EQ6-R Verbindungsstörungen: Mein Leidensweg bis zu(r) Lösung(en)

  • Liebe EQ6-R -Nutzer,

    es geht hier um Ursachen für die "Nichtansprechbarkeit" einer EQ6-R Pro.


    Im Folgenden beschreibe ich meinen individuellen "Leidensweg", Symptome, Behandlungsversuche und letztlich die Heilung meiner EQ6-R, einer wirklich guten und robusten Montierung. Der folgende relativ lange Text ist sicher nur für den interessant, der mit einer EQ6 oder ähnlichen Montierungen in eine gleiche Lage kommt bzw. der Tipps sucht, dies zu vermeiden. Da die EQ6-R häufig verwendet wird, denke ich, dass evtl. der eine oder andere von meinen Erfahrungen profitieren kann.


    Ich besitze seit Okt. 2018 eine EQ6-R ProSynScan GoTo und habe damit erst auf Stativ, seit 2020 dann in einer Gartensternwarte viele Ziele fotografiert. Erst mit Handsteuerung, später über Ascom/EQMOD mit Nina auf einem stationären PC. Bis Herbst 2022 gab es keinerlei Probleme mit der Montierung.


    Im Zeitraum vom Okt. 2022 – März 2023 ging es dann los. Leitsymptom war, dass die EQ6-R die Verbindung scheinbar zufällig zu N.i.n.a abgebrochen hat und/oder nicht mehr ansprechbar war.


    - Die Handsteuerung war komischerweise weniger betroffen, d.h. damit konnte die Montierung meistens bewegt werden. 


    Ich habe viele Stunden damit zugebracht zu analysieren, Lösungen zu finden und auszuprobieren. Im Internet habe ich keinen Bericht über diese Symptomatik gefunden, der mir wirklich weitergeholfen hätte. Im Nachhinein haben sich hier verschiedene Ursachen überlappt, was die Sache so schwierig machte und zu viel Frust führte.



    Phase 1: USB-Probleme (nicht spezifisch für die EQ6-R, mehr für meine spezielle Konfiguration in der Sternwarte).


    Vorbemerkung: Bei dem Bau meiner typischen Betonsäule in einem KG-Rohr war ein Datenkabel verlegt (USB 3.0 Kabel), an dem ein 4fach Port aktiver Hub von RSHTech angeschlossen wurde, um die Verbindungen und Datentransfer zwischen einem stationären PC (Win 10) und der Montierung, zur jeweiligen Kamera, Fokusmotor (Zwo EAF), Filterrad und guiding Kamera bewerkstelligen sollte. Dabei wurde versucht, immer die gleichen Positionen am Hub zu gewährleisten, was aber bei Kamera- und Teleskopwechsel nicht immer möglich war.


    Im Sommer 2022 fingen dann erste Datenprobleme an. Die Kamera meldete sich während eines Laufes, ab, mit kälterem Wetter auch zunehmend die Montierung. Dann gab es in dem USB Hub einen Kurzschluss und Rauch stieg auf. Der Ersatz gegen anderen Hubs, zuletzt eines baugleichen Hubs der Fa. RSHTech brachten keine Lösung. Oft waren Kamera oder die Montierung gar nicht ansprechbar. Es folgten Versuche mit der Verwendung von 3-4 einzelnen Kabel zu verschiedenen Ports des PCs. Damit ging es manchmal, manchmal nicht. Auch ein anderer Rechner half nicht.


    In dieser Zeit habe ich viele Videos und Forumsbeiträge verfolgt und die Tipps ausprobiert wie:

    • Neuinstallation von Software auf dem PC, è neue, hochwertige USB3-Kabel, è eine neues PegasusAstro EQDirUSB-Kabel, è  eine neue Hauptplatine, è neue Firmware aufspielen für Handsteuerung und Motorsteuerung


    Nichts half so richtig.

    Die Vermutung bestand, dass Datenprobleme besonders mit USB 3.0 Kabeln und Anschlüssen bestehen. Auch die Mischung von USB 2 und USB 3 Signalen wird allgemein als Problem betrachtet.


    Deshalb kam der Entschluss zu einem MiniPC (in meinem Fall ein Geekom Mini Air 11) RE: MiniPc gegen Kabelsalat. So aber eher nicht: EQ6-R überfordert! auf der Säule oder am Teleskop. Dadurch sollten die Kabelwege kurz werden und die verschiedenen Daten jeweils in einem eigenen Port direkt in den MiniPC gelangen, der sich mit dem Teleskop bewegt.

    Diese Lösung habe ich seit März 2023 verwirklicht und das hat in der Tat zur Lösung der Datentransportprobleme und auch von "Kabelhängern" geführt.

    Eine MiniPC-Lösung kann ich, wie viele andere Beschreiber auch hier im Forum, uneingeschränkt empfehlen!! 


    Phase 2. Elektronische&mechanische Probleme.


