Hilfe! Newton-Justage im Eimer

  • Hallo,


    ich brauche dringend die Hilfe der Newton-Experten. Bisher hatte ich keine Probleme mit runden Sternen. Nach einer erneuten Justage meines SW-Newton 150/750 erscheinen alle Sterne länglich. Was habe ich falsch gemacht? Ich habe einen einzelnen 5-Sekunden-Frame von gestern Abend von M 12 beigefügt (vergrößert!). Drehe ich die Kamera um 90° (ASI294mc Pro) gehen die länglichen Sterne um 90° versetzt. Der Ablenkspiegel mißt 63 mm (kleine Achse). Steht er zu hoch oder zu tief? Mit dem Laser stimmt die Justierung. So ein Mißt!!!...


    Bin sehr gespannt auf Eure Erklärungen.


    Viele Grüße

    Klaus

  • Hallo Klaus,


    stell besser nochmal ein debayered Bild ein, in der aktuellen Ansicht des RAW-Frames ist kaum was zu erkennen und damit eine valide Aussage schwierig.


    Da das Ganze sieht, wie gesagt, schwer zu erkennen, an hellen Sternen leicht nach einem Kreuz aus, das wäre dann Asti.


    Hattest du den Hauptspiegel draußen zur Reinigung oder so und hast die seitlichen Halteklammern zu stramm angezogen?


    Grüße,

    Alex

  • Hallo Klaus,


    Der Fangspiegel beeinflusst zunächst mal nur die Ausleuchtung, macht aber keine ovalen Sterne.


    Für eine Ferndiagnose braucht es viel mehr Details.

    Wie hast du justiert?

    Hast du am Stern intra-/ extrafokal die Justage geprüft?

    Hast du auf Asti geprüft?

    Spiegel verspannt durch zu starkes anziehen der Konterschrauben?

  • Hallo Klaus,


    Steht der Fangspiegel, vom Okularauszug gesehen, zu steil im Strahlengang sieht er "länglich oval" aus. Die Orientierung wechselt zu "quer oval", wenn er zu flach steht.


    So sieht man das visuell, z.B.in einem Cheshire oder einem "Concentenr"-Justiertool.

    Wenn Du das auf Deine Kameraadaption überträgst solltest Du das Problem lösen können.

    Eine starke Verkippung kann ovale Sterne auslösen.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Hallo Stathis,


    danke für Deine schnelle Rückmeldung. Ich hatte den Hauptspiegel ausgebaut. Es kann durchaus sein, dass die Halteschrauben zu fest angezogen waren. Habe ich jetzt gleich noch einmal verändert. Die Konterschrauben habe ich auch etwas weicher angezogen. Heute Abend werde ich nochmal testen. Vielleicht war's das schon. Mal schauen. Ich bin übrigens nicht so der Theoretiker in Sachen Justage, auch wenn ich schon gefühlt hundert verschiedene Anleitungen dazu gelesen habe.


    VG, Klaus

  • Eine starke Verkippung kann ovale Sterne auslösen.

    Dem möchte ich widersprechen. Ein Planspiegel ist - wie der Name schon sagt - plan und verändert die Sternabbildung nicht. Egal wie "steil" oder "flach" er eingebaut ist. Ein Lowrider Newton macht ja auch keinen Asti. Nur wenn der Planspiegel nicht wirklich plan ist (schlecht geschliffen oder verspannt eingebaut), gibt es in 45° Stellung Asti.


    Klaus, einfach einen Stern in der Kamera zentrieren, auf ca. 200-600% Ansicht vergrößern und leicht von intrafokal auf extrafokal durchfokusieren. Da siehst du alle potentiellen Fehler wie Justierkoma oder Astigmatismus. Diesen Test würde ich immer wieder mal machen - ist ja schnell gemacht.

  • Hallo Alex,


    hier ein debayered Bild.


    Gruß Klaus

    Danke. Da sieht man es deutlicher. wie oben schon vermutet, die Halteklammern werden zu stramm sitzen. Streifen Papier sollte sich mit leichter Kraft noch durchziehen lassen, sowohl seitlich am Spiegelumfang als auch an den Klammern von oben, dann hat der Spiegel genug Luft und du hast, bei richtiger Justage des Rests wieder runde Sterne.


    Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie wenig es braucht, so einen Glasklotz zu deformieren.


    Grüße,

    Alex

  • Dem möchte ich widersprechen. Ein Planspiegel ist - wie der Name schon sagt - plan und verändert die Sternabbildung nicht. Egal wie "steil" oder "flach" er eingebaut ist. Ein Lowrider Newton macht ja auch keinen Asti. Nur wenn der Planspiegel nicht wirklich plan ist (schlecht geschliffen oder verspannt eingebaut), gibt es in 45° Stellung Asti.


    Klaus, einfach einen Stern in der Kamera zentrieren, auf ca. 200-600% Ansicht vergrößern und leicht von intrafokal auf extrafokal durchfokusieren. Da siehst du alle potentiellen Fehler wie Justierkoma oder Astigmatismus. Diesen Test würde ich immer wieder mal machen - ist ja schnell gemacht.

