Servus beinand,
gestern Nacht war es zwar sehr luftfeucht, aber der noch dicke Mond ließ ein kleines Beobachtungsfenster offen. M 101 war das primäre Ziel. Leider war klar, dass die Dämmerung nicht komplett vorbei sein wird, wenn der noch dicke Mond aufgehen wird, daher war Hoffen angesagt, dass es dunkel genug werden würde, um auch von M 101 genug zu sehen.
Um 22 Uhr ging es auf meinen Hügel – angenehm mild war es noch und Venus strahlte wie ein Scheinwerfer. Wie unscheinbar Mars im Vergleich aktuell ist... Jedenfalls konnte ich ganz gemütlich aufbauen, sodass ich gegen halb elf fertig war. Für M 101 war es noch zu hell, also habe ich schnell mal Zeta Coronae Borealis nochmal besucht und diesmal STF 1964 nicht übersehen. Im 38mm-Übersichtsokular sind beide gleichzeitig zu sehen und beide bereits getrennt, wenn man genau hinschaut. Bei 81× sind beide Komponenten von STF 1964 schön gelb. Sie sind mit 8m1 beide gleich hell (0,01 mag Unterschied) und haben die Spektralklasse F. Sehr hübsch und mit 14" Abstand sehr einfach.
IC 4593, ein kleiner Planetarischer Nebel im Herkules war das nächste Ziel. Mit 10m7 ist er hell genug, auch bei Dämmerungsrestlicht angeschaut zu werden, zumal er sehr klein ist. Letzten Endes habe ich einen kleinen "Stern" gesehen, der mit OIII-Filter heller im Vergleich zu den Umgebungsternen als ohne wirkte. Bei 203× (8mm-Okular) wird dann aus dem Stern ein etwas diffuses sternartiges Etwas. Also klar als PN erkennbar, aber nicht mehr. Nun gut.
So, jetzt war es 23 Uhr und offiziell geht um 23.30 Uhr der Mond auf. Vorher war es aber eh zu hell. Also ran an den Speck und M 101 aufgesucht. Den hellen Zentralbereich musste ich im Teleskop erstmal suchen. Im parallel eingesetzten 20×60-Fernglas war nichts von M 101 zu erkennen. Aber die Sterne kann man ja schonmal zeichnen. Und siehe da (im Nachhinein und auch,a ls später mehr von M 101 sichtbar wurde), die Supernova SN 2023ixf war direkt und einfach zu sehen. Es war einer der helleren Sterne in der Umgebung. Während des Zeichnens wurde es immer dunkler und die Milchstraße kam zum Vorschein. Leider war es aber so luftfeucht, dass alles schnell feucht wurde. Ich musste übrigens für IC 4593 meinen OIII-Filter trockenföhnen, da er während des Bereitliegens beschlagen ist. Aber zurück zu M 101... Währnend ich zeichnete und das Zentrum der Galaxie immer heller und deutlicher wurde, kam plötzliche in Spiralarm in Sicht. Die Zeichung überhöht den Kontrast aber sehr stark. Es war mehr ein Erahnen als ein Sehen. Dann (auch mit "Field Sweeping" – ich sag's mal auf deutsch: Hin- und Herfahren) wurde es klarer, denn die gebogene Kante des Spiralarms konnte nachvollzogen werden. Nur indirekt zu sehen, aber da doch gut erkennbar. Schließlich konnte der Arm bis zu einem relativ auffälligen Stern verfolgt werden und dann auch noch ein Stückerl darüber hinaus. Weiter entfernt tauchte schließlich noch eine ganz schwache Aufhellung auf. Letztere konnte ich anhand der Skizza nachträglich als NGC 5462 identifizieren, eine große Sternwolke in M 101 (vergleichbar wohl mit unserer Sagittarius-Sternwolke M 24 oder der Schild-Wolke).
Das Stückerl jenseits des Sterns, der die Supernova ist, hört auf den Namen NGC 5461. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich da zu viel interpriert habe. Der Spiralarm erreichte den Stern, aber ob die Verlängerung real da war?! Das Stück wurde scwächer, der Arm lief diffus aus und der Stern wiederum ist hell. NGC 5461 müsste eine eigene Aufhellung sein, die mir nicht aufgefallen ist. Insofern habe ich das nicht als Sichtung gewertet. NGC 5455 müsste ich eigentlich auch gesegen haben (als "Sternchen" 13. Größenklasse), aber da etwas abseits habe ich nicht exakt darauf geachtet und dann ging eben die Zeit aus.
