Wie wirken Seeing und Obstruktion zusammen?

  • Jetzt mal echt gefragt.


    Was fällt euch dazu ein?

    Hallo Stephan,

    Wenn ich mir bei der Antwort genau so viel Mühe gebe, wie du bei der Fragestellung, lautet diese: Beide können das Bild verschlechtern!


    Wenn du dir eine sachliche Diskussion und ein detaillierteres Auseinandersetzen mit deiner Fragestellung wünschst, solltest du dir mehr Mühe bei der Formulierung geben.

    Ein "Hallo" oder dergleichen zu Beginn deiner Frage und ein "Dankeschön", "CS", oder "Grüße" am Ende würden das ganze Miteinander auch angenehmer gestalten.


    Grüße,

    Burkhard

  • Also gut, dritter Versuch:


    Hallo ihr Lieben,


    was wisst ihr darüber, wie Seeing und Obstruktion zusammenwirken?


    Gruß

    Stephan


    Burkhard, meine Erfahrung hier ist die, dass die Qualität der Antworten völlig unabhängig davon ist, wie ich gut meine Frage formuliere. Egal wie viel Mühe ich mir bei der Frage gebe, die Antworten werden nicht besser. Deshalb war ich hier n bisschen sparsam. Aber es geht schon gut los, es wird nicht sachlich geantwortet, sondern ich muss meine Frage verteidigen.

  • Ja, während das Seeing die Schärfe und den Kontrast des beobachteten Bildes aufgrund von atmosphärischen Störungen verringert, reduziert die Obstruktion den Kontrast, die Helligkeit und ein wenig das Auflösungsvermögen, da es zusätzliche Beugungseffekte erzeugt, die das Bild weiter verschlechtern.

  • Hi Quilty,


    Seeing und Obstruktion sind zwei Effekte, die das Bild verschlechtern koennen. Kausal haengen sie zunaechst nicht zusammen:


    Obstruktion schaufelt durch Beugung Licht vom Airyscheibchen in die ringfoermigen Maxima, die drumherum liegen. Hierdurch wird bei zusammenhaengenden Objekten (Planeten) der Kontrast verringert. Andererseits kann bei Doppelsternen sogar eine Kontrasterhoehung stattfinden, wenn der Abstand der Doppelsternkomponenten passt. Der Effekt der Obstruktion ist statisch, also nicht zeitabhaengig.


    Seeing ist eine zufaellige und stark zeitabhaenigige Wellenfrontdeformation, die thermische Ursachen hat. In der adaptiven Optik gibt es ein einfaches Modell der "Luftpakete", deren mittlere Groesse als Friedparameter r0 bezeichnet wird (nicht mit dem Friedparameter der Kosmologie zu verwechseln). Je groesser diese Luftpakete sind, desto besser das Seeing, da die "Luftlinsen" ueber die Apertur weniger Wellenfrontdeformation abliefern. Deshalb gibt es auch den Eindruck, dass ein kleines Teleskop weniger Seeing zeigt: Ist das Luftpaket groesser als der Objektivdurchmesser, wabbelt das Bild zwar ein wenig hin und her, aber bleibt scharf. Ein groesseres Teleskop mit mehreren Luftpakten in der Pupille zeigt dagegen ein Mehrfachbild. Die einzelnden Bilder werden auch als "Speckles" (Fleckchen) bezeichnet.


    Zu Deiner Frage:


    Eine hoehere Abschattung erzeugt einen statischen Kontrastverlust. Gleichzeitig nimmt die Flaeche der Eintrittspupille ab, sodass geringfuegig weniger Luftpakete gesampelt werden und der Effekt des Seeings geringfuegig abnimmt. Inwiefern sich beide Effekte aufheben, haengt von der Qualitaet des Seeings ab. Aber eine groessere Abschattung zu waehlen, um dem Seeing ein Schnippchen zu schlagen, ist ineffizient. Der Flaechenanteil der zentralen Abschattung ist zu gering, um wirklich signifikant die Wellenfrontdeformation durch den Zufallsparameter Seeing einzudaemmen, aber der groessere Durchmesser schaufelt mehr Licht aus der Airyscheibe hinaus in die Beugungsringe und reduziert damit bei gutem Seeing den Kontrast.


