. Als Referenz kann eine alte Prismenschiene dienen.


    Die Fase ist fast weg, also nachziehen. Nach weiteren 30min bin ich bei 0.64mm. Bleiben noch 0.3mm. Das ist also nochmal Fase nachziehen und eine knappe Stunde Grobschliff.

    Zum Strich: ich habe beides ausprobiert, auch um die Schleifschale, die ja schon vorgeformt war, vollflächig auf den gleichen Radius zu bringen.

    Einerseits Spiegelchen nur so weit raus, dass er immer voll auf der Schale bleibt. Anderseits so, dass die Schleifschalenkante auch was abkriegt. Bei zweiterer Methode muss man etwas mehr aufpassen, dass man nichts verkantet, ansonsten denke ich macht eine Mischung von beiden Methoden Sinn.

    Generell: Spiegel in eine Richtung drehen, Schale in die andere. Spiegel dauerend, Schale alle 5 - 10s.


    Die Reinigung der ganzen Sauerei ist relativ einfach. Die Werkbank ist mit einer grünen PU Plane bedeckt. Im einfachsten Fall kann man die einfach abwischen, am Ende einer Korngrösse macht es sicher Sinn, sie mit dem Gartenschlauch komplett abzuspritzen. Bis auf etwas Schleifschlammgesprenkel war aber trotz gewalttätiger Behandlung des Spiegels mit sportlichem Strichtakt nichts auf der Plane.


    Was ich auf jeden Fall noch mitnehme: T-Shirt, Hose und Crocs, die dann nur dort zum Einsatz kommen. Die Sandalen waren sichtbar eingesprenkelt 8o


    Die Blumenschale mit Granitplatte und Antiruschgitter kommt auf einen kleinen Rollwagen und raus in den Garten. Gründlich spülen, das wars. Damit kann ich sagen, dass sich meine Idee auch auf meine ersten Schleifer loslassen kann.


    Die Werkstatt selber blieb sauber. Nächster Punkt auf der "geht das Liste" abgehakt.


    Zu Hause habe ich dann das Spiegelchen noch genauer vermessen. Bisher wusste ich ja nur, dass ich in der Mitte etwas 0.64mm ausgebaggert hatte, aber ob das ganze sphärisch ist bei der robusten Behandlung durch Robelix?

    Ein Bleistiftttest zwischendurch liess es vermuten, die Bleistiftstriche waren homogen nach ein paar Strichen weg.


    Also nun zur Messung:



    Ich habe 17 Punkte definiert: die Mitte und je acht Punkte bei 20 und 40mm Radius. Die Prismenschiene ist 14.94mm dick. Die Messresultate sind links auf dem Bild aufgetragen (vergesst die zwei Zahlen auf dem Glas).

    Die linke Zahl ist die Absolutmessung der Schieblehre. Die rechte Zahl ist die Distanz ab Unterkannte Prismenschiene.


    Wir sehen, dass in der Mitte 0.644 ausgebaggert sind. Nach der bekannten Formel bedeutet das einen Radius von 2112.8mm.

    Die Messungen rundherum sind (für die ebenfalls fehlerbehaftete Handmessung) in allen Winkeln fast gleich. Das lässt darauf schliessen, dass die Kurve rotationssymmetrisch ist.


    Nun, was sagen uns nun die 0.55mm bei 20mm und 0.27mm bei 40m Radius? Mit ein bisschen rumrechnen: sphärisch :thumbup: . Eine solche aufwändige Messung werde ich definitiv nicht mehr machen. Ging mir nur darum zu sehen, ob es mit der übergrossen Schleifschale und dem grossen Druck auf den Spiegel funktioniert.


    Also: Weitermachen 8)



    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Ah, endlich mal wieder ein Spiegelschleifprojekt hier im Forum :thumbup: :rocket: :ringed_planet:


    Auf übergroßem Tool schleifen klingt interessant. Ich habe immer wieder davon gehört, es selbst jedoch noch nie probiert. Es soll beim polieren gerade bei kleinen langsamen Spiegeln gut gegen abgesunkene Ränder wirken.


    Das dauert natürlich länger, da am Tool viel mehr Glas weggeschliffen werden muss. Daher schleift sich beim Aushöhlen der Spiegel auch am Rand ab und du musst die Fase nachziehen. Aber bei einem so kleinen Spiegel bleibt die Mehrarbeit ja noch überschaubar. Dafür könnte ich mir vorstellen, dass Feinschliff und Politur schneller geht, da mehr Spiegelfläche gleichzeitig in Kontakt ist.


    Ich würde in diesem Fall auch im weiteren Verlauf ausschließlich MOT schleifen und zwar immer auch mit etwas Überhang, damit der 108 mm Spiegel und das 155 mm Tool sphärisch bleiben.


    "Fingerübung" ist gut - erinnert mich an meine beiden 100 mm f/4,1 Spiegelchen vor knapp 30 Jahren, von denen in einen als "Newton High Performace Finder" verbaute und er mir jahrzehnetelang treue Dienste leistete, selbst die schwierigsten Objekte sicher aufzufinden. Das Parabolisieren gestaltete sich damals übrigens störrischer als ich anfangs dachte. Von den Großen grobmotorisch trainiert, bin ich mehrmals übers Ziel hinaus in der Hyperbel gelandet. Bin gespannt, wie es dir gehen wird.

  • Hallo zusammen,


    Danke für die netten Rückmeldungen.


    Die von mir verwendete Schleifschale hat einen grossen Vorteil: sie hatte schon einen Bauch :D

    Das heisst ich muss dort nicht mehr viel abgraben. Vielleicht war auch etwas Glück dabei und der Radius hat schon ziemlich gut gepasst. Vielleicht auch deshalb bin ich mit 1 1/2h schon bei 2/3 der Wunschpfeiltiefe.