    Hallo Stathis,


    Sehe ich bis da hin auch so, von daher Einspruch angenommen.

    Ich lese nur immer so viel von Verkippung bei den Fotografen, wenn sie über solche Bilder schreiben ....nach dem FS ist das dann scheinbar nicht mehr so trivial, aber auch da gibts viel schlauere Leute als mich!


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Ich lese nur immer so viel von Verkippung bei den Fotografen,

    Ist damit eventuell ein Verkippen des Sensors gegen das Objektiv gemeint? Der Reflexspiegel kann es eigentlich nicht sein, wobei der in starker Schrägstellung (gfs in Achsen) durchaus eine Linie ziehen würde, wenn die Belichtung extrem kurz wäre und man dessen Bewegug sähe - aber wie sollte der so schräg stehen können?

  • Ein fröhliches Hallo an alle, die hier mitgewirkt haben. Der Fehler ist behoben. Stathis und Alex hatten den richtigen Riecher. Ich hätte nicht geglaubt, dass so ein Glasblock sich echt verziehen kann.

    Die Spiegelzellenhalterung habe ich gelockert und siehe da - ich habe wieder runde Sterne!


    Ich danke Euch allen für Eure schnelle Hilfe.


    Viele Grüße und Cs

    Klaus

  • Hallo Klaus,


    sehr schön, dass Du mit der Verspannung des Hauptspiegels den ursächlichen Fehler gefunden hast und beheben konntest.


    Dennoch war Deine Eingangsfrage nach der Fangspiegelposition durchaus berechtigt, zu hoch oder zu niedrig kann zu solchen Abbildungsfehlern führen, wie sie Dein Foto zeigt. Dein Newton ist Dein Objektiv und das kann bei solchen Fehlern durchaus zum Sensor verkippt sein.

    Steht der FS zu hoch oder niedrig vor dem OAZ muss man ihn verkippen, um den Strahlengang in den Okualrauszug zu leiten.

    Das macht nicht nur aus, dass er dann sichtbar oval erscheint, sondern auch, dass der Strahlengang in einem kleineren oder größeren Winkel als 90° in den OAZ geleitet wird. Das nennt man schlicht Verkippung.

    Beim bereits genannten Lowrider Prinzip macht man das ebenso bewusst wie extrem und passt selbstverständlich auch den Okularauszug auf diesen Kippwinkel an. Dein Okularauszug und deine komplette Fotoadaption ist aber auf 90° angepasst und funktioniert damit ausgezeichnet. Vermutlich hast Du, wie viele Fotografen inzwischen keine Klemmungen mehr sondern nur noch Schraubadaptionen zwischen OAZ und Kamera, um genau solche Verkippungen zu vermeiden.

    Daher schadet es nichts, auch schon vor dem Okularauszug darauf zu achten.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Cateye ()

  • Hallo Günther,


    danke für Deine Erklärungen. Ich füge dann ein Foto von M 92 bei, das ich in der letzten Nacht aufgenommen habe:

    Datum: 28.05.2023 Zeit: 01.32 Uhr MESZ Ort: Bautzen aus der Stadt heraus

    SW Newton 150/750 mit TS Coma-Corrector 0,95x Kamera ASI294mc Pro bei -5°C

    313 x 5 sec. Gesamtbelichtung: 26 Minuten Mond: Erstes Viertel ca. 51%


    Ich denke, ich kann wieder zufrieden sein.

    Viele Grüße und Cs

    Klaus


  • Hallo Klaus,


    wenn ein 6,8 mag Stern in einer Bildecke (unten rechts) so rund ist und solche ebenmäßigen Spikes zeigt,

    dann stimmt das Setup sehr gut.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Hallo Günther,

    Bei Klaus waren die Sterne im gesamten Bildfeld oval, das lässt sich nicht mit Verkippung erklären, sondern nur mit Astigmatismus oder Nachführfehler der Montierung. Bei Verkippung hätten bei Fokusierung auf die Bildmitte zumindest dort die Sterne rund sein müssen.


    Klaus, jetzt sieht es gut aus, prima!


    Glas hat einen Elastizitäzsmodul ähnlich wie Alu, das ist bei den üblichen dicken Scheiben schon ziemlich stabil. Bei Krafteinleitung am Rand senkrecht zur Spiegelebene durch die Spiegelklammern wird jedoch das Biegemoment recht groß und verbiegt auch so einen "Glasklotz" schnell mal um über 1 my und zack - hat man krumme Sterne.

    Diese Fernost Spiegelzellen sind einfach unsäglich schlecht konstruiert und gefertigt. Entweder der Spiegel klappert oder er wird gequetscht, das optimale Maß ist kaum kontrolliert einstellbar ;( .

  • Hallo Stathis,


    da Du mich persönlich ansprichst:


    Das erste Bild und die dazu gestellte Frage, ob und wie die Fangspiegelposition verantwortlich sein kann, habe ich aus meiner Sicht zutreffend beantwortet.


    Es handelt sich eindeutig beschrieben um eine Ausschnittvergrößerung und Du selbst sagst in deinem ersten Post #3, dass es für eine umfassende Ferndiagnose so nicht langt.