    Uebrigens ist das Modell der "Luftpakete" wirklich nur ein Modell, denn in der Praxis gibt es ja nicht nur eine einzige duenne Schicht von warmen Luftblasen vorm Fernrohr, sondern eine Atmosphaere raeumlicher Tiefe. Deshalb gibt es auch multikonjugierte adaptive Optik, wo die Seeingbeitraege verschiedener Atmosphaerenschichten getrennt detektiert und korrigiert werden.

  • (Aus einen anderen, von Quilty gestarteten Thread  hier her kopiert, daher der Hinweis auf die verschiedenen Seeingeinflüsse zu Beginn und SC vs Newton als zentralen Aufhänger.)


    Hallo zusammen,


    wenn man die Frage darauf reduziert, in wie weit sich Obstruktion verstärkend auf Seeingeinflüsse auswirkt und wie man das darstellen kann, durchaus interessant.allo zusammen,


    Man muss neben dem Tubusseeing natürlich auch noch Standortseeing und atmopsphärisches Seeing hinzunehmen, denn auch wenn man es nicht beeinflussen kann hat es doch Einflauss auf das was man beeinflusst hat. Fernrohrseitig bringt kompromisslose Betrachtung von Einzelpunkten natürlich genau so wenig, also muss neben der Obstruktion auch noch die optische Qualität, vom Justagezustand bis zu MTF und EER einbezogen werden. Weiter ginge es dann mit den Augen, aber bleiben wir mal beim Teleskop, der Obstruktion und beim Seeing.


    So ist zum Beispiel in der Praxis, am Objekt der Begierde und bei vergleichbaren Teleskopqualitäten ein Unterschied zwischen 0 (Null) Obstruktion und bis zu 20% Obstruktion im Fokus nicht feststellbar (auch nicht von sehr versierten Beobachtern und schon mehrfach durchexerziert).

    Mit Null kannst Du also malnehmen, teilen oder zusammenzählen nach Belieben.

    Zwischen 20 und 25 % Obstruktion kann man sich Ziele auswählen, wo man Unterschiede erkennt, wenn man sich genau reinsieht, z.B. die Definition von Ovalen am Jupiter.

    Das nimmt dann stetig zu und oberhalb von 30% kann man das dann in der Praxis wirklich gut belegen, wenn wirklich die Qualitäten passen, aber auch nur dann. Also geht es dann doch eher schlecht.

    Auch Grafiken zeigen dann schon so sichtbare Senken im relevanten Bereich, dass sie einem Betrachter zeigen, was aufgezeigt werden soll.


    Aber gehen wir mal ruhig auf 35% und nehmen damit einen Wert, der dem Beugungsscheibchen eines hellen Sterns so viel Energie entzieht und sie in die Beugungsringe drückt, dass man, im für die praktische Beobachtung von Objekten relevanten Bereich, einen Kontrastverlust vom Stern zu seinem Umfeld gegenüber einem gleichwertigen Teleskop mit Null Obstruktion bemerken könnte. Ich betone das, weil für mich(!) die Beobachtung von Beugungsringen und ihrer Ausprägung um die Beugungsscheibchen von Sternen herum nur Testzwecken dient, ich definiere das nicht als ein Beobachtungsziel.


    Nun kommt Seeing in einem Ausmaß hinzu, welches bei der gewählten Auflösung (Öffnung und Vergrößerung) sichtbar ist.

    Der Stern vibriert, zittert, wird dicker, löst sich in Spekles auf, Steigerung nach Belieben, irgendwan geht dann gar nichts mehr.