    Wie dem auch sei, die Arbeit mit dem übergrossen Tool hat sich als erstaunlich einfach erwiesen. Wichtig scheint mir nur, dass die ganze Toolfläche was abbekommt, damit das ganze sphärisch bleibt, wie Stathis das ja erwähnt hat.

    Das mit der grösseren Pechhaut klingt interessant. Ich stell mir das aber schwierig vor, die mit dem kleinen Spiegel zu pressen. Ich weiss, dass das Mel Bartels schon mal gemacht hat, bin aber aus seiner knappen Beschreibung nicht schlau geworden.


    Schaun mer mal ;)


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert


    Na mit richtigem Toolradius ist dasbja wie Brötchen backen.

    Trick von Alois ist beim Parabolisieren Tool nicht drehen und immer auf einer Seite,

    Dann bekommt es dort die Form dafür. Musst du zuweilen ber erst mal für doch mal neue Session nach Messpause ohne Poliermittel das Pech anpasspolieren. Und ist natürlich einfacher kontinuierlich durchzuziehen. Ging auch bei 180/500 auf einen 11Zoll Tool.


    Gruß Frank

    Stundenlange Messorgien sind ja bei der Größe und F/7 nicht nötig

  • Hallo zusammen,


    so, gestern Nachmittag hatte ich einen Anfall von Arbeitsscheu, oder anderes gesagt, ich hatte keinen Bock auf Dokumente für den Kunden schreiben ^^ Hab meinen Chef gefragt (sprich in den Spiegel geschaut) und das ok erhalten 8) . Also in den Verein und weiter geschliffen.


    Lehre aus diesem Nachmittag:

    - Der Turm Kunststoffschale - Granitplatte - Antirutschmatte - Tool - Spiegel bewährt sich. Keine Sauerei rund herum, die Höhe passt. um ordentlich Druck zu machen (sprich sich voll auf den Spiegel zu legen)

    Am Schluss der Session das ganze auf einen Rollwagen und raus in den Garten. Nicht rumtragen, das ist entschieden zu schwer und haut in den Rücken!

    In den Rasen legen - Gartenschlauch - sauber - feddisch. Der Rasen freut sich auf Sand. Ich mach dann mal Bilder nach meinem Urlaub 8o . Kein Vergleich zum wilden Tanz um den Schleifbock, da war mir eher so zu Mute: <X =O .


    - der Rohling muss uralt sein. Die gekäuselte Rückseite hatte ich ja schon erwähnt. Dazu kommt, dass das Glas nicht gerade geschnitten worden ist sprich, es ist ist ein Kegelstumpf. Ich habe das gemerkt, als ich ihm vermessen habe für die Planung der Spiegelhalterung. War zwar ein Stempel DURAN drauf, habe aber keine Ahnung, welche Geschichte dieses Glas hinter sich hat.


    - auch für einen kleinen Spiegel ist #100er Karbo für Grobschliff eine Qual. Nachdem ich das Gewürzgläschen durch hatte hab ich das #80er von Stathis ausgepackt und genommen. Und dann tanzt der Bär :D . Also Fazit und Tipp an alle: grober Klotz - grober Keil. Viel Druck, es muss richtig knirschen. Nach ca. 30s (!) wird es still und rauscht nur noch. Zeit, den Brei wegzuwischen und neu zu beschicken. Mit der Zeit gibt das einen regelmässigen Flow, so dass man recht schnell vorwärts kommt. Nach knapp 2h hatte ich weitere 0.35mm weg. Ich habe etwas 1/4 Kaffeelöffel pro Wet verwendet, das scheint gepasst zu haben. Im Schlamm am Schluss war jedenfalls kaum unverbrauchtes Karbo zu sehen, nur zermahlenes Glas-Karbomehl. Ich habe übrigens ausschliesslich MOT geschliffen.


    - Für die Fase muss ich mir noch was einfallen lassen. Eine 1mm Fase ist nach einer Stunde restlos weg. Habe die Spiegeldicke nicht gemessen, muss ich am Freitag nachholen. Ich vermute aber, dass wegen des übergrossen Tools auch der Rand sein Fett aeh Glas wegbekommt und es auch deshalb vergleichsweise langsam vorwärts geht. Bei einem gleich grossen Tool ist das vielleicht anders.

    Wie lange dauert es üblichweise, eine Fase zu schleifen? Kann nämlich auch sein, dass ich etwas ungedultig war und zu früh aufgehört habe damit.


    - Berührungenen Spiegel - Tool mit >1g sind ungesund - für den Spiegel. Der hat nun einen unschönen Chip Glas am Rand weg. Könnte man verschmerzen. In Summe mit den anderen Unschönheiten, Kegelform und einem vermuteten Lunker unter der Oberfläche werde ich dieses Glas in Ruhe lassen. Habe Stathis vorhin gleich noch gebeten zur grösseren Menge #80er Karbo für die Vereinswerkstatt zwei 100er Rohlinge beizulegen. Ich werde dann weiter mit dem 150er Tool arbeiten und schauen, wie sich das weiterentwickelt. Als Probelauf für den Schleifflow war dieses alte Stück Glas jedenfalls perfekt ;) . Rest in pieces ^^ .


    - Meine erste Messung zu Hause war falsch. Statt 0.64 waren erst 0.5mm Glas weg. Die händische Messung mit Schieblehre und Prismenschiene war entschieden zu ungenau.

