Hallo Freunde,
gestern ist mein Dwarf II EAA-Teleskop eingetrudelt und ich hatte am gleichen Abend noch klaren Himmel für ein First Light. Ich will den allgemeinen Thread zum Dwarf II, liebevoll "der Zwerg" genannt, nicht mit meinen eigenen Sachen zuspammen, deshalb ein eigener Thread.
Das Teleskop wurde im o.g. Thread ausführlich vorgestellt und diskutiert. Deshalb werde ich hier keine weitere Vorstellung machen, sondern gleich ins Detail gehen. Wer also nicht weiß wovon ich rede, möge hier nachlesen:
Heute Morgen habe ich vom "FAULEN FACH*DIOTEN" auf YT folgendes Video gefunden, welche das automatische Teleskop "DWARF II" zeigt.
youtube.com/watch?v=Fkxp_eqmLyw
Ungeduldige können auf 17:30 vorspulen, da beginnt es mit "Astro". Leider zeigt er es nicht im realen Betrieb...
Eine Übersicht zu dem Teil findet man hier: https://www.indiegogo.com/proj…o-nature-photography--2#/
Im Netz finde man eine ganze Anzahl…
Der Zwerg kam gestern mit DHL und wurde einfach bei meiner Nachbarin abgegeben. Keine Nachverzollung oder sonstige Formalitäten. Das hat mich gewundert, ich hatte fest damit gerechnet, dass ich ihn beim Zoll abholen muss. Aber anscheinend ist in den üppigen Versandkosten die komplette Verzollung inbegriffen. Finde ich natürlich toll, aber vielleicht sollte Dwarflab das auch auf ihrer Webseite schreiben. Unterm Strich wird das Instrument damit um rund 50,- € günstiger als ich gedacht hatte. Das wäre doch eigentlich super Werbung.
Der Zwerg kam gut verpackt in einem stabilen Umkarton und einer schönen maßgeschneiderten Tasche. Die ist toll, da passt auch noch ein Ladegerät, eine Powerbank und viel Zubehör rein. Mein Android Tablet aber leider nicht. Geschraubt habe ich ihn auf ein altes aber sehr stabiles Velbon Stativ, das ich neulich für einen Zehner vom Grabbeltisch im Fotoladen mitgenommen habe.
Die Verbindung zwischen Tablet und Dwarf gestaltete sich erst schwierig. Die Geräte verbinden sich zunächst über Bluetooth (ging problemlos), die eigentliche Steuerung erfolgt dann über WLAN. Da fingen die Probleme an. Das WLAN des Zwergs ist nicht sehr stark, deshalb brauchte das Android Tablet reilweise recht lange um es zu finden. Und bei schwacher Netzstärke drängelt sich ständig mein Heim-WLAN dazwischen, verbindet sich mit dem Smartphone/Tablet und wirft den Zwerg raus. Mit iOS-Geräten (meinem iPhone SE 2) ging es etwas besser. Aber ich habe gut anderthalb frustrierende Stunden gebraucht, bis ich das alles verstanden hatte. Dann konnte ich eine stabile Verbindung zwischen Android Tablet und Dwarf II halten.
Dann wollte der Zwerg ein Update der Firmware haben, hat aber bei der Suche keines gefunden. Ich habe dann erst mal so weiter gemacht. Mit Hilfe der Anleitung auf der Dwarflab-Seite habe ich mich durch die Funktionen durchgearbeitet. Das erste war die Erstellung einer Dark-Bibliothek, was wegen Störungen durch mein Heim-WLAN auch wieder zwei Anläufe brauchte. Es blieb schwierig.