    Was davon, über Verringerung der Auflösung (geringere Vergrößerung) hinaus, zu beeinflussen ist, ist das Tubusseeing.


    Das kann man an einem isolierten SC ganz gut testen, indem man dem Gerät das Mäntelchen auszieht. Meinen Newtons mit belüfteten Isotuben brauche ich nur die Luft abdrehen.

    Wenn das Seeing allgemein mies ist, wenn das Signal schon ziemlich deformiert ankommt, bekommt man weder mit 0 Obstruktion noch mit 40% Obstruktion, allein durch Verbesserung des Tubusseeings, ein sehr gutes Bild, die Verbesserung fällt gering aus. Erst wenn das Tubusseeing viel ausmacht, gar überwiegt, lohnen sich die Maßnahmen gegen Tubusseeing sehr.


    Ein hoch obstruiertes Teleskop reagiert bei geringerem Seeingeinfluss als ein nicht oder weniger obstruiertes Teleskop mit einem schlechteren Bild und profitiert damit auch früher von Maßnahmen gegen Tubusseeing.


    Das Zusammenwirken von Seeing und Obstruktion ist m.E. sehr viel komplizierter als man es mit Grundrechenarten verrechnen kann.


    Es ist für Viele ge- und erlebte Erfahrung, dass große SCs selten grandiose Momente haben, aber sie haben sie durchaus. Mit Isolierung kommen sie sicher öfter vor als ohne.

    Newtons hingegen sind erfahrungsgemäß sehr selten in einem Zustand, der ihnen grandiose Momente überhaupt erlaubt, halt meistens gerade so akzeptabel . Da kann man sehr viel tun, sogar ein wenig mehr, als ein SC zulässt.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Hi Guenther,


    das ist interessant. Tubusseeing habe ich bewusst ausgeklammert und ein akklimatisiertes System angenommen.


    Zum Tubusseeing habe ich allerdings andere Erfahrungen gemacht: Geschlossene Systeme haben ein sehr langsames, quasi statisches Tubusseeing, wenn Warmluft nicht entweichen kann. Der typische Spike beim auskuehlenden SCT kuendet davon. Grosse Maksutovs sind im Speziellen sehr langsam im Auskuehlen.


    Der Newton (oder andere Systeme mit offenen Tuben) kuehlt erstmal sehr wild aus, es gibt viel Turbulenz. Die beruhigt sich dann aber, und das System als Ganzes kuehlt schneller aus als das geschlossene System.


    Also ist die Stoerung der Wellenfront beim Auskuehlen bei geschlossenen Systemen langsam und asymptotisch, bei offenen Systemen schnell und chaotisch. Letztendlich haengt es natuerlich von der Anfangstemperatur ab (Fernrohr aus warmer Wohnung geholt, oder Sternwarteninstrument), von der Nachttemperatur und ihrer Variation, von der Groesse des Instruments und damit einhergehende thermische Traegheit.


    Letztendlich muss jedes Fernrohr ausgekuehlt sein, damit nur noch das naturelle Seeing ausserhalb des Teleskops in die Betrachtung eingeht. Deswegen habe ich mich in meiner obigen Ausfuehrung auf diesen Fall beschraenkt.

  • Hallo Jürgen,


    kleiner Einspruch: :)


    Genau die von Dir geschilderten Erfahrungen habe ich auch gemacht und das führte bei mir eben dazu, meinen Newtons gedämmte (Iso)Tuben und eine funktionierende, regelbare, saugende Lüftung zu verpassen. Dazu noch eine lange Tau-/Streulichtkappe und wir haben ein sehr schnell anpassendes, also funktionierendes Konzept.

    Bei SCs kenne ich auch Nachrüsten von Lüftung über Löcher am vorderen Rand, ähnlich dem System der belüfteten früheren Intes Micro MAk-Newtons.