    Ich habe gestern mit dem Mikrometer (mech. Mikrometer, 5mm Weg, 1um Schrittweite, also vermutl. 5um Genauigkeit) mit einer dazu passenden Aluleiste gemessen. Gestartet bin ich bei 0.502mm, Aufgehört habe ich bei 0.852mm. Für die Nullstellung habe ich jeweils die Rückseite des Spiegels verwendet. Das geht schnell und mMn. genau genug. Hat man also ein Mikrometer oder Sphärometer zur Verfügung geht das wesentlich schneller als in die Sonne (so gerade vorhanden) rauszurennen oder mit einer Taschenlampe rumzuwedeln.

    Mit der Annahme, dass weiter nur MOT geschliffen wird müsste ich sagen, ich bin durch. Mit R= 793mm nähere ich mir den gewünschten 728mm Brennweite. Mit dem #180er (da in grossen Mengen noch vorhanden mit 2/3t #150er und 1/3t #220er) sollte der Radius dann schon fast erreicht werden. Mit dem #320er (auch wieder, da in grossen Mengen noch vorhanden #280er/#400er) dürfte dann langsam Schluss sein mit Radius verkürzen.


    - Das Tool war ja zu Beginn schon gebaucht (da schon mindestens einmal gebraucht) und nun durch das #80er wieder viel rauher. Und zwar homogen gleich von Mitte bis Rand. Das heisst, das funktioniert gut damit. Ich habe in erster Linie kreisende Bewegungen (Kombination aus Kreisbewegung um das Tool, 2 Striche/s mit etwas Überhang plus bei jedem Strich den Spiegel etwas gedreht) gemacht. Bei jedem Neubeschicken (also alle 30s) Tool in Gegenrichtung etwas gedreht. Ist mal ein Flow da geht das, abgesehen vom Kraftaufwand, den Spiegel mit sich selber zu beschweren, locker von der Hand.


    - Ist der Feinschliff durch gehts ans Polieren. Hier hat Stathis vorgeschlagen, dafür auch eine übergrosse Pechhaut zu verwenden, um eine abgesunkene Kante zu vermeiden. Da stellt sich natürlich die Frage, wie passt man so eine Pechhaut an? Frank hat einen Hinweis von Alois gegeben, der ist allerdings erst beim Parabolisieren relevant. Weiss hier jemand mehr? Vielleicht muss ich die Frage auch bei CN stellen. Das hat dort sicher mal wer ausprobiert.


    So, das war der Zwischenstand von gestern.


    Jetzt muss ich aber auch wieder mal was arbeiten ;)


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • So,


    Urlaub seit einer Woche vorbei, so langsam komm ich wieder in die Gänge.

    Letzter Stand mit dem 4" war, dass ich ihn auf das Tool gedengelt hatte und er nun einen sehr hässlichen Schmiss hat. Zu hässlich für meinen Begriff. Ausserdem bin ich nicht sicher über den Zustand des Glases generell. Also Zurück zu Feld 1.

    Während meines Urlaubs hat mit Stathis neues Material geschickt: 3kg K80 Karbo für die Werkstatt und ein paar kleinere Rohlinge. Mit anderen Worten, aus dem 4er wird ein 4.5er.

    Für diesen habe ich in der Hitze der südfranzösischen Sonne schon mal was drumherum konstruiert. Wird ein schnuckeliges 4.5"/f6 Teleskop mit insgesamt 2kg Eigengewicht. Genau richtig für ein bei Fertigstellung des Teleskops 10 jähriges Puber-Tier mit ausgeprägtem Klugscheisspotential :P (psst, nicht verraten).


    Letzten Samstag habe ich nun mit dem Grobschliff angefangen. Erst mal Fase schleifen, Rückseite mit K100 planieren (2Wets, das wars, wenig verwunderlich) und dann los.

    Nach einer Stunde mit 45s Wets (also etwa 80 Wets, 1 Wet = 1/2 Mokkalöffel Karbo, etwas Wasser, Schleifen mit viel Druck und ständigem Drehen des Spiegels, wenn aus "knirsch" "rausch" geworden ist Brei abwischen, Tool drehen) bin ich nun bei 0.737mm (+/-0.005mm) Pfeiltiefe angelangt. Ich brauch also noch etwa 30min bis 1.1mm. Den Rest bis zu 1.2mm mach ich mit 20min K100 (liegt noch in grossen Mengen rum und hilft schon etwas, die Kraterlandschaft zu glätten), und 40min K180. Mal sehen, ob das reicht. Mein Problem hier: Überschiesse ich mit dem Radius muss ich auf TOT wechseln. MOT ist auf einem Oversized Tool kein Problem, TOT ev. schon. Ich möchte zweiteres also vermeiden. Also mal sehen, wie gut ich den gewünschten Radius von 1380mm treffe.


    Der Aufbau Kunststoffwanne, Granitplatte, Antirutschmatte bewährt sich:

    1. Die Wanne nimmt Wasser und Brei auf
    2. Die Granitplatte ist bocksteif und hält dank rauher Oberfäche die Antirutschmatte fest
    3. Die Antirutschmatte hält, v.a. wenn sie feucht ist, das Tool (oder den Spiegel) absolut stabil. Da rutscht und wackelt nichts. Ohne Druck lässt sich das Tool problemlos drehen
    4. Rundherum ist nur wenig Dreck. Da ich die Werkbank zusätzlich mit einer Kunststoffplane abgedeckt habe beschränkt sich die Reinigung derselben auf abwischen der Plane mit einem feuchten  Tuch. Bedingung: keine grösseren Streuversuche mit Karbo ;)

    Daneben steht noch ein kleines Waschbecken, um den Wischschwamm ab und zu auszuspülen. Und natürlich ein flaches Gläschen mit dem Tagesbedarf Karbo.