    Dein Widerspruch zu meiner absolut zutreffenden Aussage, dass Verkippung (auch des Fangspiegels) ovale Sterne verursachen kann ist sachlich und faktisch nur möglich, wenn Du direkt nach dem Fangspiegel mit der Diganose aufhörst oder den hier vorliegenden, durch weitere, später vorgestellte Bilder und die erfolgreiche Fehlerbehebung sehr gut dokumeniteren speziellen Fall der Hauptspiegelverspannung zu Grund legst.


    Das bei Klaus das Eine vorlag schließt im nächsten Fall das Andere nicht automatisch aus und es gibt weitere Möglichkeiten. Für eine Analyse muss man mehr wissen als Beitrag #1 hergibt.


    Wie Du schon völlig korrekt geschrieben hast:



    Gruß

    Günther

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    Einmal editiert, zuletzt von Cateye () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Hallo Stathis, hallo Günther,


    danke für Eure Einschätzung. Ich werde nun weitestgehend nicht mehr am Hauptspiegel rumfummeln (Nur bei einer notwendigen Reinigung) und bin sehr froh, dass die ovalen Sterne, dank der Hilfe

    hier im Forum, schnell beseitigt werden konnten. Der Hauptspiegel war einfach in der Halterung zu fest angezogen.


    Euch noch einen schönen Restfeiertag.


    Gruß, Klaus

  • Hallo Klaus,


    es sind halt immer viele Möglichkeiten und hättest Du ganz am Anfang schon erwähnt, dass Du neben der neuen Justage auch am Hauptspiegel "rumgefummelt" :/ hast, wäre der zusätzliche Hinweis auf möglicher Weise anschließend zu fest angezogene Halteklammern auch von mir gekommen. ;)


    Stathis schildert ja das Problem mit diesen elenden Dingern, entweder es klappert oder es verspannt. ich verzichte inzwischen ganz auf diese Teile, zumal sie, wenn sie auf die verspiegelte Fläche eingreifen auch zusätzliche, unnötige Beugungserscheinungen machen .

    Der helle Stern rechts unten in der Ecke bei Deinem M 13 zeigt schwach und etwas verwaschen Fehlstellen und Ausbrüche im Halo vom Stern. Da sind diese Klammern beteiligt. Viele Fotografen helfen sich, wenn es sie zu viel stört, mit einem Abdeckring. Kostet minimal Öffnung, bringt aber oft ein "saubereres" Bild.


    Gruß

    Günther

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    3 Mal editiert, zuletzt von Cateye () aus folgendem Grund: rechtschreibung

  • Ich werde nun weitestgehend nicht mehr am Hauptspiegel rumfummeln (

    Hallo Klaus,

    ich glaube ich werde jetzt erstmal ein bisschen mehr am Spiegel rumfummeln. Das mit der Verspannung bringt mich auf eine neue Fährte und ich werde der Göttin der Kalibration weitere Zeit knieend vor meinem Spiegel huldigen.


    Schön, dass es bei dir geklappt hat.


    LG

    Thorsten

  • Hallo Thorsten,


    wenn Du mit der Verspannung des Hauptspiegels bezüglich ähnlicher Abbildungsfehler wie hier gezeigt, eine neue Fährte aufnimmst, denk auch gleich an weitere Möglichkeiten, z.B. den Fangspiegel.


    Gerade bei Fernostnewtons gibt es teilweise gefasste Fangspiegel, die in zu engen, quetschenden Halterungen sitzen und/oder dazu auch noch umlaufend mit der Halterung verklebt sind.

    Hier wird dann sehr häufig eine "Dreiecksverspannung" des Fangspiegels verursacht.


    Weiter gibt es auch Fangspiegelhalter ohne Fassung für den Fangspiegelrand bei denen der Fangspiegel flächig mit dem Halter verklebt ist. Teilweise ist das eine ziemlich zähe Masse, der man bei entsprechender Dicke noch eine gewisse Nachgiebigkeit nachsagen könnte. Diese Masse wird allerding mit zunehmendem Alter steinhart und klebt wie Pattex.

    Auch das führt zu Verspannungen und übler Sternabbildung.


    Bei fernöstlichen Hauptspiegellagerungen habe ich auch schon gesehen, dass die üblichen drei Auflagepunkte aus dem gleichen Material bestanden wie die Fangspiegelverklebung am Halter. Ausgehärtet und festgeklebt war das nur mit Gewalt zu lösen und verursacht selbstverständlich ähnliche Verspannungen wie zu stramm angezogene Haltebacken.


    Gruß

    Günther

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    Einmal editiert, zuletzt von Cateye ()

  • Ja korrekt Klaus,


    solche Blendringe meine ich und damit hast Du diese drei bis fünf Verdächtigen (Halteklammern) weniger im Konzert der großen bis kleinen Störungen des Strahlengangs die solche Lichtausbrüche und/oder Fehlstellen verursachen. Ein ziemlich großer Faktor ist z.B. oft der in den Tubus ragende Okularauszug.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

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