    Andere Konzepte dämmen so einen "geschlossenen" Tubus komplett um die Auskühlung so weit zu verlangsamen, dass z.B. der Warmluftkeil sich nicht bildet und Turbulenzen gemindert werden. Das kommt aber jetzt sicher noch in den Folgebeiträgen.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Hi Guenther,


    da sind wir dann wohl doch auf der gleichen Wellenlaenge.


    Nur ein Isolieren der Tuben finde ich fraglich - ich wuerde lieber alles schnellstmoeglich auf die gleiche Betriebstemperatur bringen wollen. So machen es ja auch die Forschungsteleskope: Das Kuppelinnere wird tagsueber auf Nachttemperatur gehalten und nachts werden zur weiteren Akklimatisierung grosse Fenster ("Louvres") geoeffnet. Entstehende Waerme z.B. aus angehaengter Instrumentierung wird ueber fluessige Kuehlmittel nach draussen aus der Kuppel geholt.

  • Hallo Jürgen,


    deine Antwort ist eine, von denen man hier fast nur träumen kann. (auch wenn ich nicht alles glaube :-))

    Die Obstruktion verkleinert die AP? dass lass ich mal so stehen.

    Wo Günther sich zitiert, in dem anderen Faden ging es mir nur um Tubusseeing. Hier ist mir das egal. Mir ist klar, warum Beobachter mit Newt-Ofenrohren Tubus- und allgemeines Seeing schwer auseinanderhalten können, ebensowenig wie ich mit meinem CC6.

    Mit den Paketen, die etwas weniger stören bei kleinerer AP, das hatte ich noch nie erwogen. Steht und fällt aber mit der Aussage, dass die AP kleiner wird.


    Aber geschlossene Tuben haben eben nicht dieses flackernde Seeing so dass bei der Frage (für mich) das Tubusseeing ausgeklammert werden kann. Bei einer statischen Plume gibts ja nur nen Asti (der vielleicht das Beugungsmuster nicht nur verformt sondern auch vergrößert?), dann wirds wieder spannend. (Nicht für mich, denn ich hab keinen Asti, aber für die Frage.)


    Ich les gerad die letzten Posts. Zum Isolieren hab ich ja ne ganz andere Meinung, aber das wollen wir hier ausklammern, wie man auch das ganze Tubusseeing ausklammern kann.


    Gruß

    Stephan

  • Zitat

    Die Obstruktion verkleinert die AP? dass lass ich mal so stehen.

    Hi Stephan,


    der Durchmesser der AP bleibt natuerlich gleich, aber die Flaeche wird geringer, da ja mehr abgeschattet wird. Damit gibt es weniger Angriffsflaeche fuer die durch Turbulenzen gestoerte Wellenfront, statistisch nimmt also der Einfluss des Seeings geringfuegig ab. Das ist ein sehr schwacher und wahrscheinlich eher theoretischer Effekt. Dennoch war es das Einzige, was mir zur Frage des Zusammenspiels von Seeing und Obstruktion einfaellt.

  • Stimmt. Die AP ist kein Kreis, sondern ein Donut? Wieder ein neuer Aspekt. Dennoch glaube ich, wie auch du sagst, dieser Effekt ist klein.

    Mir geht es etwas um Mathe (worin ich leider nicht so gut bin)

    Die CO verbreitert das Signal (also ein Querschnitt durchs Blickfeld genau mittig mit Intensität gegen Winkel aufgetragen), weil es ja Licht nach außen verlagert.

    Seeing macht das auch, aber eben flackernd und statistisch.

    Beide Verbreiterungen sind linear unabhängig. Was macht die Mathe damit? Wenn sie das gesamte Signal berechnen will?