    Und am Ende der Schleifsession? Rest des Karbo zurück in den grossen Behälter. Das ganze Schleifgedöns auf einen Rollwagen gestellt und ab in den Garten. Im Gras ausspülen mit dem Gartenschlauch. Das wars. Die Gefahr, den Ausguss zu verstopfen, kann so gar nicht erst auftreten. Der Glas-/Karboschlamm ist inert und lockert zwar den Boden nicht gerade auf (zu fein), ist in diesem Mengen aber völlig problemlos.


    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Robert Ganter

    Hat den Titel des Themas von „Eine kleine Fingerübung (4" Newton) in neuer Werkstatt“ zu „Eine kleine Fingerübung (4.5" Newton) in neuer Werkstatt“ geändert.
  • Hallo zusammen,


    Heute weiter mit K80 geschliffen. Es ging nur relativ langsam voran, aus 1/2h wurden 2h, bis 1mm Pfeiltiefe erreicht wurden. Das entspricht 790mm Brennweite resp f7. Dafür ist das Spiegelchen jetzt statt 12mm nur noch knapp 9.4mm dick :thinking_face: . Ich lass das jetzt sonst bricht mir die Mitte noch durch :P


    Wie schon erwähnt verwende ich ein oversized Tool, was ein paar erschwerte Übungsbedingugen mit sich bringt:

    • Wird der Spiegel nicht oder kaum über den Rand des Tools bewegt (kein oder kaum Überhang), wird er offenbar einfach überall dünner. Die  Vertiefung am Anfang entstand v.a., weil das Tool schon einen Radius hatte. Überhang ist also auch bei oversized Tools wichtig! Aufgefallen ist mir das u.a., weil ich nach 30min die Fase schon wieder nachziehen musste.
    • Erst wenn man ihn (am besten mit kreisenden Bewegungen) über den Toolrand sausen lässt (Achtung, Kippgefahr), geht es vorwärts. Es lohnt sich also, v.a. aussen rum am Tool zu arbeiten und nur ab und zu COC.
    • Es ist wichtig, dass die komplette Toolfläche was abkriegt, sonst verliert sie ihre sphärische Form

    Nach Ende Grobschliff ging es erst mal raus in den Garten, alles ausspülen.


    Anschliessend habe ich erst mal die Fase nachgezogen und dann 10min K100 und 30min K150 geschliffen. Hier ändert sich die Technik etwas. Druck bleibt, aber es braucht keinen oder kaum mehr Überhang. Der Radius muss oder soll sich ja nicht mehr ändern. Die Arbeit ist so relativ entspannt, Gefahr von Überkippen gibts kaum.


    Eddingtest zeigt regelmässigen Abtrag. Nach einem Wet ist der Spiegel blank.


    Am Freitag Abend gehts weiter. Ich werde erst mal die Pfeiltiefe nachmessen und dann die Oberfläche mit dem USB Mikroskop untersuchen. Finde ich keine grösseren Pits mehr gehts gleich weiter mit K180, sonst noch mal eine Runde K150.


    Sieht ganz danach aus, dass bei diesem kleinen Spiegel 30min pro Körnung ausreichen. Gehts so weiter, bin ich mit dem Feinschliff bald durch.


    Stay tuned



    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert


    na hast aber auch komische Körnungen

    hatte mal 80,100,120,180,220,320,400,500,600,800,1000,1200,

    da haben 8x5min immer gereicht,

    nun hast du es mit dem reisen Tool und den möglichen langen Strichen auch einfach, denke mal das wird sich auch bei sphärisch polieren positiv auswirken


    Gruß Frank

  • Hallo Frank,


    na hast aber auch komische Körnungen

    :D Das liegt noch in der Werkstatt rum und stammt aus Zeiten, als man jede mögliche Körnung eingesetzt hat. Wie Du siehst, da gäbe es noch mehr ;) :



    Wollte nur ausprobieren, ob es etwas bringt, (noch vorhandene) Zwischenkörnungen kurz (eben 10min) zu verwenden. Am Freitag Abend weiss ich mehr. Beim K100 bin ich sicher, dass das etwas Ruhe in den Rübenacker des K80 bringt. Ist der Spiegel mit dem K150 sauber, dann geh ich gleich weiter auf K280.


    Wenn dieses alte Zeug weg ist (bestimmte Zwischenkörnungen fliegen ev. schon vorher), dann werden nur noch die aktuellen Körnungen, wie sie z.B. Stahis anbietet, eingesetzt. Behalten würde ich von den alten Körnungen ev. nur noch K100, K150 und ab K500.


    Zum grossen Tool: ja, das ist auch meine Hoffnung, dass das für den Feinschliff von Vorteil ist. Dass ich in 30min vermutlich mit einer Körnung durch bin hat sicher auch damit zu tun. Der Spiegel wird immer und über all vom Tool gestreichelt, da es kaum Überhang gibt.

    Beide, Spiegel und Tool sind übrigens absolut sphärisch. Edding ist nach 15s weg, das Tool flutscht überall, kein Hakeln.


    Ich beschreibe das hier auch nur so ausführlich, damit andere sehen, die daran denken, mit einem übergrossen Tool zu arbeiten, wie sich dieses verhält und wo Vor- und Nachteile sein könnten.

    Ich weiss nicht, ob ich das so nochmals machen würde, für einen kleinen Spiegel und wenn schon jede Menge vorgeformter (sprich schon mal verwendeter) Tools vorhanden sind macht es aber ev. schon Sinn.



    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert, sehr schöne Dokumentation, danke fürs teilen.