    Die zeitweise Nichtansprechbarkeit der Montierung der Montierung ging dann aber auch mit dem MiniPC leider weiter, was erneut zu Ratlosigkeit führte. Es war auch damit weiterhin nie klar, ob ich nachts wirklich starten konnte und ob dass funktionierte, was am Tag vorher gelang. Da es in der Zeit zunehmend kälter wurde, war die Vermutung, dass die Temperatur eine Rolle spielen könnte. Bei einigen kalten Nächten kam es dann aus vollem Lauf einer Nina-Session zu Binding der DEC-Achse, was ein fürchterliches Geräusch ergab und nur mit einem manuellen Notaus der Montierung und Abbruch der Session beendet werden konnte. Bei folgenden Neustarts von PC und von Nina war die Montierung wieder nicht ansprechbar. Am nächsten Tag wurde dann, nach Überlegung, die Handsteuerung angeschlossen und die Montierung lief wieder wie gewohnt!. Danach konnte auch Nina die Montierung wieder ansprechen. Zwei Nächte später das gleiche Problem. Wieder war danach die Montierung nicht ansprechbar, oder meldete sich in Nina zeitlich sehr verzögert, um sich dann aus Nina sofort wieder abzumelden. Anschluss der Handsteuerung in der gleichen Nacht ließ dann auch wieder die Montierung laufen.


    Nach einiger Zeit fiel mir das veränderte Einschaltgeräuch der Montierung auf! Das normale Geräusch einer EQ6-R kennt jeder Besitzer, hat sich aber wohl nie gefragt, woher das kommt. Die EQ6-R macht beim Anschalten einen leichten mechanischen Ruck, den man gut hören und fühlen kann.


    Dann kam ich drauf, dass nach einem "Binding" eine mechanische Bewegung der DEC-Achse sich positiv auswirkte. Also wenn ich die DEC-Achse manuell bewegte, war die Montierung danach wieder elektronisch ansprechbar. Offenbar wird beim Einschalten ein kurzer Impuls an die Motoren gesendet, und die Bewegung der Achsen wird dabei von einem Sensor erfasst, der an der R/A Achse sitzt. Wenn der resultierende Sensorimpuls an die Hauptplatine ausbleibt, ist die Montierung über keinen Port von Ascom ansprechbar. Diesen Sensor kann man leicht ausbauen, wenn man das Gehäuse öffnet, sitzt er links unten, unter der Hauptplatine. Im Internet fand ich über diesen Sensor und seiner Funktion wenig bis nichts.


    Das führte zu dem Entschluss, die Montierung, speziell die DEC-Achse, auseinander zu bauen und nach einem Fehler zu suchen.

    Ich habe das hier in dem Technik-Forum Montierungen bereits beschrieben.==> EQ6-R zerlegt, DEC Achse neu eingestellt


    Die Sache hat 3 h gedauert, meine Angst vor diesem invasiven Schritt war unbegründet und danach war die Schneckenwelle neu eingestellt und neu gefettet. Die DEC-Achse drehte sich danach viel leichter, das "Binding" war danach beseitigt und es bestand die Erwartung, dass jetzt alles gut ist.


    Phase 3: erneute Nichtansprechbarkeit


    Einige Tage lief alles wie früher, die Montierung lief nachts wie gewohnt. Dann in einer wieder kälteren Nacht im März stieg die Montierung wieder aus und war nicht ansprechbar. Der Frust und die Enttäuschung war jetzt riesengroß.

    Ich habe nochmal alles Revue passieren lassen und mich daran erinnert, was ich alles inzwischen versucht und ausgeschlossen habe. Parallel zur MiniPC- Umstellung im März hatte ich mir auch mal das Netzteil der Montierung angesehen. Das Kabel um den Anschlusstecker zur Montierung sah etwas porös aus, wohl durch die vielen Bewegungen damit im Laufe der Jahre. Ich habe mir deshalb ein Anschlusskabel für mein 12 V 20A Netzteil (montiert an der Betonsäule) gekauft. Die Montierung braucht nach Angaben in Foren offiziell minimal 11.5 V, also sollten 12 V doch wohl reichen! Aus früheren Messungen wusste ich aber, dass mein individuelles Gerät gemessen nur 11.6 V liefert und einstellen konnte man das hierbei leider nicht. (Ich habe jetzt ein neues Nezteil, wo man das um +-0.5 V verstellen kann.) Mit dem alten Schaltnetzteil an der Säule gab es aber vorher nie Probleme, alle Kameras und Zubehörteile liefen einwandfrei. Beim ersten Anschluss mit dem neuen Anschlusskabel an 11.6 V lief die Montierung auch sofort an, kein Blinken des Lämpchens, was als Warnhinweis auf eine zu niedrige Spannung gilt. Die EQ6-R funktionierte tadellos und lief einige Zeit damit unter Nina wie immer. Niemals ein Blinken des Warnlämpchens. Danach hatte ich diesen Neuerung wieder vergessen.


    Jetzt kam ich auf die Idee, doch mal wieder das alte Netzteil probeweise anzuschließen mit seinen üppigen 13.4 V.