    Gruß

    Stephan

  • Servus Jürgen,

    der Durchmesser der AP bleibt natuerlich gleich, aber die Flaeche wird geringer, da ja mehr abgeschattet wird

    Das ist nicht stimmig, gleicher Durchmesser der AP= gleiche Fläche. Was durch mehr Obstruktion verringert wird, ist die resultierende Helligkeit, da sich die Öffnungsfläche verringert. Passend wäre in deinem Satz statt AP den Begriff EP für Öffnung zu setzen


    Gruß Stefan

  • Stimmt, EP natuerlich statt AP. Das passiert, wenn man neue Abkuerzungen in Zitaten uebernimmt. ;)

    Der Durchmesser der EP ist gleich, aber der Durchmesser des abschattungsbedingten zentralen Loches wird groesser. Damit sinkt die Oberflaeche, auf die Seeingeinfluesse einwirken. Dies hat statistisch einen Einfluss auf die Wellenfrontdeformation durch das Seeing.


    Allerdings ist der Effekt bei hausueblichen Abschattungen von 30-40% klein.

  • Mir geht es etwas um Mathe (worin ich leider nicht so gut bin)

    Die CO verbreitert das Signal (also ein Querschnitt durchs Blickfeld genau mittig mit Intensität gegen Winkel aufgetragen), weil es ja Licht nach außen verlagert.

    Seeing macht das auch, aber eben flackernd und statistisch.

    Beide Verbreiterungen sind linear unabhängig. Was macht die Mathe damit? Wenn sie das gesamte Signal berechnen will?

    Das wird Dir nicht gefallen: Seeing und Obstruktion sind beides Faltungen (englisch convolution). Die Wikipedia-Seite dazu ist abschreckend, hat aber ein paar Animationen für den eindimensionalen Fall. Du musst es Dir so vorstellen, dass jeder Punkt des Bildes erstmal durch die Verteilung seiner Energie in das Beugungsscheibchen des Teleskopdurchmessers und der Obstruktion ersetzt wird (darum heisst das PSF = Punktspreizfunktion, weil es einen Punkt aufspreizt), und danach macht Seeing nochmal das Gleiche, aber eben mit der PSF des Seeings. Eine Faltung verhält sich ähnlich wie eine Multiplikation, d.h. kommutativ und assoziativ. Du kannst also auch erst die PSF von Durchmesser/Obstruktion mit der PSF des Seeings falten, und danach das Bild mit dem Ergebnis. Und genau das bringt Dich wohl zu Deiner Frage: Wie sieht das Ergebnis mit und ohne Obstruktion aus?


    Es gibt bestimmt Onlinerechner, die die Faltung eines Bildes mit einer PSF zeigen. Theoretisch kannst Du da die PSF mit und ohne Obstruktion eingeben und dazu die PSF des Seeings. Praktisch hängt die PSF vom Seeing auch von der Belichtungszeit und der Wellenlänge ab. Rechnerisch kann man die Faltung diskret machen. Alternativ berechnet man jeweils die 2D diskrete Fouriertransformation der Bilder, multipliziert sie, und macht die inverse diskrete Fouriertransformation, weil eine Faltung in Fourierraum eine Multiplikation ist.


    Wie es visuell wirkt, hängt auch vom Betrachter ab. Wenn man als Landratte von Land aus ein schwankendes Segelboot sieht, wird man viel weniger erkennen als ein Segler, der Windrichtung, Wellen und Segelform erkennt, weil er es schon oft genug gesehen hat, um das Bild mental verarbeiten zu können.


    Weil ein ausgekühltes Teleskop erwähnt wurde und wir schon bei Mathe sind, muss ich den Mythos leider entzaubern:


    http://atm.udjat.nl/articles/cooling.pdf


    Wenn man einmal akzeptiert, dass der Spiegel wärmer ist und bleibt:


    1979MNRAS.188..249L Page 249


    Ein kleiner saugender Lüfter hinter dem Spiegel bringt bei einem Newton auch nach vielen Stunden am Himmel noch eine auch für Neulinge sichtbare Verbesserung.