    Kleiner Spiegel auf übergroßem Tool erfordert zum Aushöhlen MOT reichlich seitlichen Überhang Spiegel über Tool, um trotz seiner Größe das Tool in eine konvexere Form zu zwingen.


    Zu den Kornabstufungen hatte ich in der Vergangenheit zahlreiche Versuche gemacht. Das Ergebnis in Stichworten:

    1. Wie viele Stufen man wählt, ist für das Ergebnis völlig egal, Hauptsache man schleifet jede Korngröße so lange, dass zum zum Schluss eine polierfähige feinporige Oberfläche ohne größere Pits herauskommt. Es gibt keine festen "geht oder geht nicht" Regeln.

    2. Bei wenigen Abstufungen muss man jede Körnung länger schleifen. Durch den großen Korngrößen- Unterschied kann man die Pits der vorigen Körnung besser von den neuen unterscheiden und es fällt etwas leichter zu entscheiden, wann die aktuelle Körnung ausgeschliffen ist. Das (oft lästige) Dekontaminieren nach jeder Körnung musss seltener gemacht werden. Ausgesprochen wenig Stufen bevorzugen vor allem Leute, die auf Maschine Schleifen.

    3. Bei vielen Abstufungen ist die Schleifzeit pro Korngröße geringer, das spart Zeit. Dafür muss man den Arbeitsplatz entsprechend häufiger sauber machen. Bei Roberts Möglichkeiten mit Wanne und Gartenschlauch ist das säubern natürlich schnell erledigt.

    4. Nach dem K800 oder 9 my Miccrogrit kann man zum polieren übergehen. Je 30 Minuten mit 5 my und 3 my halbiert jedoch die Polierzeit um Faktor 2. Hingegen verkürzt selbst langes weiterschleifen mit K1600 oder Microgrit 1 my die Polierzeit überhaupt nicht mehr.

  • Hallo zusammen, hallo Stathis,


    ich profitiere von Dokumentation und Informationen hier im Forum auch sehr. Deshalb teile ich meine Erfahrungen (und auch Misserfolge und Rückschläge) gerne.


    Kleiner Spiegel auf übergroßem Tool erfordert zum Aushöhlen MOT reichlich seitlichen Überhang Spiegel über Tool, um trotz seiner Größe das Tool in eine konvexere Form zu zwingen.

    Ha! Weiss ich jetzt auch :D . Nein, im Ernst, es ist eigentlich ziemlich klar, da nur durch den Überhang die Mitte bevorzugt abgetragen wird. Nun habe ich eben ein 200g Spiegelchen, bei dem vielen Material, das ich abgetragen habe :nerd_face: . Musste ich gestern einfach durch "Versuch macht kluch" selber mit Schweiss erarbeiten :grinning_face_with_sweat: .


    Zu den Kornabstufungen: das ist sehr interessant. Das Argument, dass man so grössere Pits besser erkennt ist mMn. stärker als die gesparte Zeit mit Zwischengrössen. Merkt man nämlich erst drei Grössen später, dass das noch ein Tagebauloch übrig ist, hat man auch nichts gewonnen.

    Die Nacharbeit mit K100 nach K80 halte ich hingegen für eine gute Idee. K80 ist grob und verursacht tiefe Risse im Glas (>100um, da ist hier im Forum mal eine Illustration von Edmund Optics rumgeschwirrt). Es macht also Sinn, da mit K100 oder was auch immer rumliegt, etwas zu nachzuwischen. Jetzt jedenfalls (nach 10min K100 und 30min K150) sieht der Spiegel schon recht fein mattiert aus.


    Zu der Wanne: ja, das war eine gute Idee. Die Sauerei bei K80 wird schön zurückgehalten und lässt sich in wenigen Minuten draussen entsorg^^^ der Rasen schlämmen. Garten und Rasen vorausgesetzt :grinning_face_with_smiling_eyes: . Bin gespannt, wie der Kumpel, der vor dem Werkstattwechsel schon einen Spiegel angefangen hat, damit zurecht kommt. Ich werde noch einen geeigneteren Transportwagen mit grossen Gummirädern besorgen, die Fahrt über den rauhen Teerweg mit allerlei Zweigen und anderen Hindernissen führt zu interessanten Wasserspielen in der Wanne (andere würden es einfach eine Sauerei nennen :squinting_face_with_tongue: ).


    Ich behaupte mal noch frech was zusätzliches: Jetzt beim Feinschliff kann man gleich durch die restlichen Körnungen durchschleifen, da die Menge Schlamm erheblich kleiner ist und sich einfach von der Granitplatte in die Wanne runterspülen lässt. Die Antirutschmatte ist schnell ausgespült. Die hält, da nass, alles schön zurück, da fliegt nichts rum.Schmeisst man nicht gerade mit dem jeweiligen Karbo um sich (wie man auf dem Bild oben sieht, ist es für den Einsatz am Platz in Gewürzgläschen mit Streudeckel und lässt sich so einfach aufbringen), dann bleibt der Rest des Arbeitsplatzes sauber. Die Gefahr, ein gröberes Korn mitzuschleppen sollte damit klein sein.


    Ich versuch das doch morgen Abend gleich mal mit K280, K500, K800 und K1200. Ist ja alles da.


    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo zusammen,


    so, Freitag Abend (Vereinsstamm) und Samstag Nachmittag habe ich weiter geschliffen. Wie ich weiter oben schon geschrieben hatte wollte ich bis K1200 am Stück durchschleifen. Hat sich dann doch auf zwei Sessions verteilt. Grundsätzlich würde das aber mit dem Aufbau Wanne, Granitplatte, Antirutschmatte gehen. Ab Feinschliff hält sich die Sauerei ja in Grenzen, so dass es reicht, die nasse (damit Schleifkörner und Schlamm gebunden sind) Antirutschmatte gut auszuspülen und die Granitplatte mit Wasser abzuspülen.