Die einzelnen Schritte, die für Aufnahmen durchgeführt werden müssen sind:
- Fokussieren
- Alignment durch Platesolving
- Goto zum gewünschten Objekt, Platesolving zur Verifizierung der Position
- Einstellung der Parameter für das Live-Stacking
- Start der Aufnahme
- Betrachten des fertigen Bildes und spielen mit dem Histogramm
Das ist ne Menge. Und vieles davon muss aktiv und mit Achtsamkeit gemacht werden. Das Teleskop hinstellen, einschalten, nach ein paar Minuten noch einen Knopf drücken und später dann das fertige Bild anschauen ist nicht. Die Bedienung ist nicht intuitiv und für jemanden ohne Vorwissen sicherlich eine echte Herausforderung. Auch ich habe das Prozedere beim ersten Mal als durchaus fordernd empfunden. Es ist aber machbar und wenn man die vorhandenen Fallsticke erst mal kennt, wird das Ganze auch zügig vonstatten gehen. Aber für blutige Einsteiger ohne Erfahrung ist das Gerät im Moment IMO noch nicht zu empfehlen.
Auf jeden Fall stand der Zwerg dann nach einigem Hin und Her im Garten und war bereit. Der eingebaute Katalog umfasst sehr wenige Objekte, noch nicht einmal den kompletten Messier-Katalog. Da muss Dwarflab unbedingt nachbesssern. Für eine kurze Testaufnahme entschied ich mich für M44 im Krebs. Nur kurz draufgehalten, 10x10 Sekunden. Somit ist das hier das First Light meines Dwarf II, unbearbeitet direkt von der Speicherkarte:
Ist natürlich nicht so dolle, selbst mit der eingebauten Histogrammfunktion könnte man es verbessern. Aber ich zeige es bewusst so roh, wie es aus der Kamera kam. Ich vermute dass man bei der Fokussierung noch einiges verbessern könnte und man sollte natürlich deutlich mehr Bilder stacken.
Hungrig auf mehr habe ich dann auf das Leo-Triplett gehalten. 30x15 Sekunden später:
Also ich finde das zeigt schon mehr als ich so einem kleinen Gerät bei so wenigen Aufnahmen erst mal zutrauen würde. Auch wieder roh aus der Kamera, ohne irgendeine Nachbearbeitung. Nicht schlecht für die kleine Öffnung
Ich habe dann weiter herumexperimentiert. Objekte in Zenitnähe (M51 und M97) konnte das Gerät nicht sauber nachführen, da wurden die Stene auch bei kurzen Belichtungszeiten zu Strichen. Und durchs herumexperimentieren habe ich den einen oder anderen Verbindungsabruch erzeugt, was alles Zeit gekostet hat. Leider musste ich heute Morgen früh hoch und mittlerweile war es ein Uhr, deshalb habe ich Schluss gemacht.
Heute Abend habe ich dann die Speicherkarte in den PC gesteckt. Alle Einzelbilder als FITS oder TIFF und der fertige Stack als PNG werden in einzelnen Ordnern auf der Karte abgelegt. Dazu die Darkbibbliothek und im Tageslichtmodus gemachte Bilder. Wenn man PC und Dwarf über WLAN verbindet kann man über eine http-Adresse auch drahtlos auf die Karte zugreifen, das habe ich aber noch nicht probiert. Ich hatte die Lights dusseligerweise als TIFF gespeichert, damit kam DSS aber nicht klar. Da muss ich noch mal reinschauen, das ist aber für mich kein Schwerpunkt.
In den nächsten Tagen werde ich mich mit den vielen Tutorials auf der Dwarflab-Seite beschäftigen und versuchen, den Zwerg besser kennen zu lernen. Und bei der nächsten Gelegenheit auch mal richtig viele Bilder stacken. Ich bin gespannt, wie er sich bei Emissionsnebeln macht.
Das soll erst mal reichen, weitere Ergebnisse und Erkenntnisse werde ich immer mal hier rein schreiben. Fragen werde ich versuchen zu beantworten, soweit es mir möglich ist. Ich stehe aber noch ganz am Anfang mit dem Gerät und die Bilder dürften noch in keinster Weise repräsentativ sein.
Bis dann:
Marcus