    Michael

  • Hallo Michael,


    warum gefällt mir das nicht? Genau die Faltung wollte ich hören, war mir aber nicht ganz sicher. Aber ich verstehe nicht, dass Seeing und Obstruktion beides Faltungen sind. Ich hätte gedacht, dass man die Obstruktion mit dem Seeing faltet (dass man also die Signalverbreiterung durch Obstruktion an jedem Punkt mit der Verbreiterung durch Seeing multipliziert und das Ganze summiert oder integriert) Kommutativ ist gut, das heißt, es ist egal, was man zuerst nimmt?


    Dein Bild mit dem Segelboot verstehe ich so: Wenn es nur Obstruktion wäre (nochmal: ist das schon gefaltet?) könnte man mit Erfahrung oder Software in einem Bild diese auch wieder rausrechnen. Reines statistisches Seeing rausrechnen, das stell ich mir schon schwerer vor. Und in der Kombi stell ich mir es auch schwer vor, die Obstruktion wieder rauszurechnen (oder eben mit Seemannserfahrung mehr zu erkennen)


    Zur Abkühlung der Spiegel:

    1. In den Berichten wurde die Form der Spiegel nicht berücksichtigt. Ich nehme an, dass diese wesentlich mit entscheidet, nicht nur über die Dauer der Abkühlung sondern auch über die Verformung in der Zeit.

    2. Dass die Spiegel permanent wärmer als die Luft sind, kann für manche Fälle zutreffen. Ich weiß nur, wenn ich nicht aufpasse, tauen mir im Laufe der Nacht oft beide Spiegel zu. Das heißt, sie sind dan kälter als die Luft (wenn das schon passiert, bevor sich in der Luft Nebel bildet).


    Gruß

    Stephan

  • Hi Guenther,


    da sind wir dann wohl doch auf der gleichen Wellenlaenge.


    Nur ein Isolieren der Tuben finde ich fraglich - ich wuerde lieber alles schnellstmoeglich auf die gleiche Betriebstemperatur bringen wollen. So machen es ja auch die Forschungsteleskope: Das Kuppelinnere wird tagsueber auf Nachttemperatur gehalten und nachts werden zur weiteren Akklimatisierung grosse Fenster ("Louvres") geoeffnet. Entstehende Waerme z.B. aus angehaengter Instrumentierung wird ueber fluessige Kuehlmittel nach draussen aus der Kuppel geholt.


    Dieser fragliche Punkt entscheidet sich in dem Moment wo wir wissen, ob der Tubus geschlossen (näherungsweise SC, MAK) ist oder offen (Newton, MAK-Newton.


    Ein vorne und hinten geschlossenes SC verhält sich wie eine Thermoskanne, verzögert also den Anpassungsprozess möglischt lange.


    Ein Newton mit "Isotubus" ist ein vorne und hinten offenes Rohr und da bekleide ich die Blech- oder Aluröhre mit isolierenden Materialien, oder nehme gleich einen Tubus mit geschäumtem Kern. Das verhindert oder verzögert zumindest eine Übertragung von auf den Tubus wirkenden Temperaturunterscheiden von aussen nach innen. Wir wissen, dass die Tubusoberseite in klaren Nächten immer kälter ist, als die Unterseite. Wenn ich den gedämmten Tubus noch zusätzlich belüfte, habe ich innen wie außen konstant die gleiche Lufttemperatur und komme damit der Temperaturanpassung des kompletten Teleskops und damit der Ausschaltung von Tubusseeing ziemlich nahe.

    Es bleiben Bauteile, wie z.B. der Hauptspiegel, die sich nie komplett anpassen (nochmals mein Dank an Michael :thumbup: ) und daher kommen wir aus dem Thema Tubusseeing auch nie ganz raus, so gerne Manche das auch hätten.


    Da sich Seeing ungünstig auf die Abbildung auswirkt und ich am Beobachtungsplatz nur das Tubusseeing beeinflussen kann, gehe ich dagegen vor.