    Man muss natürlich aufpassen, das Karbo trocken nur (!) auf dem Tool zu verteilen, wenn es mal nass und/oder Schlamm ist wird es zuverlässig von der Antirutschmatte zurückgehalten.


    Am Freitag habe ich

    • mit K220 die Rückseite nachgeschliffen (3Wets)
    • mit K220 40 Wets (à ca.3min) geschliffen
    • mit K500 20 Wets (à ca. 3min) geschliffen

    Das Karbo habe ich aus einem Gewürzglas draufgestreut.

    Es waren jeweils keine grösseren Pits mehr sichtbar.

    Am Samstag habe ich dann

    • Mit K800 10 Wets (à 4min) geschliffen. Karbo wurde mit einem Spatel auf das Tool gekippt, zwei Spritzer Wasser und dann mit dem Finger zerrieben.
      Dann Spiegel vorsichtig drauf, nochmals abheben, nochmals drauf. Es knirscht dann einen Moment, bis das Karbo gleichmässig verteilt ist. Ich weiss nicht, ob das so schlau ist. In Zukunft würde ich da eine Emulsion ansetzen.
    • Mit K1200 15 Wets (à 3min) geschliffen. Karbo als Emulsion angesetzt und draufgeträufelt. Es ist nur ein feines Rauschen zu hören.

    Auch hier waren am Schluss keine grösseren Pits mehr zu sehen.


    Ein Lampentest hat übrigens ziemlich genau 1600mm ROC ergeben. Passt mit den 1mm Pfeiltiefe. Das Spiegelchen glänzt schon schön.


    Ich werde jetzt am Freitag nochmal 10 Wets K1200 nachschleifen in der Hoffnung, dass damit das Polieren etwas schneller geht. Emulsion ist noch da, das sollte also eine kurze Übung sein.

    Insgesamt wären das dann 2h Grobschliff und 4h Feinschliff.

    Der Feinschliff ist auf dem grossen Tool sehr angenehm, man muss nur dran denken, ab und zu auch grosszügig mit Überhang zu schleifen.


    Dann heisst es Pechhaut herstellen. Die wird nicht auf das Oversized Tool draufgepappt sondern auf den noch jungfräulichen zweiten 115er Rohling. Bei 1mm Pfeiltiefe sollte das kein Problem sein.


    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo zusammen,


    gestern Nachmittag habe ich wie schon angedroht nochmals ein halbe Stunde mit K1200 geschliffen.



    Das "R" hat übrigens nichts mit meinem Namen zu tun sondern sagt meiner Zerstreutheit, wo die Rückseite ist 8o .


    Damit sollten nun wirklich alle noch eventuell herumlungernden Pits abgehauen sein. Ob sich dafür Kratzer eingeschlichen haben, werde ich dann beim Polieren sehen. So jedenfalls ist nichts zu sehen, auch nicht unter dem Mikroskop.


    Dann gings weiter mit der Drecksarbeit (oder eben nicht): Pechhaut herstellen. Ich habe ja schon bei meinem ersten Spiegel die Methode von Ed Jones angewendet, mit Erfolg. Da ich nun das Material dazu in der Werkstatt des Vereins habe konnte es losgehen.


    Erste Entscheidung: keine übergrosse Pechhaut. Ich werde den misseratenen 4" Rohling (dessen flache Rückseite) dafür verwenden. Die Idee von Frank habe ich verworfen, ich hab da zu wenig Erfahrung. Vielleicht ein ander mal.


    Ich zeig das hier in epischer Breite, auch um Allen, die Angst vor der Pechsauerei haben, diese zu nehmen. Sicher: Zeitungspapier und Vorsicht braucht es immer noch, insbesondere beim Trimmen der Pechhautkanten, aber ansonsten lässt sich das ganze sehr gut kontrollieren.


    Ed stellt aus Alufolie, die um das Tool herum gefaltet wird, eine Gussschale her. Er legt dann Pechkrümel rein und schmilzt diese auf der Herdplatte auf. Diese Schale wird dann auf den Spiegel geschoben und, nachdem das Pech etwas abgekühlt ist, das Tool draufgepresst. Die Pechhaut nimmt damit automatisch die Form des Spiegels an. So die Theorie (und Praxis einen erfahrenen Optikers ;) ).



    Also, auf gehts. Pechkrümel herstellen. Kurzfassung: vergesst es. Schweinerei gigante. Also anderer Ansatz. Ich habe das Pech von letztem Mal in einer feuerfesten Glasschale eingelagert. Das ist nun über die Zeit zu einem monolithischen Klumpen zusammengewachsen und lässt sich nicht sinnvoll zerkrümeln. Hab ich gesagt feuerfest? Ok:



    Dann legen wir eben die Glasschale direkt auf die Platte (Induktionsherd mit Heizplatte). Anfangs habe ich 160°C eingestellt, das ist zu hoch, da fängt die Chose mit der Zeit an zu rauchen.

    Bei 120-140°C dauert es dann etwa 15min, dann sieht es so aus:



    Viskosität wie zäher, flüssiger Honig. So lässt sich das Pech in die Schale, die schon auf dem Spiegel liegt, giessen:



    Etwas warten und dann das Tool draufpressen. Gewichte drauf und erst mal Pause.


    Fazit bis hier: kein Gestank, keine Ehekrach-Garantie-Krümelchen. Einzig die Glasschale braucht an der Kante etwas Zuwendung, damit der Deckel anschliessend wieder draufpasst.


