Alles anzeigenwarum gefällt mir das nicht? Genau die Faltung wollte ich hören, war mir aber nicht ganz sicher. Aber ich verstehe nicht, dass Seeing und Obstruktion beides Faltungen sind. Ich hätte gedacht, dass man die Obstruktion mit dem Seeing faltet (dass man also die Signalverbreiterung durch Obstruktion an jedem Punkt mit der Verbreiterung durch Seeing multipliziert und das Ganze summiert oder integriert) Kommutativ ist gut, das heißt, es ist egal, was man zuerst nimmt?
Dein Bild mit dem Segelboot verstehe ich so: Wenn es nur Obstruktion wäre (nochmal: ist das schon gefaltet?) könnte man mit Erfahrung oder Software in einem Bild diese auch wieder rausrechnen. Reines statistisches Seeing rausrechnen, das stell ich mir schon schwerer vor. Und in der Kombi stell ich mir es auch schwer vor, die Obstruktion wieder rauszurechnen (oder eben mit Seemannserfahrung mehr zu erkennen)
Zur Abkühlung der Spiegel:
1. In den Berichten wurde die Form der Spiegel nicht berücksichtigt. Ich nehme an, dass diese wesentlich mit entscheidet, nicht nur über die Dauer der Abkühlung sondern auch über die Verformung in der Zeit.
2. Dass die Spiegel permanent wärmer als die Luft sind, kann für manche Fälle zutreffen. Ich weiß nur, wenn ich nicht aufpasse, tauen mir im Laufe der Nacht oft beide Spiegel zu. Das heißt, sie sind dan kälter als die Luft (wenn das schon passiert, bevor sich in der Luft Nebel bildet).
Die meisten Leute, die von sich sagen nicht gut in Mathematik zu sein, sind nicht begeistert von Mathematik im Fourierraum als Antwort auf ihre Fragen. Ja, kommutativ heißt, es ist was egal was Du zuerst faltest. Damit es nicht zu einfach wird, ist Seeing nicht über das Bildfeld konstant. Die Faltung von Obstruktion/Durchmesser und Seeing liefert aber für kleine Regionen eine gute Annäherung. Ich sage "Obstruktion/Durchmesser", weil das Beugungsscheibchen durch den Teleskoprand bzw. Spiegelrand erzeugt wird. Die Obstruktion kommt nur oben drauf. Auch diese zwei Einflüsse sind zusammen schon wieder eine Faltung. Ein Teleskop ohne Obstruktion ist also nicht etwa frei von Artefakten.
Den Vergleich mit dem Segelboot meine ich so, dass erfahrene Beobachter wahlweise kleine Artefakte sehen, die sie nicht lieben und von denen sie wissen wie die aussehen, oder die guten Momente vom Seeing mehr wahrnehmen als den Rest. Entsprechend meckern sie über das Teleskop oder loben es in den Himmel, und beide haben das Gleiche gesehen, aber bezogen auf ihre Wahrnehmung recht, ebenso wie der Neuling: "Ich seh da nur ein Fleckchen, ist es das?". Die Beschreibung der visuellen Beobachtung ist sehr subjektiv. Viele Astroforen hätten erheblich weniger Beiträge, wenn die Beobachter akzeptieren würden, dass Wahrnehmung individuell verschieden ist. Viele sagen "klar", gefolgt von "aber" - sofern sie nicht persönlich mit der Nase darauf stoßen, wie groß das Spektrum der menschlichen Erfahrung wirklich ist.
Da hilft einem Mathematik nur bedingt. Wenn es um Fotografie geht, ist das schon anders. Verfahren wie DIMM messen das Seeing am Bild und schließen daraus auf r0. Hier hast Du also die Faltung des Teleskopdurchmessers, der Obstruktion und der statistischen PSF vom Seeing.
Ein Spiegel kühlt wegen der einseitigen Verspiegelung und Himmelsexposition ungleichmäßig ab. Das ist in jeder Beziehung ungünstig. Es gibt Teleskope, wo man darum die Vorderseite heizt und die Hinterseite kühlt:
Nur die gewünschte Temperatur hat er nie und darum muss man sich um Spiegelseeing leider kümmern.
Michael