    Da sich Obstruktion ungünstig auf die Abbildung auswirkt, wähle ich sie so groß wie nötig und so klein wie möglich.

    Ab etwa 12 Zoll Öffnung kann ich die Obstruktion locker unter 20% drücken, ohne für Weitfeldbeobachtungen ungenügende Ausleuchtung zu haben.

    Damit bin ich in einem Bereich, wo im Fokus kein Unterschied zu sehen ist, wo selbst Grafiken nicht mehr wirklich anschaulich aussehen,. Wiehast Du in anderem Zusammenhang so treffend gesag, ein "theoretischer Effekt".


    Seeing und Obstruktion, sind für mich als rein visuellen Beobachter in vielerlei Hinsicht wichtiger als für Astrofotografen, da ich auf die Augenblickswahrnehmung angewiesen bin, während sie die Bilder am Computer nachbearbeiten können, variable Beochtuingszeiten haben, schärfen, Unmengen von Einzelbildern addieren können.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

    Einmal editiert, zuletzt von Cateye ()

  • Hallo Stephan,

    Michael bringt hier einen sehr einfachen und sehr leicht nachzuvollziehenden Versuch ins Spiel, mit dem Du aus dem Trockendock der Faltungen raus kommst.


    Auf das SC übertragen bedeutet das, dem Teleskop das Mäntelchen anziehen, rausstellen, z.B. Mond und so hoch vergrößeren, dass Seeing, also das atmosphärische und das Standortseeing gerade so beginnen, sichtbare Auswirkungen zeigen.

    Dann Mäntelchen ausziehen und weiter beobachten, was passiert.


    Oder Mäntelchen auslassen und raus. So niedrig vergrößern, dass Dun ein gutes, relativ Seeingfreies Bild hast. Dann Mäntelchen an und weiter beobachten. Es dauert etwas, bis Du deutlch höher vergrößern kannst.

    In beiden Fällen hast Du das Tubusseeing dingfest gemacht.


    Okay, das ist nur eine Seite der Münze, denn Du hast nicht nur das Tubusseeing separiert, sondern weißt nun auch, wie atmosphärisches und Standortseeing ohne bzw. mit deutlich reduziertem Tubusseeing aussehen.


    Wenn Du nun noch im Rahmen der Beobachtungen die Obstruktion mit einer Blende merklich vergrößerst und die Versuche mehrfach wiederholst, kommst Du einer Lösung deines Problems, auch aus eigener Anschauung, näher.


    Gruß

    Günther

    Jeder macht sich die Probleme die er haben möchte,

    sei es um sie zu lösen oder um sie zu pflegen.

  • Zitat

    Seeing und Obstruktion, sind für mich als rein visuellen Beobachter in vielerlei Hinsicht wichtiger als für Astrofotografen, da ich auf die Augenblickswahrnehmung angewiesen bin, während sie die Bilder am Computer nachbearbeiten können, variable Beochtuingszeiten haben, schärfen, Unmengen von Einzelbildern addieren können.

    Hi Guenther,


    da bin ich mir nicht so sicher. Visuelles Beobachten wie auch "lucky imaging" basiert ja auf kurze Belichtungszeiten. Wie es frueher, zur Zeit der Fotoplatten, hiess: Ein guter Beobachter sieht im Sechszoeller mehr Planetendetails, als was ein Foto durchs 5m-Teleskop auf dem Mt Palomar zeigt. Einfach, weil das Gehirn eines geuebten Beobachters in einigen Minuten Beobachtung die besten Momente herauspicken und per Zeichnung festhalten kann. Und gerade bei Deepsky-Aufnahmen per Langzeitbelichtung gilt das auch noch heute. Wenn ich mit meinem 14" bei f/10 eine Nacht mit schlechtem Seeing erwische, ist halt alles unscharf und die Grenzgroesse herabgesetzt. Da hilft dann auch keine Bildverarbeitung. Nur bei hellen Objekten, wo das Seeing "eingefroren" wird, geht das mit modernen Kameras.