    Die Ernüchterung folgte dann beim Abziehen der Alufolie (Pech muss <= Zimmertemperatur haben, sonst kriegt ihr die Folie nicht am Stück weg). Ich hatte vergessen, die Alufolie auf dem Spiegel etwas flach zu drücken, damit sie überall anliegt. Das bisschen Pech hat dann nicht gereicht, alleine durch Schwerkraft bis zum Spiegel zu drücken. An einer Seite war also ein Stück etwas abgekantet, sprich: da fehlt Pech. So ein Pech.


    Also, nicht-so-pro Tipp: stellt sicher, dass die Spiegelschale bei einer solch kleinen Pechhaut auch wirklich sauber aufliegt. Ich denke bei einem 300er Tool spielt das keine Rolle mehr, das Eigengewicht des Pechs reicht da.


    Also: was tun, sprach Zeus? Die Pechhaut ist ziemlich dick, da lässt sich einiges nachdrücken. Erst mal das überschüssige Pech wegklopfen und dann Wasserkocher anwerfen.

    Tool mit Pech in die Wasserschüssel und etwas warten. Und siehe da, es klappt, die Kante ist weg. Kollateralnutzen, das krümelige Pech an der Seite der Pechhaut (Bruchkanten der vorherigen Operation) werden schön zusammengeschmolzen.


    Als nächstes habe ich Kanäle eingedrückt (Tool dafür zeig ich das nächste Mal, die fertige Pechhaut auch), Ikea-Teppichstoppernetz drauf. Und dann pressen:



    Und nochmals ohne Gewichte. Sieht schon gut aus:



    Der anschliessende erste Test mit etwas CeO zeigt erstaunliches: die Pechhaut saugt schon 8) . Sprich, sie passt schon ganz gut.


    Am Freitag gehts weiter. In der Zwischenzeit liegt die Pechhaut in einer Schale Wasser. Am Freitag erst nochmal kalt pressen und dann schaun wir mal.



    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo zusammen,


    Gestern Abend wurde die Vereinswerkstatt feierlich für die Öffentlichkeit freigegeben ^^, sprich, zwei Vereinsmitglieder, die vor 2 Jahren mit ihrem Spiegelschliff pausiert haben, sind wieder eingestiegen. Sie müssen jetzt als erstes ihre Spiegel auf Solltiefe ausbaggern.


    Ich habe derweil mit der Politur angefangen. Hier erst mal ein Bild der Pechhaut:



    Die überstehenden Kanten hatte ich noch abgeklopft, die Kanäle nochmals vertieft und die Pechhaut warm gepresst.

    Hier sieht man übrigens das Kanalholz, damit funktioniert es ausgezeichnet:



    Dann angefangen mit TOT. Geht nicht, der Spiegel schwirrt auf der Antirutschmatte rum. Also MOT. Das funktioniert wunderbar, die Pechhaut gleitet mit ziemlich Widerstand perfekt.

    Nach 30 min sieht der Spiegel so aus:


     


    Auf dem linken Bild ist deutlich zu sehen, dass der Rand noch nicht glänzt, als weniger abbekommen hat, der Reflex der Deckenlampe auf dem rechten Bild zeigt das auch sehr deutlich.

    Das ist jetzt nicht wirklich überraschend, MOT bevorzugt die Mitte.


    Wie weiter?

    • TOT mit kurzen Strichen. Dazu müsste ich mir aus einer Kunststoffplatte eine Führung für den Spiegel basteln, damit er gehalten wird. Er ist schlicht zu leicht, damit die Antirutschmatte ihn hält.
    • Weiter MOT mit Vertiefung der Pechhaut in der Mitte. Das hat bei meinem letzten Spiegel schon geholfen und wäre weniger aufwändig.
    • MOT mit einseitigem Druck auf den Rand. Kreisende Bewegungen des Spiegelrands über die Pechhautmitte.
    • ?

    Was schlagt ihr vor?


    Was übrigens spannend ist, wie schnell der Spiegel poliert wird. Ich muss nächstes Mal einen Lasertest machen (hatte keinen dabei), aber ich habe den Eindruck, dass in der Mitte schon lockeres Sternfeld erreicht wurde. Wenn ich es schaffe, den Rand auch so weit zu bringen, kann ich nächstes Mal ein erstes Foucaultbild erstellen (und erschrecken =O 8o ;)).


    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

  • Hallo Robert

    Du solltest auf jeden Fall mit ToT weitermachen.

    Mit MoT ist das Risiko die Mitte zu tief zu Bagger recht groß.

    Du musst die auf deiner Unterlage eine lockere Spiegelfixierung basteln.

    Ich habe immer eine beschichtete Holzplatte genommen und mit 3 Holzbübeln

    den Spiegel fixiert, aber nicht stramm sondern eher locker.

    Deine Pechhaut sieht auch etwas unregelmäßig aus. Auf der rechten Seite sind die Rillen nicht über das ganze Tool.... oder täuscht das :/

    MfG

    Andreas

  • Hallo zusammen,


    Heute gings weiter.


    Am Morgen habe ich zusammen mit zwei anderen Vereinsmitgliedern die Wegränder auf dem Vereinsgelände gemäht und dann weiter poliert. Ich habe Andreas‘ Hinweise berücksichtigt und folgendes gemacht:

    • Spiegelfixierung gebastelt. Es ist eine 4mm Sperrholzplatte mit 115mm Loch:


    Die Platte liegt auf der bekannten Antirutschmatte drauf und wird durch drei Granitplatten beschwert. Funktioniert perfekt, der Spiegel wackeldackelt nun präzise und haut nirgendwo ab.