    TaTaTa, danach ging alles butterweich! Die Montierung läuft jetzt seid einem Monat wieder so wie früher, ohne jedes Problem. In kalten Nächten war die Betriebsspannung von 11.6 V offenbar partiell beim Startpuls zu niedrig und es kam dadurch erneut zu der oben beschriebenen initialen Nichtansprechbarkeit der EQ6-R.


    Ich denke, ich habe am Ende die Problemkette der EQ6-R jetzt endlich verstanden und damit ist das Problem (hoffentlich) endgültig behoben. Vor dem nächsten Winter werde ich auf jeden Fall auch die R/A-Achse neu fetten.



    Facit: In meinem Fall wurde die zeitweise „Nichtansprechbarkeit der EQ6-R durch drei unterschiedliche Phänomene ausgelöst:


    1. Der USB 3/USB2 Datentransportstörungen. Sowas ist in Foren als potentiell problematisch bekannt. Signalmischungen in Hubs, lange USB 3.0-Kabel (>1.5 -3m?) können den Ascom/EQMOD Datentransfer behindern. Mit der Handsteuerung tangiert das eine Montierung naturgemäß nicht.


    2. Die "Orginalschmierung" der EQ6-R hält offenbar nur eine gewisse Zeit ( bei mir hier ca. 4 Jahre) und ist am Ende temperaturabhängig. Manche sagen, der originale „Chinahonig“ sei von Anfang an kein optimales hochwertiges Fett. Eine Neufettung ist deshalb sinnvoll und ist eigentlich einfach!. Es droht sonst irgendwann ein "schleichendes" Binding, was dann den Start der EQ6-R behindert.


    3. Eine Versorgungsspannung < 12 V kann in kalten Nächten ebenfalls kritisch werden.


    (Das Problem mit der Versorgungsspannung kam erst am Ende und war deshalb nicht für die unter 1. und 2. beschriebene Nichtansprechbarkeit verantwortlich).


    Viel Spaß mit Eurer Montierung, möget ihr von solchen Problemen verschont bleiben!


    CS Peter







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    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

    10 Mal editiert, zuletzt von PeterBez ()

  • Hallo Peter, sehr schöner Bericht .

    Ähnliche Probleme hatte ich mal mit einer CGX , das ist also nicht unbedingt EQ6 Typisch ( hatte ich hier vor ca 2 Jahren sich mal gepostet)

    Auch daraus habe ich einiges gelernt, und mein Fazit ist sehr deckungsgleich mit deinem. .


    1) USB-Hubs sind die natürlichen Feinde der Hobby Astronomen.

    2) Lange USB Leitungen sind ein NO-GO

    3) Manche Montierungen reagieren extrem empfindlich auf minimale Änderungen in der Stromversorgung.


    Ich verwende an allen Montierungen einen direkt angebrachten Mini PC. Der wird dann über eine Remote Software ( bei mir NoMachine) gesteuert . So laufen die Aufnahmen auch wieiter, wenn die Nerzwerk Verbbindung mal abbricht. . Wenn ich den wieder erwarten mal abbaue , beschrifte ich welche USB Anschlüsse für was benutzt werden ( das gilt speziell dann, wenn man irgendwo einen USB-Seriell Adapter verwendet. Bei mir an einem PMC8 Steuerung. Das hat mir schon viele Kopfschmerzen erspart) .


    Und noch eine finale Erkenntnis. Wenn es kalt wird, und sich Tau auf Bäumen und Sträuchern bildet, beeinflusst das die WIFI Verbindung in den Garten.


    Wichtig ist , so wie du es auch gemacht hast, nicht aufgeben. Irgend wann findet man die Fehler.

  • Stathis

    Hat den Titel des Themas von „EQ6-R bitte melden! Mein Leidensweg bis zu(r) Lösung(en)“ zu „EQ6-R Verbindungsstörungen: Mein Leidensweg bis zu(r) Lösung(en)“ geändert.
  • Hallo Peter,


    Gute Lösung.

    Wlan-Probleme hatte ich in meiner Sternwarte nie (das wärs noch gewesen!), weil ich beim Bau der Sternwarte ein Lan-Kabel vom Haus an den PC verlegt habe (sicher ist sicher). Heute mit dem Mini-PC am Teleskop habe ich einen WLAN-Repeater in der Sternwarte, der mein Haus-Netz dort vor Ort aus dem Lan-Kabel neu aufspannt. Damit wird dann der Mini-PC aus 2 m Entfernung sicher erreicht. Über "Windows remotedektop" kann ich den MiniPC von überall her ansprechen, wobei der stationäre PC in der Sternwarte zur initialen Einstellung weiter wichtig bleibt. Danach übernehmen Laptops im Haus.


    Lieber Gruß

    Peter







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    Montierung: EQ6-R Pro in Gartensternwarte;TsOptics Photon 10'' f4 (254/1016 mm), GSO 6'' Newton (150/600 mm), RC GSO 8'' Ritchey Chretien (203/1624 mm), William Megrez Triple Apo 80/480 mm; Kameras: Zwo ASI 1600 MM Pro, Zwo ASI 533 Mc Pro, Canon 6Da, Optolong L-eXtrem 2'', 1.25'', L-enhance 2''; www.astro-besitz.de

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