    Aber okay, das ist jetzt alles abgeschweift und meines Erachtens zu sehr auf Tubusseeing ausgerichtet. In der Ausgangsfrage hiess es ja "Seeing", also die gesamte Wellenfrontdeformation durch Atmosphaere, Schutzbau (Stichwork "Kuppelseeing" oder, um mal ein uraltes Wort zu verwenden, "Saalrefraktion") und eben dem Tubusseeing.


    Und weiterhin ist der einzige Zusammenhang, den ich zwischen Zentralabschattung und Luftunruhe sehen kann, die relativ schwache Auswirkung der Abschattung auf die Gesamtflaeche der Eintrittspupille und damit verbunden ein schwacher statistischer Effekt einer kleineren Wellenfrontdeformation.


    Aber im Grunde genommen haben beide Effekte nicht viel gemein.


    ist ein bisschen wie im folgenden nichtastronomschen Analogon:


    "Wie wirken beim Radfahren Rollreibung und Fahrtwind zusammen?"


    Es gibt beide Effekte, und beide reduzieren die Geschwindigkeit des Radfahrers. Platte Reifen oder Fahren im Sand lassen die Rollreibung dominieren, und man koennte argumentieren, dass unter solchen Bedingungen die Reibung durch den Fahrtwind vernachlaessigt werden kann. Aber das heisst nicht, dass dies eine Moeglichkeit ist, dem Fahrtwind ein Schnippchen zu schlagen, denn letztendlich wird ja der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben und das Syndrom "Fahrtwind" durch ein viel staerker wirkendes Syndrom "Rollreibung" ersetzt.


    Zurueck zur Optik: Kleine Seeingvariationen bleiben in einem hoeher abgeschatteten System leicht unterdrueckt, da die Oberflaeche der gesampleten Wellenfront kleiner ist und darueberhinaus ein Konstrastverlust durch Beugung auftritt, der staerker ist als der Kontrastverlust durch das relativ gute Seeing. Wird nun das Seeing schlechter, macht das eigentlich nichts mehr aus und unabhaengig von der Abschattung zeigt das Fernrohr ein vergleichbar schlechtes Abbild.

  • Hallo,


    Habe jetzt nicht alles gelesen, aber der Russ Croman gibt im Kontext mit seinem KI Dekonvolutionstool eine nette Einführung in Einfluss von Seeing, Aberrationen (CO ist auch nur sowas), PSF und Pixelform als Faltungen mit der PSF. Vortrag ist bei Youtube (in englisch).


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    Clear Skies,

    Gert

  • Günther,


    warum meinst du, ich will aus dem Trockendock raus? Das war genau richtig. Nur habe ich dazu noch Verständnisfragen.


    Gruß

    Stephan

  • Das Video von Gert.


    das Ding ist ziemlich gut, habs gerad überflogen. Dem gehts hauptsächlich um Entfaltung, ich bin noch bei der Faltung.


    1. Also ein Punkt wird durch Faltung zum M13. Ich wusste nicht und bin noch nicht sicher, ob man das schon Faltung nennt

    2. Ein Punkt wird durch die Beugung zum Beugungsmuster. Dass dies schon Faltung ist, find ich so gar komisch. Denn diese Signalverbreiterung lässt sich noch analytisch berechnen.

    Und eben das Produkt, die analytische Form des Beugungsmusters verquickt mit dem Seeing, darum geht es hier. Wenn 1. schon Faltung ist, ist es das natürlich auch.


    Bin gespannt wie eine Software die Faltung durch Seeing entfalten kann.


    Aber mich interessiert hier vor allem, wie sich das am Ende auswirkt. Also addiert man einfach beide Signalverbreiterungen oder ist es komplizierter und nicht linear?


    Gruß

    Stephan

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