    • Pechhaut nachbearbeitet. Kanäle vertieft und Mitte auch. Damit ist die Pechhaut ringförmig
    • 20min poliert mit kreisenden Bewegungen mit viel Überhang


    • Erster Foucaulttest. Die Brennweite beträgt in der Mitte exakt 800+/-1mm. Punktlandung. Der Spiegel hat, bedingt durch die MOT Aktion, ein ordentliches, aber nicht erschreckendes Loch. Er glänzt, bis auf wenige max. 3mm grosse Flecken an der Kante, nun durchgehend.


    • 10 min zusätzlich MOT wie oben. Das Loch wird etwas flacher, Richtung stimmt. Kante weiterhin zurückgeblieben.
    • Zum Ausprobieren 30 Runden Daumen. Foucaulttest. Daumenspur deutlich zu sehen. Reicht aber noch nicht. 1. Radius immer noch zu gross, 2. Flecken immer noch da.

    Der Spiegel sieht nun im Moment so aus:



    Der Lasertest (habe einen Kreuzlaser genommen, der malt gleich zwei Striche, die einfach über den Spiegel gezogen werden können) zeigt, dass der Spiegel in der Mitte nicht mehr viel braucht (kaum Reflex zu sehen), gegen den Rand zu wird er aber zunehmend sichtbar. Das passt zu der Beobachtung mit dem zurückgebliebenen Rand und den Flecken. Da braucht es deutlich noch was.


    Das nächste Mal werde ich erst mal Foucaultbilder machen (habe heute nur visuell getestet) und dann kräftig däumeln. Die Pechhaut ist unterdessen wieder auf vollflächig angepasst und arbeitet sauber.


    Ich bin zuversichtlich, dass ich in 1-2Stunden den Spiegel auspoliert habe mit sauberer Sphäre.


    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

    Einmal editiert, zuletzt von Robert Ganter ()

  • Hallo zusammen,


    so, am Samstag Nachmittag gings weiter. Als erstes wollte ich ein paar Aufnahmen am Foucaulttester machen. Nun, ich habe mal was gemacht, ist aber mangels korrekter Technik eher unter meinen Ansprüchen.

    1. Ich hatte zu wenig überlegt und ein zu langes Teleobjektiv dabei.  Aus diesem Grund musste ich ein Objektiv mit zu kurzer Brennweite nehmen und kräftig ausschneiden. Die Aulösung ist deshalb - naja.
    2. Ich hatte kein schwarzes Papier für eine zusätzliche Maske vor dem Objektiv, so dass die LED heftiges Streulicht dazu geliefert hat.
    3. Auch wenn ein Slitless-Tester nicht im stockfinstern betrieben werden muss, wenn die Sonne durch die geschlossenen Jalousien scheint, ist das eher suboptimal für den Kontrast.


    Wie dem auch sei, hier zwei Bilder des Spiegels nach erstem Daumenversuch (30 Runden) und vor der kräftigeren Daumenserie:


     


    Wie gesagt, die Bilder sind noch sche.....menhaft, da ich das auch schon wesentlich besser hingekriegt habe, werde ich da die notwendigen Verbesserungen noch basteln.

    Was man hier nicht wirklich sieht (visuell aber schon), der Radius an der Kante ist immer noch viel zu gross.


    Ausserdem hat es immer noch diese Flecken an der Kante, die unter dem Mikroskop klar als noch nicht ausgeschliffene Flächen zu erkennen sind. Interessant ist, dass es sich v.a. um lokal begrenzte Bereiche handelt und nicht um einen Ring. Da muss beim Feinschliff mit K1200 trotz zusätzlichen 30min etwas zu knapp gekommen sein. Ob das auf das Oversized Tool zurückzuführen ist, kann ich nicht sagen. Bedeutet jedenfalls noch Arbeit.


    Als erstes ein Bild in der Mitte:



    Ich würde sagen, zwischen "lockeres Sternfeld" und "ausgedünntes Sternfeld"


    Am Rand sieht es dann aber so aus:


       


    Das sind verschiedene Bereiche, das mittlere Bild dürfte den extremsten Bereich darstellen: Kugelsternhaufen


    Das heisst, aus meinem Wunsch von 1h auspolieren wird wohl nichts. Die Mitte sieht soweit ok aus und braucht nur noch wenig. Der Aussenbereich aber steht noch ziemlich am Anfang.


    Dieses Bild sieht man übrigens auch deutlich mit dem Laser. Ich habe einen Kreuzlaser genommen, das gibt ein recht informatives Bild:



    Strahlt man schräg drauf (z.B. wie hier von rechts) dann sieht man rechts neben dem hellen Streifen (Reflexion von der plangeschliffenen Rückseite) noch einen schwächeren Strahl. Da die Mitte schon recht weit ist, ist er dort kaum mehr vorhanden. Am Rand hingegen ist er deutlich zu sehen.


    Ich habe dann eine halbe Stunde mit dem Daumen gewütet (kein Bild, kein Foucaultbild). Resultat: Der Radius kommt langsam in den richtigen Bereich.

    Ich werde nun die Pechhaut komplett neu anpassen und die Mitte aussparen, so dass der Rand mehr abbekommt. Und dann eben 2h mit neutralem Strich oder kurzen kreisenden Bewegungen dem Rand zu Leibe rücken Schaut man sich die Foucaultbilder an, dann bin ich nicht komplett daneben. Es sollte also möglich sein, den Spiegel noch glatt zu bekommen.


    Stay tuned.


    Herzliche Grüsse Robert

    Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig. (Albert Einstein)

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