NGC 5450, eine weitere Sternwolke, meine ich, auch gesehen zu haben (beim Hin- und Herfahren des Telekops). Ich dachte aber auch, nordwestlich des Zentrums eine Aufhellung gesehen zu haben und meinte einmal, dort einen zweiten Spiralarm zu erkennen, der dann wieder weg war. Nicht reproduzierbar. Ich hatte ihn mit zwei ?? mit skizziert, aber an der Stelle sind nur schwache (zu schwache) Ausläsufer von M 101. Vermutlich hat mir mein Hirn da einen Streich gespielt. Ein für mich recht deutlich indirekt erkennbares, "diffuses Dunkelgrau" habe ich noch eingezeichnet. Vielleicht passt der Ort auch nicht ganz (die Sterne sind auch nicht exakt passned, was die Positionen angeht), jedenfalls habe ich dort in den Karten nichts gefunden. Hier die Zeichnung dazu:
Dass die Supernova zu sehen ist, war klar, da sie ja hell genug ist, aber dass ich M 101 einen Spiralarm entlocken konnte, freut mich, weil das die Sichtung noch schöner gemacht hat.
Der um halb zwölf aufgehende Mond hat dann die Sicht eingetrübt bzw. aufgehellt, sah aber nach Mitternacht traumhaft auf. DerSüdhorizont war diesig bis wolkig und der Mond leuchtete knallrot, dann tief orangegelb durch die Wolkenschleier. Nur die Beobachtung von M 101 war dann nicht mehr sinnvoll im Vergleich zum davor Gesehenen. Der Zeitdruck hat die Qualität etwas erschwert, was die Dokumentation angeht, aber die SN bleibt uns ja erhalten. Vielleicht kommt noch eine mondlose Nacht, die zudem trocken und transparent ist. So eine richtige Ausnahmenacht wäre was...
Etwas Mondlicht habe ich dann aufgrund der Nässe, die sidch breit machte, nur noch ein paar Offene Sternhaufen abgeklappert (Sight Seeing als Abschluss):
NGC 6834 im Schwan: äußerst hübsch, denn 5 Sterne bilden eine auffällige Kette, um die sich bei 203× zahlreich schwächere Sterne tummeln, bei 81× ist die Kette in einen nebeligen Hintergrund eingebettet und die ersten schwachen Sterne blitzen hindurch. Lohnt sich bei besseren Bedingungen.
NGC 6819 im Schwan: Bei 43× schon ein heller Nebelklecks mit ein paar Sternchen, bei 81×, ca. 20 Sterne (ohne Nebelhintergrund) bei 203×
NGC 6811 im Schwan: auch sehr nett – zwei Sternverdichtungen und eine gebogene Kette, die wie ein teils dickes S aussehen (Superman-Cluster?). Habe ich nur bis 81× bewundert, denn das Sight Seeing ging weiter.
NGC 6823 im Füchschen: in der Mitte des Haufens ist eine sehr enge Dreiersternformation (Kette aus drei sehr nahen Sternen) auszumachen, drumherum locker verteilte Sterne. Von dem Emissionsnebel NGC 6820 (der mit dem Rüssel), in den der Haufen eingebettet ist, war natürlich nichts zu sehen.
NGC 6830 im Füchschen ist direkt daneben und wirkte unspektakulär (wenige Sterne, aber recht nah beieinander, es wurde aber schon ziemlich hell dank des Mondes). Muss ich nochmal bei besseren Bedinungen besuchen.
NGC 6882 auch im Füchschen war ein sehr schöner Abschluss des Abends. Um einen sehr auffälligen, hellen Stern tummeln sich einige schwächere Sternchen. Das erinnert etwas an den Tau-Canis-Majoris-Haufen, nur größer und lockerer, weil wohl näher. Ich muss mal in aller Rihe recherchieren, ob der helle Stern in der Mitte hier auch zum Haufen dazu gehört (wie Tau CMa zu dem seinen).
Jetzt tropfte alles, unterhalb des Hügels bildete sich bereits dichter Nebel und der Mond wurde zum Scheinwerfer. Mittlerweile war es 1 Uhr und ich hatte drei schöne Stunden draußen in der Natur. Nur eins war sehr nervig. Unterhalb des Hügels wurden offenbar an einen Weidezaun Bewegungsmelder angebracht und immer wieder ging ein blaues Blinklicht nebst hohem Gepiepe los. Wir hatten hier zwei Wolfzwischenfälle (bzw. natürliches Verhalten, denn zwei Tiere wurde gerissen, eins aus einem Wildgehege und eins frei im Wald). Kühe waren aber nicht betroffen (eine Hirschkuh im Gatter und ein Reh im Wald). Vielleicht macht sich aber ein Landwirt Sorgen um seine Rinder. Ob das Blinklicht und Gepiepe aber einen Wolf abhält? Oder hat das einen anderen Sinn? Vielleicht kennt sich da ja jemand aus. Der Wolf ist übrigens wohl nur ein Durchzieher, kein Dauergast.
Liebe Grüße,
Christoph