Hallo zusammen,
die kurzen Nächte im Juni im Alpenvorland sind eigentlich der astronomischen Beobachtungen nicht sehr förderlich (wie ich jetzt weiß, ist das wirklich Luxusdenken!) - So bin ich kurzerhand auf Radtour - gemäß Rabl on Radl einfach am Rhein entlang - von Karlsruhe nach Köln - herrlich
ABER was musste ich als Oberbayer in Köln feststellen (dem Alter Rechnung tragend, war es öfters nötig aus dem Zelt zu Krabbeln) - in Köln wird´s ja gar überhaupt nicht dunkel net (bayerische Doppelverneinung ist hier unvermeidlich!)
Kaum zuhause habe ich nun in der Nacht vom 09. auf 10. Juni 2023 mein Teleskop auf die Terrasse gestellt und die vielen Minuten der astronomischen Dunkelheit genossen.
a´ bißerl wos - geht oiwei
Der Aufbau erfolgte um 22:00 Uhr. Die Venus blendete und beeindruckte ungeheuerlich im 24er F3 Dobson mit Starlight Televue SIPS Koma-Korrektor. Arkturus stand im Süden wie ein Nadelstich im 22er Nagler - oh! Das Seeing ist wohl ganz gut heute Nacht. Ab 23:30 Uhr war das Beobachten dann möglich.
Deepsky-Klassiker ist ja der Titel meiner Beobachtungs-Session - eigentlich wollte ich endlich zum ersten Mal mit dem 24er Dobson alle verrückten Deepsky-Objekte sehen, die mit so ´nem F3 Riesen-Dobson möglich sind (quasi ein Firstlight sozusagen) Die ehrgeizige Liste löste sich jedoch schon beim Scheitern des OdMs Juni in Luft auf!
NGC 6229 stand so geschickt da, dass ich das Dobson nicht richtig "hinwuchten" konnte. Oh je, was für ein Anfänger ich bin
Also - erste Erkenntnis - es braucht ein wenig Übung am neuen Teleskop und hierzu muss ich wohl zu allem Übel mit leichten Trainingseinheiten beginnen - also deswegen Deepsky-Klassiker, außerdem ist der Vergleich zu dem bisher gesehenen auch interessant!!
M13 - Hercules Cluster
M13 habe ich ja schon oft gesehen und mir immer gefallen, aber jetzt im 22er Nagler (Vergrösserung 96-fach, ØAP 6,2mm) blieb mir die Sprache weg. Wunderbare Farbgebung sehr viel Gelbanteil - ob das an der Silberbeschichtung liegt? ...und sehr viele Details sogar im Überblick. Mit dem 9er Nagler (Vergrösserung 235-fach, ØAP 2,6mm) sehr schöne Einzelsterne, aber hier musste ich M13 schon durch´s Okular laufen lassen und gut beobachten zu können. Die EQ-Plattform muss in diesem Jahr noch optimiert und einsatzbereit sein!! Die beiden Söhne ließen sich auf einen kurzen Blick durch´s Okular sehen und stellten fest: "Das ist ja wohl Dein bestes Teleskop!" STOOOOOLZ
NGC 6207 eine Spiralgalaxie
mit visueller Helligkeit von 11,4 mag beinahe nebenan von M13 habe ich bisher NGC 6207 nie so richtig wahrgenommen. Jetzt hat es sich mir förmlich im 22er Okular aufgedrängt. HippHippHurra - meine erste Galaxie und das per Zufall - hihi Die ovale Form mit Struktur - unglaublich. Im 13er Nagler (Vergrösserung 163-fach, ØAP 3,7mm) meinte ich sogar ein querliegendes S erkennen zu können. Aber aufgrund der Aufregung gilt dies als nicht verfiziert.
M92 Kugelsternhaufen
mit dem 22er Okular konnte ich deutlich die kompaktere Form im Vergleich zu M13 sehen. Auch hier wieder wunderbare Farbgebung und im 13er Okular sehr detailreich.
M57 Ringnebel in der Leier
mit dem 22er war das Aufsuchen sehr einfach - ein paar Mal hin und her gefahren - schon leuchtet der Ring im Okular! Eigentlich hätte ich auch mal das 31er Nagler zum Aufsuchen ausprobieren sollen - aber die Aufregung - vergessen Im 9er Nagler (Vergrösserung 235-fach, ØAP 2,6mm) waren die Strukturen im Ring schön zu sehen. Den Zentralstern mit einer Helligkeit von 15,8mag habe ich nicht sehen können.
α Cygni Deneb
um Deneb herum bin ich einfach die Milchstrasse mit dem 22er Okular abgefahren - ohne ein bestimmtes Objekt anzuvisieren. Für einige Minuten bin ich wahrlich durch´s All gereist. Bei einem Stern bin ich hängen geblieben. Dieser war relativ lichtschwach und grandios tiefrot - leider hatte ich keine Ahnung wo ich war und was das für ein Stern gewesen seien könnte, aber es war wunderbar .
M51 Whirlpool-Galaxie
Eigentlich wollte ich M101 mit der Supernova beobachten, aber das Teleskop stand so, dass das Hausdach im Weg war und das Dickschiff einfach versetzen...
is´ nich´ (Geamtmasse von 65kg - ist halt kein Leichtbau-Dobson)
Dafür konnte ich M51 mit einer Teilabschattung des Daches sehen. Mit dem 22er Nagler waren unglaubliche Strukturen in diesem Galaxienpaar zu beobachten - für mich ein Novum! Eine weitere Vergrösserung habe ich mir dann dank der Abschattung gespart,
M3 Kugelsternhaufen
für mich ein Klassiker und so habe ich diesen natürlich gegen Ende der Beobachtungsnacht noch aufgesucht. Sowohl im 22er als auch 13er Nagler ein herrlich funkelndes Kleinod, dank Seeing und Teleskopöffnung konnte ich so richtig in die Tiefen des Sternhaufens versinken.
NGV 4565 Needle Galaxy
Zu guter Letzt bin ich einfach durch das 22er blickend in Richtung ´Westen´ gefahren. Eigentlich wollte ich am Coma Galaxy Cluster vorbei - habe diesen aber wohl verfehlt und bin statt dessen jäh an der ´needle´ hängen geblieben. Eine wirklich große Galaxie, super langgezogen und ein unglaubliches Staubband mit reichlich Struktur darin. Was für ein Treffer!
Gegen 01:00 Uhr habe ich dann abgebaut. Innerhalb von 20 Minuten war alles aufgeräumt. Da der 600er Spiegel in eine eigene, sehr stabile Transportkiste kommt ( alle vom 1.STT kennen Norberts und meine Kisten ja schon ) war dies am Ende auch das schwerste Teil den ich noch zu so später Stunde wenige Schritte wuchten musste.
Fazit:
Die jahrelange Arbeit an diesem Teleskop hat sich absolut rentiert Die Öffnung mit F3, Koma-Korrektor und Sprühversilberung ergeben ein anspruchsvolles Telesköpchen, mit dem ich mich sicherlich noch länger einarbeiten werde. Eine vernünftige Kollimation ist Grundvoraussetzung um überhaupt etwas sehen zu können. Gerade in Kombination mit dem SIPS Koma-Korrektor hat es einige Aufbauten gebraucht bis die Handhabung nun endlich passt. Die EQ-Plattform werde ich alsbald überarbeitet fertigstellen (Ziel ist Herbst 2023).
So werde ich sicherlich noch an einigen Deepsky-Klassikern üben, ehe ich mich an die ´Gravitationally Lensed Quasars´ ranmache
viele Grüße
René